Veröffentlicht: 10.04.2022
8.4.22 Hochzeit von Linda und Nils Klockmann. PCR Test machen.
9.4.22 Ulla zum Flughafen Dus fahren. Aufräumen und packen. Für Ryanair darf das Handgepäck nur 40x30x20cm sein, sonst wird es teuer! Also stecke ich die beiden Ortliebtaschen ineinander und nehme nur soviel mit, dass sie in den Maßen bleibt.
10.4. Los geht's. 3:35h schellt der Wecker. 4:00 stehen Uwe und Tim vor der Tür. 5:40h Flughafen Weeze. 6:30h alle Kontrollen problemlos über standen. Mit uns wollten keine anderen Touristen reisen, sondern offensichtlich alles Auswanderer aus Marokko, hauptsächlich Frauen mit Kindern. Guter Flug mit Blick auf die verschneiten Pyrenäen. Neben uns sitzt Rachid aus Altenessen, er nimmt uns mit dem Auto nach Nador und stellt den Kontakt zur Quatier her. Das war schon eine große Hilfe. Die Wohnung ist einfach, aber geräumig, hat alles, was wir brauchen und liegt zentral.
Was wir nicht bedacht haben, es ist Ramadan: Alles ist bis zum Sonnenuntergang runter gefahren und essen in der Öffentlichkeit geht gar nicht!
Nun gilt es Fahrräder zu besorgen. Bummel durch die Innenstadt, Orangen sind leicht zu bekommen. Die essen wir verstohlen am neuen Fischerhafen. Die Fischer flicken ihre Netze in der manchmal durchkommenden Sonne. Wir machen uns die Hosen kurz. Auch auf dem Rückweg über den Bahnhof entdecken wir keine Fahrräder. Am Taxistand fragen wir mit Händen und englisch, spanischen Brocken nach Kaufmöglichkeiten. Für 10 MAD = 1€ geht's zum Waschmaschinenhändler. Der hat 2 Räder, viel zu teuer und mit gebrochenem Gepäckträger. Auf dem Rückweg zu Fuß kommen wir an einem Souk vorbei. Wir werden auf deutsch angequatscht und bekommen Hilfe angeboten. Wir lassen uns drauf ein: Nach 3 erfolglosen Versuchen in der Fußläufig geht mit dem Taxi zum Souk Jjoutya. Schnell stehen wir vor einem Rad, das ich für 70€ kaufe, nur der Gepäckträger fehlt. Doch den gibt es gleich nebenan. Mit glücklichen 50 Diram entlassen wir den inzwischen anstrengend geworden Führer. Schnell ist ein neuer Gepäckträger montiert, doch dann wird es schräg. Der eifrige Monteur will unbedingt noch die Schaltung einstellen und repariert das Rad fast kaputt. Nach einer Stunde können wir uns nach Zahlung von 100 D loseisen.
Uwe fährt mit dem Taxi zurück, ich mit dem Rad. Doch wir verlieren uns und Uwe steigt an der falschen Ecke aus. Ich habe kein Handyguthaben und aufladen klappt so schnell nicht. Ich nutze das WLAN in der Wohnung und wir verabreden uns an der Ecke, an der Uwe ausgestiegen ist. Erst nach dem zweiten Anlauf finden wir uns wieder. Jetzt ist die Stadt rappel voll. Alle bereiten sich auf das Essen nach SU vor. Leider haben die empfohlenen Restaurants zu, so dass es nur eine Dönertasche gibt. Auch lecker. Um 21:30h fallen die Augen zu und ich ins Bett. Durch die 2 Stunden Zeitverschiebung war der Tag aber auch über 20 Stunden lang.
