welovesudamerica
welovesudamerica
vakantio.de/welovesudamerica

Unendliches Freiheitsgefühl im Colca-Canyon

Veröffentlicht: 19.10.2018

Mit immernoch angeschlagenem Verdauungstrakt 7 Stunden im Bus ohne Toilette, Klimaanlage und auf kurvenreichen Straßen zu fahren ist kein Spaß, aber wir haben es bis Cabanaconde (3300m) geschafft. Der Ort liegt an der Kante des unteren Colca-Canyons, wo man herrlich seiner Wanderleidenschaft frönen kann. Fieserweise, da Cabanaconde oben liegt, gehen alle Wege erst mal sehr lang bergab, das heißt am Ende muss man wieder hoch. Nach 2 Ruhetagen begleitet von Magenkrämpfen und Alpakafleisch ging es dann los; vier Tage Dorfhopping. Unendliche Freiheit von Internet, Strom und warmem oder überhaupt fließendem Wasser. Trotzdem ist gut haushalten angesagt, denn so was wie einen Geldautomaten gibt es nicht mal in Cabanaconde und die schwierige Erreichbarkeit machen Wasser und Bier teuer. Schon wurden wir ein wenig nervös, denn das Bargeld wurde knapp, aber zum Glück trafen wir auf 2 Engel, die unsere restlichen Euros gegen Soles eintauschten. Der erste Abstieg ging ca. 1000m runter nach Llahuar, wobei wir noch an einem schweflig riechenden Geysir vorbei kamen. Aber auch runter gehen ist ordentlich anstrengend. Wenn die Sonne senkrecht auf die Köpfe brennt und die Knie auf dem steilen Zickzackweg anfangen zu schmerzen  ist das hart genug. Aaaaaber: wenn man 1,5 Wochen lang vorher fast ausschließlich im Bett oder im Bus verbracht hat, ist es noch viel schlimmer. Gegen den Tags darauf beginnenden Muskelkater des Todes konnte auch das Bad in den heißen Quellen nichts ausrichten. Auch jetzt, fast eine Woche später ist er noch nicht ganz weg. 

Am zweiten Tag war der Weg besonders spektakulär. Durch die karge Landschaft führt ein schmaler Pfad nach Fure, ein Bergdorf, das ausschließlich zu Fuß oder per mula erreichbar ist und wahnsinnig schön im hinteren Bereich des Huarurofluss-Tals liegt mit umwerfender Aussicht auf die Umgebung. Am Wanderweg führt auch die regionale Wasserver/ und -entsorgung entlang. Im Ort lebt als einzige eine 25 Jahre junge Frau mit Mann und Tochter, die die einzig verfügbare Unterkunft für Gäste betreibt, die vereinzelt eintreffen. 2 Stunden weg von der nächsten "Straße", wo einmal täglich ein Bus eine Stunde lang nach Cabanaconde fährt, wo es noch nicht mal einen Geldautomaten gibt, der nächste ist weitere 1,5 Stunden entfernt #youngurbanlifestyle. Alle anderen Häuschen dort sind verlassen. Noch weiter hinten im Tal kann man einen schönen Wasserfall bewundern, vorausgesetzt der/die tapfere Marschierende traut sich an den hübsch aufbereiteten menschlichen Überresten vorbei. Neben vielen Schädeln lagen auch Oberschenkelknochen, Hüftknochen und Wirbelsäulen in dem halboffenen Massengrab. Nett zu wissen, wie wir alle mal aussehen werden. 

Der dritte Tag führte, leider mit viel Straßenanteil, über Malata und Cosñirhua nach San Juan, das am Colcafluss liegt und da ist plötzlich alles grün. Bei lecker Bierchen und Alpakasteak kann man mit den Einheimischen über die Entwicklung der Region fachsimpeln, denn erst seit 3 Jahren sind die größeren Dörfer überhaupt via Schotterpiste erreichbar. Tag vier hieß es hoch auf steilem Pfade, und zwar 1200m. Puh. Aber war toll, denn der Ausblick und die Schmalheit des Weges erfreuen das Wandererherz. Dankenswerterweise warteten oben eine warme Dusche und frische Kleidung auf uns. Ein echter Schatz!

Antworten (1)

Dorothea
Wow

Peru
Reiseberichte Peru