Veröffentlicht: 15.08.2020
Meine Vorstellung war, ich wechsel von der langweiligen Donau zur lebhaften Moldau und folge ihr im Tal. Aber aus der Nähe betrachtet, geht das gar nicht. Über viele Windungen und KM gibt es keinen Weg am Fluss und ich muss über die Berge. Da kommen dann auch schnell mal 1000 Höhenmeter zusammen. Aber die Strecke ist trotzdem ganz toll und empfehlenswert.
Ich fahre durch die grüne gepflegte Landschaft Oberösterreichs auf die europäische Wasserscheide zu. Da komme ich doch ans Schwitzen und der Akku ist schneller leer. Im Schatten der Kirche von Reichenau mache ich Mittagspause, während der Akku an der herbeigesehnten Ladestation hängt. Dann ist mit Bad Leonfelden der letzte schmucke Ort Österreichs erreicht und mit ihm der letzte Hofer.
Ich sause runter zur Moldau durch die verweiste Grenzstation und muss zu meiner Überraschung feststellen, das ich Kronen brauche. In Rozmberk finde ich einen ruhigen Camp direkt an der Vltava. Erstmals rein ins kühle Nass. Hier bin ich von Kanuten und Schlauchbootfahrern umgeben. Und bis zum schmucken Krumlov teilen wir uns das Tal, doch dann verweist mich der Radweg in die Berge. Nur für kleine Abschnitte geht es am Fluss entlang, über die Brücke und auf der anderen Seite wieder in die Höhe. 3 Tagesetappen sind es bis Prag. Über Budweis geht es vorbei am Märchenschloss Hluboka, Übernachtung im schmucklosen Tyn, Klettersteig an Felsen über der Wasserlinie, den ich leider nicht gehen kann, weil die Ausrüstung fehlt, zur Burg, die mal hoch über den Flüssen ragte und jetzt fast als Insel aus dem Stausee guckt. Hier ist die Moldau plötzlich giftig grün veralgt und gar nicht einladend. Schwimmen gehe ich erst wieder an der Staumauer Orlik. Hier staune ich, wie die kleinen Boote mit dem Schrägaufzug den enormen Höhenunterschied überwinden. Den Abschnitt von Colin bis Stechovice fahre ich im Morgennebel wieder fern der Moldau über die Höhen und verschlafenen Dörfer. Ab hier gibt es wieder einen Weg direkt an der Moldau bis zur meiner dritten Hauptstadt Prag.