Veröffentlicht: 13.08.2019
12.09.2014
Es ist fast 3 Uhr, als wir frierend aber happy die Stelle oberhalb von Whitehorse verlassen. Das Polarlicht ist auch verloschen (Man sagt: Die Aurora schweigt !) und wir sind froh, als wir im Hotel sind. Nach fast 2 Stunden in der Kälte bin ich durchgefroren, bis auf die Knochen und mal wieder begeistert von meiner von Zuhause mitgebrachten Fleecedecke, die ich unter der Bettdecke auf die Eisbeine legen kann. Ich lade noch die Bilder runter und es ist nach 4 Uhr morgens, als ich endlich die Augen schließe.
Gnädig lässt uns der Wecker in Whitehorse bis 8.30h schlafen…Schräg gegenüber vom Hotel ist ein Tim Hortons, wo wir genial günstig frühstücken. Heute führt unser Weg weiter nach Süden. Bald liegt der Emerald Lake an unserer Seite und selbst heute bei bewölktem Wetter gibt es ganz schöne Farbeindrücke.
Wie muß das erst sein, wenn die Sonne scheint! Die Hänge der Berge werden täglich gelber von den Espen und bald wird sicher das Laub von den Bäumen fallen – dann dürften die Ausblicke deutlich trister sein. Man kann jetzt täglich zusehen, wie der Herbst langsam zuende geht.
Die Wolken hängen tief und bald haben wir die ersten Tropfen auf der Scheibe. Wir stoppen kurz am Carcross Desert, der „kleinsten Wüste der Welt“. Es sieht eher wie eine Dünenlandschaft aus.
Nur wenige Quadratkilometer groß, sind sie ursprünglich aus den sandigen Sedimenten eines Eiszeitsees entstanden. Der starke Wind vom Lake Bennett verhindert hier eine Ausbreitung der Vegetation. Wir bibbern etwas im Wind, machen ein paar Fotos von Gräsern und Beeren, Lupinen sowie Tannenzapfen-beladenen Bäumen, die hier der Kälte und dem Wind trotzen und sind rasch wieder unterwegs im warmen Auto.
Das Thermometer im Auto zeigt zwar 47°F Außentemperatur an (rund 8°C), aber der Wind ist schweinekalt. Gestern sind wir bei 51°F in der Sonne in Whitehorse ohne Jacke rumgelaufen. Aber nur 4°F weniger, dazu der Wind und keine Sonne – und man friert sich den Allerwertesten ab.
Kurz danach erreichen wir die Ortschaft Carcross. Benannt eigentlich nach einer Karibou-Querung (Caribou Crossing) wurde sie irgendwann von einem Missionar in Carcross abgekürzt, da es in der weiteren Umgebung zu viele Orte gleichen Namens gab und seine Post immer in den falschen Ort geliefert wurde. Heute ist es ein kleiner Ort mit gut 150 Einwohnern und Station der Whitepass-Yukon Railway.
Carcross
Carcross - alter Bahnhof
Ein schöner alter Bahnhof, gegenüber ein alter General Store mit schönen Dingen, ein gutes Visitor Center und ein kleines Café.
Der General Store in Carcross hat alles!
Am Visitor Center in Carcross
Wir treffen auf ein deutsches Ehepaar, die uns von ihrem Autounfall in Tok erzählen und die Probleme, die es machte, einen Ersatzwagen zu bekommen. Das hat 2 Tage gedauert. Sie sind aber mit einem normalen PKW unterwegs und damit auch den Top of The World Highway gefahren. Da der Mann aber ein Presseheini ist und für ein Autorennen namens Fulda-Challenge tätig ist, wird er wohl auch mit Mietwagenfirmen keine Probleme haben, sollten seine Autos Schaden nehmen, wenn er gravel roads fährt.
Carcross
Ein Kilometer hinter Carcross biegen wir links von der Straße ab zu einem alten Friedhof. Eher von den First Nations, aber auch mit Gräbern aus der Zeit der Goldschürfer. Hier liegen auch die drei Leute, die den Klondike Gold Rush auslösten. Ich finde allerdings nur das Grab von einem Tagish und bin nicht sicher, ob das das Grab von Skookum Jim Mason ist, der eigentlich Tagish hieß und mit seiner Schwester und deren Mann bei Dawson City die ersten Goldklumpen im Fluß gefunden hatte.
