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Etappe 72: Von Giresun nach Cavuslu

Veröffentlicht: 24.02.2022

Nach einer erholsamen Nacht und gutem Wetter am Morgen startete ich in aller Ruhe. Bis Trabzon wären es ca. 140 Kilometer gewesen, und da ich wieder Lust auf Zelten hatte, wollte ich die Strecke in zwei Abschnitte aufteilen. Ab Giresun muss man immer wieder durch kürzere Tunnel fahren, was jedes Mal wieder ein mulmiges Gefühl gibt. Man wird schließlich auch schon bei Tageslicht ab und zu übersehen oder ignoriert. Dafür findet man auf der Strecke auch immer wieder wunderschöne Ausläufer des pontischen Gebirges, an denen Tee angebaut und einzelne Häuser an Steilhängen stehen. In Tirebolu war es Zeit für eine ausgedehnte Mittagspause in einem Strandcafé. Das Eis zum Nachtisch schmeckte sehr künstlich und hatte die Konsistenz von Kaugummis, aber für Eis ist die Türkei ja auch nicht wirklich bekannt. Dafür gab es mir der nette Ladenbesitzer gratis, als er mein Rad sah. Auf halbem Weg nach Trabzon wollte ich mir einen Zeltplatz in Strandnähe suchen, was sich nicht so einfach gestaltete. Die laute Hauptstraße führt meist direkt an der Küste entlang, der Strand ist oft nicht zugänglich bzw. mit steilen Steilhängen gesichert. Gerade wollte ich mir einen Platz in Cavuslu neben einem Fußballplatz suchen, dort standen immerhin ein paar Bäume. Da kam schon ein junger Türke mit seinem Fahrrad auf mich zu und erklärte mittels Google Translate, dass das hier ein problematischer Platz sei und er in der Nähe wohnte. Ich sollte ihm folgen. Ehrlich gesagt war mir das erst nicht ganz geheuer, da ich seine Übersetzungen auch kaum verstand, aber einen Versuch war es wert. Nach einer kurzen Zeit kamen wir auch schon an seinem Wohnhaus vorbei, seine Mutter rief ihm etwas zu. Er führte mich zu einem Strand und signalisierte, dass ich mein Zelt einfach irgendwo aufbauen könne. Ohne seine Hilfe hätte ich den Platz weder gefunden, noch ausgewählt, weil so die Bewohner zweier Häuser direkten Blick auf mein Zelt hatten. Aber das Vertrauen wurde belohnt. Abends saß ich noch eine Weile bei Kaffee mit Serhat am Strand. Er ist 21 und kümmert sich im Sommer um Touristen. Im Winter hilft er wohl, Boote im Ort wieder flott zu machen, wenn ich ihn richtig verstanden habe. Im Nachhinein ist es mir etwas peinlich, dass ich erst skeptisch war. Man sollte nie vergessen, dass 99,99% der Menschheit gutmütig sind. Wenn man damit rechnet, auf jemanden des Rests zu stoßen, verbaut man sich damit selbst tolle Erfahrungen und Begegnungen. 

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