Lammetun – Wie kann ein Stückchen so herrlich schön sein und trotzdem so viele schlimme Erinnerungen auslösen?

Nach einem kurzen Arbeitstag und ein bisschen Einkaufen für ältere Leute, beschloss ich, dass ich irgendwie aktiv werden musste. Zuerst konnte ich ein wenig auf einem Klavier spielen, doch das reicht auch nicht aus. Ich setzte mich ins Auto und fuhr los.

Meine Fahrt endete am Meer, am Küstenfort Lammetun. Schon auf der Fahrt war zu sehen, wie sich über den Fjord langsam Wolken bildeten, am Meer selbst war es komplett neblig, passend zum Anlass meines Besuchs und der dortigen Stimmung. Das Küstenfort wurde nämlich im zweiten Weltkrieg von Deutschland erbaut, inklusive Kanonen und Munitionslager. Es ist von der Küste aus kaum zu sehen, sticht aber ins Auge. Die Anlage ist riesig, es gibt mehrere Schützentürme, die von vielen Gängen ausgehöhlt sind.

Am Meer, nur wenige Meter von der Brandung entfernt, ist eine kleine Bank aufgestellt. Die Wellen kommen leise und bedächtig an Land, es hat etwas von Meditation. Wenn man hier sitzt, den Schären im Dunst des Nebels und der manchmal auftauchenden Sonne entgegenblickt, wird man ruhig, man fühlt sich ungestört – nur ich und das Meer. Die Stimmung wird nachdenklich, wird doch dieser Ort durch seine Vergangenheit beeinflusst.

Das Fort ist nicht ausgeschrieben, es scheint, als wollen die Norweger es vergessen und diesen Platz neu konnotieren – mit Spaß und tollen Ferien, daneben ist ein Campingplatz.

Es herrscht ein geschäftiges Treiben, immer wieder meine ich Kanonenschüsse zu hören und Soldaten auf den Hügeln herumrennen zu sehen; wie ist es möglich, dass der Krieg dieses Idyll, dieses friedliche Fleckchen Erde so einnimmt?

Der Krieg, die Vergangenheit, ist wie die Sonne, die ab und an durch den nebligen Dunst kommt und Inseln, Leuchttürme, ja gar U-Boote zum Vorschein bringt und dann wieder verschwindet und diese im Dunst verschwinden lässt. Die Vergangenheit darf eben manchmal durchscheinen.