Alaska & Yukon im Herbst: 6000km mit Grizzlies, Goldgräbern und Polarlicht
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Klondike Highway: Von Dawson nach Carmacks

Veröffentlicht: 14.08.2019

10.09.2014

Morgens in Dawson: Bedeckter Himmel und +4°C – quasi sommerlich und das Auto ist eisfrei! 

Kaffee aufm Zimmer und eine Banane aus der Hand und ab geht’s. Müde sind wir, da letzte Nacht dann doch erst um 2.30h Licht aus war, nachdem Bilder gesichtet und Tagebuch geschrieben war. Wir tanken wieder voll und fahren zum Dänojà Zho Haus, was ein Museum und Kulturzentrum der hier ansässigen First Nation ist. Eine kurzweilige Führung einer jungen Frau und ein anschließender Film liefern gute Informationen. 




Wie überall, ist man auch hier mit den First Nation über viele Jahre unglaublich brutal umgegangen. Seit mehr als 10.000 Jahren lebt der Stamm hier und die christlichen Missionare haben auch hier nicht nur Gutes getan. Kinder wurden aus dem Gebiet in Schulen nach Whitehorse verschickt, blieben dort aber Außenseiter. Sie wurden von ihren Geschwistern getrennt und kehrten später als Fremde zu ihrem Stamm zurück. Bis in die 1960er Jahre gab es in Kanada ein Gesetz, nachdem das Brauchtum aller Stämme, wie Singen, Tanzen etc., schlichtweg untersagte. Lieder, Texte und Sitten gingen irgendwann in Teilen oder ganz verloren, da die Stämme keine Schriftsprachen zur Übermittlung ihres geistigen Erbes pflegten. Erst Trudeau hat den First Nation zu mehr Rechten verholfen. U.a. zum Recht am eigenen Land. Bis 1951 galten die indigenen Stämme Kanadas nicht einmal als Menschen, sondern wurden wie Dinge klassifiziert. Natürlich gab es weder Wahlrecht noch Anwesenheit in irgendwelchen Regierungen. Das änderte sich erst Ende der 1970er Jahre!

Wir hören viel über Nutzung von Naturmaterialien, Tieren und dass letztere nur gejagt wurden, um sie in jedweder Form zu nutzen. Nicht nur als Nahrung, sondern auch in sämtlichen Bestandteilen für alle möglichen Zwecke. Trophäen waren erlegte Tiere nie, ebenso, wie die Jagd nie als Sport betrachtet wurde und wird. Insbesondere Bären gilt hoher Respekt, die im höchsten Fall nur erlegt werden, wenn man aus ihnen dringend benötigte Medizin gewinnen kann, um einen Menschen zu retten. Bären betrachtet man als menschenähnlich, da sie, wenn man Fell und Fleisch entfernt hat ein menschenähnliches Skelett widergeben.


Der Stamm, der hier in Dawson immer Zuhause war, hat aber die Stadt vor längerer Zeit verlassen. Man hatte ihnen die Siedlung in der Mitte des Ortes Dawson angeboten, dort, wo jahrelang der Henker Menschen hingerichtet hatte. Da dies nicht akzeptabel war und die First Nation ihre Unterlegenheit einsahen, sind sie ihrem Chief Isaac auf die andere Uferseite des Yukon River nach Moosehide gefolgt, was rund 2 Meilen flußaufwärts liegt. Heute leben dort aber wohl keine Stammesleute mehr dauerhaft. Aber der Ort wird für Festivitäten und zur Pflege von Brauchtum genutzt.

Erstaunlich ist, dass in der Schule in Dawson City alle – auch die weißen Kinder – die Sprache des hiesigen Stammes lernen müssen. Rund 700 Menschen des Stammes leben aktuell in und um Dawson City, was also rund 50% der Gesamtbevölkerung ausmacht.

Wir sehen, wie man früher Fische aus dem Yukon gefangen hat. Mit einem Fish-Wheel. Eine Art Korb-Rad, das durch den Fluss selbst gedreht wurde und die gegen die Strömung gerichteten Körbe einfach Fische „aufsammelte“ und – sobald der Korb sich aus dem Wasser drehte und umkippte – die Fracht in seitlich angebrachte Auffangbecken gab. Hieraus mußte man nur noch die Fische mit Keschern holen und hatte frischen Fisch. Insbesondere King Salmon wurden hier in großer Zahl früher gefangen. Heute ist deren Fang untersagt, weil die Fische bedroht sind.

