Auszeit - Reise Richtung Osten
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Mandalay und Hsipaw Trekking

Veröffentlicht: 11.03.2019

Gegen 11.00 Uhr hielt der Lokalbus vor unserem Hotel. Unsere Sitze befanden sich relativ weit hinten im Bus und waren äusserst unbequem. Das Sitzpolster war durchgesessen und die Metallverstrebungen piksten uns in den Rücken. Die Hitze und die holprige Stecke verwandelten die Fahrt in einen Ritt in einer Sardinenbüchse. Nach sechs Stunden entstiegen wir gut durchgeschüttelt dem Bus. Den restlichen Tag verbrachten wir damit, uns von Fahrt zu erholen.

Am Folgetag besichtigten wir den Palast von Mandalay. Dieser wurde Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet und ist der letzte königliche Palast der letzten burmesischen Monarchie. Mandalay war die Hauptstadt des Reichs. Im Zuge der britischen Kolonialherrschaft wurde der Palast besetzt und in ein Fort umgewandelt. Ein Grossteil des Palasts wurde im II. Weltkrieg zerstört – der Wiederaufbau erfolgte erst in den 1990er Jahren. Heute ist es vor allem eine Touristenattraktion.

Am Abend besuchten wir das Puppentheater von Mandalay. Die Show dauerte rund eine Stunde und gab einen Einblick in den burmesischen Tanz, die traditionelle Musik und das Handwerk der Puppenspieler und Puppenspielerinnen. Die Kunst des Puppenspiels wäre vor ein paar Jahren beinahe ausgestorben. Heute kann es an der Universität von Mandalay studiert und erlernt werden. Die Shows sind ausschliesslich für Touristen ausgerichtet. In englischer Sprache wird vor jedem Akt erklärt, um was es geht. Diese Erklärungen sind durchaus hilfreich. Früher wurde das Puppenspiel zur Unterhaltung, aber auch für den politischen Diskurs, genutzt. Durch die Figuren konnten heikle Themen, die ansonsten unausgesprochen blieben, transportiert werden. Wir verliessen das Theater mit gemischten Gefühlen. Einerseits war die Inszenierung gut und die Leistung der Darsteller hervorragend. Andererseits war die Musik schrill, schief und äusserst gewöhnungsbedürftig. Kurz und knapp: Es war ein sonderbares, aber auch gutes Schauspiel.

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker bereits um 2.40 Uhr. Wir packten unsere Sachen zusammen und legten die rund 1.5km zum Bahnhof zu Fuss zurück. Ein Taxi liess sich um diese Uhrzeit noch keines auftreiben. Am Bahnhof angekommen, begaben wir uns direkt zum Zug. Das Ticket hatten wir am Vortag besorgt. Zu unserem Erstaunen entdeckten wir einen Upper Class Waagen. Als wir das Ticket gekauft hatten, wurde uns gesagt, dass es keinen solchen Wagon gibt. Die Aussicht, die rund 10-stündige Zugfahrt nicht auf einer Plastikbank verbringen zu müssen, trieb uns trotz der frühen Morgenstunde an, nochmals zum Ticket-Schalter zu gehen. Der Herr am Schalter wusste nichts vom Upper Class Wagon. Dafür wäre sein Kollege am Schalter nebenan zuständig. Dieser Schalter war allerdings geschlossen. In der Hoffnung, das Upgrad beim Schaffner lösen zu können, gingen wir zurück zum Zug. Dieser war allerdings stur und bestand darauf, dass wir das Ticket am Schalter lösen. Dieser sei nun geöffnet. So begaben wir uns zehn Minuten vor Abfahrt nochmals zum Schalter – dieser befand sich übrigens am anderen Ende des Bahnhofes. Um 3.50 Uhr konnten wir endlich unser Upgrad lösen, zurück zum Zug hetzen und es uns in der Ersten Klasse gemütlich machen. Uns erinnerte das Erlebnis stark an die Szene 'Passierschein 38A' aus 'Asterix erobert Rom'. ;-)