Wir passieren noch mehr Hügel und Berghänge, die wie mit gelbem Samt ausgelegt aussehen. Wir fahren entlang des fast endlosen Tagish Lakes, sehen Bove Island und fahren weiter, überqueren die „Grenze“ zu British Columbia mit weiteren Seen auf dem South Klondike Highway, den wir immer noch befahren.
Alle Seen sind von kräftigem Wind gepeitscht, der aus den Bergen hier runterrauscht. Die Goldsucher mußten hier durch und sind oft an den Winden auf dem Wasser gescheitert, gekentert und ertrunken.
Wir passieren eine Hängebrücke über den Yukon, die man für 18$ Eintritt überqueren kann. Der Fluß ist hier tief unten in einer Schlucht eingequetscht und prescht wild durch die Enge. Erstaunlicherweise hat ein sehr neues, sehr großes Restaurant offen. Wir sind die einzigen Gäste, die Betreiberin, eine junge Frau aus Montreal, macht uns gerne einen Kaffee und wir plauschen ein paar Minuten. Der Raum ist etliche Meter hoch, ungeheizt und so ist es hier auch nicht sehr gemütlich. Touristengruppen aus Skagway – oft von den Kreuzfahrtschiffen – machen hier wohl häufig Pause. Aber auch die Kreuzfahrtsaison geht zuende und diese Woche kommen wohl nur noch 2-3 Schiffe und Gruppen und dann ist auch hier Winterpause.
Bei Fraser erwartet uns der kanadische Zoll. Aber keiner kommt raus und wir fahren langsam weiter. Erst 27km von hier ist dann die Einreise in die USA. Wem gehört das Land dazwischen? Wir fahren nun durch dicke Nebelschwaden, sind rund 700m hoch und die Strecke steigt noch auf rund 1.000m Höhe. Der Nebel ist zeitweise so dicht, dass man nur noch 20m gucken kann.
Beinahe hätten wir Alaska nicht gesehen - vor lauter Nebel :-)
Meist aber sind es 50-80m, so dass man noch ganz gut fahren kann. Leider haben wir keinen vor uns, an dessen Lichtern wir uns orientieren können, bis uns irgendwann ein wahnsinniger LKW-Fahrer überholt, um an der nächsten Steigung zum Hindernis zu werden. Der Grenzübergang ist harmlos. Keine Frage nach Lebensmitteln oder Alkohol, nur wohin wir fahren, von wo wir kommen und von wir wir wieder nach Hause fliegen. Die Tante gibt mir aus Versehen meinen ESTA-Antrag nicht zurück, den ich immer ausgedruckt im Pass habe. Na egal. Es geht weiter in totalem Nebel, wir passieren das Schild „Welcome to Alaska“ und rollen mit 30mph bergab durch die weiße Wand. Auch in Skagway ist es nicht wesentlich besser.
Wir checken ins Westmark Inn ein und erfahren, dass das Hotel übermorgen komplett schließt bis nächstes Jahr. Es ist jetzt 15.00h und wir bummeln über den Broadway, der sich doch ziemlich verändert hat, seit dem letzten Mal vor 5 Jahren. Nun sind hier nicht nur Souvenir-Läden, sondern jeder zweite ist ein Juwelier. Es sieht aus wie in der Karibik in Häfen mit Kreuzfahrtschiffen - nur mit anderen Temperaturen.
Skagway
Skagway
Feierabend in Skagway
In der Touristinfo läuft noch immer der gute Film über den Gold Rush, den wir jetzt erneut sehen. Jetzt haben wir deutlich mehr Orte dieses Ereignisses besucht, als vor 5 Jahren.
Wir sind ziemlich müde und watscheln durch die Straße. In der Skagway Brewerie gehen wir essen und sind schon um halb sieben wieder vor der Tür. Skagway ist jetzt menschenleer, denn das Kreuzfahrtschiff ist mit seinen Gästen abgefahren und hat die paar Touristen, die nicht dazugehören und die Einheimischen hier hinterlassen. Die Läden sind folglich auch alle geschlossen und wir entschließen uns, im Hotel noch ein Bierchen zu trinken. Leider unmöglich! Denn die White Pass & Yukon Railway-Belegschaft feiert hier ihren Saisonabschluß. Niemand kann außer denen in die Bar und wir verkrümeln uns ins gemütliche Zimmer, das wir - auch wegen der Party - nicht auf normalem Wege erreichen können.
Gut, dass wir keine Koffer dabei haben…Ich bin so müde, dass ich irgendwann vor 21.00h schon in dem breiten, schönen Bett einschlafe.
Tagesstrecke: ca. 190 km