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Mond – Wüste – Oase – Oscar – Gefängnis – Aloha State

Veröffentlicht: 17.07.2018

Fast auf den Tag genau sind wir nun seit zwei Monaten dabei, die Welt zu entdecken. Die Zeit und die Landschaft rasen so schnell an uns vorbei, dass manchmal nur ein Blick auf die Fotos sowie ein kurzes Innehalten hilft zu realisieren, was wir bereits alles erlebt haben. Seit wir zusammen sind haben wir normalerweise jährlich eine dreiwöchige Reise unternommen. Es ist unbeschreiblich schön und aufregend, nun knapp sieben dieser Abenteuer innerhalb von so kurzer Zeit erleben zu dürfen. Man könnte fast behaupten, dass wir sieben Jahre Ferien in einem Jahr geniessen dürfen. Vorgestern konnten wir zudem einen ersten Blick auf unsere Hochzeitsfotos werfen, dieser Tag scheint irgendwie schon sehr lange her, obwohl noch nicht einmal 10 Wochen vergangen sind. Die Erinnerungen daran bleiben wunderschön und unvergesslich.

Nun ist aber genug gefühlsduselt/philosophiert – dazu bleibt genügend Zeit, wenn wir wieder einmal zurück sind in persönlichen Gesprächen.


Mond

Arco – die erste Atomstadt der Welt hatte effektiv noch etwas Erstaunliches zu bieten. Nur 30 Minuten entfernt liegt das ‚Craters of the Moon – National Monument‘. Getrocknete, rund 2000 Jahre alte Lavaströme haben sich hier zu einer anscheinend dem Mond sehr ähnlichen Gegend entwickelt, so dass Neil Armstrong* und seine Kollegen vor der ersten Mondladung hier die Bedingungen simulierten sowie die ersten Schritte und die wirkungsvolle Aussprache des Satzes „that's one small step for a man, one giant leap for mankind“ probten. Der Park war ein kleines unverhofftes Bijoux in dieser ansonsten eher trostlosen Gegend.


Wüste

Unsere erste Mondmission erfolgreich bewältigt, erkundeten wir die Wüsten-Nationalparks Idohas, Utahs, Arizonas und Nevadas. Antelope Island, Arches, Monument Valley, Zion, Grand Canyon und Death Valley hiessen unsere weiteren Stationen.

All diese Orte hatten ihr Besonderes und wir könnten Stunden über den Besuch sämtlicher Stationen berichten. Einige Gegenden haben es uns aber besonders angetan: Die Antelope Island nahe Salt Lake City beeindruckte durch den bisher schönsten Sonnenuntergang unserer Reise, und wir konnten ihn direkt mit einem Gläschen Wein während des Abendessens vom Campingplatz aus beobachten - herrlich. Allerdings herrschte auf der Insel eine Insektenplage und die Erkundung des Strandes fühlte sich eher nach einem Krieg der Killerbremen gegen die Menschheit als nach einem romantischem Bummeln an. Entsprechend endete unser Spaziergang so, wie diejenigen von sämtlichen Personen, die es wagten die Bremen herauszufordern: rennend, flüchtend, um sein Leben fürchtend und wie wild um sich fuchtelnd, damit diese wildgewordenen Viecher einem so wenig wie möglich anhaben konnten - alles mit einem Ziel: so rasch als irgend möglich, den rettenden Camper (mit Mückennetz) zu erreichen. Mit einem Gemisch aus Schadenfreude und Mitleid beobachteten wir sodann den Überlebenskampf der weiteren Strandbummler, die zu Strandfuchtlersprintern mutierten. Und nein, Antibrumm war nicht wirklich ‚anti‘-brumm an diesem Ort.

Der Grand Canyon hat uns in seinen Bann gezogen. Die Wanderung in den Canyon war die bisher schönste Wanderung (was nicht wirklich schwierig ist, da es sich um die bisher einzig richtige Wanderung nach Karins Definition handelt) unserer Reise und der Helikopterflug bezüglich der Aussicht, ein absolutes Higlight. Karins Geburtstagsgeschenk an Thomas enthielt eine Auswahl: Entweder Helikopterflug über den Grand Canyon oder eine Abendessen im Cirque in Las Vegas (die Variante Abendessen wurde von Karin als ‚Pussyvariante‘ bezeichnet). Thomas, gefühlt mehr Fels als Pussy, entschied sich natürlich für den Helikopterflug.

An dieser Stelle eine kurze Hintergrundinformation: Thomas hat sich bereits auf einfachen Flügen (London – Zürich) als auch auf Achterbahnen (Europapark) übergeben müssen (oh, armer Thomas).

