Auszeit - Reise Richtung Osten
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Inle Lake - Naypyidaw - Yangon

Veröffentlicht: 23.03.2019

Die Fahrt im Minibus von Hsipaw zum Inle Lake schaffte es glatt unter die Top Drei der schlimmsten und gefährlichsten Fahrten auf dieser Reise. Alle 30 bis 60 Minuten hielt der Fahrer an, um ein Nickerchen zu machen. Offenbar war er total übermüdet. Nur dank den zahlreichen Zwischenstopps und einer frostigen Innentemperatur von zirka 16 Grad erreichten wir erschöpft, aber gesund um 6.00 Uhr morgens unser Reiseziel.

Zum Glück war im Hostel ein Early-Check-In kein Problem und wir konnten direkt unser Zimmer beziehen. Nach nur wenigen Stunden Schlaf begaben wir uns in die Lobby. Hier wurde zu unserem Erstaunen richtiger Kaffee serviert. Weil der Kaffee so gut war und auch gegen die Müdigkeit half, bestellten wir uns gleich zwei. Während unsere Kleider in der Waschtrommel herumschleuderten, verdrückten wir einen Hamburger mit Pommes. Von der Nacht zerstört, verbrachten wir den ganzen Nachmittag in der Lobby. Am Abend speisten wir in einem kleinen traditionellen Restaurant in der Nähe. Gegen halb Neun schleppten wir uns zurück ins Zimmer, wo wir uns hinlegten und sofort einschliefen. So schnell werden wir wohl nicht mehr einen Nachtbus besteigen und schon gar keinen Minibus!

Ausgeschlafen und wieder voller Tatendrang begaben wir uns auf eine Radtour. Die Velos wurden vom Hostel kostenlos zur Verfügung gestellt. Modern waren die Drahtesel nicht, aber fahrtüchtig. Wir fuhren den Inle Lake entlang bis zu einem Aussichtspunkt. Unterhalb der Pagode parkten wir unsere Velos und stiegen barfuss die Treppen empor (an heiligen Orten müssen die Schuhe ausgezogen werden). Die Aussicht war leider nicht überwältigend. In der Trockenzeit (auch Burning-Season genannt) werden Blätter und Müll verbrannt. Der Smog ist gewaltig und die Sichtweite eingeschränkt. Wir fuhren weiter und trafen auf Strassenarbeiter. Diese teerten gerade ein Strasse. Fasziniert – und ehrlich gesagt auch etwas schockiert – beobachteten wir die Arbeiter. Gearbeitet wir ohne jegliche Schutzausrüstung und mit spärlichen Mitteln. Der Vorgang ist ungefähr der Folgende: Frauen, und teilweise auch Kinder, verteilen mit Hilfe von Körben zuerst feinen Sand. Dieser wird mit Maschinen festgestampft. Danach folgt eine Schicht mit gröberen Steinen. Die jungen Männer erhitzen in der Zwischenzeit die Teerfässer, die harten Teer enthalten, über kleinen Feuerchen am Strassenrand. Ist der Teer heiss und weich, wird er mittels einem Eimer, der Löcher enthält, von einem Arbeiter auf den groben Steinen verteilt. Dazu läuft den Streckenabschnitt immer wieder auf und ab. Wir haben die Arbeiter und Arbeiterinnen gefragt, ob wir Fotos machen dürfen. Diese haben eingewilligt – sie waren sogar erfreut darüber. Nach unseren Erkundigungen verdienen die StrassenarbeiterInnen zwischen 5000 und 6000 Kyat pro Tag (zirka 3-4 Franken). Die gesundheitlichen Schäden müssen immens sein...

Nach diesem eindrücklichen Zwischenstopp radelten wir zu einem kleinen Dörfchen. Hier konnten wir ein Boot anheuern, das uns für einige Franken mitsamt unserer Velos über den See fuhr. Für einen zusätzlichen Franken machten wir einen Halt bei den Fischern. Diese haben eine spezielle Rudertechnik – sie winden das eine Bein um das Rudern, damit sie beide Hände freihaben. Ob diese Technik im Alltag wirklich noch verwendet wird, ist sehr fraglich. Für den Tourismus wird sie aber aufrecht erhalten. Auf der anderen Uferseite gönnten wir uns eine nette burmesischen Mahlzeit. Der Rückweg führte über eine eindeutig fahrradfreundlichere Strasse, die weniger Schlaglöcher vorwies und frisch geteert war. Dies entsprach unserem Eingang-Fahrrad wesentlich besser.

