Eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten am Westsee in Hangzhou ist die Leifeng Pagode. In der chinesischen Volkssage „Die Legende der Weißen Schlange“ wird der Ort der Pagode erwähnt. Ursprünglich im Jahr 971 erbaut, brannte die Pagode zweimal ab und stürzte am 25. September 1924 ein, weil immer wieder Backsteine der verwahrlosten Pagode geklaut wurden. Im Jahr 2002 wurde über den Ruinen der Pagode ein neuer Turm erbaut, wobei die Plattform, auf welcher die Pagode steht, auf Stelzen gebaut wurde. Somit kann man im Besucherzentrum die alten Backsteinruinen noch sehen. Eine recht clevere Lösung. Allerdings wollte ich die Pagode wegen des befürchteten Besucherandrangs gar nicht besuchen und dafür die Liuhe Pagoda am Qiantang Fluss erklimmen. Aber die berühmtere Pagode am Westsee spukt meinen Schwiegereltern im Kopf umher und so geht die Fahrt zum südlichen Westsee. Die Masse an Menschen sind tatsächlich alle da und die blumengeschmückte Rolltreppe schaufelt die Besucher bis zum Sockel. Dann geht es mit dem gläsernen Fahrstuhl weiter. Die Ausicht auf den Westsee wäre wirklich spektakulär, wenn nicht das trübe Wetter wäre. Selbst die schöne Gestaltung der Pagode kommt ohne Sonnenschein nicht zur Geltung. Innen wird dann durch Holzschnitzerei die Legende mit der weißen Schlange wieder aufgegriffen und bei der Runterfahrt mit dem Fahrstuhl heißt es für uns auch Schlange stehen. Eine Schlange gab es schon bei der Herauffahrt, so dass das Schlangenthema irgendwie wieder von der Pagode aktuell aufgegriffen wird.
Zwei Tage später besuchen wir das Zhejiang Regional Museum am Westsee und dort ist ein Museumsgebäude einem Fund in den Ruinen der Leifeng Pagode gewidmet. Im Vorfeld der Bauarbeiten zur neuen Pagode hat man 2001 bei archäologischen Ausgrabungen des unterirdischen Pagodenpalastes eine kleine kostbare silberne Stupa zu Ehren des buddhistischen altindischen Herrschers Ashoka ausgegraben. Sie ist 36 Zentimeter hoch und die Reliefs zeigen Darstellungen zur Geburt und zum Leben von Buddha. Die Entdeckung und Bergung wird ausführlich dargestellt, sogar der Fundort wurde mit Backsteinen nachgebaut und mit einer Empore versehen, wo ein Schild ausdrücklich darauf hinweist, dass man keine Münzen in das siebeneckige Mauerwerk wirft, was Chinesen gern an verschiedenen Orten machen, um sich etwas zu wünschen. Im zweiten Stock erstrahlt das Kunstrelikt neben anderen Funden in voller Pracht und als wir von der Besichtigung die Treppe wieder herunterkommen, höre ich schon laut eine Museumsaufsicht schreien. Hat da wohl ein Besucher das Schild an dem Backsteinbau ignoriert und eine Münze ins Fundament geschleudert?