Auszeit - Reise Richtung Osten
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Dawei - Mawlamyine - Yangon mit dem Zug

Veröffentlicht: 05.03.2019

Als wir um 5.00 Uhr das Hotel verliessen, stand leider kein Taxi bereit. Der Nachtportier beschloss kurzerhand, uns persönlich an den Bahnhof zu fahren. Dagegen erhoben wir um diese Uhrzeit nun wirklich keine Einwände. Mit der holprigen Strecke waren wir ja bereits vertraut. Uns erstaunte, wie viele Burmesen zu dieser frühen Stunde bereits auf der Strasse waren. Einige trieben Sport, was bei der Hitze, die tagsüber herrscht, durchaus Sinn macht, andere waren auf dem Weg zur Arbeit. Unser Fahrer half als Dolmetscher beim Kauf der Fahrkarten. Diese konnten übrigens tatsächlich nicht am Schalter gekauft werden, sondern in einem Hinterzimmer. Die Fahrkarte kostete für die 16-stündig Bahnfahrt in der Upper-Class (Erste Klasse) rund CHF 2.50 pro Person. Ein Schnäppchen!

Um 6.00 Uhr setzte sich der Zug gemächlich in Bewegung. Im Gegensatz zu den Passagieren in der Ordenary-Class waren unsere Allerwertesten auf weiche Polster gebettet. Den Namen Upper-Class ist allerdings nicht wirklich zutreffend. Die Einrichtung ist uralt und fällt teilweise beinahe auseinander. Auch die abnehmbaren Bezüge waren seit gefühlten zehn Jahren nicht mehr gewaschen worden. Wir legten unsere Strandtücher auf die Sitze. Die ersten 8 Stunden bis Ye fuhren wir rückwärts. Dies stellte sich als Vorteil heraus. Die Büsche und Sträucher, die den Wegrand säumen, waren schon länger nicht mehr gestutzt worden. Der Mann, der uns gegenüber sass, bekam ab und zu eine Blüte ins Gesicht gepfeffert. Wir litten vor allem unter dem Blütenstaub – nach einer Tablette war aber auch dieses Problem gelöst.

Der erste Teil der Strecke war extrem holprig und führte mitten durch den Urwald. Landschaftlich gefiel es uns hier ganz gut. Leider konnte man nur selten in die Weite sehen. Genauso interessant wie die Umgebung war das Geschehen im und um den Zug. Manchmal hielten wir mitten im Niemandsland an. Pfiff die Bahn, schossen aus dem Nichts Menschen mit Esswaren und Getränken herbei. Man brauchte nur den Kopf zum Fenster raus zu strecken und auf die gewünschte Speise zu zeigen. Gegen Mittag wurden wir hungrig und kauften Reis mit Hühnchen und Gemüse. Pro Mahlzeit kostete uns das 65 Rappen – so günstig haben wir selbst in Myanmar noch nie gegessen. Der Verzehr der Speisen war nicht ganz einfach. Andauernd drohte die Bahn aus den Gleisen zu hüpfen. Zudem hatten wir nur einen Löffel. Der Mönch, der gleich in der Reihe neben uns sass, bot uns seinen an. Unser Sitznachbar wollte uns zudem mit Getränken, Esswaren etc. versorgen. Die Menschen sind wirklich unglaublich nett!

In Ye mussten wir umsteigen. Der Anschlusszug wartete gleich auf dem Geleis nebenan. Der Wagon war etwas moderner als der letzte und deutlich sauberer. Insgesamt war die Strecke besser gewartet. Es hatte nur wenige kleinere Dörfer entlang der Bahnlinie, ansonsten waren es hauptsächlich landwirtschaftliche Zonen. Ein Reisfeld säumte sich ans Nächste. Besonders schön war der Sonnenuntergang, der sich im Wasser spiegelte. Um 21.00 Uhr trafen wir endlich in Mawlamyine ein. Trotz der weichen Sitze, fanden wir nach 16 Stunden keine bequeme Sitzposition mehr. Mit dem Taxi fuhren wir zu unserem Hotel. Wir waren zu erschöpft, um uns noch auf die Suche nach einem Restaurant zu begeben.

Am nächsten Morgen begaben wir uns hungrig zum Frühstücksbuffet. Wie es beim Reisen so ist, trafen wir auf ein deutsches Paar, das wir einige Tage zuvor im Hotel in Dawei kennengelernt hatten. Nachdem wir unseren Hunger mit Nudeln, Reis, Toast und Eiern gestillt hatten, machten wir uns auf Erkundungstour. Wir begaben uns zur Markthalle. Es handelt sich um einen riesigen Komplex, der sich aus mehreren Gebäuden zusammensetzt. Bereits nach einigen Minuten verloren wir das erste Mal die Orientierung. In der Kleiderabteilung kauften wir uns je einen Wickelrock (Longyi). Wir durchstöberten auch die anderen Abteilungen – von Fisch bis hin zu Gegenständen für religiöse Zeremonien lasst sich hier wirklich alles Mögliche ersteigern.

Gegen Abend begaben wir uns zu einer höhergelegenen Pagode. Von hier aus bestaunten wir den Sonnenuntergang. Wir trafen erneut auf unsere Bekannten. Gemeinsam mit einem weiteren Ehepaar aus Deutschland genossen wir unser Abendessen im Bone Khi (bekanntes Lokal).

Um 8.00 Uhr fuhr der Zug in Richtung Yangon ab. Die Fahrkarten hatten wir uns am Vortrag besorgt. Mit den Sitzen in der Upper-Class waren wir ganz zufrieden. Diese waren relativ breit und liessen genügend Freiraum für die Beine. Im Zug probierten wir einige lokale Snacks: Mandarinen, Maiskolben und frittierte Shrimp- und Fischfladen. Letztere waren relativ geschmackslos und begeisterten uns nicht. Anderes als in den anderen Zügen, fuhren die Verkäufer Teilstücke oder die gesamte Strecke mit. Bei jedem Stopp wurden neue Speisen an Bord gehievt. Ganz interessant war die Show der Medikamenten-Verkäufer. Diese hielten jeweils lautstark einen Vortrag und verteilten anschliessend Kostproben. Wir waren froh, dass wir als Ausländer aussen vor gelassen wurden. Keine Ahnung für bzw. gegen was die Pillen wirken sollen und welche Pflanzen und Wirkstoffe diese enthalten...

Landschaftlich war die Stecke zwischen Mawlamyine und Yangon eine der schönsten. Die vielen Reisfelder wechselten sich mit kleinen Dörfern ab. Überall, wo es Wasser hat, wird Reis angepflanzt und die Felder erscheinen in einem saftigen grün. Ansonsten ist alles staubig und ausgetrocknet. Die einzig unschöne Szene boten die Slums von Yangon. Entlang der Bahnlinie erblickten wir einfache Hütten aus Blech und Palmblättern. Hier leben die Ärmsten der Armen. Nach 10 Stunden im Zug trafen wir in Yangon am Hauptbahnhof ein. Wir bestellten uns ein GRAB-Taxi und fuhren zum Hotel. Die Empfangsdame buchte für uns einen Bus für die Weiterfahrt nach Bagan und bestellte auch gleich ein Taxi.

Morgen früh geht es mit dem lokalen Bus bereits weiter in die Tempelstadt Bagan.

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