Veröffentlicht: 01.03.2019
Nach meiner Entscheidung nach Jasper zu gehen musste ich mir nur noch ueberlegen, wie ich dort hinkomme, das sind immerhin 3996 km Luftlinie! Am einfachsten waere es wahrscheinlich bis Edmonton oder Calgary zu fliegen, darauf hatte ich allerdings absolut keine Lust. Gegen das Fliegen an sich hab ich zwar nichts, das ganze Tra-ra am Flughafen bis es dann losgeht nervt mich aber einfach jedes Mal.
Ich hab mich also fuer eine Variante entschieden, die ich schon bei meinen Vorbereitungs-Recherchen Zuhause sehr interessant und verlockend fand: per Bahn, genauer Via Rail, noch genauer The Ocean bis Montreal und The Canadian von Toronto bis Jasper. Von Montreal bis Toronto bin ich dann mit dem Bus gefahren, um mal ein bisschen Abwechslung reinzubringen.
In Montreal und Toronto hab ich dann jeweils eine Nacht im Hostel eingeplant, einmal duschen und in einem richtigen Bett schlafen.
Der erste Abschnitt, Halifax nach Montreal war sozusagen mein Testlauf fuer die lange Fahrt, denn der war erstmal "nur" 21 Stunden, die zweite Fahrt spaeter war dann ganze 3 Tage! Ueberraschenderweise war der schlimmste Teil der ganzen Reise die 6 Stunden im Bus von Montreal und Toronto :D
Insgesamt habe ich die Zugfahrt absolut genossen, wenn man Zeit hat, ist es wirklich eine tolle Art zu reisen, wenn man schnell von A nach B kommen moechte allerdings eher nicht zu empfehlen.
Da Zugfahren hier in Kanada auch nicht gerade guenstig sind habe ich mich fuer die guenstigste Klasse, Economy, entschieden. Also kein Bett fuer die 3 Naechte im Zug sondern nur einen gemuetlichen Sitz, den man aber ziemlich weit zurueck stellen kann, und letztendlich hat doch so ziemlich jeder eine ganze Sitzbank fuer sich gehabt. Ich zumindest konnte mich so ziemlich gut hinlegen und hab ueberraschend viel Schlaf bekommen. Was ich mehr vermisst habe war eine Dusche, nach 1-2 Tagen wuerde man sich und seine Haare dann doch gerne mal vernuenftig waschen.
Bevor es in Toronto losging war ich noch kurz im Supermarkt und hab dann im Bahnhof meine Snack-Ausbeute in Ziploc-Beutel umgepackt. "Richtiges" Essen mitzunehmen war aus Mangel an Kuehlmoeglichkeiten eher schwierig, im Zug selbst konnte man aber auch Essen kaufen (fuer mich war das jeweils ein Burger am 2. und 3. Abend).
Der "Canadian" hat einige Aussichtswaggons, die "Dome Cars", in denen man etwas erhoeht sitzt und aus den Kuppelfenstern einen genialen Ausblick geniessen kann. Dort sitzen die meisten tagsueber sehr gerne und geniessen die sich wandelnde Natur, angefangen mit dichten Waeldern in Ontario, sprich man sieht den ersten Tag nur gruen, dann die ewige Weite der Prairies in Manitoba, Sasketchewan und Alberta und dann tauchen irgendwann die Rockies am Horizont auf.
Besonders im Dome Car kommt man schnell mit den anderen Mitreisenden ins Gespraech, jeder erzahlt seine Geschichte, warum er in diesem Zug sitzt, wo er herkommt und so weiter, auch andere (deutsche) Work and Traveler treffe ich im Zug.
Zwischendurch hab ich mich dann wieder in mein "Lager" (meine Sitzbank, auf der ich mich inzwischen ganz gut ausgebreitet hab) zurueckgezogen, Netflix geguckt (da hab ich vorher einiges runtergeladen, denn im Zug gibt es kein WLAN), Podcasts gehoert oder gelesen oder einfach eine Weile die Augen zugemacht und das eintoenige und entspannende Rumpeln des Zuges genossen.
Als wir dann endlich in Jasper angekommen sind hatte ich mich schon so an den Zug gewoehnt, dass ich beinahe lieber noch weitergefahren waere :D Aber irgendwann muss man dann doch wieder ins "reale Leben" zurueck kehren.