Wir dösten ein wenig und vertrieben uns die Zeit mit Musik. Die Aussicht aus dem Fenster war fantastisch. Wir durchquerten eine Hochebene im Shan-Staat. Hier befindet sich der 'Gemüsegarten' Myanmars. Wir sahen unter anderem Erdbeeren-, Wassermelonen-, Bohnen-, Mais-, Reis-, Zwiebel-, Knoblauch- und Weizenfelder. In der Regenzeit muss hier alles saftig grün leuchten. Kurz nach Mittag überquerten wir das berühmte Gokteik Viadukt. Mit ihren 250 Meter über Flussniveau handelt es sich um die höchste Brücke Myanmars und die grösste Eisenbahn-Bockbrücke der Welt zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung 1900. Die Brücke wurde von der Burma Railroad Company im Zuge der britischen Expansionsbestrebungen erreichtet. Die Überquerung des Konstruktes im Schritttempo war ein eindrückliches Erlebnis. Gegen 16.00 Uhr erreichten wir Hsipaw; unseren nächsten Stopp. Hier war es eher kühl, da es regnete. Nach dem Check-in begaben wir uns auf Erkundungstour. Hsipaw ist ein sehr kleinen Städtchen und dient hauptsächlich als Ausgangsort für Trekkings. Auch wir planten auf ein solches Trekking zu gehen. Bei Mr. Bike buchten wir einen Dreitages-Trekking durch den Dschungel. Wir hatten Glück, dass wir auf diese Wanderung gehen konnten. Noch wenige Tage zuvor hatten in dieser Gegend Kämpfe zwischen zwei ethnischen Volksgruppen stattgefunden. Das burmesische Militär hat das Kampfgebiet gesichert. Insgesamt sind 16 solche Volksgruppen in lokale Territorialkämpfe verwickelt. Es ist erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit die lokale Bevölkerung mit diesen Konflikten umgeht.

Am nächsten Morgen wurden wir um 8.00 Uhr vor unserem Hotel abgeholt. Im Büro von Mr. Bike trafen wir auf die restlichen TeilnehmerInnen. Die Gruppe war bunt durchmischt. Nebst uns bestand die Wandergruppe aus einem Norweger, einer Finnin, einer Deutschen, einer Holländerin, einem Paar aus Spanien, einem Ungar, zwei Amerikaner sowie einem Kanadier. Uns begleiteten drei Führer, zwei Köche/Gepäckträger und drei Hunde. Mit dem Taxi fuhren wir zum Ausgangspunkt der Wanderung. Von dort durchquerten wir zwei Dörfer, bevor wir in den Dschungel vordrangen. Nach dem Mittagessen erfolgte ein dreistündiger Aufstieg. Dieser war steil und anstrengend. Verschwitz erreichte die Gruppe den Gipfel des Berges. Von hier dauerte es nur noch knappe 40 Minuten bis zur ersten Unterkunft. Wir erreichten die drei Baumhäuser in Verlaufe des Nachmittags. Wir bezogen unsere Quartiere und richteten uns für die Nacht ein. Die Aussicht war phänomenal. Wir liessen den Abend bei einer Mahlzeit und einem Gläschen Reisschnaps ausklingen und gingen müde zu Bett. In der Nacht wurde es relativ frisch. Doch dank den Decken musste niemand frieren.

Am nächsten Morgen brachen wir nach dem Frühstück zur zweiten Etappe auf. Übrigens muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass alle Mahlzeiten, mit Ausnahme von einer, aus Reis und Gemüse bestanden. Das Essen war lecker, aber nicht allzu abwechslungsreich. Die Wasserflaschen wurden mit Flusswasser aufgefüllt. Der zweite Teilabschnitt führte durch dichten Urwald. Wir gingen entlang eines kleinen Stroms, der an zig Stellen überquert werden musste. Wir konnten einige Vögel und Affen hören. Zu Gesicht bekamen wir leider keine. Die Hunde drehten ihre Runden um die Gruppe. Allein ihr Geruch hat wohl sämtliche Tiere vertrieben. Dafür konnten wir uns vor Schlangen und sonstigen wilden Tieren sicher fühlen. Nach dem Mittagessen und einem weiteren Anstieg verlief der Weg grösstenteils abwärts. Wir erreichten nach zirka sieben Stunden das zweite Nachtlager in der Nähe eines Flusses. Als Erstes genossen ein erfrischendes Bad. Am Abend wurde es sehr kalt. Zum Schlafen benötigte jeder von uns zwei Decken.

Der letzte Tag war weit weniger anstrengend. Nach dem Frühstück marschierten wir 45 Minuten flussabwärts. Wir wechselten unsere Kleidung und liessen uns für gut zwei Stunden auf aufgepumpten Schläuchen den Fluss abwärts treiben. Das Tubing war entspannend, jedoch etwas frisch. Nach dem Plausch im Wasser zogen wir uns erneut um und legten eine kurze Strecke zum nächsten Dorf zu Fuss zurück. Hier wurden uns traditionelle Shan-Nudeln mit Schweinebauch-Cracker und Eier serviert. Danach brachte uns das Taxi zurück nach Hsipaw. Nach drei Tagen im Dschungel freuten wir uns auf eine warme Dusche!

Mit dem Minibus ging es um 19.00 Uhr bereits weiter zum acht Stunden entfernten Inle Lake.

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