Alaska & Yukon im Herbst: 6000km mit Grizzlies, Goldgräbern und Polarlicht
Alaska & Yukon im Herbst: 6000km mit Grizzlies, Goldgräbern und Polarlicht
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Yukon Quest, Whitehorse & Aurora Borealis

Veröffentlicht: 13.08.2019

11.09.2014

Nach einem Kaffee aus der Tankstelle in Carmacks geht es um 9.30h weiter. Der Kaffee im Zimmer hätte vermutlich nach Schwefel geschmeckt. Frühstück fällt aus. 

Trotz etlicher Warnschilder sehen wir keine Hirsche. Die Wolken hängen tief und wir haben zunächst eher den Eindruck, dass es Regen gibt. Entlang des South Klondike Highway, den wir jetzt fahren, liegen nicht nur mit dem Fox Lake und dem riesigen Lake Laberge zwei sicher schöne Seen, sondern auch riesige Landstriche, die vor 20 Jahren bei Waldbränden vernichtet wurden. Von den Seen können wir nur wenig sehen und die Blicke sind mit den Wolken auch nicht so toll, wie in Reiseführern beschrieben. Es ist erneut erstaunlich, wie wenig sich nach 20 Jahren der Wald regeneriert hat. 

Die Hälfte der Waldbrände entstehen durch Blitzeinschlag, oft in weit entfernten Regionen der Wälder, so dass sie erst spät bemerkt werden, wenn sie schon tagelang schmoren und bei entsprechenden Winden richtig ausbrechen. Die restlichen Brände entstehen durch menschliche Unachtsamkeit. Der Wald braucht solche Feuer, aber natürlich ist so etwas auch eine Bedrohung von Anwohnern, die es hier vereinzelt gibt. Das Fox Lake Fire von 1998 begann Anfang Juli und man hatte es erst Wochen später als gelöscht betrachten können. Tatsächlich kokelte es noch im Permafrost weiter und entflammte im folgenden Frühjahr erneut.

Ansonsten verläuft die Fahrt eher durch unbewohntes Land.



Wir halten kurz an der Braeburn Lodge, wo ein alter Mann berühmte Zimtschnecken verkauft, die es sogar in unseren Reiseführer geschafft haben. Die Dinger sind aber so groß, dass man sie einfach nie schaffen würde und so plauschen wir mit ihm nur über den Yukon Quest, der hier direkt vor der Tür entlang führt und die Braeburn Lodge eine der offiziellen Haltepunkte ist. Der Yukon Quest International Sled Dog Race ist das härteste und schwerste Schlittenhunderennen der Welt und führt über 1.000 Meilen (1.600 km) von Whitehorse nach Fairbanks (in ungeraden Jahren von Fairbanks nach Whitehorse). 




Im Normalfall sind die Schlitten 10 bis 14 Tage unterwegs. Es konkurriert mit dem Idiradot, was das längste Schlittenhunderennen der Welt ist. Der Yukon Quest wird jährlich im Februar durchgeführt, wenn hier bis zu -30°C herrschen. Die Musher (Schlittenführer) müssen an etlichen Kontrollpunkten den Zustand ihrer Hunde prüfen lassen und können pausieren. Die Braeburn Lodge ist der erste Kontrollpunkt, rund 160km hinter Whitehorse, was normalerweise etwa 12-18 Stunden nach Abfahrt erreicht wird. Hier können die Musher Pause machen, müssen es aber nicht. Nur Dawson City ist eine Zwangsunterbrechung für die Schlitten. Hunde können an den Kontrollpunkten abgegeben werden, nie aber ersetzt werden. Maximale Beladung der Schlitten ist mit 113 Kilo erlaubt. Der Weg führt querfeldein und erinnert an die Trails zu Zeiten der Erforschung des hohen Nordens Amerikas und Kanadas, der Briefboten und Fallensteller sowie der Goldschürfer, die die schnellsten Routen zum Yukon und Klondike brauchten, und diese Region mit ihren Reisen erschlossen.

 http://www.yukonquest.info/yukonquest.shtml. 

Heute schlägt man durchaus eine Schneisen in den Wald, damit gut gefahren werden kann.