Zurück zur Geschichte: Der Flug dauerte insgesamt 35 Minuten: die ersten 10 Minuten bis zum Canyon, anschliessend rund 15 Minuten über den Abgrund und zurück sowie abschliessend zurück zum Ausgangspunkt. Thomas ging es genau 12 Minuten ausgezeichnet, 5.5 Minuten sosolala und nach der Frage des Piloten ‚Is everybody alright?‘ und der darauffolgenden Abgabe eines – nennen wir es – Hygienebeutels, war es ihm speiübel. Es vergingen noch ein paar Sekunden und dann ‚speite‘ er los. Seine Leistung in diesem Bereich könnte als weltmeisterlich bezeichnet werden, schaffte er es doch eine sehr hohe Würgkraft während den verbleibenden 17.5 Minuten Reisezeit an den Tag zu legen. Bemerkenswert die Reaktion des Piloten: die bis dato in den Ohren aller Reisenden laut abgespielte heroische Musik, hatte er ausgeschaltet, damit alle Passagiere, den äusserst beruhigenden Lauten von Thomas lauschen konnten. Nach 10 Minuten hat Karin immerhin das Mikrofon, welches sich direkt unterhalb seines Mundes befand, insoweit verstellt, als das die Geräusche nur noch aus weiter Ferne und nicht mehr unmittelbar und in Stereo zu vernehmen waren. Jeder Reisende (3 Asiatinnen, der Pilot und wir) verfügten über Kopfhörer und Mikrofon.

Karin fand und findet bis heute den Entscheid des Piloten, die Musik nicht weiter spielen zu lassen und alle Passagiere die thomasische Symphonie hören zu lassen, wunderbar. Sie liebt Würgegeräusche (jedes Mal, wenn sich im TV jemand übergibt, dreht sich Karin vom Fernsehen ab und fragt lautstark und mit Inbrunst: ‚huere siech, muess i jedem Fium irgendeine chotzä?‘). Das Foto von Karin und Thomas aus dem Helikopter entstand vor dem Abflug. Thomas wird auch künftig, wenn er vor der Wahl steht, keine ‚Pussyvariante‘ wählen.

Besonders gefallen hat uns überdies das Death Valley - trotz Temperaturen von über 50 Grad Celsius. In diesem Tal haben wir uns wirklich in der Wüste gefühlt und freuten uns auf einige Tage in einer Oase.


Oase

Mit dem Camper über den Stripp in Las Vegas zu fahren hat schon etwas Surreales und nach über zwei Wochen übernachten auf Campingplätzen ins Bellagio (das Hotel mit den Springbrunnen) einzuchecken, war schon sehr speziell. Las Vegas hat uns aber lustiger weise nicht wirklich schockiert, sondern echt gefallen und bot eine angenehme Abwechslung. Die Show des Cirque du Soleil hat uns begeistert, und unser Spielguthaben (mit USD 200 begonnen, geschrumpft auf USD 20 und am Schluss mit USD 205 aufgehört) war nicht konstant, aber immerhin schlussendlich praktisch unverändert. Da wir mit dem Gewinn den Eiffelturm erklimmen und etwas guten Essen wollten, blieben wir am Boden und gönnten uns eine Pizza von der Pizzabude um die Ecke.

Ernüchterung trat bei Thomas nach dem verlorenen Indoor-Minigolf ein, trotz komfortabler 6 Schläge-Führung nach Loch 16, sicherte sich Karin spektakulär den Sieg an Loch 18. Der Name der Anlage ‚Twilight-Zone‘ und der spürbare Geist von Robert Pattinson stellten eine zu hohe nervliche Belastung für Thomas dar. Karin war hingegen nicht ernüchtert, sondern in einem Hoch. Natürlich hat sie Thomas ihren Sieg nicht unter die Nase gerieben, sowas würde sie nie tun!

Von den Oscars ins Gefängnis

Nachdem wir Otto (unser Wohnmobil) in Los Angeles gegen einen Kleinwagen getauscht hatten, blieben wir zwei Nächte in der Stadt. Hierzu darf man noch kurz erwähnen, dass Karin während den ganzen 22 Tagen ungefähr 5h unseren Otto gefahren ist. Als sie sich dann mit Otto kurz vor der Rückgabestation befand, schaffte sie es doch tatsächlich, dass sich ein Autofahrer so sehr ab ihr aufregte und ihr sogar den Stinkefinger aus dem Autofenster zeigte.
Ein super Tag in den Universalstudios (Thomas hat alles Essen und Trinken bei sich behalten, obwohl wir den Tag unverhofft mit einer Achterbahnfahrt begonnen haben – Harry Potter lässt grüssen) sowie der Eindruck, dass diese Stadt mit Ausnahme der Studios eigentlich nicht wirklich einen Besuch wert ist, blieb. Über den teilweise unterbrochenen Highway 1 führte unsere Reiseroute nach San Francisco. Der Highway 1 war wirklich bezaubernd, die 4. Juli (Nationalfeiertag USA) – Parade in Monterey eher verstörend (Thomas), ‚so schön‘ (Karin). Whale watching mit Seelöwen, Delfinen, Bieber und Walen fanden wiederum für beide genial. In San Francisco – vor allem die Spaziergänge entlang des Piers – haben wir uns augenblicklich verliebt. Glücklicherweise konnten wir uns noch über Umwege Tickets für Alcatraz ergattern (leider nur als Kombination mit überteuerten Hop-on-Hop-off-Tickets, offizielle Tickets gibt’s wieder ab August 2019). Der Besuch der Gefängnisinsel war jedoch jeden Cent wert, und ist unser neues weltweites Lieblingsmuseum (obwohl sich über den Begriff ‚Museum‘ sicherlich streiten liesse) – die Fahrradtour auf die Golden Gate Bridge wäre allerdings weniger notwendig gewesen: Es war zwar wunderschön, aber wir waren definitiv nicht die einzigen, welche die Überquerung der Brücke an diesem sonnigen Tag geplant hatten. In der Mitte der Brücke kehrten wir deshalb um. Zum im Preis inkludierten Hop-on-Hop-off Bus: Für Thomas war dies schrecklich, die Busse kamen nicht, die Busse kamen und waren überfüllt, man war nur noch von Touristen umgeben – bereits zum zweiten Mal in seinem Leben schwor sich Thomas ‚einmal und nie wieder‘. Endlich ist auch Karin dieser Meinung. Die gute Neuigkeit: Sein Sonnenhut blieb tatsächlich auf seinem Kopf.


