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Fühlt sich an wie Alltag, nur besser

Veröffentlicht: 13.06.2023

So, ich melde mich auch mal wieder zurück...

Nun bin ich schon 9 Tage in Cartagena und habe mein Herz schon jetzt ein bisschen an Kolumbien verloren.

Bei der Einreise hat alles super easy geklappt (ein Hoch auf den Deutschen Reisepass :D) und ich wurde sehr herzlich und mit offenen Armen von meinem "Herbergsvater" José empfangen. Ich habe hier mein eigenes Zimmer und Bad und -haltet euch fest- eine Klimaanlage. Für Backpackerverhältnisse also der pure Luxus. Das Häuschen an sich hat den ganz typischen kolumbianischen Flair und damit es authentisch bleibt sind natürlich auch Löcher in der Decke, Ameisenpartys in der Küche und bei heftigen Regenfällen stehen kleine Seen im Wohnzimmer. Aber offensichtlich gehört sich das hier einfach dazu. :D Es war schön, mal meine Tasche auspacken zu können und an einem Ort richtig anzukommen. Natürlich ist das Reisen super schön und aufregend und die Zeit in Panama und Costa Rica war atmenberaubend, aber man darf auch nicht vergessen, dass das ständige Ein-und Auspacken, Weiterziehen, Organisieren und nach allen zwei Tagen neu Orientieren auch echt anstrengend sein kann. Natürlich postiv anstrengend, aber das Reisen hat halt auch teilweise seine Schattenseiten und es ist nicht immer nur das, was man auf Instagram und Co. glänzen sieht. Aber wie dem auch sei, ich war absolut ready für 4 Wochen "Zuhausefühlen" und die zuvor organisierte Freiwilligenarbeit. Meine erste Arbeitswoche in der Fundación, namens Granitos De Paz, habe ich (zumindest größtenteils) erfolgreich gemeistert. Zwar wurde ich anfangs erstmal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, da nicht alles so war, wie zuvor von der Organisation übermittelt, aber ich habe mich schnell mit allen Gegebenheiten arrangieren können. Zur Zeit sind noch zwei andere Mädels aus Deutschland hier, die mich die ersten Tage glücklicherweise an die Hand genommen und mir alles gezeigt haben. Sonst wäre ich echt aufgeschmissen gewesen. Es konnte ja aber nun auch keiner ahnen, dass nicht mal die Uber-Fahrer aufgrund der kritischen Lage zur Fundación fahren wollen und ständig die Reservierungen canceln. Irgendwie kommt man zwar immer (na gut, meistens) dorthin und wird dann mit offenen Armen von den Kindern erwartet, aber es ist schon eine andere Welt. (Kleine Memo an Mama: Keine Sorge bei der Fundación an sich, bin ich sicher :D) Letztendlich besteht meine Aufgabe dann darin, der Lehrerin beim Unterrichten zu helfen und die lernschwächeren Kinder zu unterstützen. Letztendlich befinden sich nämlich Kiddies zwischen 5-15 Jahren in der Klasse, die völlig unterschiedliche Lernstufen haben. Erstaunlich, dass die Lehrerin das jeden Tag meistert. Da wird dann mal ein bisschen Mathe, mal ein bisschen Spanisch oder auch Englisch unterrichtet, alles durcheinander. Aber da das noch nicht genug ist, fangen die Senioren hinter der Rolltrennwand aus Pappe auch zwischendurch Mal an, Salsa zu tanzen oder zu singen. Schön, diese unendliche Lebensfreude zu sehen. Schlecht, wenn man eigentlich gerade mit den Kindern ein Diktat schreiben will. Apropos Diktat, ich kann euch sagen, dass die Kleinen echt ganz schön streng mit mir sind und ich sofort Contra bekomme, wenn ich Wörter falsch ausspreche. Manchmal frage ich mich wirklich, wer hier wen unterrichtet. Das Spanischsprechen zwingt mich wirklich dazu, meine Komfortzone zu verlassen. Aber dadurch, dass hier wirklich keiner Englisch spricht, bin ich einfach dazu gezwungen, es schnellmöglich zu lernen. Und wenn mir die Ohren mal zu sehr klingeln, wird halt einfach Salsa getanzt. Geht mit 2 Cocktails im Kopf auf jeden Fall leichter als Spanisch lernen. :D Die Mentalität der Menschen hier ist grundsätzlich super offen und herzlich. Alle sitzen zusammen, es ist bunt, es ist laut, es wird getanzt und gefeiert. Ich dachte immer, das sei ein Klischee, aber es ist halt tatsächlich so. Und da steht man als eigentlich eher reservierte Deutsche plötzlich inmitten einer Salsaparty und wird durch die Gegend geschleudert. Wild.

