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Über die Stadt, die der Welt am meisten gegeben hat

Veröffentlicht: 15.11.2018

So ist es im Allgemeinen von Potosí bekannt. Aber zu welchem Preis? Potosí wird vom Cerro Rico (reicher Berg), ein spektakulärer Bergkegel überragt. Der erste Silberfund im 16. Jahrhundert sollte das Schicksal der Stadt besiegeln. Die spanischen Kolonialherren ließen den Berg Stück für Stück aushöhlen, und zwar zum Preis von ca. 8 Millionen Indios, die bis heute in den Minen umgekommen sind. Über Jahrhunderte hinweg war Potosí die reichste Stadt der Welt. Mehrere zehntausend Tonnen Silber wurden abgebaut und (erst einmal) der spanischen Krone zugeführt, bevor sich dieses Silber mit dem spanischen Imperium weltweit verbreitete. Vor Ort in Potosí wurden Silbermünzen hergestellt und geprägt.

#quiteinteresting1: Als WE im Juli nach Peru flogen, nahmen wir die spanische Airline Plus Ultra und wunderten uns schon über den Namen. Tatsächlich stammt der Name vom spanischen Wappen, deren Heraklessäulen am Gibraltar das Ende der bekannten Welt markierten. Die Spanier, und so auch diese Airline, gehen über dieses Ende hinaus (plus ultra) in die Neue Welt. Wussten wia zumindest nischt.

#quiteinteresting2: warum heißt Argentinien (argentum=Silber) eigentlich so, obwohl es da kaum Silber gibt? Der argentinische Rio de la Plata (Silberfluss) war ein wichtiger Transportweg des potosinischen Silbers nach oder via Argentinien. Aha! Haha.

#quiteinteresting3: Woher kommt eigentlich das $? Tatsächlich wurden die Münzen, die in Potosí hergestellt wurden, mit dem Kürzel PTSI geprägt. Die Buchstaben wurden übereinandergelegt. Da bis zur Präsidentschaft Nixons der Dollarwert vom spanischen Silber abhängig war, wurden P und T einfach weggelassen und übrig blieben das S und das I=$. Das Symbol für Geld weltweit. Dies ist zumindest eine der gängigen Theorien.

Noch heute sind 16.000 Minenarbeiter im Berg tätig, auch wenn immer weniger Silber, dafür aber Zinn, Zink und Blei abgebaut werden, aber der Ertrag ist eher mäßig. Der Cerro Rico ist mittlerweile eher ein Cerro Pobre, so ausgenommen wie er ist. Die Arbeitsbedingungen sind nach wie vor auf dem Standard des 19. Jahrhunderts, nur mit Taschenlampe. Kinder fangen mit 13 Jahren, Extremfälle auch früher, an, darin zu arbeiten. Eigentlich dürfen Jugendliche erst ab 18 solche Arbeit verrichten, was auch zum Teil kontrolliert wird. Die Konsequenz daraus ist, dass nicht etwa keine Kinderarbeit dort mehr gibt, sondern dass diese nachts arbeiten. 700-800. Mehr im Film "El minero del Diablo" (2005). 

Wir waren auch in den Minen. Eineinhalb Stunden in staubiger Dunkelheit, gebückt in niedrigen Stollen und engen Schächten. Abstützung der Schächte gibt es kaum. Dies ist besonders spannend, wenn die Arbeiter eine Ladung Dynamit zünden. Der ganze Berg erzittert und nicht selten stürzt ein Gang ein. 13 Knaller hintereinander, da zittern nicht nur die Wände, sondern auch die Menschen. Aber sehr aufregend! Den Mineros bringt man immer ein Geschenk mit. Entweder Koka (welches die 14 Stunden Schicht erträglich macht) und reinen Alkohol (für Pachamama und den Teufel) oder Dynamit. Gleich knallt's. Bumm. Willem freute sich sehr, dass er mal Sprengstoff kaufen durfte. 

Außerdem hatte Willem einen anderen Leckerbissen in Potosí gefunden. In der Kathedrale nämlich gibt es eine FUNKTIONIERENDE (man staune) Orgel, die frisch renoviert wurde! Und tatsächlich durften WE während der Besuchszeit eine gute Stunde musizieren, was wir beide sehr vermissen. Um so schöner, dass es an dieser Walcker-Orgel (ca.1930, deutsches Fabrikat) möglich war.

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