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Flexibel bleiben...

Veröffentlicht: 26.06.2023

Puh, wo fange ich an?! Vielleicht greife ich gleich mal den Spoiler vom letzten Beitrag auf, da in einigen Punkten tatsächlich ziemlich einschneidende Umplanungen stattfinden mussten. Also, holt euch Popcorn und lest diese Shitshow (mit Happy End). Meine Schwester Nadine war tatsächlich so mutig und ist trotz einiger unvorhergesehener Planänderungen nicht zurück nach Deutschland geflogen, sondern hat sich alleine auf den Weg zu mir nach Kolumbien gemacht. Ich bin stolz auf dich, min Lüdde (sie hasst es, wenn ich das sage :D)! Verrückt, da hält man die kleine Schwester auf einmal am anderen Ende der Welt im Arm. So ein schönes Gefühl ein Stück Familie bei sich zu haben. Und da mein Zimmer bei José auch für Zwei groß genug ist, war die Organisation zumindest logistisch (vom mentalen Stress mal abgesehen) erstmal gar nicht weiter dramatisch und alles schien wieder in die richtige Richtung zu laufen. Dachten wir zumindest, denn da war ja noch die Stammenzellenspende für die DKMS… Natürlich forderte das Reiseschicksal uns wieder einmal heraus, sodass ich bereits einige Tage nach Nadines Ankunft unvorhergesehen nach Chile reisen musste/durfte/wollte - wie auch immer man es nennen mag. Da zuvor natürlich noch ein paar Gesundheitschecks gemacht und ausgewertet werden müssen und die Grenzbeamten mich nicht zwei Mal innerhalb von kurzer Zeit aus Kolumbien (sogenanntes rotes Land) einreisen lassen, sitze ich nun 14 Tage hier fest und muss quasi warten. Wow. Wäre ja schön, wenn es hier zumindest Sommer wäre und ich mir in der Zeit die Sonne auf den Bauch scheinen lassen könnte, aber nein, natürlich komme ich hier im tiefsten Winter an. Die Winter in Chile sind im Vergleich zu denen in Deutschland zwar sehr mild und erträglich, aber ich wurde bei meiner Ankunft mit 20 Grad Temperaturunterschied und strömenden Regen überrascht. Meine Laune war schon mal besser. Zu allem Überfluss war ich schon in Cartagena gesundheitlich ein bisschen angeschlagen, da die Bazillen von Kindern es offensichtlich wirklich in sich haben (jetzt verstehe ich alle Eltern, die KiTa- oder schulpflichte Kinder haben). Naja, und das Ganze hat sich hier in Chile bei dem Wetterumschwung nochmal richtig schön verschlimmert. Da hat mein Körper mir mal kurz die Mittelfinger gezeigt und sich gefragt, was ich mir eigentlich noch so für Späße einfallen lassen möchte. Perfekt vor so einer Spende.

Aber mal ganz ehrlich, was sind 14 Tage „Festsitzen“ in Chile oder so eine kleine Erkältung schon im Vergleich zu einer wirklich lebensbedrohlichen Krankheit?! Es war bzw. ist super wichtig, dass meine Stammzellen so schnell wie möglich zu meinem Empfänger geschickt werden können und da stand es natürlich außer Frage, die Reise anzutreten. Und auch, wenn ich kleine Prinzessin hier gerade ein bisschen rummeckere, spende ich wirklich gerne und mit Freude ein zweites Mal für meinen genetischen Zwillig. Ich hoffe, es rettet sein Leben! In diesem Zusammenhang muss ich auch wirklich nochmal ein supergroßes Lob und ganz viel Anerkennung an das DKMS-Team aussprechen. Trotz der Umstände versuchen alle, mir den Aufenthalt hier so angenehm wie möglich zu machen, im Krankenhaus ist immer ein Dolmetscher an meiner Seite und alle sind super lieb. Ich finde es wirklich beeindruckend, dass ich nach Chile, der einzigen DKMS-Partnerklink in Amerika, eingeflogen werde und nicht zurück nach Deutschland muss, um Spenden zu können. Und letztendlich ist der Aufwand für jeden Einzelnen für uns (wenn man nun nicht gerade am anderen Ende der Welt sitzt:D) im Vergleich zu einem geretteten Leben so gering. Also Leute, wer noch nicht bei der DKMS registriert ist: Worauf wartet ihr?! Das Thema geht uns alle an!

