welovesudamerica
welovesudamerica
vakantio.de/welovesudamerica

Höhenmeter abarbeiten

Veröffentlicht: 24.08.2018

Von der tropischen Hitze ab in trockene Kälte. Huaraz ist der Ausgangspunkt für Erkundungen der Cordillera Blanca und liegt auf 3000m. Die Stadt selbst wurde in den 70ern von einem schweren Erdbeben getroffen und ist daher optisch mal NICHT kolonial. Die Hauptkathedrale wird gerade wieder aufgebaut, allerdings reicht das Geld nicht zur Fertigstellung. Dennoch ist es hier belebt und fröhlich, Wanderer und Abenteurer prägen das Bild stark. Man darf keine Angst vor Touristen haben. Tolle Wanderungen haben wir auch unternommen. Die erste war zur laguna 69, ein wunderschöner Weg durch grünes Tal mit Bach, steilen Berghängen, Lagunen, Wasserfällen und Gletschern. Nach dem sehr anstrengenden Weg von 3900m auf 4600m wurden wir mit der tollen azurblauen Lagune unterm Gletscher belohnt. Wie immer ist wandern hart (besonders auf dieser Höhe) und wie immer ist es ein überwältigendes Gefühl, wenn man es geschafft hat und die traumhafte Landschaft genießen darf. 

Die zweite Wanderungen war mit einer Zeltübernachtung verbunden. Voll bepackt und mit Guide und Träger/Koch ging es von 4300m auf 5000m, und das auf nur 4km Strecke, es war also sehr steil. Zwischenzeitliche Atemnot verbunden mit Übelkeit und Kopfschmerzen bleiben da fast nicht aus. Umso unfassbarer war es, dass unser 55 Jahre alter Träger mit 25kg Gepäck (!) die Strecke doppelt so schnell zurückgelegt hat wie wir (wir brauchten 2:45 h). Oben wehte der Wind frisch, die Aussicht aber war überwältigend. Nach einer heißen Suppe, etwas Mate de Coca und Naturtoilette (die durchaus wärmer als andere Toiletten zu empfehlen sind) ging es um 6 Uhr, sprich bei Sonnenuntergang, ins Bett. Die Nacht... naja, kurz, kalt, hart. Außentemperatur -8° und im Zelt vielleicht 5. Die dünne Isomatte ließ zwar keine Kälte durch, aber die darunter liegenden Steine schon... Kurz war die Nacht trotz des frühen Zubettgehens, da man mit kalten Füßen schlecht einschlafen kann und außerdem um 1:30 Uhr der Wecker klingelte. Zwar wurden uns Brötchen mit Marmelade angeboten, jedoch reichte eine Tasse Tee aus. Bis zum Gletscher war es eine halbe Stunde, mit Stirnlampen, 7 Kleidungsschichten, Winterhosen und -handschuhen und Schneeausrüstung ging es über felsige Kuppen und Wände. Klettern mit Händen an steilen Hängen bei absoluter Finsternis. Für Eva toll, für Willem "es ging". Am Eisrand angekommen zogen wir Helm, Steigeisen und einen improvisierten Sicherheitsgurt an (die Agentur vergaß, uns diese mitzugeben, aber unser Guide hat super improvisiert). Aneinandergebunden und mit Eispickel in der Hand ging es schließlich hoch, und zwar steil. Allerdings mussten wir schon nach 10 Minuten anhalten. Leider, und das war ein weiteres Versäumnis der Agentur, hatten wir keine zu unseren Wanderschuhen passenden Steigeisen. Der Guide schnürte sie mehrmals neu und fest, sodass es irgendwann hielt. Mit diesen Dingern hat man sehr guten Halt auf dem Eis, selbst bei steilen Hängen. Mühsam stapften wir hoch, die Atmung fiel sehr schwer. Eigentlich wollten wir bei Sonnenaufgang am Gipfel sein, doch wir schafften es nicht. Die bereits seit einer Woche anhaltenden Verdauungsprobleme forderten bei dieser nächtlichen Anstengung ihren Tribut. Wir kamen bis über 5200m, der Gipfel war auf weiteren 4-500 Höhenmetern. Schade, aber dennoch war es eine einmalige, spektakuläre, eiskalte und wunderschöne Erfahrung. Wieder im Camp galt es sich aufzuwärmen (Suppe is the best) und die langsam kräftiger werdende Sonne auf dem Gesicht zu genießen. Am Ende wollten wir gar nicht mehr runter. 

Antworten

Peru
Reiseberichte Peru