Wir reisen, also sind wir
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El Salvador: Playa El Tunco

Veröffentlicht: 08.04.2018

Von Suchitoto fuhren wir via San Salvador nach El Tunco. Der einzige Grund für uns dorthin zu reisen war, weil es von dort einen direkten Shuttlebus zurück nach Antigua gibt. Von San Salvador gibt es zwar Busse nach Guatemala, allerdings nur in die Hauptstadt. Und da wir pünktlich zum Ende der Semana Santa (Osterwoche) zurück sein wollten, wollten wir nicht noch den Umweg über Guate Ciudad auf uns nehmen. Also buchten wir eine Nacht in Playa El Tunco, und von dort das Shuttle nach Antigua. Damit wir trotzdem noch wenigstens einen Nachmittag Zeit haben würden, um etwas vom Beach-Life zu haben, entschieden wir uns ab San Salvador mit einem Taxi zum Strand zu fahren. Der Bus, der aus Suchitoto kommt, hält nämlich an einem anderen Terminal, als der Bus, der Richtung Tunco bzw. La Libertad fährt, und diese Terminals liegen jeweils am gegenüberliegenden Ende der Stadt, also hätten wir ohnehin ein Taxi gebraucht, um das Terminal zu wechseln. Ausserdem ein Weiteres, um von Libertad nach Tunco zu kommen.

In El Tunco angekommen machten wir uns also auf den Weg zum Beach, was nicht gerade weit war, da unser Hostel mehr oder weniger gerade direkt dort lag. Viel Auswahl hatten wir nicht mehr gehabt, aufgrund der Semana Santa war alles schon ziemlich ausgebucht gewesen. Der Hotelbesitzer ist ein Belgier, der uns erzählte, er hätte dieses Stück Land vor etwa 10 Jahren günstig kaufen können. Damals sei noch gar nichts rundherum gewesen. Tja, dies hat sich inzwischen krass geändert, rund um das Grundstück liegt heute die Party- und Hotelmeile von Tunco.
Der Strand ist, wie soll ich sagen, sozusagen der hässlichste, den ich je gesehen habe. Da waren sogar die zugemüllten Strände von Belize fast wieder paradiesisch dagegen. Dies liegt in Tunco allerdings nicht etwa an Dreck oder Abfall oder so, sondern rein an der Tatsache, dass es sich um einen reinen Felsen- Strand handelt. Entsprechend gibt es keinen Sand (bzw. nur sehr wenig und pech-schwarz) und keine Palmen und damit einhergehend auch keine Sonnenschirme und Liegestühle. Cocktails mit Schirmchen, die gibt es. Generell Alkohol in rauen Mengen, wie wohl an fast jedem Strand. Und laute Musik, die gibt es überall hier. Die Salvadorianer lieben laute Musik, nicht wenige fahren sogar riesige Boxen auf den Dächern ihrer Autos umher. Aber es gab hier halt nicht das typische Beach-Feeling. Playa El Tunco liegt nämlich an der Pazifikküste und ist daher eher ein Surfer-Mekka als ein Schwimmer-Mekka. Man kann zwar schon baden, aber es ist nicht ungefährlich, da es viele Wellen und Strömungen und auch im Wasser Steine und Felsen gibt. Trotzdem hatte es sehr viele Leute, sowohl Salvadorianer als auch Ausländer, das ist mit Abstand der touristischste Ort in ganz El Salvador! Es war nach den zweieinhalb Wochen in Salvador ganz ungewohnt, plötzlich wieder ein Ausländer unter vielen zu sein.
Nach Baden wars uns nicht mal so sehr, aber wir hatten uns schon vorgestellt, auf einem Liegestuhl zu chillen und die Surfer auf den Riesenwellen zu beobachten. Tatsächlich mangelte es nicht nur an Liegestühlen, sondern auch an Surfern. Die einzigen Surfboards, die wir weit und breit ausmachten, dienten eingesteckt im Boden als Schattenspender für die wenigen Menschen an diesem unbequemen Strand.
Als dann aber der Sonnenuntergang kam, kamen mit ihm die Surfer (allerdings kamen noch immer keine Liegestühle). Eigentlich logisch, mit ca. 40°C im Schatten war es nachmittags ohnehin viel zu heiss, um sich überhaupt ausserhalb seines klimatisierten Hotelzimmers zu bewegen. März und April sind immerhin die heissesten Monate in Zentralamerika, bevor die Regenzeit beginnt, und in El Salvador, das generell auch nicht besonders hoch über dem Meer liegt, war es teilweise wirklich unerträglich heiss.
Also suchten wir uns ein halbwegs bequemes Plätzchen zwischen den Steinen, genossen den Sonnenuntergang und beobachteten die Surfer draussen im Meer. Ein wenig enttäuscht war ich trotzdem (nicht nur wegen der verdammten Liegestühle), sondern auch weil die Wellen aus meiner Sicht ziemlich mickrig waren (vielleicht 2-3 Meter?). Sicher wirkt das nochmals ganz anders, wenn man mitten drin ist, statt nur dabei. Aber ich hatte mir beim Gedanken an ein gepriesenes Surfer-Mekka schon ein paar richtig riesige Wellen vorgestellt. Weit gefehlt.

Abends genossen wir es, dass wir uns mal wieder mitten in der Nacht zu Fuss draussen rumtreiben konnten, mischten uns etwas unters Partyvolk und genehmigten uns einige Drinks am Strand.