11.4. Nador. Ich werde durch die Zeitverschiebung schon um ½6 h wach. Da kann ich in Ruhe den Blog einrichten. Und nach Quatiern Richtung Osten suchen. Wir frühstücken in der Wohnung, weil alle Cafés wg. Ramadan zu sind. Wir wollen heute für Uwe ein Rad besorgen, da die Läden aber erst Nachmittags aufmachen, laufen wir an der Küste nach Osten. Überall wurde und wird hier der Strand neu gestaltet. Noch sind wir mit den Saubermachern alleine. Die holen sogar den Tang aus den Ritzen der Ufer Promenade. Aber vor allem müssen sie Müll aufsammeln. Wir verweilen hier und da, blicken auf Stadt und Meer. Gegen Mittag gehen wir durch untschiedlich belebte Straßen zum Fahrradgebrauchladen von gestern. Der Chef ist aber nicht da und die Gazelle (schwer wie ein Elefant) soll 240€ kosten. Wir beschließen später noch einmal zu kommen. Bis dahin gehen wir durch enge Gassen steil hoch auf den vermüllten Aussichtspunkt. Hier sind Reste von einem schönen Park mit toller Aussicht über Nador. Wenn keiner guckt, naschen wir von dem erworbenen süßen Gebäck. Von hier kann man auch in 2km zum Souk vom gestern laufen. Vielleicht finden wir dort ein Rad für Uwe. Es geht durch neue Stadtviertel mit kleinen einfachen Häusern an einem alten Friedhof vorbei. Die Plätze von gestern sind leer. Der Markt ist heute im einem anderen Viertel. Wir fragen am Cafeladen nach Räder, aber man versteht uns nicht. Wir werden um die Ecke zur Reifenwerkstatt geschickt. Hier wird jemand gesucht, der Englisch kann, der ruft Rachid an, denn der kann Deutsch. Und so haben wir unseren Führer für heute gefunden. Jemand wird mit dem Mofa losgeschickt ein Rad zu holen, das taugt aber nichts. Wir laufen los. Rachid zeigt uns sein Haus und lädt uns schon mal fürs Abendessen ein. In 5min Entfernung soll eine Möglichkeit zum Radkauf sein. Daraus werden 5 km, 6 Stationen und 2 Stunden. Uff! Am Ende treffen wir einen Nachbarn von Rachid auf dem Rad und er ist bereit uns das Rad für 2 Wochen zu leihen! Was eine Odyssee! Uwe geht mit Rachid und Mohamed mit und ich will mein Rad holen und nach kommen. Das Essen wird ein Schmaus. Die Frau hat ordentlich aufgefahren. Der ganze Tisch ist mit Schälchen voll. Pünktlich mit dem Ruf des Muezzin beginnt in lustiger Stimmung das Essen. Danach wird tatsächlich das Fahrrad gebracht. Wir machen folgenden Deal: Uwe gibt 1000 Diram und bekommt nach Rückgabe des Rades 500 zurück. Wir trinken noch gemeinsam Tee und dann rollen wir gemeinsam zum Apartment durch die Nacht.
12.4.22 Nador. Es regnet. Wir lassen es ruhig angehen. Da mein Rad kein Schutzblech hat, muss ich warten bis die Straße halbwegs trocken ist. Beim Blick vom Balkon kann ich dem Fischverkäufer beobachten. Wir brauchen als erstes einen 4er oder 5er Inbus um den Sattel von Uwe einzustellen. Dann fahren wir nach Westen auf der neuen Küstenstraße. Hier überholen uns häufig blaue Stadtbus, die bis vor die Tore der spanischen Enklave Melilla fahren. Dort haben sonst viele Marokkaner gearbeitet, aber im Moment ist die Grenze zu, wegen politischer Streitigkeiten um die Westsahara. In Beni Ensar kaufen wir unser Mittagessen, Baguette und Orangen, die wir am Strand hinter den Industrieanlagen halbversteckt essen. Hier endet die Nehrung der Lagune vor Nador. Der Strand ist übersät mit Muscheln und punktuell sind Menschengruppen mit Autos. Das interessiert mich. Ich radle hin. Ein kleines Fischerboot ist gelandet und der Fang wird vom Netz in Portionen in den Anhänger umgeladen. Ein alter Daimler fährt anschließend den Hänger über den Strand 1km weiter zum nächsten Fischerboot. Die Möven gucken, was abfällt und auch die umstehenden Männer sammeln in Plastiktüten Fische vom Stand oder puhlen sie aus dem Netz. Ich sammle ein paar Muscheln, weil sie so schön sind. Kurz vor 3 treten wir den Rückweg an. Wir fahren noch am abgeriegelt Hafen vorbei. Davor stehen in kleinen Gruppen Männer. Ob sie auf Arbeit warten? Auch eine große Fähre ist im Hafen zu sehen, der Verkehr ist aber auch im Moment eingestellt. Wir biegen ab auf die neue vierspurige Umgehungsstraße von Nador. Gut 30min geht es bergauf und uns wird warm. Große LKW überholen uns und hupen grüßend. Manchmal haben sich hinten Männer drangehängt. Das sieht sehr abenteuerlich aus. Ob die Fahrer das dulden? Wir erarbeiten uns die Höhe selbst und genießen die Aussicht über Nador. Nach der Abfahrt kaufen wir noch fürs Frühstück und Toilettenpapier und ein Fahrradschloss ein. Kurze Pause zuhause und dann wieder zu Rachid und Familie zum Abendessen. Wir sind spät dran. Der Muezzin ruft schon. Nach dem Essen spiele ich viel mit den kleinen Mädels. Safae macht mittendrin noch Hausaufgaben. Sie übt das U. Da kann sie auch gleich Uwe schreiben. 😀. Nach dem Tee verabschieden wir uns dankbar. Mal sehen, wo wir morgen landen.
