Neuseeland: 8000km solo durch das schönste Ende der Welt
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Tag 9 - Swamp Kauri & ein Strandspaziergang

Veröffentlicht: 07.08.2019

23.12.2014

Während ich mit der Vermieterin plausche, geht der Rauchmelder richtig los. Prima - so mußte ich nicht erst erklären, was das Ding macht. Chris, der Gatte, legt seine zwei Krücken beiseite und steigt auf eine alte Bierkiste, um das Ding abzudrehen und eine neue Batterie einzusetzen. Zunächst ist danach Ruhe. Die Vermieter sind ein älteres Ehepaar, er ist Holländer und lebt seit über 60 Jahren hier. Die beiden sind mindestens Ende 70.

Nach meinem Frühstück gehe ich runter zum Strand. Es ist Flut und Laufen ist völlig unmöglich, weil das einzige begehbare Stück Strand das von den Autoreifen zerfurchte ist und man nur in die Rillen torkelt. Total nervig und nach einer Viertelstunde habe ich die Nase voll und setze mich hin, um die paar Surfer zu beobachten. 

Es ist bedeckt und sieht nicht danach aus, als ob sich das noch ändern wird. Es ist ungemütlich und so entscheide ich mich für etwas Arbeit - Tagebuch schreiben und Schreibfehler in demselben ausmerzen. Die mobile Tastatur ist etwas eigenwillig und schreibt gerne Buchstaben zwei- bis dreifach und oft habe ich beim Schreiben keine Lust, auch das noch alles zu korrigieren. Nun gibt es eine komplette Überarbeitung auf der Terrasse, während Chris auf einem Bein versucht, den riesigen Grill zu reparieren, denn Weihnachten gibt es hier ein Barbecue.

Auf Empfehlung von Chris fahre ich auf das andere Ende der Bucht von Ahipara, wo am Strand so einige kleine Unterkünfte stehen, die eindeutig auch toll liegen, direkt am Strand. 

Bucht von Ahipara

Mein Ziel ist aber ein Haus oberhalb des Strandes, unschwer erkennbar aufgrund der irischen Flagge im Garten, die an einem aus mehreren Besenstielen zusammengefügten Flaggenmast schief im Wind hängt.

Der alte Zausel, der hier lebt und den alle nur "Irish" nennen, ist - wie könnte es anders sein: Ire. Schätzungsweise 70 Jahre alt (oder sein Leben läßt ihn älter aussehen) und hat eine bewegte Vergangenheit. Er hat in Erlangen eine Kneipe gehabt, hat in Indonesien und Japan gelebt, ist ein Golf-Professional und vor gut 20 Jahren hier in Neuseeland, an diesen Traumfleckchen hängengeblieben. Hat sich das Grundstück gekauft, irgenwann das alte Haus abgerissen, neu gebaut und hat vor 9 Jahren mit dem Bearbeiten von Swamp Kauri Holz angefangen.

"Irish" mit einem Klotz Swamp Kauri

Vor zig-tausen Jahren gab es insbesondere in dieser Gegend Kauri-Wälder riesigen Ausmaßes. Wodurch diese versunken sind, ist nicht genau geklärt. Es gibt mehrere Theorien. Fakt ist, dass tausende dieser Bäume unter etlichen Metern sumpfiger Erde begraben liegen. Auch die Gumdiggers, die nur nach dem Harz der Bäume suchten, haben sich ja durch diese Sümpfe gebuddelt. Die Erde auf der Halbinsel hier oben hat eine chemisch besondere Zusammensetzung, die extrem gut konserviert. Der Mann erzählt mir, dass das Holz bis praktisch heute noch eher Abfall ist, weil es die Leute, die das Land urbar machen wollen, eher nur stört, weil es zu Hügeln führt, unter denen dann jede Menge dieser alten Baumstämme liegen. Die Konservierung ist so gut, dass selbst Blätter noch grün sind, wenn man erstmals die Erde beiseite schafft. Innerhalb von 2, 3 Minuten werden sie braun, matschig und welk. Da kann man den Prozess von Jahren innerhalb von Minuten sehen. Er kriegt das Holz in größeren Stücken, die er dann in seinem Schuppen erst einmal lagert. Das Holz muss bis zu einem Jahr getrocknet werden, um es besser verarbeiten zu können. Das Holz im Inneren des Stammes ist das bessere, schönere. 


Von seiner Werkstatt aus kommen wir in sein Wohnhaus - ein Traum. Eigentlich ein einfaches Haus, aber mit offenem Grundriß und einer Terrasse oberhalb der Bucht von Ahipara und dem 90-Mile Beach. Links liegt der grüne Hügel, vor einem das Meer und der endlose Strand. Sein Küchentresen ist ebenso wie das Bett im Gästezimmer Display-Fläche seiner wunderschönen Schüsseln, Teller und Schälchen, Untersetzer etc. - alles aus Kauri- und Swamp Kauri-Holz. Alles ist erstaunlich leicht und so entscheide ich mich für eine größere Schale aus Swamp-Kauri und einer kleinen Schüssel aus Kauri-Holz. Freu mich! Mein Weihnachtsgeschenk für mich!


Das Wetter ist jetzt etwas freundlicher geworden und ich genieße kurz darauf den tollen Blick auf die Bucht nach Norden. Fahre zurück in meine Bleibe, raffe meine Kameras und gehe auf den Strand, der jetzt bei Ebbe sicher mindestens 50-80 m breit ist. Kleine Priele sind zu sehen und ich laufe mal nach Norden. Mehrere geöffnete große Seeigel liegen beieinander, an anderer Stelle lauter gleich aussehende weiße Muscheln, die alle geöffnet sind. Kaum Leute unterwegs, wenn dann mit Pickups oder Motorrädern und Quads.  Mit einiger Häme verfolge ich, dass sich mehrere Autos in dem Sand festfahren und das Freibekommen ein ziemlicher Akt ist. Selbst das Schleppfahrzeug fährt sich fest - ein für mich herrliches Schauspiel ;-). 





Ich hatte ja auch vorgehabt mit einem Quad zu fahren, aber irgendwie ist mir das jetzt doch zu fremd, hier diesen tollen Strand mit so einem Ungetüm zu zerflügen. Zwei Stunden gehe ich kreuz und quer auf dem Strand, meist in gebückter Haltung, um irgendwelche Muscheln anzusehen oder zu fotografieren. Es ist dann schon 18.00h, als ich zurück bin.




Heute gibt es Salat und nen Brötchen. Ich lade meine Bilder hoch und bin gegen 22.00h im Bett, versuche noch die HeuteShow in der Mediathek zu sehen, und schlafe darüber ein. Leider nerven einige Mücken. Dafür kein Rauchmelder mehr. Nachdem der um halb sieben heute Abend nochmal Feueralarm gegeben hat, hat die gute Seele, die hier neben mir wohnt und hier wohl sowas wie die Putz- und Hausdame ist, das Teil kurzerhand abgeschraubt und fertig.

Tageskilometer: 10km

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