Veröffentlicht: 08.04.2017
...von Piranhas,Taranteln, Vogelspinnen und anderen Tieren......
Auf diesen speziellen Teil unserer Reise hatte ich mich ganz besonders gefreut. Viele Filme und spannende Dokumentationen darüber hatte ich bereits seit Jahren verfolgt.
Nachdem wir nach etwa dreieinhalbstündigem Flug von Fortaleza in Manaus angekommen waren, wurden wir von einem Mitarbeiter unserer Unterkunft am Flughafen erwartet und ins Hostel gebracht. Am Tag darauf wurden wir gemeinsam mit den anderen Teilnehmern der Dschungeltour mit dem Bus in den 3 Stunden entfernten kleinen OrtLindoa gebracht, von wo es mit dem Motorboot weiter in unser Camp am Rio Uburu, einem Seitenarm des Amazonas ging. Das Wasser ist dort dunkelbraun, was an den Schwemmstoffen der verrotteten Blätter und Hölzer liegt und einen ganz entscheidenden Vorteil hat: trotz Regenzeit halten sich die Moskitos dort einigermaßen in Grenzen, obwohl hier für sie an sich fantastische Bedingungen vorliegen.
Gleich bei unserer Ankunft in Antonios Amazon Jungle Lodge wurden wir sehr freundlich von unserem Guide James alias Jungle James empfangen. Von ihm wurden wir gleich zu Beginn über grundsätzliche Fakten des Amazonasgebietes und den Besonderheiten informiert.
Nachdem wir unsere Lodge, ein kleines Holzhäuschen am Fluss bezogen hatten, war bereits ein köstliches Mittagessen für uns bereit.
Anschließend paddelten wir mit einem kleinen Boot in die überfluteten Wälder, einer sehr beeindruckenden Landschaft. Wir wurden mit einfachen Angeln ausgerüstet und los gings zum Piranha-Fischen. Sehr aufregend!! Ich hatte viele Bisse an meinen Ködern, den schlauen Räubern wurde ich dennoch nicht zur Gefahr, sie haben sich geschickt die Beute vom Haken geholt.
Bei Peter, einem berühmt berüchtigten Ex-Fischer;) mussten gleich 3 Tierchen mit den scharfen Beisserchen dran glauben.
Insgesamt 9 Piranhas hatte unser Team gefangen und die wurden anschließend von der Köchin gegrillt und glücklicherweise zusätzlich zum Abendessen gereicht. Satt geworden wären wir von den eher kleinen Fischen alleine nicht...dennoch nicht ganz alltägliche Kost!
Fischer haben hier immer Gewehre an Bord- da es gelegentlich zu Anacondaangriffen käme lt JJ- diese werden hier bir zu 11m lang!!!
Am Tag darauf machten wir zuerst einen Dschungelspaziergang, bei dem James für uns neugierige Gringos eine prachtvolle Tarantel aus ihrem Erdloch gelockt hatte und wir mit großen Augen vor dem bedrohlichem Spinnentier dastanden. Das etwa handtellergroße Exemplar sei für die Gegend relativ klein, denn die größeren Verwandten seien laut unserem Guide tellergross!!
gut getarnte Tarantel
Wir alle waren so sehr damit beschäftigt, nicht etwa auf Schlangen zu treten, dass wir all die zum Teil perfekt getarnten Tiere sicher ohne James niemals entdeckt und einfach daran vorbeigelaufen wären. Unfassbar! Selbst Minifrösche entgingen seinen Adleraugen nicht.
Viel haben wir über diverse Bäume erfahren und an Rinden und Hölzern und Pflanzen geschnuppert, die der indigenen Bevölkerung noch heute zum Teil als Medizin dienen.
James hat die vielfältigen Geräusche und Vogelstimmen zugeordnet und sehr interessante Details erläutert. So gibt es einen Vogel im Dschungel, dessen Namen ich leider vergessen habe, der mit speziellen Lauten andere warnt, wenn er Feinde wahrnimmt. Daher wird er auch "Dschungelkapitän " genannt.