Um 14.00h erreichen wir Whitehorse. Der Himmel beginnt sich zu klären und nachdem wir im Westmark Inn in unser Zimmer gegangen sind, wird es noch schöner. Wir laufen zum Visitor Center und kriegen dort gesagt, dass der Raddampfer „Klondike“, eine der Top-Attraktionen in Whitehorse „closed for the season“ ist – und zwar schon seit dem 31.8.! 



Man wirft aber für uns rasch einen Film an, der tolle Bilder vom Yukon Territory zeigt und anschließend laufen wir in strahlendster Sonne runter zum Yukon River und können uns von Jacken und Halstüchern befreien. Der Fluss hat eine mords-Strömung und Enten haben es echt gut. Sie treiben mit der Flussströmung mit offenen Schnäbeln gegen die Fließrichtung – das ist wie ein Schlaraffenland. 




Wir laufen zur alten log church von 1901. Ebenfalls "closed for the season" seit 31.8.! Das wird langsam zum Ärgernis. Das Wetter ist toll, die Saison definitiv noch nicht seit Wochen zuende und die kanadischen Behörden schließen die Sehenswürdigkeiten nach Kalender! Im Visitor Center hat uns die Dame erklärt, dass es (eigentlich) zwischen Deutschland und Kanada eine Vereinbarung gab, die besagte, dass die Condor bis in den Oktober Touristen abliefert, wenn die kanadische Seite die Attraktionen offen lässt. Die Condor hat das erfüllt, die Kanadier aber nicht. Ziemlich blöde. 


Besondere Berühmtheit hat die Kirche durch einen ihrer Pastoren erlangt, der in Ermangelung von besserem Essen, seine Seehundfell-Stiefel in mehreren Teilen toastete und verspeiste – hierüber führte er akribische Tagebucheinträge, so dass man heute weiß, wie Sohlen oder auch Fell-Schäfte von Stiefeln schmecken.


Um die Ecke liegt der „log skyscraper“ – ein zweistöckiges Holzhaus, ebenfalls von der Jahrhundertwende, aber nicht zu begehen. 

Ich suche in Whitehorse noch nach einem Kameraladen, um ein Stativ für die erneute Nachtschicht mit möglichem Nordlicht zu erstehen, finde den Laden um 18.05h, als er bereits 5 min geschlossen hat. Wir haben nachmittags bereits einen Weg auf den Grey Mountain vor Whitehorse gefunden, der oberhalb der Stadt und weit genug weg von ihren Lichtern sein dürfte, um hier heute Nacht Posten zu beziehen.

Wir gehen erst einmal im „Burnt Toast Café“ neben dem Hotel essen, was erstaunlich gutes Essen hat – endlich mal wieder ein Salat! Dann fahren wir zu einem recht großen Wal-Mart am Stadtrand und ich kaufe mir eine Tüte Linsen, die als Stativ auf der Motorhaube dienen werden. Dazu wird Wasser aufgestockt und wir fahren zurück ins Hotel. Ich bin um 23.30h so müde, dass ich nicht wach bleiben kann und stelle den Wecker auf 0.50h und so schälen wir uns kurz vor 1 Uhr nachts aus den Federn, packen uns warm ein und fahren zum Ausguck auf den Grey Mountain. Es ist kalt und zunächst mal sehen wir nichts. Die Zeit ist sinnvoll, um erneut die Kameraeinstellungen zu finden, die gute Nachtaufnahmen ermöglichen. Der Mond ist leider sehr hell und hat einen gigantischen Hof. Bei Blende 3,2, ISO1600 und Live Bulb scheint mir das am besten zu funktionieren. Die Kamera zeigt mir nach einer von mir vorgegebenen Belichtungszeit im Display das bis dahin „entwickelte“ Bild, so dass ich entscheiden kann, weiter zu belichten oder zu beenden.Und dann sehen wir doch noch etwas! 



Es ist etwa 1.45h als wir schwache senkrechte Lichtreflexe in leuchtendem Grün direkt vor uns sehen. Das ist zwar nicht der Nordhimmel, sondern eher Westen, aber trotz der Helligkeit des Mondes wird es ein tolles Schauspiel. 


Fotos entstehen, davon viele unbrauchbar, aber es ist eine geniale „Show“ und es ist irre zu sehen, dass der Kamerasensor mehr sieht, als das menschliche Auge. Immer mal wieder ist das Nordlicht weg, dann kommt es wieder. Endlich hat sich das Warten und Frieren mal gelohnt.

Tagesstrecke: 180 km

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