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Argentinien: Rosario

Veröffentlicht: 02.04.2019

Von Fray Bentos direkt nach Rosario zu gelangen, ohne Umweg über Buenos Aires, gestaltete sich als komplizierter als erwartet. Zunächst mussten wir am gottlos frühen Morgen einen Bus ins argentinische Gualeguaychu nehmen, welches gleich auf der anderen Seite des Rio Uruguay liegt. Der Bus von dort nach Rosario fuhr erst etwa 6h später und da wir natürlich all unseren Krempel dabei hatten, hatten wir auch nicht besonders Lust, damit Sightseeing zu betreiben, so dass uns nichts anderes übrig blieb, als die Zeit am Busterminal abzusitzen. Es war auch nicht möglich gewesen, den Bus schon in Fray Bentos zu buchen, so dass wir das gleich nach Ankunft machten, wir wollten schliesslich nicht noch eine Nacht hier verbringen, weil der Bus ausgebucht wäre. Am Busterminal trafen wir dann noch auf 2 deutsche Reisende, die uns erzählten, dass am kommenden Samstag hier der Karneval startet, sie würden deshalb hier bleiben bis dahin. Tatsächlich hatte ich von diesem Karneval gelesen, dachte aber, dass er erst viel später losgehen würde, da Ostern dieses Jahr nämlich spät stattfindet. Samstag wäre in 2 Tagen. Als wir sagten, wir hätten jetzt schon unseren Bus gebucht und auch keine Lust, hier 2 Tage in diesem Kaff herumzuhängen, schauten sie uns erstaunt an, und meinten, wenn man ja Langzeitreisender sei, hätte man ja Zeit, wegen sowas zu warten. Falsch! Der Witz am Langzeitreisen ist (zumindest für uns, die wir mehr aus unserer Zeit herausholen wollen, als sinnlos in einem stinklangweiligen Kaff herumzuhängen) nämlich der, dass man einfach nochmals herkommen kann, wenn es einem besser in den Zeitplan passt. Schliesslich dauert der Karneval hier mehrere Wochen. Und so war es auch, wir kamen tatsächlich einige Wochen später nochmals nach Gualeguaychu, doch davon später mehr. Irgendwann waren dann auch endlich diese Stunden des Wartens herumgebracht und wir fuhren nach Rosario.


Nach Rosario waren wir im Rahmen unseres „Auf-den-Spuren-von-Che-Guevara-Projekts“ hergekommen, hier ist der Argentinier nämlich geboren worden. Tatsächlich lohnte sich dies nicht besonders, da es nämlich nicht allzu viel zu sehen gibt. Zwar gibt es vor seinem Geburtshaus tatsächlich ein Schild, welches auf diesen Umstand hinweist, das ist dann aber auch grad alles. Das Gebäude besichtigen kann man nicht. Es lohnt sich mehr, nach Alta Gracia zu fahren, aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Dazu später mehr. In Rosario gibts auch noch ein Denkmal für den Commandante, und da wir ja schon mal hier waren, nahmen wir den langen Fussmarsch quer durch die ganze Stadt auf uns, um uns dieses anzusehen. Auch dieser Aufwand hat sich nicht gelohnt, die Statue war nämlich erstens ziemlich mickrig, zweitens mit haufenweise Graffiti verunstaltet und dient drittens mehrheitlich als Pinkel-Stätte für die Leute, die in diesem allgemein heruntergekommenen Park herumhingen. Die Rosareños scheinen nicht besonders viel auf ihre „Nationalhelden“ zu geben.


Eine weitere Besonderheit von Rosario ist, dass hier zum ersten Mal die argentinische Flagge gehisst wurde. In der Nähe der Costanera gibt es ein Denkmal, das Monumento Nacional a la Bandera, wobei es sich um einen Obelisken handelt, den man sogar besteigen kann (zum Glück gibt es einen Lift). Von oben hat man einen guten Blick über die Stadt. Zum Monument gehört auch eine Krypta, in der Manuel Belgrano, der Schöpfer der argentinischen Flagge, ruht. Ausserdem gibt es eine ewige Flamme, im Gedenken an diejenigen, die für das Vaterland gestorben sind. Was es allerdings nicht gibt, und das fällt einem zunächst gar nicht besonders auf, obwohl man schon von Anfang an irgendwie das Gefühl hat, es fehle etwas Wichtiges: nämlich eine Flagge! Ein Flaggenmonument ohne Flagge? Seltsam, nicht? Natürlich fragten wir beim Personal nach, worauf verlegen herum gestottert wurde, ja der Flaggenmast sei gerade kürzlich kaputt gegangen und irgendwie will wohl niemand für die Reparatur zahlen. Soso...


Gemäss Reiseführer ist das grösste Highlight Rosarios die Costanera, also die Uferpromenade. Tatsächlich ist diese aber nicht besonders attraktiv, fanden wir zumindest. Alte Lagerhäuser, die den Fluss säumen, sind zu Museen und Kulturzentren umgebaut worden. Ansonsten gibt es wenig Infrastruktur, wenn man vom von der Estacion Fluvial, von wo aus man Bootsfahrten ins Parana-Delta unternehmen kann, und von einigen fahrenden Hotdog-Verkäufern einmal absieht. Das Highlight war eigentlich ein kleines kroatisches Schiff, das auf irgendwelchen unergründlichen Wegen hierher gekommen ist, und unser Wahl-kroatisches Herz höher schlagen liess. Zu erwähnen bleibt vielleicht auch noch das äusserst anmächelige Kinderkarussell, welches mit Stacheldraht eingefasst war, siehe Foto.


Das wars auch schon mit Rosario. Wenn man nicht hier war, hat man nichts verpasst. Ausser natürlich, man will unbedingt ein Flaggenmonument ohne Flagge besichtigen.

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