Nach dem Abendessen machten wir uns bereits in nächtlicher Dunkelheit im Boot auf die Suche nach Kaimanen. Hier handelt es sich aber um pure Natur und halt keinen Zoo. Tiere zeigen sich, wenn sie es wollen oder überrascht werden, nicht jedoch auf Druck. So blieb uns auch der Anblick der dort lebenden rosafarbenen Delphine verwehrt, einen jungen Kaiman bekamen wir im Rahmen einer weiteren nächtlichen Bootsausfahrt später noch zu Gesicht.
Der absolute Höhepunkt war aber die Nacht im Dschungel. Gemeinsam mit einem jungen britischen Paar Charlie und Jamie marschierten wir etwa 1,5 Stunden tiefer in den dichten Dschungel in unser Nachtlager, wo wir zuerst unsere Hängematten anbrachten und dann unter Anleitung unseres Guides spezielles Holz sammelten mit dem er uns anschliessend zeigte, wie man selbst im Regen mit nassem Holz ein Lagerfeuer errichten kann.
In unmittelbarer Nähe unseres Camps lag rein zufällig ;) eine kleine Quelle, deren Wasser als Trinkwasser geeignet ist- zumindest laut JJ ;). Die wenigen Zutaten, die wir mitgebracht hatten, wurden alle zusammen mit Reis, Tomaten und Kartoffeln und natürlich dem durch den Regen leicht trüben Quellwasser in einem Topf über dem Feuer platziert und zubereitet. Daneben wurde Hühnerfleisch und brasilianische Wurst gegrillt.
Die Wanderung, das Holzhacken, die vielen Eindrücke des Tages hatte uns ziemlich hungrig gemacht. Unser Essen haben wir dann in einer Art Bananenblatt, das wir mittels Holzstäbchen zu einer "Blattschüssel" umfunktioniert hatten, mit grossem Genuß verspeist.
Wir haben danach beim Lagerfeuer noch ein wenig den Tag Revue passieren lassen, geblödelt und den Sternenhimmel betrachtet und sind alle bereits um 20.00 todmüde in unsere Hängematten gefallen.
Den unterschiedlichen Geräuschen des Dschungels zu lauschen ist wirklich sehr beeindruckend. Phasenweise klang es fast wie eine ganz spezielle Musik...bin voller Glücksgefühle und echter Dankbarkeit, das erleben zu können, stundenlang wach geblieben und hab einfach nur gelauscht. Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen, um sehr aufregende Dinge von Puma, Jaguar, Schlangen und Spinnen zu träumen. Ich bin in dieser Nacht mehrmals erwacht und hab ganz seltsame Dinge gehört und gesehen...ich denke die Dschungelatmosphäre hat meine Phantasie zu sehr beflügelt...lustigerweise ging's Charlie, der jungen Britin genau wie mir. Unsere Männer haben einfach nur geschlafen;), während wir richtige Abenteuer erlebt haben;)...
Nachts hat es fast durchgehend massiv geschüttet und ganz schön abgekühlt. Da unsere Hängematten aber unter einer Plane geschützt waren, blieben wir trotzdem vorerst trocken. Um 6.00 früh wurden wir von James mit "Kaffee ist fertig " geweckt. Wenn ich dieses Zauberwort höre, bin ich sofort putzmunter. Tatsächlich hatte er uns bereits ein köstliches Frühstück mit Ananas, Orangen ( die in Brasilien außen grün sind), gegrillten Bananen und gekochten Eiern vorbereitet.
Erstaunlicherweise war das Feuer trotz des Regens dank Jj über Nacht nicht erloschen.
Nach der Stärkung haben wir bei heftigem Regen eine etwa dreistündige Wanderung durch den dichten Dschungel unternommen.