Es ist schon 12.00h, als wir hier wieder aufbrechen. Schnell nen Kaffee an der Tankstelle holen, zur Post, um Briefmarken zu kaufen und in einem Souvenirshop noch schnell einen Schal und ein paar Postkarten gekauft und ab geht’s in einen neuen Tag. Wir halten kurz auf halber Höhe des „The Dome“ und nun sieht man bei Tageslicht auch die Region der Goldschürferei auf der anderen Seite. Was für ein Flurschaden!

Goldschürf-Gebiet bei Dawson

Da in Carmacks, unserem heutigen Ziel, absolut nichts los sein wird, haben wir auch keine Eile. Wir stoppen um halb drei an der Moosecreek Lodge, die nicht ansatzweise wie eine Lodge aussieht. Draußen steht ein Schrottauto (vielleicht ist es das gar nicht?) mit Elchschaufeln als Deko auf dem Kühler. Und wir sehen hier die hochbeinigen Lagerhäuser, die man für Lebensmittel insbesondere im Winter nutzt, oder genutzt hat. 




Die Holzbude ist gleichzeitig ein kleines Restaurant wie Souvenirshop. Dahinter versammeln sich ein paar Holzhütten, die man mieten kann. Eine unfreundliche franco-Kanadierin verkauft uns einen Kaffee und mir ein blueberry tarte und wir sind nach 20min wieder unterwegs.


Auf der Strecke läuft häufig der Yukon River neben uns, in vielen Windungen und streckenweise unglaublicher Breite. Inseln, Kurven und dann ist er wieder verschwunden. Bei Miso fahren wir kurz ab auf einen verlassenen Campingplatz und finden ausnahmsweise mal akzeptable Toiletten, was auf der kanadischen Hälfte unseres Trips echte Ausnahmen bleiben. Ein schöner Blick auf den schnellen Yukon River, kurze Futterpause und weiter geht es im Sonnenschein Richtung Carmacks.

Yukon River bei Dawson




Die Five-Finger-Rapids liegen kurz vor unserem Tagesziel. Hier an dieser extremen Kurve des Yukon River haben viele der Goldgräber ihr Hab und Gut – und manche auch ihr Leben – verloren. Eine enge Kurve mit mehreren Felsen im Fluss stellen höchste Ansprüche an die Bootsführer. Raddampfer verwendeten an Land befestigte Stahlseile und Winden, um diese Stromschnellen heil zu überwinden.

Five Finger Rapids

Stromschnellen

30 Kilometer weiter erreichen wir Carmacks, was eine Ansammlung von 5 Häusern um eine Tankstelle entlang des Klondike Highway ist. Die Tankstelle ist gleichzeitig der General Store, der quasi alles zu haben scheint. Von Kopfschmerztabletten über Fleisch bis zu Gummistiefeln und Angelausrüstung, Tiefkühlkost und Kinderspielzeug. 

Die Tankstelle von Carmacks

Nebenan liegt das Goldpanner Restaurant, das sehr einfach ist. Aber nach einem Tag mit einer Banane, einer Paprika und einem Schokoriegel schneiden Burger und Fritten tatsächlich gut ab. Dazu zwei Bier und ab ins Zimmer.

Das Hotel ist sehr merkwürdig und die dazugehörige Bar sieht aus wie der Vorhof zu einem Puff. Das Hotel besteht aus einem Motel-Trakt und einigen Hütten, die näher am Fluß stehen. 



Im Hotel ist das Internet für 1 Stunde kostenlos, danach kostet es 5 CAD bzw. 10 CAD für schnelles Internet. Das Wasser riecht und schmeckt extrem nach Schwefel, was man auch den Armaturen ansieht. Also Flaschenwasser zum Zähneputzen mitbringen! Während das Goldpanner Restaurant um 21.00h schließt, hat die Bar vom Hotel bis 2 Uhr morgens auf. Aber es bleibt glücklicherweise ruhig.

Tagesstrecke: ca. 360 km

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