13.4. Von Nador nach Ras al Ma 72km. Der Regen ist abgezogen. Wir starten nach dem Frühstück über die Promenade. Der Wind ist frisch und stark, reißt mir gleich die Kappe vom Kopf und treibt uns ordentlich voran. Die ersten Abkürzung auf der Nebenstrecke endet fast im Schlamm. Nach dem das Schutzblech wieder frei ist, bleiben wir lieber auf der Hauptstraße, zumal der Verkehr immer weniger wird. In Kariat machen wir die erste längere Pause am menschenleeren Sand-Strand. Das Wasser lockt, aber es ist schon an den Füßen kalt. Wahnsinn, wie viel Müll überall liegt! Jetzt geht die Straße mit vielen Gegenanstiegen auf 170m hoch. Die Summe liegt am Tagesende bei 750hm. Die Steigerungen sind bei dem Wind auch alle gut zu fahren und wir haben schöne Ausblicke auf unser Cap und die vorgelagerte Insel Cerro Nido. In Ras al Ma angekommen, fragen wir beim Einkauf nach einem Quatier und bekommen direkt um die Ecke ein Apartment angeboten. Wir stellen das Gepäck ab und fahren wegen der schönen Sonne direkt noch zum Leuchtturm auf den Klippen und Hafen. Jetzt erstmal etwas ausruhen, denn den SU möchte ich auch auf den Klippen sehen. Die Pause wird vom Zimmerservice unterbrochen. Hier scheint man liberal und nett zu sein, denn wir bekommen vor SU Tee und Pfannkuchen mit Honig: mhm, lecker. Jetzt schnell wieder zum Leuchtturm, in 15min geht die Sonne unter. Das hat sich gelohnt! Zum Tagesabschluß setzen wir uns ins laute Café. Bei einem Tee können wir ins Internet.
14.4. Donnerstag. Ras Al Ma nach Berkane. In Zeiten des Ramadan, wo alle Cafés geschlossen sind, ist es schon gut, ein Apartment mit Kocher zu haben. So können wir uns selbst Kaffee kochen. Am Himmel hängen dichte Wolken. Als wir noch Wasser für die Fahrt kaufen und mit dem Helfer von Gestern erfolglos nach einer kleinen Luftpumpe auf dem Markt suchen, die erste Pumpe ist nämlich spurlos verschwunden?, beginnt es kräftig zu schütten. Da unser Helfer der Schlosser am Ort ist, und wir eh vor seiner Werkstatt stehen, bearbeiten wir das Rad mit der Flex so, dass ich endlich die Sattelstütze festspannen kann. Der Regen hört auf, aber wir müssen uns bald nochmal unterstellen. Es geht eine kleine Anhöhe hinauf und einem Flusslauf entlang. Hier und da gibt es Felder oder Obstbäume. Da führt die Straße zur Brücke hinunter und auf der anderen Seite müssen wir wieder die Höhe gewinnen. Leider fehlt heute das Licht. Die letzten 10 km geht die Straße nur noch geradeaus durch Obstplantagen, die teilweise zahlt blühen. In Berkane angekommen fragen wir an einem Laden mit Fahrradreifen nach einer Luftpumpe und er besorgt sie uns direkt aus dem Laden nebenan. Jetzt sind wir wieder gegen Pannen gerüstet, die hoffentlich nicht kommen. Heute gehen wir ins Hotelzimmer an der Ersten Adresse: Rosalin. Das hat den Nachteil, dass wir nur ein Zimmer haben und keinen Kaffee kochen können. Ich bin unentschlossen, wie den Rest des Tages verbringen. Ich möchte gerne zur Grotte Chameau. Das geht aber 2 Std bergauf und es hängen immer noch Wolken. Dann ist die Frage wie fahren wir nach Oujdia und wollen wir überhaupt dort hin? Wir beschließen morgen zur Grotte zu radeln und von hier mit dem Bus nach Al Hoceima zu fahren. So erkunden wir die Stadt mit dem Rad, finden Storchennest im Park neben der Hauptstraße und kaufen einen Fahrkarte am Busbahnhof. Um 18:30 sitzen wir im Restaurant und alle Gäste bekommen nach und nach das Essen aufgetischt. Doch gegessen wird erst nach dem Ruf des Muezzin um 18:48h. Zu mindestens die Suppe ist noch warm und der Fisch lecker.
