3. Tag: A guy from Manchester

Der Morgen begann wie der letzte: früh. Ich könnte wetten, dass ich an dem Tag normal schlafe, an dem ich die Heimreise antrete. Und dann wird die nächste Woche sehr lustig. Aber in meinem Alter ist Schlaf sowieso überbewertet.

Als Frühstück dient mir das Menü von Panda Express, von dem ich noch mindestens ein Drittel übrig habe. Wie gut, dass jedes einigermaßen akzeptable Motel eine Mikrowelle zur Verfügung stellt. So muss ich mein Sesam Chicken jedenfalls nicht kalt essen. 

Um 10:00 Uhr gebe ich meinen Media Player wieder zurück. Die Bemerkung, dass die Maschine nicht einwandfrei funktioniert, interessiert den Verkäufer überhaupt nicht. Geld zurück und gut ist. Die sind schon seltsam drauf mit ihren Geschäftspraktiken. Mir kann es recht sein und es geht dann weiter Richtung Norden.

Der Highway führt zunächst durch bestes Bonanza Gebiet. Wer wie ich diese Serie noch als Kind genossen hat, meint, dass jeden Augenblick, Hoss oder Little Joe um die Ecke kommen könnten. 

Danach wird es ein wenig öde. Links, kann man zum Grand Canyon abfahren, ich fahre aber geradeaus an endlosen Sand- und Felshügeln vorbei. Es ist einspurig, und es geht im Schneckentempo voran. Das liegt aber meistens daran, dass ich die Schnecke bin. Mein Auto trinkt sonst zu viel.

Nach einer halben Stunde ändert sich die Landschaft, und es tauchen die bekannten roten Felswände vor einem auf. Ich steige kurz aus und genieße das Panorama. 

Gerade aus geht es jetzt nach Page, über den antelope pass, den ich aber nur als Motiv für meine GoPro verwende, da ich die Strecke ansonsten schon kenne. Ich drehe also oben wieder um und lande dann auf einen Parkplatz mit Panorama. Dort mache ich ein Selfie und werde von einem Typen angesprochen, der mich fragt, ob er ein Foto von mir machen soll. Ich willige gerne ein und frage ihn, wo er herkommt. Manchester. City oder United? Er verdreht die Augen. Natürlich United. Und lässt sich 5 Minuten darüber aus, wie scheiße City ist, und wie viel Geld die ohne Konsequenzen illegal benutzt haben. Und das in bestem Manchester Akzent. Er fliegt am Donnerstag von Vegas wieder nach Hause. Und will vorher mit seiner Frau zum North Rim. Das ist alles was man wissen muss und solche spontanen Begegnungen sind das Salz in der Suppe des Roadtrippings. 

Meine Fahrt wird jetzt wirklich phänomenal entlang der Vermillion Cliffs und auch wenn mein Handy schon Utah Zeit anzeigt bin ich immer noch in Arizona. Die nächsten 2 Stunden werde ich einfach nur genießen, fast alleine unterwegs zu sein. Und mit alleine meine ich auf der Straße - im Auto bin ich das sowieso. 

Über Jakobs Lake, ein Skigebiet auf 8000 Fuß Höhe, geht es dann wieder runter nach Kanab, welches 4 km nach der Staatsgrenze in Utah liegt. Endlich in meinem Lieblingsstaat. 

Das Sun and Sand Motel hat seine besten Jahre schon hinter sich, und ohne respektlos zu sein, seine Besitzerin Nicki auch. Etwas zahnlos verstreut sie aber genügend Charme sie zu mögen und das abgeranzte Zimmer zu akzeptieren. Es ist trotz allem sehr sauber und man merkt, dass sie sich mit wenig Möglichkeiten sehr bemüht. Die Nähe zu den Nationalparks wird sie über Wasser halten, nehme ich an. Ansonsten ist das schon sehr niedriger Standard. Aber eben mit Charme. 

Mein Abendessen bestelle ich bei Wendys online. Diese Kette gab es einmal in Deutschland, hier ist sie eine Institution. Natürlich nehme ich den Drive in und professionell wie die ganzen Leute hier sind, läuft das ohne irgendeine Komplikation. 

Ich glaube, ich nenne meinen Mediaplayer Jesus, denn er ist wieder auferstanden. Keine Ahnung, was das in dem anderen Hotel war, aber er funktioniert einwandfrei. Und so genieße ich ein wenig Walking Dead und döse vor mich hin, bevor ich für die nächsten Tage Unterkünfte buche. Was nicht so ganz einfach ist. In manchen Gegenden sind wirklich wenige preislich akzeptable vorhanden. 

Aber mir macht das Spaß, dieses Aussuchen, die Strecken ein wenig verändern, und sich dann auch richtig freuen. Und wenn es nicht so ganz klappt, wie es klappen sollte, dann ist das für mich eben der Reiz eines Roadtrips. Motel Besitzerinnen mit Zähnen kann ja jeder.