Veröffentlicht: 13.06.2017
Sauhara
Zugegebenermaßen war die Anreise nach Nepal von Varanasi aus kein leichtes Unterfangen.
Der Nachtzug hatte Verspätung gehabt, so kamen wir um 8.00 morgen in Gorakhpur an. Dies ist der längste Bahnsteig der Welt mit 1,355 km(!) Länge.
Wir hatten Glück, denn unser Kabinengefährte lotste uns gleich zum richtigen Bus nach Sonauli und einen Sitzplatz konnten wir glücklicherweise auch gerade noch ergattern. Die Busse sind hier sehr einfach ausgestattet und ohne Klimaanlage, aber mit Fensterplatz ist dies an sich kein Problem. Leider wurde aber gleich drei Personen im Bus schlecht- mehr möchte ich darüber nicht weiter ausführen;).
Nach drei Stunden nahe der Grenze zu Nepal angekommen, fuhren wir das letzte Stück mit Fahrradrikscha und holten nach problemloser Visaaustellung vorort (da wir genügend Passfotos mithaben, braucht man hier selbst für Simkartenerwerb) und passierten mit einem Fahrer die Grenze, der uns direkt innerhalb von weiteren zweieinhalb Stunden im klimatisiertem Auto nach Sauhara in den Chitwan Nationalpark brachte.
Grenzübergang Nepalseite
Unser Resort liegt in einem liebevoll angelegten Garten, wunderschön am Fluss gelegen, mit Blick auf die Stelle, wo die Elefanten früh und abends ein Bad nehmen.
Peter war sehr verblüfftüber den Wandel des Ortes, den er vor 9 Jahren besucht hatte. Mittlerweile gibt es großteils asphaltierte Straßen und deutlich mehr Unterkünfte und Restaurants.
Auch diese Region hat nach dem verheerenden Erdbeben einen drastischen Rückgang der Touristen erlebt und hatte daneben auch letztes Jahr noch sehr unter seinem großen Nachbarn Indien infolge einer totalen Grenzblockade zu leiden. Früher kamen laut einem Einheimischen auch viele Chinesen auf dem Landweg hierher auf Urlaub. Derzeit ist aber auch die Grenze zum anderen großen Nachbarn China geschlossen.
Die Nepalesen scheinen aber dennoch optimistisch gestimmt und voller Hoffnung, dass bald wieder mehr Besucher in ihr wunderbares Land kommen werden.
Nach einem ersten erholsamen Tag haben wir am darauffolgenden eine Kanufahrt in einem Einbaum entlang des Flusses und danach einen dreistündigen Dschungelwalk im Nationalpark unternommen.
Aufgrund der Hitze beginnen solche Touren schon um 6.30. Dafür erlebt man dann aber auch eine unglaublich idyllische Morgenstimmung. Gleich zu Beginn haben wir am Fluß ein einhörniges Rhinozeros gesichtet, das gerade ein Bad genommen hat. Laut unserem Guide sind diese so schwerfällig wirkenden Tiere im Bedarfsfall sehr schnell mit 40 km/h unterwegs, falls sie sich gestört fühlen.
Der Nationalpark war früher als exklusives Jagdrevier genutzt worden und lockte viele Betuchte zum Abschuss von Wildelefanten, bengalischen Tigern, Rhinozeros und vieles mehr an. Dabei war der Tierbestand dermaßen dezimiert worden, dass glücklicherweise 1973 knappe 1000km2 zum Nationalpark erklärt worden sind. Weiterhin wurde aber viel gewildert, da Einzelne der extrem armen Bevölkerung den großen Bedarf der Chinesen für chinesische Medizin zu nützen gewusst hatten.
Mittlerweile wird der Park von Soldaten bewacht und die Eintrittspreise für Ausländer haben sich innerhalb der letzten10 Jahre verdreifacht.
Einheimische kommen auch gerne hierher, um Futter für ihr Vieh zu sammeln. Hier gibt's unzählige saftige Grassorten, unter anderem das besonders rasch wachsende Elefantengras, das einige Meter hoch werden kann. Das kann mitunter gefährlich sein, denn im Februar dieses Jahres kam so eine Frau durch einen Tiger ums Leben.
Die Flora ist hier ein absolutes Paradies für unter anderem ca. 450 (!) Vogelarten.
Die wiederum werden auch von den ansässigen Krokodilen sehr geschätzt ;), wobei es auch eine Art gibt, die Fisch bevorzugt.
Vor unserem Dschungelspaziergang erhielten wir noch einige Verhaltensinstruktionen für den Fall einer Begegnung mit angeblich sehr aggressiven Wildelefanten, Bären oder bengalischem Tiger. Wir trafen auf Krokodile, Rehe, ein weiteres Rhinozeros, viele Vögel, bunte riesige Käfer aber sonst nur auf frische Spuren der besagten gefährlichen Tiere.
Trotzdem war's ein toller Tag in der traumhaften Natur und eine schöne Wanderung durch den Regenwald.
Nach einiger Überlegung haben wir uns doch dazu entschieden, eine Elefantensafari mitzumachen. Dabei sitzen jeweils vier Touristen in einem auf dem Elefantenrücken angebrachtem Holzgestell. Unsere Elefantendame (es werden nur Weibchen eingesetzt, da Männchen zu aggressiv seien) war 35 Jahre alt und schaukelte uns brav durch den Dschungel.
Der große Vorteil dieser Safarivariante ist, dass man einerseits nicht die Tiere durch Motorengeräusch verschreckt, sondern auch noch ganz nah an sie herankommt.
So hatten wir die Gelegenheit einige weitere Rhinos anzutreffen, die sich beim abendlichen Schmaus durch unsnicht stören liessen.
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Des weiteren spazierten Pfaue an uns vorbei, unzählige Rehe, Äffchen und Krokodile bekamen wir außerdem zu sehen.
Wilde Tiere so in ihrem natürlichen Umfeld erleben zu dürfen, ist zweifelsohne erfreulicher, als sie in einem Zoo zu besuchen.
Leider haben wir nach unserem Ausritt auf dem Heimweg gesehen, wie grob einzelne Mahouts mit ihren Elefanten umgehen. Ein sehr trauriger Aspekt, denn die armen Tiere leisten wirklich harte Arbeit und sind schliesslich auch eine wichtige Einnahmequelle.
Ein beliebtes Transportmittel neben Fahrrad und Moped sind hier auch noch Pferdekutschen, die liebevoll geschmückt werden.
Morgen fahren wir mit dem Bus weiter nach Pokhara. Bin schon gespannt, was wir dort erleben werden.