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Etappe 117: Von Karakol nach Santash

Veröffentlicht: 20.07.2022

Auf nach Kasachstan! Dachte ich zumindest morgens noch. Zum einen kam ich leider erst sehr spät aus Karakol weg. Jalils ganze Familie war unterwegs bei einer Schuleinführung. Irgendwann habe ich ihn erreicht und sollte Schlüssel und Geld einfach ins Zimmer legen, da war es aber schon Mittag. Trotzdem fuhr ich gut gelaunt los, bis zur Grenze waren es schließlich nur 85 km. Zunächst ging es leicht bergauf bei gut asphaltierter Straße. Aber schon nach 30 Kilometern musste ich von der Hauptstraße abfahren (sagte zumindest mein Navi), die Straße wurde schlagartig grauenvoll. Den Belag konnte man nichtmal mehr als Schotter bezeichnen, es war eine einzige Stolperpartie. Später kamen ein paar kleinere und offensichtlich sehr arme Dörfer. Ein paar Kinder spielten auf der "Straße", ein Junge lief ein Stück neben mir her und rief mit geöffneter Hand: "money, money!". Das hatte ich so auch noch nicht, vielleicht war das das einzige englische Wort, das ihm in der Schule beigebracht wird. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass sich dort oft Touris verirren, im Nachhinein hätte es wohl nämlich noch einen anderen Weg gegeben...

Nach einem kurzen Regenschauer kam dann die Krönung: ich hatte nur noch die Option, umzudrehen und nach Karakol zu fahren, oder mein Rad einen Berg voller Steine hochzuschieben. Mein Navi nannte es eine "road", aber der Begriff ist wohl dehnbar. Sogar beim Schieben kam ich so außer Atem, dass ich Pausen machen musste. Oben angekommen wurde der Weg etwas besser und ich sah ein paar Nomaden mit ihrem Vieh und ihren Jurten. Einen Radfahrer haben sie da oben glaube ich noch nicht gesehen, ich erntete nur verwirrte Blicke und Kopfschütteln. Nach ein paar Kilometern ging es wieder bergab über eine genauso holprige Piste, die wäre ich nichtmal mit einem Mountainbike gefahren. Etwas frustriert kam ich irgendwann wieder auf eine "Hauptstrasse" (die auch eher aus Sand und Kies bestand), mittlerweile war klar, dass ich es heute nicht mehr nach Kasachstan schaffen würde. Einkaufsmöglichkeiten oder Empfang gab es natürlich auch nicht, keine Chance. Nach weiteren fünf Kilometern baute ich mein Zelt auf einer Wiese neben einem kleinen Fluss auf und war mir sicher, dass ich dort auf jeden Fall unentdeckt bleiben würde. Drei Nomaden mit ihren Herden belehrten mich eines Besseren, vor allem die Kühe wären vor lauter Verwirrung fast auf mein Zelt getrampelt. Mir gefiel der Ort trotzdem gut, und nachts war alles ruhig.

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