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Mit dem Rad über die Alpen, 8.2024

Veröffentlicht: 10.08.2024


Der gemeinsame Familienurlaub ist zu Ende. Ich starte zur Radtour über die Alpen: 

9.7. Samoëns -> Notre Dame Gorges, Wechseltag. Schon vor dem Frühstück sortiere ich alles aus was ich nicht mit auf Reisen nehmen will. Ulla und Katja reisen ohne Frühstück mit den Kindern im Caddy ab. Kurz nach 10h hat Ingo auch alles gepackt und fährt los. Ich bin der letzte, der mit dem Fahrrad aufbricht. Meine Radtour kann beginnen! 

Aber eine halbe Stunde lade ich noch Bilder in den Block hoch, dann nehme ich ein letztes Bad in unserem See und radle entlang des Flusses los. Nach Cluses muss ich einmal über dem Berg und ich merke dass ich Steigung bis 5% mit Ausdauer bewältige. Im Tal der Arve mache ich alle zehn Kilometer Pause an einem See und gehe baden, denn die Hitze ist heute enorm. Richtig anstrengend wird der Anstieg nach Gervais. Die Route de Laurin hat eine durchschnittliche Steigung von 8%. Das schaffe ich nicht zu fahren und selbst das Schieben fällt mir sehr, sehr schwer. Für die 3,5 km Kilometer brauche ich mehr als 1½ Stunden. Danach sind es immer noch acht Kilometer und 400 Höhenmeter. Um halb acht erreiche ich den Campingplatz in Notre Dame de la Gorge. Das Zelt ist schnell aufgebaut und die Dusche warm, ich koche Couscous mit der restlichen Sosse von Vorgestern.

10.8.24 Camping du Pontet -> Beaufort, 35 km 1115 hm: ich habe schlecht geschlafen, bin früh wach und fahre trotzdem erst um 9:30h vom Platz, weil ich alles in Ruhe mache und viel Zeit für laden der Bilder in den Blog brauche. Im Sherpa, der zwischen den Appartement Anlage versteckt ist, kaufe ich Baguette und Tomaten. Sonst habe ich noch viele Vorräte und will mir nicht noch mehr Gewicht aufladen. Erstes Zwischenziel ist die Signal Seilbahn Talstation auf 1470m. Den Schotterweg dahin bewältige ich größtenteils mit Schieben weil es so steil ist. An einer besonders steilen Stelle kommt eine Wandererin mir zu Hilfe. Der Lac le Etape bei der Seilbahn entpuppt sich als Badestelle und ich kann mich abkühlen. Für 7,50€ kann ich die Seilbahn mit dem Rad benutzen. Was ein Glück, sonst hätte ich vermutlich die Höhe bis zum Pass heute nicht geschafft. Ich muss nur alles Gepäck abnehmen und das Rad wird an der Gondel außen eingehängt. Schwups, bin ich auf 1860m. Bis zum Col du Joly 1989m ist es nicht ganz so steil, so dass ich viel durch die Wiesen fahren kann. Hinter mir immer der wolkenlose Mont Blanc. Das Restaurant am Pass ist gut besucht, weil man von der anderen Seite mit dem Auto hochfahren kann. Nach der Mittagspause beginnt die lange Abfahrt. Ich suche zwischendurch ein Plätzchen für einen Mittagsschlaf im Schatten. In Hauteluce schaue ich mich etwas um, bis um 16h der Proxy wieder aufmacht. Ich kaufe mir ein 4'er Pack Eis. Leider geht es bis zum Campingplatz in Beaufort noch einmal 80m hoch, auf die ich nicht eingestellt bin und es fällt mir in der Hitze sehr schwer. Um 17:30 erreiche ich den Campingplatz Domelin. Er ist Complet, aber Wanderer dürfen noch drauf. Zelt aufbauen und duschen! Ich treffe einen anderen Radwanderer aus Deutschland, wir tauschen uns aus. Heute gibt es nur eine Suppe, die Tomaten, Baguette und ein noch kühles Bier. Dabei lade ich die Bilder in den Blog. 