An den Anblick von Spinnen in allen Größen beginnt man sich dabei langsam zu gewöhnen- sie sind scheinbar überall und auf jedem Baum daheim. Die arme Charlie war schon zuvor während einer Bootsfahrt in den überfluteten Wäldern von einer gelben Spinne ins Oberlid gebissen worden. Die Reaktion war lokal so heftig gewesen, dass ihr rechtes Auge praktisch komplett zuschwoll. Langsam hatte sich nach Tagen die Schwellung durch Antihistaminika und Lokalmaßnahmen gebessert, als sie nun neuerlich von einer weiteren angriffslustigen;) Spinne gleich neben der alten Bissstelle gebissen wurde. Charlie hat trotz Schmerzen und deutlicher Beeinträchtigung das Ganze mit viel britischem Humor genommen und gemeint, sie wisse nun ganz genau, dass sie eigentlich auf Natur verzichten sollte, denn dafür sei sie scheinbar nicht geschaffen.
Später haben wir unser Lager verlassen und sind zur Lodge zurückgewandert. Wie herrlich sich doch eine - wenn auch kalte - Dusche nach einer Nacht im Dschungel anfühlt!
Unser Programm war all die Tage recht straff. Peter meinte scherzhaft, ein bisschen erinnere ihn das an seine Zeit beim Bundesheer: 7.00 Frühstück, 12.00 Mittagessen, 19.00 Abendessen- dazwischen immer Aktivitäten.
An einigen Tagen haben wir ja auch um 20.00 noch nächtliche Bootsausflüge unternommen, um Kaimane zu sehen, die nachts auf der Jagd sind. Die Nacht war sternenklar und wir paddelten ganz leise dahin, als James und sein Kollege mitten im Nichts an einer Stelle anlegten, das mitgeführte zweite kleine Boot bestiegen und uns mit der Erklärung zurückließen, gleich wieder zurück kommen zu wollen. So saßen wir zuerst ganz still im Boot und warteten geduldig, haben eine Zeit lang die immer blasser werdenden Lichtreflexe ihrer Taschenlampen verfolgt, bis diese irgendwann nicht mehr zu sehen waren. Die Zeit verging, wir scherzten, nachdem bereits eine halbe Stunde vergangen war, dass sich die beiden vielleicht selbst verirrt hätten. Nach etwa einer Stunde erschienen die beiden etwas enttäuscht aus der Finsternis wieder, da ihre Suche nach Kaimanen frustran verlaufen war. Für uns war's trotzdem ein spannender Abend und nächtliche Bootsfahrten sind auch ohne Kaimane ein schönes Erlebnis.
Einmal besuchten wir eine lokal ansässige Familie, die nach Abholzen eines bestimmten festgelegten Stück Regenwaldes, ein kleine Landwirtschaft führt. Wir hatten das Glück, beim Verarbeitungsprozess von Maniokwurzeln zusehen zu dürfen. Die Familie lebt sehr isoliert, viel Kontakt zur Außenwelt findet nicht statt. Die bereits erwachsenen Söhne arbeiten dort mit, was gerade ansteht, manchmal wird gefischt. Bei aller Liebe und familiärer Verbundenheit, die beiden jungen Männer taten mir leid. Wie sie zu einmal zu einer eigenen Familie oder auch nur einer Frau kommen sollen, ist mir schleierhaft.
An sich war geplant anschließend noch 2 Tage in Manaus zu verbringen, um von dort über Barcelona in Venezuela weiter nach Miami zu fliegen und dort eine knappe Woche am Miami Beach zu verbringen. Das hat aber leider nicht geklappt, weil wir wegen Esta unseren Flug verpassten.
Die nächste Möglichkeit Manaus zu verlassen, war demnach erst 4 Tage später. Glücklicherweise wurden wir kostenfrei umgebucht, ansonsten wäre uns der Fehler noch wesentlich teurer gekommen.
Jetzt ist es aber soweit, morgen fliegen wir (hoffentlich) wirklich nach Miami- auch wenn sich unser dortiger Aufenthalt nun leider auf eine einzige Nacht beschränken wird.