Veröffentlicht: 10.03.2019
Wenn man mit der Fähre in Colonia anlegt, würde man gar nicht meinen, dass sich hier eine Stadt befindet. Von aussen scheint es fast ein Wald zu sein, aus welchem lediglich einige Gebäude herausragen. Tatsächlich ist die unglaublich malerische Stadt Colonia eine der schönsten Städte in Lateinamerika überhaupt. Das Barrio Historico besteht aus einem Wirrwarr aus schmalen Kopfsteinpflastergassen und liegt auf einer kleinen Halbinsel. Überall entlang der vielen Gassen und Strässchen gibt es hochgewachsene Platanenalleen, die nicht nur für viel grün und ein wunderbares Flair sorgen, sondern auch für Wind und Schutz vor der sommerlichen Hitze.
Colonia wurde ursprünglich vom portugiesischen Gouverneur von Rio de Janeiro gegründet, um mit der strategischen Lage fast gegenüber von Buenos Aires den Spaniern Konkurrenz zu machen, und deren Handelsmonopol zu untergraben. Daraufhin kam es immer wieder zu Konflikten zwischen den beiden Mächten, bis Colonia 1777 schliesslich in die Herrschaft von Spanien überging.
Da die Hotelpreise in der Innenstadt astronomisch und viele Unterkünfte bereits ausgebucht waren, entschieden wir uns für eine Unterkunft etwas ausserhalb der Stadt entlang der Küste. Im ins Zentrum zu gelangen, mussten wir daher immer einen längeren Fussmarsch von 3 km auf der Strasse entlang der Küste in der prallen Sonne in Kauf nehmen. Schatten gab es unterwegs keinen. Es hätte auch einen Bus gegeben, aber den haben wir irgendwie immer verpasst. Rückblickend hätten wir wohl einen Golfwagen mieten sollen, die bei den Touristen hier als Fortbewegungsmittel sehr beliebt sind.
Als Entschädigung bot das Hotel ein Spa, wo wir in den Innenpool springen und uns im Dampfbad entspannen konnten. Wir gingen sogar mal in die Sauna, wobei das angesichts der Temperaturen draussen eigentlich eher ein Hohn war.
Zu den bekanntesten Ecken von Colonia gehört die Calle de los Suspiros (Seufzerstrasse), was uns allerdings ziemlich unverständlich war. Die Kopfsteinpflastergasse unterscheidet sich auch nicht so besonders von den anderen Kopfsteinpflastergassen, mal davon abgesehen, dass sie komplett von Touristen überfüllt ist, eben aufgrund ihres Rufs als malerischste Kopfsteinpflastergasse (KPFG).
Ausserdem gibt es einige hübsche Plätze. In der Mitte des Plaza 25 de Agosto gibt es einen grossen Springbrunnen, der Plaza Mayor mutet an wie ein kleiner Wald mitten in der Stadt und auf dem Plaza de Armas kann man nebst der ältesten Kirche Uruguays, der Iglesia Matriz, auch die Ruinen des Casa de los Gobernadores bewundern, von dem allerdings nur die Grundmauern erhalten geblieben sind, sowie die Überreste des Wasserzu- und Abfusssystems.
Kurioserweise stehen an einigen Orten in der Stadt alte Autos, die zu Pflanzbehältern umfunktioniert wurden.
Weitere hübsche Orte sind der alte Jachthafen, wo es einige schöne Jachten zu sehen gab, das alte Stadttor und der Leuchtturm, den wir sogar hinaufkletterten, um uns das Städtchen von oben anzusehen. Dazu mussten wir allerdings erstmal den richtigen Zeitpunkt abwarten, es gibt nämlich oftmals lange Warteschlangen, auf die wir nicht gerade scharf waren.
In der Stadt gibt es 8 historische Museen, die man mit demselben Eintrittsticket besuchen kann. Zu Anfang des Museumstages waren wir noch sehr ehrgeizig und nahmen uns vor, sie allesamt abzuklappern. Auf halbem Wege gaben wir dann aber auf, zum einen weil die Museen wirklich nicht so besonders waren, und zum anderen weil es schlichtweg zu heiss war für Museumsbesuche.
Zunächst besuchten wir das Museo Municipal, wo es neben verschiedenstem Krempel alte Karten und ein massstabsgetreues Modell von Colonia von der Zeit um 1762 zu sehen gab.
Das Museo Indigena besuchten wir hauptsächlich, weil wir im Reiseführer von einer interessanten Karte gelesen hatten, die darstellen soll, wie viele Länder Europas ins Staatsgebiet von Uruguay hineinpassen. Tatsächlich handelte es sich bei der „Karte“ um ein abgewetztes A4-Blatt, welches ich im Nachhinein nicht als sehenswert bezeichnen würde. Auch der Rest des Museums bietet nichts sonderlich interessantes.
Allein die Tatsache, dass ich mich leider schon nicht mehr wirklich erinnern kann, welche anderen Museen wir noch besichtigt hatten, spricht wohl schon Bände darüber, wie spektakulär die übrigen Anlagen auf der Liste sind. Ich glaube eines davon war das Casa Nacarello, welches wir wohl im Vorbeigehen noch kurz angeschaut hatten, angeblich das schönste Kolonialhaus der Stadt mit vielen Stilmöbeln und original erhaltenen Türstöcken. Allein diese Beschreibung haut einen ja schon fast aus den Socken. Möglicherweise hatten wir auch noch das Casa Portugues und/oder das Casa Español angesehen, der Kolonialplunder auf den Fotos deutet jedenfalls daraufhin.
Colonia bietet sich also definitiv eher an, um ein wenig in der zauberhaften Altstadt umher zu streunen, in einem kleinen Café einzukehren und die Leichtigkeit des Seins zu geniessen, als einen Museumsmarathon zu absolvieren, soviel sei gesagt.