Aloha State

Wir konnten Alcatraz lebend und ohne grösseren Schaden verlassen. Die nächste Station hiess Hawaii. In Hawaii bereisten wir zwei Inseln: Big Island und Olahu. Big Island war seit Mai 2018 immer wieder weltweit in den Nachrichten, da zurzeit ein Vulkan effektiv am Ausbrechen ist. Wir haben uns vorgängig bei unseren AirBnB-Gastgebern informiert, und alle versicherten uns, dass die Reise sicher sei und die touristischen Attraktionen weiterhin zu sehen seien. Diesen Eindruck konnten wir auf der Insel nicht ganz bestätigen: Irgendwie fühlte man sich zeitweise sehr fehl am Platz. Da diskutierten die Touristen mit den Nationalparkrangern, wie und wo denn noch fliessende Lava zu sehen sei, währenddessen Leute evakuiert werden mussten und gewisse Regionen täglich von Erdbeben heimgesucht werden. Wir haben keine fliessende Lava gesehen, da dies zurzeit nur mit dem Bott möglich wäre und uns dies dann doch zu teuer gewesen wäre. Die Anbieter dieser Bootstouren verstehen das Prinzip von Angebot und Nachfrage und so kosten die Tickets zurzeit USD 250 (Normal ab USD 120 zu haben).

Die Erkundung der Insel im 4 x 4 bot dennoch einige Highlights: das Erklimmen des zurzeit nicht aktiven 4‘200 M.ü.M.-Vulkans Mauna Kae mit den vor allem für Karin nennenswerten Sternwarten, der Besuch von diversen Stränden mit schwarzem Sand und Schildkröten sowie diverse Wasserfälle. Speziell an Big Island ist: von den weltweit 15 vorhandenen Klimazonen, sind 10 auf Big Island anzutreffen. Die Temperaturen schwankten folglich stark und während es an einem Ort noch regnete, schien 2 Meilen weiter bereits wieder die Sonne.

Drei Tage hausten wir in einem kleinen ‚Cabin‘ mitten im Urwald. Die Leute waren äusserst gastfreundlich und luden uns sogar zu einem BBQ ein. Und wer hätte das gedacht: begrüsst wurde Thomas auch hier von einem kleinen Hund namens Luna, der ihn jeden Abend schwanzwedelnd begrüsste und sich inbrünstig der Streicheleinheiten hingab.

Nach all den Strapazen sind wir nun nach einem 30 Minuten Flug 4 Tage in Waikiki am Ausruhen und reflektieren, was wir schon alles erlebt haben. Unser Studio im 32. Stock nahe Waikikibeach bietet sehr schöne Aussichten und ist äusserst gemütlich eingerichtet.

Unsere Reise führt am 19. Juli über Sydney (4 Tage) nach Christchurch (Neuseeland), wo wir drei Wochen das Land bereisen werden. Aufgrund der Zeitverschiebung zwischen Honolulu und Sydney von 20 Stunden, wird unser 19. Juli genau 4 Stunden lang dauern, nach der 10 stündigen Flugreise, die wir um 08.30 Uhr des 19. Julis antreten, landen wir am Nachmittag um 14.30 Uhr des 20. Julis in Sydney.


Hilfsmittel

Angeregt vom Besuch des Dolbytheaters, wo die Oscars vergeben werden, möchten wir an dieser Stelle den Entwicklern einiger Apps danken: Offline Maps & Navigation (kostenloses offline – Navy, das weltweit funktioniert), RV Parks – die Suchmaschine für Campingplätze in den USA mit Kundenbewertungen (auch offline zugänglich) und AirBnB (wir haben bisher überall nur extrem positive Erfahrungen gemacht mit AirBnB – der Buchungsplattform für Privatzimmer und Wohnungen weltweit).

Zudem sind wir äusserst dankbar für unsere kleine Nikon Coolpix W300 Kamera, die unser mangelndes Talent und Können beim Knipsen von Fotos zumindest soweit möglich kompensiert.



* Fake News: Eigentlich war es nicht Neil Armstrong, sondern ein anderer, nicht wirklich bekannter, Astronaut – die Geschichte klingt aber unter der Verwendung des berühmten Astronauten irgendwie spannender.

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