Alaska & Yukon im Herbst: 6000km mit Grizzlies, Goldgräbern und Polarlicht
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Inside Passage von Skagway nach Haines

Veröffentlicht: 13.08.2019

13.09.2014

Um 8.00h erwache ich vom Zugsignal der alten Bahn und bin seit Langem endlich mal richtig ausgeschlafen! Unglaublich! Wir liegen dennoch bis halb 10 in den Federn, da heute bis nachmittags kein Programmpunkt absolviert werden muß. Wir laufen zum Ferry Terminal und holen uns schon die Tickets für unsere Fährfahrt nach Haines um 15.00h und gehen im Sweet Tooth Café frühstücken, als die gerade auf Lunch umstellen. Aber sie sind nett zu uns und zaubern noch schnell ein Breakfast Toast und Kaffee gibt’s ja eh.


Auf dem Gold Miner’s Cemetary, der etwas außerhalb liegt sind viele Gräber vom Ende des 19. Jahrhunderts. Deutsche, skandinavische Namen, Goldgräber und auch Soapy Smith liegen hier. Letzterer hatte es zu einigem Reichtum gebracht, indem er den Bewohnern von Skagway mit einigen Betrügereien Geld abgeluchst hatte. U.a. hat er ein „Telegraphenamt“ eröffnet, wo er Geldanweisungen annahm für die Familien der Goldschürfer. Nur kam das Geld nie bei den Familien an, sondern nur in Soapy Smith’s eigener Tasche. Sein Mörder wird anschließend als Held verehrt und sein Grab schmückt eine Stele inmitten von ansonsten bescheidenen Grabsteinen und Holzkreuzen. Erneut sind hier die meisten Gräber wieder mit kleinen Zäunen umgeben. Das hatten wir schon bei Carcross auf dem kleinen Friedhof so gesehen.


Auf dem Rückweg nach Skagway fahren wir noch schnell an einer Dredge vorbei, die hier sicher im Laufe der Saison eine Touristenattraktion ist. Einige Erklärungen sind zu sehen und drum herum gibt es offenbar sonst eine Kneipe und Schilder, doch bitte nicht in den Fluß zu steigen, der hier unbarmherzig schnell dahinrauscht und zudem auch saukalt aussieht - Lebensgefahr. 






Es ist interessant diesen Goldschürfbagger aus der Nähe anzusehen und durch das Ding durchlaufen zu können, was ja in Dawson nicht gelungen ist.


In Downtown geht’s rasch noch in eine Bäckerei, einen Keks als Mittagessen kaufen und ab mit dem Auto zur Fähre. Mit 103US$ für zwei Personen und ein Auto, ist die Fahrt von 60min kein Schnäppchen. Im Hafenbecken kullern ein paar Otter im Wasser und dann geht’s auch schon auf die Fähre. 


Das Wetter hat sich nicht wirklich verbessert und erst, als wir einige hundert Meter aus Skagway heraus sind, liegt der Ort kurz in der Sonne. 


Die Hänge der Strecke - was das nördliche Ende der Inside Passage ist - bleiben aber meist in den Wolken und kleine Wasserflugzeuge fliegen entsprechend tief an uns vorbei. 





Dann sind wir nach gut einer Stunde in Haines, wo die Wolken ebenfalls tief hängen. Wir fahren gleich nach rechts Richtung Chilkoot Lake, anstatt nach links in die Stadt. Denn am Chilkoot River, der aus dem Chilkoot Lake entspringt und dem Lutak Inlet, das die etwas breitere Fortsetzung des Flusses Richtung Fähre ist, sollten Grizzlies jetzt Lachse fangen. Aufregung!

Auf der rund 6 Meilen langen Fahrt sehen wir einige Weißkopfseeadler, aber noch keinen Bären. 


Jungtier



Am Chilkoot Lake stehen vier Schweizer beim Angeln und erzählen, dass die Bären weiter hoch sind, also in die Richtung, aus der wir gerade kommen. 



Also fahren wir aufmerksam wieder zurück, dann aber weiter ins Captain‘s Choice Motel, das sich selbst in einem Ortsprospekt mit „a touch of luxury“ beschreibt. Wir können das nun wirklich nicht feststellen. Völlig abgelatschter Teppich auf der Porch vor den Zimmern, Geländer verwittert, Stufen abgebröckelt, Farbe fehlt. Das Zimmer ist ok, aber mehr als ein normales Motelzimmer ist es auch nicht. Unter G.'s Bett liegt ein Tetrapak-Karton eines Rotweines, der auch am nächsten Tag dort verbleibt und kurz vor der Fäulnisexplosion steht.

Blick vom Captains Choice Motel

Captains Choice Motel


Es gibt eine Bakery in Haines, die gleichzeitig Thai-Restaurant ist. Das Essen ist gut, aber lizensiert sind sie nicht, also Wasser statt Bierchen. Es ist nun schon 19.00h als wir erneut die 10 Meilen Richtung Bären fahren und aufgrund des miesen Wetters ist es heute deutlich früher dämmrig, als an einem sonnigen Tag. 



Wir sehen einen jüngeren und zwei ausgewachsene Grizzlies, die im und am Fluss unterwegs sind und Lachse futtern. Wir treffen auf einen Deutschen aus Köln, der irgendwie alles ist: Pensionierter Grundschullehrer, Fotograf, Grizzly-Fachmann und Verhaltensbiologe. Jedenfalls ist der Mann zum 11. Mal in Alaska und British Columbia, um Bären zu fotografieren. Er macht das jährlich über mehrere Monate. Hat ein eigenes Auto, das er in Seattle unterstellt und dann in dem Ding wohl auch meistens wohnt. Ein Brett auf mehreren Plastikkisten, Schlafsack und das ist es. Er übernachtet hier am Fährhafen, weil die morgens um 8.00h die Toiletten öffnen. Nun ja, bei aller Liebe zur Natur, das wäre mir zu basal.

Der Chilkoot Lake mit den Wolken und der extrem glatten Oberfläche bietet jetzt dennoch ein schönes Motiv. Ab und an sieht man einen (roten) Lachs springen. Wir fahren mit ein paar dunklen Bärenbildern in der Kamera wieder zurück nach Haines und gehen schräg gegenüber in eine Kneipe, in der wir die einzigen Gäste sind. Und das am Samstag! Der Barkeeper erzählt, dass man in Alaska keine State Income Tax bezahlen muß, nur federal tax. Und alle Bewohner Alaskas, die ein Kalenderjahr hier gelebt haben, erhalten am Jahresende vom Land meist um die $1.000. Dieses Jahr wird es wohl eher das Doppelte sein!

Wir sind um 22.00h im Hotel, das kein Internet hat, außer man kauft es für 24 Stunden für 6,99$. Ich lade meine unscharfen Bärenbilder runter, dann ist Mitternacht.

Tagesstrecke: ca. 50 km


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