Veröffentlicht: 06.11.2024
Es gibt wohl so einige historische Viertel in Hangzhou, aber da wir schon mal an diesem Abend am Drum Tower stehen, so besuchen wir das Qinghefang Viertel. Der Taifun gießt nun mit seinen Ausläufern unablässlich Wasser über die Stadt, was uns aber nicht vom Spaziergang abhält. Gleich hinter dem unbeleuchteten Drum Tower befindet sich der "Südliche Song Dynastie Buchladen", welchen wir durch helle beleuchtete Glasbausteine betreten. Die extravagante Architektur setzt sich mit einer Videoprojektion auf eine breite Sitztreppe, die in die obere Etage führt, fort. Wir drehen uns um und auch da leuchtet uns eine gigantische Videoprojektion an. Eine große Glasfront lässt das Farbenspektakel auch von draußen betrachten. Weiter geht es die Fußgängerzone entlang. Der Teeverkäufer hat ein paar Teeblätter in Sortierschalen um sich aufgebaut und sitzt an einer Aufbereitungsmaschine. Ich werde den Eindruck nicht los, dass dies einfach nur Kulisse ist und zur Verkaufsshow gehört. Trotzdem lässt meine Frau den Tee frisch abpacken und ich schieße ein paar Fotos. Etwas weiter wird es ganz skurril. Ein mystischer höhlenartiger Eingang in bunten Farben ist in weißen Rauch eingehüllt. Ein Plastikmädchen verweist mit einem Schild auf freien Eintritt. Mutig steigen wir die Plastikimitationen von Holzbrettern zwischen denen Wasser fließt, entlang zur Treppe und schauen hoch. Ein Drehkreuz verkündet, dass es dahinter kein zurück gibt. Doch das "Dahinter" ist in weißen geheimnisvollen Rauch gehüllt. Ich steige die Treppe empor, passiere das Drehkreuz und erwarte wie bei einer Geisterbahn, dass plötzlich ein Gespenst hervorspringt. Tatsächlich stehe ich jetzt in der 2.Etage des Gebäudes auf einem Balkon und schaue auf die verregnete Fußgängerzone herunter. Wie es weiter geht? Ich weiß es nicht, denn wieder versperrt mir weißer Rauch die Sicht. Ich taste mich auf dem Balkon voran und erblicke eine Tür, die mit Plastikbändern zugehangen ist. Vorsichtig öffne ich den Vorhang und plötzlich... stehe ich in einem Verkaufsgeschäft mit vielen Krimskram und Souveniren. Das ganze Höhlen- und Spuktheater diente nur dazu, das Kunden ins Geschäft in die 2. Etage gelockt werden. Das Geschäft verlasse ich über eine hintere Treppe und werde noch durch einen Süßigkeitenladen im Parterre geschleust, bevor ich wieder in der Fußgängerzone stehe. Eine nette und originelle Marketingidee. Zum Schluss Richtung Wushan Platz entdecken wir noch einen dicken lachenden Buddha mit einer Schlange umschlungen. Da ist sie wieder, die weiße Schlange aus der Volkslegende, die uns als Motiv immer wieder begegnet.