11. 8. Beaufort -> Lac Roselend 25,3km   1322 hm.
Die Nacht war richtig warm und ich habe besser geschlafen. 6: 15 Uhr schreibe ich den Text für den Block und um 8 Uhr breche ich ohne Frühstück auf. In Beaufort kaufe ich eine Kleinigkeit ein, dann mache ich mich an den Aufstieg. Die erste Stunde ist noch richtig wenig Verkehr und ich komme in der frische gut voran. Die Steigung beträgt meistens 7 Prozent. An den steileren Stellen fahre ich Zickzack, wenn der Verkehr ist zulässt. Nach der frühstückspause um 10h nimmt der Verkehr enorm zu, besonders nervig sind die Gruppen mit lauten Motorrädern. Nicht immer wird der Mindestabstand eingehalten. Um 11:30 Uhr habe ich 950 Höhenmeter geschafft und ich kann auf den Roselend Stausee schauen. Er leuchtet wunderschön türkisblau. Ich fahre die 2km zur Staumauer und mache dort im Schatten pause. Nun muss ich überlegen, wie ich den weiteren Tag gestalte: soll ich hier einen Platz zum Zelten suchen? Oder mich doch noch an den weiteren Aufstieg bis zum Col Roselend machen. Mein linkes Knie wünschte ich auf jeden Fall eine Pause. Ich um Runde erst einmal den See. Hier ist zu viel Tourismus, an allen Wegen, die abgehen, stehen den Schilder "privat". So fahre ich langsam weiter den Pass hinauf. Bei einer Pause treffe ich Wanderer. Auch sie sind vom Lärm der Motorräder genervt. Bei der Refuge du Plan de la Lai, lege ich einen Stopp ein. Ein schildlett so 300 Meter entfernten Gite de Plan Mya ein. Dort soll man selten können. Das gucke ich mir an und entscheide dort zu bleiben. Man meldet sich bei der Gite an und kann in der Nähe Zelt kostenlos aufbauen. Das erfahre ich von einer Frau, die gerade auch einen Platz für erzählt sucht. Leider hat sie ist falsch verstanden wie gross der Bereich ist und der Bauer kommt vorbei und sagt wir müssen näher bei der Gite stehen. Also alles wieder abbauen und 100 Meter zurück tragen. Nach einer Pause koche ich und die junge Frau kommt dazu. Essen muss ich im Zelt weil es gerade wieder regnet. Als der Regen aufhört fahre ich schnell in Richtung Stausee und finde einen tollen Platz mit einer englischen Telefonzelle als Landmarke. Irgendwie skurril und doch wunderschön. Vom Himmel her ist es nicht ganz klar ob die Sonne noch hinter den Wolken oder schon hinter den Bergen ist. In der Ferne hängen regenschaden und auch Blitze sind zu sehen. Dann sinkt doch noch die Sonne aus den Wolken hinter die Berge. Das kann ich sogar mit Ulla teilen, weil ich hier  Netzempfang habe. Als ich im Zelt liege sehe ich, das noch immer Blitze niedergehen. Ich hoffe ich kann trotzdem gut schlafen und das Gewitter zieht vorbei.

12. 8.24 Gite du Plan Mya nach La Rosiere 47 km 1450hm.
In der Nacht gab es noch mehrere Regenschauern und jede Menge Gewitterblitze. Deshalb konnte ich nur unruhig schlafen. Um 3:40h habe ich dann das Zelt geöffnet und zum Himmel geschaut ich war erstaunt dass sich trotz gewitterblitze der Himmel sternenklar war. Mit der paktasche als Kopfkissen habe ich mich in den warmen Schlafsack gemoment lange in den Himmel geguckt. Die Milchstrasse war gut zu sehen und auch vorbeiziehende Satelliten. Zehn Sternschnuppen konnte ich zählen, dann fielen mir die Augen zu und ich konnte gut weiterschlafen. Um 6 Uhr bin ich wieder wach. 45 Minuten später kann ich starten. Wie vermutet es die Strassen noch ganz leer und kein Motorrad Lärm stört. Bis zum Pass Cormet de Roselend sind es nur noch drei km und 160 hm. Hier frühstücke ich im ersten Morgenlicht. Obwohl die Abfahrt schon lang ist, könnte sie gerne noch länger sein, denn nach einem Kaffee in Borg heisst es wieder in die Pedale treten. Zweimal überlege ich noch ob ich nicht doch den Bus nehme, aber ich entscheide mich, den letzten Pass komplett zu fahren. Jetzt nimmt leider der Verkehr schon wieder zu, deshalb war ich auf die alte Strasse über Montvalezan aus. Nach der Mittagspause in Les Moulins nimmt die Steigung bis auf 8,5% und die Hitze zu. Nächstes Etappenziel ist die Kapelle ST Martin, und schon nach einer weiteren Stunde Kraxlerei sehe ich die Kapelle von oben. Um 16h erreiche ich den Campingplatz, und der Fahrer dass ich keinen Platz bekomme. Damit habe ich nicht gerechnet, dass ich mit meinem kleinen Zelt abgewiesen werde. Also weiter zu der Pension panoramic wo ich die weihnachtsferien mit Johanna und Linda zum Skifahren untergebracht war. Mein Handy lockt sich wieder automatisch ins WLAN ein und ich kann den Blog bearbeiten, dazu gibt es kalte Orangina und Bier und Kekse aus dem Supermarkt gegenüber. Ich will schauen ob ich beim Lift Plan du Repos mein Zelt aufstellen kann. Auf dem Wege dahin sehe ich, das jetzt im Sommer vor der Hütte Tout Poudre ein kleiner See ist, der ersetzt wunderbar die Dusche. Heute koche ich erst und baue danach das Zelt auf. Zum Sonnenuntergang höre ich Musik Ausrichtung der Hütte. Interessiert gehe ich dorthin. Eine Leinwand ist aufgebaut und die Leute sitzen in den liegestühlen und warten darauf dass der Film beginnt. Ich geniesse die entspannte Stimmung und die Spiegelungen in dem kleinen See. 