Dies war sie also, unsere Zeit in El Salvador, und es wird mal wieder Zeit für ein Fazit.

Was ich am meisten an Salvador schätzte, war zu erleben, dass selbst im gefährlichsten Land der Welt der allergrösste Teil der Menschen einfach normale Leute sind, die in Frieden leben wollen und niemandem etwas zu Leide tun. Ein treuer Leser unseres Blogs hat uns gefragt, ob wir nicht den Eindruck hätten, dass diese Leute ihre Lebensfreude verloren haben? Ich denke, die Leute hier besitzen viel Lebensfreude, halt im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Klar, das Land und die Bevölkerung sind gezeichnet vom Krieg und vor allem von den aktuell vorherrschenden Problemen. Wenn man ständig Angst um sein Leben haben muss, kann man einfach nicht unbeschwert leben und sich am Leben freuen, das ist irgendwie logisch. Ausserdem haben die Leute resigniert, das merkt man deutlich. Kaum jemand hat die Hoffnung, dass die Situation irgendwann besser werden wird. Niemand hat eine Perspektive oder eine Idee, wie man die Situation verbessern könnte. Es gibt zwar Anstrengungen des Staats, der Polizei und des Militärs der Bandenkriminalität Einhalt zu gebieten, aber das wirkt alles nur wie ein Tropfen auf den heissen Stein. Aber letztendlich sind es einzig die Menschen Salvadors, die an ihrer Situation und ihrem Schicksal wirklich etwas ändern können, irgendwie muss es doch einen Weg geben!
Und trotzdem….trotzdem feiern sie, sie lachen und sind fröhlich. Sie sind nett, zuvorkommend und sehr gastfreundlich. Sie freuen sich, dass man da ist und sind neugierig. Wir waren beispielsweise einmal im Supermarkt und luden Gemüse und Früchte in unseren Wagen. In Guatemala ist es üblich, dass das Gemüse an der Kasse vom Verkäufer gewogen wird. Hier nicht. Wussten wir nicht. Sofort kam ein Salvadorianer zu uns, der ebenfalls mit seinem Einkauf beschäftigt war, und erklärte uns mit seinem wenigen Englisch, dass man es hier vor der Kasse an eine separate Abwägestation bringen muss. Dies ist exemplarisch für Salvador. Jeder gibt einem überall und jederzeit gerne Auskunft und hilft einem weiter, zeigt einem den Weg, sagt einem, wann man aus dem Bus aussteigen muss.

Ausserdem spannend an einer Reise durch Salvador ist, dass es hier keine den Touristen vorbehaltene Infrastruktur gibt, im Gegensatz zu Guatemala. Es gibt keine Touristenshuttles und keine Luxusbusse, keine teuren Restaurants. Wenn man reisen will, reist man zusammen mit den Locals im normalen Bus. Wenn man essen will, isst man zusammen mit den Salvadorianern im Comedor, in einem einfachen Restaurant oder in der Pupuseria. Wir sind wohl bisher in keinem anderen auf dieser Reise besuchten Land so sehr mit den Einheimischen in Berührung gekommen und haben uns so stark in ihren normalen Alltag eingefügt wie hier. Allerdings muss man auch sagen, dass es dafür noch in keinem Land so schwierig war, mit den Menschen tiefergehende Gespräche zu führen. Und zwar einfach deshalb, weil das Spanisch der Salvadorianer wirklich wahnsinnig «hässlich» bzw. schwierig zu verstehen ist, und die Menschen, welche zuvor noch nie in Kontakt mit Touristen gekommen sind, wenig Sensibilität dafür besitzen und daher wenig Rücksicht nehmen. Sie reden einfach drauflos wie ihnen der Schnabel gewachsen ist und in fast unmenschlichem Tempo, und entweder man hat es verstanden oder man hat eben Pech gehabt. So kann es durchaus vorkommen, dass sie einen in maschinengewehr-manie vollquatschen, und einen dann freundlich fragend in Erwartung einer Antwort anblicken, während man selbst immer noch damit beschäftigt ist, zu überlegen, was wohl der erste halbe Satz bedeutet haben könnte.

Jörg jedenfalls, der eher empfindlich auf Touristen-Aufmärsche reagiert, hat es geliebt, in Salvador weit und breit der einzige Ausländer zu sein.

An touristischen Sehenswürdigkeiten ist Salvador nicht gerade reich. Es gibt einige Vulkane, Kolonialstädte, Wasserfälle, Kaffeeplantagen und dergleichen. Aber dies alles gibt es auch in den Nachbarländern Salvadors. Wenn man auf Kunsthandwerk steht, ist man in Guatemala besser bedient. Museen haben wir nicht viele besucht, aber es gibt auch nicht viele und auch keine breite Palette davon. Die meisten beschäftigen sich mit dem Krieg.
Alles in allem ist Salvador meiner Meinung nach ein eher langweiliges Reiseland, es hat einfach nicht so viel zu bieten. Ich habe es wirklich sehr genossen das Land zu bereisen, da wir ohnehin schon mal hier waren und Zeit hatten. Aber ich würde wohl nicht extra für meine 2 Wochen Sommerferien hierher fliegen.
Wenn man allerdings wirklich mal abseits der ausgetretenen Pfade reisen will, dann ist Salvador sicher «the place to be». Man muss sich wirklich auch nicht fürchten hierher zu kommen, trotzdem aber stets vorsichtig sein und gesunden Menschenverstand walten lassen.

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