Insgesamt gefiel uns der Inle Lake mit seinen schwimmenden Dörfer und den Fischern gut. In der Trockenzeit schrumpft der See stark, sodass seine wahre Grösse nur in der Regensaison erkennbar ist. Der Inle Lake bietet Lebensraum für Mensch und Tier und sorgt für eine saftig grüne Umgebung. Leider hatten wir zu wenig Zeit, um uns das traditionelle Handwerk der Menschen anzusehen. Die Region ist bekannt für ihre teuren Textilien aus Lotusseide.

Am nächsten Tag fuhren wir gemeinsam mit dem Amerikaner, den wir auf dem Trekking kennengelernt hatten, in die Hauptstadt von Myanmar. Die Busfahrt nach Naypyidaw war zwar angenehmer als die letzte Fahrt im Minibus, verlief aber auch nicht pannenfrei. Nach knapp dreissig Minuten musste der Hinterreifen ausgewechselt werden. Da offenbar auch der Ersatzreifen kaputt war, wurde dieser auch gleich noch repariert. So ein Stopp muss sich schliesslich lohnen. Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir Nayphidaw am frühen Nachmittag.

Andere Reisende hatten nicht übertreiben, die Fahrt durch Naypyidaw ist etwas ganz Besonderes. Auf den überdimensionierten Strassen befinden sich kaum Fahrzeuge, die Gehsteige sind menschenleer und Wohnhäuser sind auf den ersten Blick keine sichtbar. Grosse Villen, Hotels, Regierungsgebäude, Pagoden, Tempel und Geschäfte zieren die Strassenränder. Alles ist extrem weit auseinander gebaut. Alles wirkt extrem gut gepflegt. Die Blumen werden mit viel Aufwand bewässert und gestutzt. Eigentlich ganz nett der Ort. Nur, wo stecken die ganzen Menschen?! Die Stadt lässt sich mit einem leergefegten Los Angeles vergleichen. Irgendwie gruselig.

Naypyidaw wurde zwischen 2003 und 2005 von der Regierung aus dem Boden gestampft. Die Stadt befindet sich in der Mitte von Myanmar rund sechs Stunden nördlich von Yangon. Zurzeit leben etwas mehr als eine Million Menschen dort – in Yangon, der früheren Hauptstadt, sind es 5.21 Millionen. Nayphidaw ist aber auf mehrere Millionen Menschen ausgelegt. Der Plan der Regierung, die Menschen einfach in die neu erbaute Stadt umzusiedeln, ist definitiv nicht aufgegangen.

Nach der Ankunft checkten wir in unserem Hotel ein. Der riesige Bunker verfügt sicherlich über 200 Zimmer, jedoch waren nur eine handvoll belegt. Auch hier ist alles überdimensioniert – völlig absurd. Wir können uns nicht erklären, wie sich die Hotelbesitzer über Wasser halten können. Vermutlich erhalten sie Geld von der Regierung. Wir mieteten bei Hotel einen Roller – eine andere Wahl hatten wir nicht, da die Hotels relativ abgelegen sind – und erkundeten die Stadt. Angesichts der Breite der Strasse, sind wir uns auf unserem Roller winzig vorgekommen. Auf sämtlichen Hauptstrassen zählten wir pro Fahrtrichtung vier bis acht Spuren. Dementsprechend gross waren auch die zahlreichen Kreisel. Fahrzeuge waren kaum welche unterwegs. Ganz extrem ist die Autobahn, die zum Regierungsgebäude führt. Diese weist auf jeder Seite zehn Spuren auf und ist im letzten Abschnitt durch keinen gut ersichtlichen Mittelstreifen getrennt. Also 20 Spuren aneinander! Einfach verrückt!

Am nächsten Nachmittag verliessen wir Nayphidaw in Richtung Yangon. Nach gut sechs Stunden fand sich der Bus im Busbahnhof von Yangon ein. Mit dem Taxi fuhren wir zu unserem Hotel. Yangon ist eine florierende Stadt, die mehr oder weniger alles bietet. Da es 38 Grad warm war, beschränkten wir unsere Erkundungstour auf die Shwedagon-Pagode, den städtischen Park und die China Town. Der Park ist nicht wirklich sehenswert. Das Wasser in den meisten Seen gleich eher einer Kloake. Vermutlich ist der Stadtpark in der Regensaison sehenswerter. Die Shwedagon-Pagode ist eindrücklich. Da wir aber die Nachbildung dieser bereits in Nayphidaw eingehend betrachtet hatten, verzichteten wir darauf, die verhältnismässig hohe Eintrittsgebühr zu bezahlen. Die China Town ist wie anderenorts laut und chaotisch. Das Abendessen, unterschiedliche Fleisch- und Gemüsespiesse, war sehr lecker. Frühmorgens brauchte uns das Taxi an den Flughafen. Wir verlassen Myanmar glücklich, mit tausenden von Eindrücken und Erinnerungen. Ein paar Stunden später heisst uns Manila in den Philippinen willkommen. Das Abenteuer geht weiter.

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