Veröffentlicht: 23.05.2024
Das High Desert Inn ist das bisherige Highlight, was die Unterkunft angeht. Das Zimmer ist ein Schmuckstück und es fehlt an nichts. Selbst der Eiskübel hat eine kleine Schaufel. Hier wird sich richtig Mühe gegeben und da schmerzt es fast ein wenig, dass man nur eine Nacht da ist.
Ich habe auch das erste Mal länger geschlafen und bin ziemlich gut ausgeruht für diesen langen Tag des Fahrens. Eigentlich hab ich vor um neun los zu kommen, nur mein GoPro Account zickt rum und ich verschwende eine halbe Stunde Lebenszeit.
Um 9:30 Uhr ist es dann soweit und ich bereite mich seelisch moralisch auf die 600 km vor, die zwischen hier und meinem nächsten Domizil liegen.
Bei immer noch strahlendem Sonnenschein fahre ich Richtung Salt Lake City durch ein mindestens 30 Kilometer breites Tal, welches rechts und links durch Berge flankiert wird. Man gewöhnt sich schon so furchtbar schnell an diese Pracht, die die Natur abliefert. Um schneller vorwärts zu kommen, benutze ich nach circa 50 km den Interstate,
Vor Salt Lake City nimmt der Verkehr drastisch zu, und trotz sechsspuriger Autobahn ist es ziemlich voll. Spaß macht das nicht besonders, und so bin ich froh, dass ich nach etwa nach Osten abbiege.
Es geht Richtung Park City und der Interstate nimmt schnell an Höhe zu. Man sieht einzelne Schneeflecken, und kann sich denken, wie hart hier der Winter ist. Nach 100 km verpasse ich die Ausfahrt und muss bei der nächsten Ausfahrt umkehren. Allerdings habe ich so etwas noch nicht gesehen. Der Tunnel unter der Autobahn ist nur wenig breiter als mein Auto, ein LKW kommt hier 100-prozentig nicht durch.
Nachdem ich den Interstate dann verlassen habe und fast alleine durch die Prärie fahre, wird mir erst bewusst, dass ich jetzt in Wyoming bin. Ich habe nachgezählt. Das ist genau der 30. Staat, den ich zumindest durchfahre. Ehrlicherweise war ich nicht in allen wirklich länger. Maryland zum Beispiel, da erinnere ich mich an 3 Stunden Autofahrt. Hat aber auch nicht besonders viel Lust auf mehr gemacht.
Wyoming ist ein sehr dünn besiedelter Staat, und von einer Großstadt ist weit und breit nichts zu sehen. Endlose Prärie, wohin das Auge reicht, und Straßen, die am Horizont geradeaus verschwinden. Für manche mag das langweilig sein, für mich ist es das pure Vergnügen, hier die Seele baumeln zu lassen.
Manchmal halte ich an und genieße die Ruhe, und auch die Einsamkeit, die einem hier bewusst wird. Aufmerksame Autofahrer gibt es überall, und auch hier fragt eine Frau, ob alles in Ordnung ist. Kein Einheimischer macht solche Stopps einfach in der Pampa ohne Motorschaden.
Ich bin fast ein wenig traurig, dass die 6 Stunden Fahrzeit so schnell vorüber gehen. Pinedale, mein Ziel, hat auch nur 2000 Einwohner und liegt auf 2200 m Höhe. Es ist hier so frisch, dass ich meinen Pullover anziehe. Das erste Mal auf dieser Reise.
Nach einem kleinen Einkauf im Dollar Tree und Tanken für 85 Eurocent der Liter erreiche ich das Gannett Peak Inn - meine doppelte Übernachtung. Ich habe beschlossen, hier zwei Nächte zu verbringen, denn der Grand Teton NP ist 1 1/2 Stunden entfernt und da möchte ich morgen den Tag verbringen.
Meine Erwartungen werden mehr als übertroffen. Mein Zimmer ist total klasse, ich kann wieder vor der Tür parken, und es ist zwar etwas kleiner als sonst, aber völlig ausreichend. Und alles sehr nett eingerichtet. Die Besitzerin ist Deutsche und die Verwalterin, die ich treffe, sagt sie würde mich bestimmt gerne kennen lernen. Na, da bin ich mal gespannt. Das wird dann wohl morgen sein.
Apropos Größe. In der Beschreibung beschweren sich ein paar Amerikaner, dass ihnen das Zimmer nicht groß genug ist. Die würde ich gerne mal nach England schicken. Dann dürfen Sie mal kennenlernen, wie man ein Bett in ein Zimmer zwängt, wo rechts und links nicht mal ein Koffer Platz hat. Die haben hier echt manchmal einen Knall in der Beziehung.
Zur Feier des Abends gebe ich mir „The Walking Dead: Daryl Dixon“ und stelle mir vor wie er nicht durch Frankreich zieht, sondern in der nächsten Staffel in Deutschland ein paar Zombies meuchelt.