Es lässt sich hier bei 30 Grad und Karibik in der Luft also echt aushalten. Gibt schon Schlimmeres als seinen Feierabend am Strand, im buten Café oder in einer Cocktailbar zu verbringen. Trotzdem bin ich aber auch echt froh, durch die Arbeit auch mal die andere Seite von Kolumbien zu sehen. Wenn man in Deutschland aufwächst, hat man schon wirklich sehr sehr viele Privilegien, die man ganz oft gar nicht mehr zu schätzen weiß - bei der Bildung angefangen. Erinnert ihr Euch noch dran, wie jedes Schulfach eine eigene Farbe und alles seine Ordnung hatte? Hier kommen die Kinder mit einem Heft und einem Stift zur Schule, sofern sie denn überhaupt kommen. Also meine Perfektionistin in mir habe ich nun vorerst definitiv begraben. Aber es muss auch nicht immer alles zu 100 % perfekt sein, hauptsache man macht das Beste draus. Auch, wenn ich es sehr begrüßen würde, wenn Tabellen in Zunkunft mit Lineal gezeichnet werden, aber gut. :D

So, ich könnte Stunden erzählen, aber denn reicht auch.

Kleiner Spoiler für den nächsten Beitrag: Gefühlt muss ich hier stets und ständig mit neuen Herausforderungen kämpfen... Leider hat sich der Zustand meines Stammzellenempfängers (Ich spendete letztes Jahr im April über die DKMS) wieder verschlechtert, sodass eine erneute Spende notwendig ist. Und natürlich stehen meine Weltreise bzw. meine Belange nicht im Verhältnis zu einem Leben. Also werde ich wahrscheinlich noch im Juni nach Chile fliegen müssen, um dort erneut zu spenden. Das wird ja auch wieder spannend. Challenge excepted.

Und damit noch nicht genug, bei meiner kleinen Schwester Nadine gab es, sagen wir, ein paar kleine Komplikationen bei der weiteren Planung. Da Schwestern aber immer zusammenhalten und ein Abbruch der Reise nicht zur Debatte steht, fliegt sie am Wochenende kurzerhand vorzeitig zu mir nach Kolumbien, sortiert sich neu, bekommt einen kleinen Motivationsarschtritt von mir und wir ziehen nach Beendigung meines Freiwilligenprojekts gemeinsam weiter. Ich freue mich mega, dass schon in ein paar Tagen ein Stück Familie bei mir sein wird. Spontane Planänderungen können zwar echt nervenaufreibend, aber auch eine Bereicherung sein. Wir wuppen das.

Grüße gehen um die Welt.

Antworten (6)

Nadine
❤️❤️❤️!

Nina
❤️😍✌🏾

Tanja
❤️🥰

Tobias
Sieht echt wundervoll aus bei dir. Da bekommt man hier bei jedem neuen Bericht etwas mehr Fernweh.😊

EmCeHA
❤️😁 auf den double trouble in ein paar Tagen! Liebe Grüße an deine Schwester!

Henry
Küchenparty! Geieel!

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