Veröffentlicht: 25.01.2022
Aufgrund der Minusgrade hatte ich es nicht eilig, aus Nazilli wegzukommen. Also erstmal entspannt in der Stadt frühstücken und dann bei Sonnenschein weiter Richtung Osten. Zum ersten Mal kam die Sturmhaube zum Einsatz, das war auch besser so. Der Anstieg war eigentlich kaum spürbar, aber der kalte Gegenwind haben mich auf der ersten Hälfte ausgebremst. Ca. 20 Kilometer vor Pamukkale ging es von der Hauptstraße ab und durch kleinere Ortschaften. Man konnte schon von weitem die Touristenattraktion, weshalb jedes Jahr viele Besucher nach Pamukkale kommen, erkennen: die riesigen Kalksinterterrassen, die sich durch den Austritt von kalkreichem Wasser aus heißen Quellen bilden. Bevor ich an meinem eigentlichen Hotel ankam, wollte mich noch ein anderer Hotelbesitzer abwerben, was ich als aufdringlich empfand. Er fragte nach dem Preis, den ich zahle und machte mir ein günstigeres Angebot. Erst das Argument, dass es ihm auch nicht gefiele, wenn seine Gäste kurzfristig absagten und bei seinen Nachbarn unterkämen, ließ er gelten und zog ab.
In meiner Unterkunft wurde ich herzlich empfangen. Kaffee und Tee gabs aufs Haus und auch das Zimmer war super, also alles richtig gemacht.
Am nächsten Morgen hatte mich der Winter dann endgültig eingeholt. Ich wachte in einer Schneelandschaft auf und es schneite noch den Großteil des Tages weiter. Die Kalkterrassen wollte ich mich natürlich trotzdem nicht entgehen lassen, obwohl die Ansage am Eingang war, dass die Terrassen nicht mit Schuhen betreten werden dürfen. Die Terrassen sollen um jeden Preis geschützt werden, um den Status als UNESCO-Weltkulturerbe nicht zu verlieren. Das wurde Ende der 90er schon mal angedroht, nachdem große Hotelanlagen mitten an die Terrassen gebaut wurden und dazu sogar eine Schneise in die Landschaft gegraben wurde. Mittlerweile wurde das alles zurückgebaut und die Regierung ist sichtlich darum bemüht, die Landschaft (und den Tourismus) zu erhalten.
Nach den ersten Metern kam mir ein anderer Tourist entgegen, dem die Angelegenheit nach 30 Metern zu kalt war. Tatsächlich waren die ersten ca. 300 Meter im Tiefschnee eine echte Herausforderung! Die Sache wurde auch nicht besser, als ich durch Becken mit Eisschicht gewatet bin. Mit tauben und roten Füßen ging es wieder durch den Schnee, bis irgendwann der erste Kanal mit warmem Quellwasser erschien! Das Eintauchen hat erstmal Schmerzen verursacht, bis sich die Füße an den plötzlichen Temperaturumschwung gewöhnt hatten. Eine ganze Weile hatte ich die gesamte Anlage quasi für mich, was sicher eine echte Seltenheit ist. Später stellte sich heraus, dass die Straßen nach Pamukkale wegen des Schnees den halben Tag gesperrt waren, und deshalb die Touri-Busse fernbleiben. Der zweite Grund war sicher das Schuhverbot, das einige bei den Temperaturen abgeschreckt hat. Ich hatte zwischendurch auch laut geflucht (hat ja aber niemand gehört), danach war es aber eine spannende Erfahrung und wirklich etwas Besonderes, die menschenleeren Terrassen bestaunen zu können!
Am Nordausgang der Anlage steht noch ein kleines Museum mit Findstücken aus Hierapolis, auch die alten Ruinen lassen sich direkt am Anschluss an die Terrassen bestaunen. Mitten in der Winterlandschaft ergab das nochmal eine ganz spezielle Atmosphäre. Als wäre das nicht genug, befindet sich direkt an den Ruinen noch ein Thermalbad, das von den heißen Quellen gespeist wird und einen Ausblick auf das Odeon von Hierapolis erlaubt. Es war nochmal eine Überwindung, in Badehose im Freien die Strecke bis zum Becken zurückzulegen. Noch schwieriger war aber natürlich das Aussteigen aus dem Becken, ich hätte dort ewig bleiben können!
Weil ich im Anschluss noch viel Zeit hatte, machte ich noch einen ausgedehnten Spaziergang an den Ruinen von Hierapolis entlang und über Umwege wieder zurück nach Pamukkale. Im Hotel mussten erstmal die nassen Klamotten getrocknet werden, nach einer warmen Dusche ging es in den Entspannungsmodus. Da relativ offensichtlich war, dass es bei diesem Wetter in den nächsten Tagen nicht mit dem Rad über das Taurusgebirge gehen kann, musste noch abends ein Alternativplan geschmiedet werden.