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Punoooooo!

Veröffentlicht: 30.10.2018

So ungefähr klingt es, wenn die Ticketverkäufer*innen im Busbahnhof das Reiseziel bewerben. Auf 4000m und am Titicacasee liegend, ist Puno.... eher hässlich. Wobei die Kathedrale schön ist, denn sie ist zur Abwechslung mal schlicht. In der Stadt gibt es allerdings so gut wie keine kolonialen Häuser. Dafür ist es hier absolut authentisch und lebhaft, denn sie ist die Folklorehauptstadt, was wir auch miterleben durften. 

In der Nähe gibt es aber einige schöne Dinge zu sehen. Sillustani zum Beispiel. Das sind ein Haufen alter Tiwanaku- und Inkagräber, die ihre etwas spezielle Form nicht ganz zufällig erhalten haben. Im Grunde stehen da ein Haufen Phalli in der Gegend herum. Zumindest die männlichen Familienoberhäupter wurden in den turmartigen Gebilden verscharrt. Weibliche Matriarchinnen in eckigen Türmen. Netterweise wurden die Familienangehörigen (bis auf die Kinder) gleich mit geopfert, damit der oder die Verblichene nicht so alleine bleiben muss. Sie treffen sich im Jenseits wieder. Die Penisform ist bewusst als Fruchtbarkeitszeichen im Sinne der Wiedergeburt zu deuten.

Danach dürfen alle Touris in Museumsdörfchen Alpakas und Lamas streicheln, Artesanías kaufen und die fruta de la Pachamama kosten. Es gibt Kartoffeln aller Art (die besten weltweit nach unserem Dafürhalten), Quinoa, Käse und einen zu Brei gelösten Stein (chaco). Soll sehr gut für den Magen sein. Schmeckt eigentlich nach nix. 

In der Umgebung und am See gelegen gibt es eine Menge kleiner Dörfchen, von denen wir Chucuito besucht haben. Es wird nach dem Schock (für nichtsahnende, brave Kirchgänger) von Sillustani nicht wirklich besser. Die Phalli hier sind zwar kleiner, jedoch deutlich weniger stilisiert - um es dezent auszudrücken. Die Penisse, die im Tempel der Fruchtbarkeit stehen, haben wohl schon oft Frauen als Sitz benutzt, um die Götter des Familienplaning milde zu stimmen. 

Aber es gibt dort auch Braves, nämlich 2 Barockkirchen aus der Kolonialzeit, die man im Rahmen einer Hochzeit besichtigen kann (siehe voriger Blogeintrag). Die dazugehörigen Friedhöfe sind sehr einfallsreich in Bezug auf Grabgestaltung (höcht individuell), Gesamtbild (chaotisch), Grabbeigaben (Bierfläschchen), Blumenschmuck (aus Plastik und in aufgeschnittenen Colaflaschen) und Müllentsorgung (in den leeren Grabkammern). Echt ein Ort der Ruhe und Besinnung. 

Die Folklore der Stadt kann man schon bei kleinstem Anlass erleben. So wird nur für den Geburtstag (noch nicht mal ein runder) einer privaten (!) Universität eine Parade abgehalten, die um 2 beginnt und um halb 11 noch lange nicht vorbei ist. Alle Fakultäten der Uni warten mit eigener Band sowie mehreren prächtig kostümierten Tanzgruppen auf. Bei den Mädels gibt es viel Haut zu sehen. Bemerkenswert ist auch, dass ein solches Kostüm oft mehr wert ist, als ein durchschnittlicher peruanischer Kleiderbestand.

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