Veröffentlicht: 08.04.2018
Nach Santa Ana fuhren wir mit dem direkten Bus aus Juayua. In Santa Ana angekommen, machten wir uns zu Fuss auf den Weg zu unserer Unterkunft, wo wir auf Gilberto trafen, den Hostelbesitzer. Da ich seit einigen Wochen Probleme mit meinen Kontaktlinsen hatte, hatten wir für heute Nachmittag geplant, ins Einkaufszentrum zu fahren, um einen Optiker aufzusuchen und dort noch zu Abend zu Essen. Also fragten wir Gilberto, wie wir am besten ins Einkaufszentrum kommen. Kein Problem, meinte er, er würde uns hinfahren. Auch gut. Allerdings verstanden wir unter «uns hinfahren», dass er uns dort einfach abladen würde. Aber nein, seine Gastfreundschaft kannte keine Grenzen, als er den Wagen parkierte und mit uns ins Einkaufszentrum kam, um den Optiker zu suchen. Seine Gastfreundschaft wurde mir dann definitiv etwas zu viel, als er begann, ewig lange mit der Optikerin irgendwelches Zeugs zu verhandeln, während ich abseits stehen gelassen wurde, und mir das dann fleissig mit seinem holprigen Englisch übersetzte, was er mit ihr besprochen hatte, obwohl er ja gar keine Ahnung hatte, was mein Problem genau war. Jedes Mal wenn ich mich wieder einmischte, und versuchte, der Optikerin mein Problem zu erklären, fing Gilberto wieder an, in einer Mischung aus Spanisch und Englisch hinein zu quatschen, und stiftete damit ein solches Durcheinander bis schlussendlich gar niemand mehr drauskam, Gilberto nicht, die Optikerin nicht, und am allerwenigsten ich selbst. Nun gut, nach gefühlt ewigem hin- und her (und ich definitiv am Ende mit meinen Nerven) stellte sich dann heraus, dass der Optiker mir ohnehin nicht helfen konnte, da er das gewünschte Alternativ-Produkt zu meinen Problemlinsen nicht an Lager hatte, Lieferzeit ca. 4 Wochen. Wir haben im selben Einkaufszentrum noch 3 weitere Optiker abgeklappert, mit demselben Fortgang des Geschehens und demselben Endergebnis. Sofort bot uns Gilberto an, mit uns noch in die Stadt zu fahren, um dort weitere Optiker zu suchen. Alles, nur das nicht! Ich bedankte mich für seine Hilfe, und betonte, das sei nicht nötig. Klar, er hat es wirklich gut gemeint und wollte mir nur helfen, aber ich war einfach nur genervt ob der grenzenlosen Ineffizienz, mit der das Ganze von statten gegangen war. Abgesehen davon ist mein Spanisch definitiv gut genug, um in solchen Situationen selber klar zu kommen. Von dieser Tatsache nahm Gilberto allerdings generell wenig Notiz, wir konnten so viel Spanisch mit ihm sprechen, wie wir wollten, er antwortete konsequent und ausschliesslich auf Englisch. Wie dem auch sei, wir besuchten tags darauf selber nochmals 3 Optiker im Stadtzentrum, und fanden tatsächlich einen, der meine Alternativ-Linsen auf den folgenden Tag bestellen konnte. Gracias a dios!
Nachdem das erledigt war, wanderten wir noch etwas in Santa Ana umher, aber viel zu sehen gibt’s dort wirklich nicht, abgesehen von ein paar Kolonialgebäuden und einigen hübschen Kirchen.
Tags darauf fuhren wir mit dem Bus nach Chalchuapa, um uns die beiden bekanntesten Maya-Ruinen El Salvadors anzusehen: Tazumal und Casa Blanca. Wie soll ich sagen, die Ruinen sind wirklich nichts Besonderes, und in Anbetracht der Tatsache, dass es sogar schon unsere Maya-Ruinen Nr. 10 + 11 waren, war es ziemlich langweilig.
In Casa Blanca war eigentlich die Indigo-Werkstatt, die man besuchen konnte, das Interessanteste. Indigo ist ein natürliches blaues Färbemittel für Textilien, welches aus den Blättern einer Pflanze gewonnen wird, und war früher neben Kaffee und Baumwolle der Haupt-Exportschlager El Salvadors. In der heutigen Zeit der chemischen Färbe-Mittel hat Indigo für die salvadorianische Wirtschaft zwar stark an Bedeutung verloren, es wird aber noch immer exportiert und auch zur Färbung von Lebensmitteln und für medizinische Zwecke verwendet. In der Werkstatt erklärten uns die Frauen, mit welchen unterschiedlichen Techniken die verschiedenen Muster auf den Textilien erzeugt werden. Die einfachsten werden mit simpler Batik-Technik gemacht, also mit Schnüren oder Gummibändern, wie ich es schon mal in der Primarschule gelernt hatte. Die aufwändigeren Muster werden mit Wachs auf den Stoff gemalt, bevor dieser blau gefärbt wird. Anschliessend wir das Wachs mit Hilfe von Hitze entfernt, so dass die weisse Figur erhalten bleibt.
Ausserdem gab es Schautafeln, die zeigten, wie aus den Blättern der Pflanze das Farbpulver gewonnen wird.
In beiden archäologischen Stätten gibt es jeweils noch eine kleine Ausstellung, wo Fundstücke gezeigt, und Erklärungen zur Maya-Kultur abgegeben werden, vor allem ging es um die für die Maya typischen Menschenopfer. Für uns war das natürlich alles nichts mehr Neues.
Am Ausgang des Geländes von Tazumal stand ein Baum mit merkwürdigen Früchten dran. Unter dem Baum sassen zwei Sicherheitsmänner im Schatten. Wir fragten sie, was das für ein Baum sei, und ob man die Früchte essen könne? Ja sicher meinten sie, standen sofort auf, holten eine lange Holzstange herbei und pflückten uns eine der schon reifen Früchte weiter oben im Baum, damit wir sie kosten konnten. Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen Cashew-Baum! Die Frucht war gar nicht schlecht, allerdings auch nicht gerade sooo umwerfend lecker, irgendwie süsslich-bitter. Die Sicherheitsleute jedenfalls hatten sichtlich Freude daran, dass sie uns etwas Neues zeigen konnten, und wir freuten uns ab ihrer Gastfreundlichkeit und ihrem Enthusiasmus.
Später fuhren wir dann mit dem Bus wieder zurück nach Santa Ana. Wenn die Ruinen auch nicht wahnsinnig viel hergaben, war es doch alles in allem ein netter Tag!
Abends gönnten wir uns dann noch einige Pupusas aus der benachbarten Pupuseria, bevor wir uns tags darauf zum 3. Mal auf den Weg zurück nach San Salvador machten.