15.5. Freitag. Von Berkane zur Grotte du Chameau und mit dem Bus nach Al Hoceïma. Ich habe so schlecht geschlafen. Mich quält Durchfall und Unruhe. Der Himmel ist immer noch grau, aber im Laufe des Tages wird es schön. Nach dem kargen Frühstück mit kaltem Kaffee und Brot und Käse geht es ohne Gepäck, das bleibt an der Rezeption, aus der Stadt raus, immer am Fluss entlang auf eine Höhe von 440m. Im Tal ist kaum Verkehr und die Steigungen gut zu fahren. Doch die Grotte ist geschlossen! Ich will dann wenigstens in Tal wandern, oder versuchen die Absperrung zu umgehen. Dafür müssen wir durch einen Bach. Uwe lässt mich alleine gehen und tatsächlich finde ich einen Trampelpfad auf der anderen Bachseite zur Grotte. Zwei junge Männer sind schon dort und gehen die Straße zur Absperrung hinaus. Ich rufe schnell Uwe an und die Leute zeigen ihm den Weg hinein. Richtig viele Wasser kommt aus dem Berg und man könnte hier baden. In die Grotte kann ich auch etwas durchs Gitter gucken.
16.4. Samstag. Al Hoceïma Radtour zum abgelegenen Strand
17.4. Ostersonntag. von Al Hoceïma nach Tazaghine. Wir fahren zum Platz Mohamed Vl. Das liegt oberhalb einer Badebucht mit großem Hotel. Der Blick auf den leeren Strand und das blaue Meer ist so einladend, dass wir beschließen runter zu fahren und zu schwimmen. Wir hätten uns gestern einige Mühen sparen können. Da ich gestern schon im Wasser war, kommt es mir schon nicht mehr so kalt vor. Die meisten Besucher haben eine weiße Brust, Schnabel und können fliegen. Leider müssen wir wieder zu Stadt hoch. Vom Markt neben der Moschee werfen wir einen letzten Blick auf die Bucht zurück, die Anwohner wohl mehr den Müll. Schade. Die ersten 6km sind die anstrengenden heute, weil steil und heiß. Das das plötzlich so warm wird! Als es endlich runter zum Meer geht und ich mich auf 10km ohne Anstiege freue werde ich fast von einem startenden Taxi umgefahren. Einen weiteren Schutzengel werde ich heute bei einer ähnlichen Situation noch brauchen. Uff! Schwein gehabt! Der Strand, den wir zur Mittagspause erreichen, ist leider wieder wenig einladend und vermüllt. Vor deinem Militärposten? Gibt es aber einen ungenutzten Verkaufsstand, der Schatten bietet. Nach Bad Brot und Apfel mache ich ein Nickerchen. Die Straße steigt leicht an und entfernt sich etwas von der Küste, die durch Lavergestein gebildet wird. Wir sehen viele Angler und Jungs die baden. Hier könnten wir auch schon unsere Etappe beenden und auf den Sonnenuntergang warten. Wir fragen erstmal bei einem Fischverkäufer nach einem Quatier. Via WhatsApp Gespräche mit Hamm in Deutschland wird für uns ein Mini Haus gefegt, es gibt aber keine Betten oder Decken und wir haben auch noch keine Lebensmittel eingekauft. So dass wir uns bedanken und weiter reden. Die Lebensmittel gibt es ein paar km weiter bei Oulad Amghar und die Aussicht auf ein Hotel und 9 oder 10km: rotes Haus mit großer Aufschrift hinter einem Kreisverkehr. Es kommt nicht nach 9, 10, 15km, ebenso taucht kein Krisel auf. Im letzten Abendlicht biegen wir nach Tazaghine ab. Jetzt sitzen alle beim Fastenessen, doch ein kleiner Laden hat geöffnet. Hier bekommen wir Abendessen und ein Notlager mit Decken im Lagerraum. Toilette, Warmes Wasser aus dem Kessel gibt es auch, und sogar WLAN. Dankbar nehmen wir an.