Alaska & Yukon im Herbst: 6000km mit Grizzlies, Goldgräbern und Polarlicht
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Dempster Highway, Goldrush - und nur noch 200km bis zum Polarkreis

Veröffentlicht: 14.08.2019

09.09.2014 / Dawson

Wir konnten durchschlafen – es gab (leider) keinen Anruf wegen einer sichtbaren Aurora. Vielleicht haben die uns auch einfach vergessen anzurufen? Nach den davorliegenden zwei oder drei Nächten mit wenig Schlaf wg. der Nordlicht-Pirsch, ist das Aufstehen um 8.00h trotzdem schwer, denn es ist ja gefühlt erst 7.00h, weil wir in einer anderen Zeitzone sind. Das Hotelrestaurant ist groß und leer, als wir um 8.45h dort zu einem kurzen Frühstück auflaufen. Buffet für CAD 16 (11 EUR) oder á la carte. Ich entscheide mich nur für ein hot oatmeal für 6 CAD. Wir beobachten eine Gruppe Amerikaner beim Einsteigen in ihren eigenen Tourbus von Holland Amerika Lines. Die werden jeder mit Metalldetektoren gescannt. Das ist bestimmt eine Gruppe, die seit Tagen zusammen reist, immer auch mit diesem Bus – was für ein Blödsinn?! Als ob die plötzlich zu Terroristen mutieren. Aber das ist sicher eine Einheitsvorschrift der Amerikaner.

Das Wetter ist kalt und zunächst etwas bedeckt. Die paar Pflanzen im Hof des Hotels sind unter Raureif erstarrt. Aber es klärt sich auf und wir fahren bei -3°C mit dem freigekratzen Auto bald Richtung Dempster Highway.  

Der Blick über den Yukon River heute ist bei Sonnenschein wirklich herrlich. Also los.


Wir möchten auf dem Dempster Highway bis Tombstone fahren, wo ein Visitor Center ist. Die Landschaft entlang des Highways muß toll sein, weil sie streckenweise auch nie vergletschert war, also wirklich Ur-Landschaft geblieben ist, die nicht mal irgendwann unter 200m Eis lag. Gut 700km ist der Highway lang, der in den North West Territories in dem Ort Inuvik, ein gutes Stück nördlich des Polarkreises entfernt, endet. Wir sind hier auch nur noch 200km vom Polarkreis unterwegs.

Rund 40km von Dawson liegt die Abfahrt auf den nicht asphaltierten Dempster Highway (Highway 5). Erst Ende der 70er Jahre wurde er eröffnet und folgt im Wesentlichen einem Schlittenhundeweg der Inuit. Im Winter werden die zwei (dann zugefrorenen) Flüsse weiter nördlich per Auto überquert, bis dahin pendelt eine Fähre. Nur zu Beginn der Frostperiode und in der Tauzeit ist hier kein Durchkommen und der Dempster Highway dort geschlossen. Das liegt aber weit weg von dort, wo wir heute hinwollen. Unser Ziel ist nur rund 80km vom Anfang des Dempster Highway entfernt.

Ein Schild sagt uns, dass die nächste Tankstelle 370km entfernt ist. Wir haben aber in Dawson aufgetankt für 1,58 CAD pro Liter (ca. 1,12 EUR/Liter). Das ist gemessen an den Preisen in den USA ganz schön teuer, da somit eine Gallone um die 6 CAD kostet, was etwa US$ 5,36 entspricht.


Die Strecke ist gut befahrbar. Es gibt Spurrinnen und Löcher, aber dennoch geht es recht gut und ist besser, als das Stück zwischen Chicken und Boundary gestern. Die Gegend ähnelt streckenweise echter Mondlandschaft. Blaue, fast kreisrunde Seen liegen neben der Straße zu Füßen der schroffen Berge links und rechts. Die Blattfärbung ist wieder traumhaft. Black spruce, die dünnen Tannen, die immer fast verkümmert aussehen, stehen zwischen Millionen gelber Birken. Der Himmel ist blau und neben uns verläuft anfänglich der Klondike River.


Ein etwas vereister See


Nach 73 Kilometern erreichen wir das Visitor Center in Tombstone und erfahren, dass sogar in diesem Bereich, was ein „teritorrial park“ ist, gejagt werden darf. 20.000-30.000 kanadische Dollar zahlen auswärtige Jäger für das Erlegen eines Elchs. Hiesige brauchen nur eine Jagdlizenz. Die auswärtigen Jäger brauchen aber einen Guide und müssen die Abschußprämie berappen. Das Fleisch der geschossenen Tiere wird an Bedürftige verteilt. Der Jäger kann das Geweih als Trophäe behalten. Wie auch schon gestern stehen auch hier in praktisch jeder Parkbucht Pickups, teilweise mit Kühlanhängern bzw. Ladeflächen. Letztere dienen meist zum Transport von Quads, mit denen die Jäger tiefer in die Wälder kommen und nicht stundenrund wandern müssen. Das Visitor Center ist liebevoll gemacht und auch hier wird bald geschlossen.


Wir fahren noch 4km weiter und haben einen schönen Blick auf den rund 35km entfernt liegenden Tombstone Mountain, der eine auffallend zackige Form hat. Weitere 6km bleiben ohne Sichtung von Dall Sheep oder Karibus, wenngleich hier eine kleinere Herde davon leben soll. Eine riesige Herde von 150.000 Karibus lebt irgendwo nördlich entlang des Highways. Sicher auch wegen der Jäger haben die sich deutlich von dieser Straße verkrümelt. Die Landschaft hier ist sog. Arktische Tundra, mit niedrigen Büschen und vereinzelten Tannen. Wir fahren praktisch die ganze Zeit durch ein riesig breites Tal. Ein Biberbau in einem mit leichtem Eis bedeckten Teich liegt neben der Straße.


