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Dschungelwelten und Müllberge

Veröffentlicht: 19.08.2018

Von staubtrockener Wüstenluft direkt in die tropische Natursauna - das erste, was man bemerkt, wenn man nach Iquitos kommt, ist die drückende Schwüle. Die Stadt ist eine ehemalige Missionarsiedlung und ist die größte Stadt der Welt, die ausschließlich über den Wasser- oder Luftweg erreichbar ist. Lebhaft, quirlig, überfüllt mit Tuctucs und mit zu Bussen umfunktionierten LKW, hat sie die schlechteste Straßenqualität, die wir bisher erfahren durften. Badeseegroße Schlaglöcher, harte Spurrillen und übelkeiterregende Straßengräben sorgen dafür, dass die menschlichen Stoßdämpfer auf den klapprigen Tuctucsitzen viel aushalten müssen.

Auch wenn die Stadt nicht gerade den gängigen Schönheitsmerkmalen touristischer Ansprüche entspricht, gibt es Interessantes und auch Extremes zu sehen. Im einfachen Stadtteil Belén gibt es einen Markt, der sich über das gesamte Viertel erstreckt und der nur für starke Mägen und Abenteuersuchende geeignet ist. Herausforderung angenommen, denn wir hatten schon Einiges in diessr Hinsicht gesehen. Mit Ständen, Müll und Menschen vollgestopfte Straßen werden mit Platsikplanen sehr niedrig verschattet, sodass überhaupt keine Frischluft hineinkommt. Neben angenehm duftenden Kräutern, Gemüse, Gewürzen etc. sammeln sich die Abwässer und Abfälle der Stände auf den Straßen, wo sich Hunde hoffnungsvoll durch die Plastiktüten wühlen. Zwischen ungekühltem Fisch und Fleisch werden Speisen zubereitet, schlafen Kinder oder werden Urwaldraritäten feilgeboten. Schildkröten und Maden seien hier als Delikatessen genannt. 

Belén kann man auch mit dem Boot ein wenig erfahren. Das Ufer ist übersät mit Müll, in das Flusswasser werden sämtliche Abwässer eingeleitet, Fäkalien inklusive, da die Toiletten direkt über dem Fluss gebaut sind. 50 Meter weiter werden Töpfe gespült und Kinder baden. Die Armut ist omnipräsent und die Folgen fehlender Bildung und Aufklärung sind direkt spürbar. 

Zur Zeit herrscht "Trockenzeit", das heißt es regnet nur einmal am Tag und meist eher kurz. In der Regenzeit steigt das Wasser des Flusses stark an, weswegen die Blechhütten in Flussnähe aufgeständert sind. 

Es gibt aber auch saubere Flüsse, in denen wir auch badeten. Am Strand gibt es Essen und Trinken (auch wenn man nicht genau wissen will, wo der Fisch herkommt) und vor allem sehr laute Musik.

Kulturell gibt es aber zumindest ein paar Kleinigkeiten: Kolonialgebäude mit Fliesen, ein komisches Haus aus Gusseisen von Gustave Eiffel und eine Dampfschiff aus den 10er Jahren.

Drei weitere Tage ging es in den Urwald. Dort wohnten wir bei der Familie eines einheimischen Guides, auf den man definitiv angewiesen ist! In kleinen Holzhütten mit pflanzengedeckten Dächern und ohne Wände, Technik und Elektrizität lebt man hier. Fließendes kaltes Wasser gibt es aber, allerdings keinen Abfluss. Dennoch ist die Toilette weder unangenehm riechend noch zu benutzen, denn auch das Bad hat keine Wände und ist mitten im Wald und alles wird kompostiert. Bis auf den Kontakt nach Hause fehlte uns es in den Tagen an nichts. Wir wurden großzügig mit typischem Essen versorgt (hauptsächlich Fisch, Reis, Kochbanane und Avocado). In mehreren geführten Wanderung entdeckten wir die "grüne Hölle". Ohne Machete und ohne Führung ist es geradezu gefährlich, denn die Wege sind kaum als solche zu erkennen und führen nicht selten durch Morast und dicken Schlamm. Selbst der Guide sollte sich nicht mehr als ein paar Meter vom Weg entfernen, denn die Vegetation ist so dicht und alles ist grün, sodass man Gefahr läuft, denselben nicht wiederzufinden. Wir lernten die Vielfalt der Flora und Fauna kennen, deren Heilpotenzial und Giftigkeit. Bei einer Nachtwanderung sahen wir wild lebende Taranteln, was aber nicht der einzige Kontakt mit potenziell gefährlichen Tieren bleiben sollte. Eine Nacht später fand sich im Haupthaus eine nette, noch junge Boa von über einem Meter Länge. Diese Baumwürgeschlange ist zwar nicht giftig, dennoch möchte man sie nicht im Schlafzimmer haben. Tags darauf wanderten wir wieder einige Stunden, als wir beinahe über eine zweite Schlange von 2 Metern Länge stolperten. Unser Guide streckte den Arm aus und hielt uns zurück bis sie ins Dickicht verschwand, denn diese war tödlich giftig, vermutlich eine Lanzenotter. Nach dieser Begegnung waren wir froh, dass wir heil aus dem Wald rauskramen. Mit dem Bötchen ging es auf dem Rio Nanay zurück in die Zivilisation, noch vorbei an einer Krokodilfarm.

Antworten (2)

Dorothea
Es ist faszinierend, was ihr beide so erlebt. Von sechstausend meterhohen Bergen bis ins Amazonasgebiet, Dschungel, Tropen. Wunderbare Auswahl von Bildern gepaart mit informativen und humorvollen Kommentaren. Ich warte schon auf die nächste Ausgabe😍

Eva
Freut mich 😊😊

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