Aber zu der Spende und dem ganzen vorherigen Ablauf vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt nochmal mehr. Die eigentliche Lymphozyten-Entnahme steht mir nämlich noch bevor.

Meine ersten Tage in Chile waren dementsprechend sehr, sehr ruhig. Damit die Spende nun nicht an meiner blöden Grippe scheitert, tue ich alles, um schnell wieder fit zu werden und habe die verregneten Tage größtenteils im Hotel verbracht. Ich war zwar erst etwas geknickt, aber ich denke gelegentliche Höhen und Tiefen gehören irgendwie zum Reisen dazu. Also mache ich nun das Beste aus der Situation und versuche zumindest ein bisschen von Santiago und dem Umkreis mitzunehmen. Auf den ersten Eindruck herrschen in Chile sehr westliche Standards. Plötzlich halten sich wieder alle an Verkehrsregeln, es laufen keine Insekten durchs Hotel und man findet viele bekannte Marken und Produkte. Die Preise haben sich dementsprechend leider auch angepasst. Schade Schokolade.

Naja, aber zu Chile kann ich tatsächlich noch gar nicht so viel sagen, außer wie es sich anfühlt mit Fieber im Bett zu liegen. Fazit: Ist jetzt auch nicht unbedingt aufregender als in Deutschland.

Viel wichtiger ist aber eigentlich, wie meine letzte Woche in Cartagena noch war. Um es in Stichworten zu formulieren: laut, bunt, wild. Ich hatte wirklich noch eine schöne Woche und habe es in vollen Zügen genossen. Die Zeit mit den Kids in der Schule hat echt Spaß gemacht und ich konnte viel für mich mitnehmen - und zwar nicht nur Spanisch oder Viren. :D Naja, aber gerade als ich meinen „Perfektions-Monk“ feierlich begraben hatte, musste ich das Projekt aufgrund der Spende frühzeitig abbrechen. Super schade und natürlich auch sehr traurig für die Kinder, da jede helfende Hand dort wichtig ist. Mein Fazit zu dem Projekt: Ich würde die Erfahrung immer wieder machen wollen und bin sehr dankbar für die Zeit. Ich würde eine solche Freiwilligenarbeit aber nicht zwingend wieder über eine Deutsche Organisation laufen lassen, da die eigentlichen Projekte leider viel zu wenig von dem Geld sehen. Aber das ist nochmal ein anderes Thema, das hier nichts zu suchen hat. Ich kann nur Jedem empfehlen, in den jeweiligen Ländern auch mal hinter die Touristenblase zu schauen. Denn genau das unterscheidet das Reisen irgendwie vom "normalen" Urlaub – für mich persönlich zumindest.

Ansonsten habe ich die Nachmitttage am Meer, am Pool, in Cafés oder auch mal mit ein bisschen Kultur verbracht. Am letzten Wochenende wurde dann natürlich der Abschied von den zwei anderen freiwilligen Hilferinnen beim Projekt, Madita und Maresa, und die Ankunft von Nadine gefeiert. Und zwar nicht zu knapp. Tequilla und Rum lassen grüßen.

Naja, und weil man ja bekanntlich immer gehen soll, wenn es am Schönsten ist, bin ich nun, wie eingangs erwähnt, in Santiago und Nadine sitzt in Cartagena und wartet auf mich. Auch nicht schlecht. Aber wir haben die ersten groben Reisepläne für die Zeit nach Chile bereits geschmiedet und Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.

Also, genießt den Sommer in Deutschland für mich mit und wir lesen uns.

Antworten (2)

Nina
Ich denke an dich!🥰

Tanja
<3 Fette Umarmung nach Deutschland!

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