Der weitere Straßenverlauf scheint hinter dem Visitor Center dann doch etwas grober zu sein. Nun ja, wir wollten ja eh hier umdrehen.


Dempster Highway

Wir fahren zurück Richtung Dawson und biegen vor der Stadt zum Bonanza Creek ab. Früher hieß das hier Rabbit Creek und dies ist der Ort, wo drei Gestalten 1896 den ersten Nugget im Klondike River fanden, der den sog. Klondike Goldrush auslöste. 

Bonanza Creek

In den ersten 3 Jahren wurde hier Gold im Wert von 29 Millionen kanadischer Dollar gefördert, was nach heutigem Wert ein Vielfaches davon ist. Dawson hatte damals einen Boom auch an Einwohnern erlebt und zeitweise waren hier 30.000 Menschen ansässig. 

Heute ist Dawson City mit gut 1.300 Einwohnern immer noch die zweitgrößte Stadt des Yukon. Der größte Teil der 75.000 Einwohner des Yukon (dies entspricht rund 27.000 Menschen) leben in Whitehorse. Der Yukon hat etwa 35% mehr Fläche als die gesamte Bundesrepublik Deutschland, in der über 80 Mio Menschen leben.

Am Bonanza Creek und auch auf der anderen Seite des Klondike Highway sind auch heute etliche Goldminen und seit über 100 Jahren wird hier geschürft. Früher hat man hierfür sog. „Dredges“- Schwimmbagger - benutzt. Goldgrabungsmaschinen, die sich schneckenartig vorwärts bewegten und mit riesigen Schaufeln Steine förderten, diese nach Steinen und Gold trennten. Eine der größten Dredges ist die Dredge No. 4, die nun als historisches Monument am Ende ihrer Grabungsstätte zu besichtigen ist (leider nicht mehr für uns, wir sind zu spät). 23 Kilo Gold hat das Ding in guten Zeiten pro Woche gefördert. Dazu hat man aber natürlich Unmengen nutzloses Gestein ausgegraben, die wie endlose Würste neben allen Wegen in diesem Gebiet liegen. Hier sind oder waren also viele Dredges im Einsatz.

Dredge No. 4


Im Innern der Dredge

Claim 33 liegt an der Strecke zurück zur Straße. Die Dame, die dort so etwas wie einen Souvenirladen inmitten von originalen Goldgräberhütten betreibt, zeigt uns Nuggets und erklärt uns, dass das gefundene Gold nie rein ist. Sowas gewinnt man nur, wenn man das Gold schmilzt und die unerwünschten Bestandteile dabei herauslöst. So sehen die Nuggets, die sie dort verkauft auch eher stumpf aus, sind aber alle hier gefunden.



Zurück in Dawson besuchen wir den General Store, kaufen ein paar Sachen zum Essen und sehen noch mehr schiefe Häuser in den Straßen. Grund ist der Permafrostboden, der im Sommer immer auftaut. Die Holzhäuser haben kein stabiles Fundament und sacken also im Laufe der Jahre/Jahrzehnte in sich zusammen. Sieht ein bißchen wie eine Filmkulisse aus. 



Wir gehen dann kurz etwas in einem ungeheizten Restaurant essen. Solange die untergehende Sonne reinscheint, ist es gut, aber als die hinter den gegenüberliegenden Hügeln versinkt, sitzt man besser mit Jacke dort. Ist eben auch alles end of season und man will wohl keine Heizkosten mehr haben…

Nach einem kurzen Stopp im Hotel laufen wir zu Diamond Tooth Gerties, einer echten Institution in Dawson. Showsalon, Kneipe, Diner und Spielcasino in einem. Pro Abend gibt es drei Shows. Der Eintritt kostet 10$, aber wir haben heute morgen beim Frühstück von einem Kellner zwei Eintrittskarten geschenkt bekommen. Die erste Show um 20.30h ist eine Cancan-Show. 



Nett gemacht, 30 min und man sitzt an runden Tischen vor der Bühne. Die zweite Show, eine Stunde nach der ersten, machen wir auch noch mit. Sie ist etwas anders, als die erste. Hinter uns wird an Blackjack-Tischen gezockt, neben uns an einem langen Bartresen gezecht. Um kurz vor 23.00h trollen wir uns ins Hotel, packen uns warm ein und fahren auf den Hausberg „The Dome“. Er ist knapp 900 m hoch und wir hoffen, hier oben heute Nordlicht zu sehen. Der Weg ist stockfinster und oben auf der Kuppe pfeift ein sagenhafter Wind, so dass das Auto wackelt. Nordlicht sehen wir nicht. Ich fummel ein bißchen an meiner Kamera herum, um eine gute Nachtaufnahme von Dawson hinzubekommen, was dann auch gelingt. Guter Blick auf die Lichter der Stadt und den Yukon River. 

Dawson und der Yukon River bei Nacht

Kurz vor 1 sind wir im Hotel. Mein Husten, den ich seit Homer habe, plagt mich weiterhin und nervt. Also wieder Hustenblocker und hoffen, dass ich nicht G. die ganze Nacht nerve.

Tagesstrecke: ca. 300km 

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