13.8. La Rosiere->Petit St. Bernard->Arvier. 50 hm 500hm.
Mit dem ersten Sonnenlicht stehe ich auf und fahre mit einem Schokocroissant im Gepäck aus La Rosiere raus. Im Nachhinein bin ich dankbar, dass sich kein Platz auf dem Campingplatz bekommen habe, und so die Nacht am Lack Repos verbringen konnte. Zum kleinen Bernard sind es noch 7 km und 400hm. Ich spüre noch die Anstrengung von gestern. Nach der Frühstückspause neben den römischen Ruinen steige ich 500hm zum Monte Belvedere auf. Der Weg führt viel über Skipisten, die ich im letzten Winter noch mit Johanna und Linda herunter gebraust bin. Der Weg ist nicht so schön aber die Aussicht prima. Kurz vor 2 Uhr bin ich wieder am Fahrrad und die lange Abfahrt kann beginnen. Herrlich so runter zu rollen, da stören auch die Autos nicht, weil ich genauso schnell bin. Gerade freue ich mich, dass ich bisher noch keinen Platten hatte, da knalle ich in ein Schlagloch, dass ich im Schatten durch die Sonnenbrille übersehen habe. 300 m später ist durch den Snakebite die Luft aus dem Vorderrad. Also flicken. Leider hat der Flicken nicht richtig gehalten und nach weiteren 2 km schöner Abfahrt ist die Luft wieder raus. Ich setze einen anderen Schlauch ein und muss neue Flicken kaufen. Je weiter ich ins Aostertal hinunter komme, desto wärmer wird es. Hier und da mache ich einen Stopp für ein Foto. Ich muss noch etwas einkaufen, doch anscheinend wollen das gerade alle, der Supermarkt in Morgex ist super voll. Hinter mir zieht ein Gewitter auf. Ich erreiche den Campingplatz in Avier trocken, doch die meinen, sie sein komplett, ich solle nach Aosta weiterfahren. Ich schaue mich um und sehe überall noch Lücken, aber wen soll ich ansprechen. Zum Glück fällt dem Mann an der Rezeption doch noch eine Lösung ein und ich kann bleiben. Während ein paar Regentropfen fallen baue ich das Zelt auf, aber das Gewitter bleibt in den Bergen und wir bekommenhiernur den Wind zu spüren. Erst einmal duschen, da fühle ich mich doch gleich viel besser. Aber viel los ist mit mir heute nicht mehr.

14. 08. 24 Arvier->Aosta->St. Vincent, 43km 220hm. Am morgen lasse ich es ruhig angehen. Erst als ich sehe, dass in den Bergen ein Gewitter aufzieht, beeile ich mich, damit ich vor dem Regen wegkomme. 6, 5 km sind es bis zum ersten Cafe. Aber schon noch 5 km fängt es so fest an zu regnen dass ich mich unter das Dach einer Tankstelle flüchten muss. Auch Motorradfahrer retten sich hier hin. Das ist das erste Mal dass ich mich regenfest machen muss, besonders Schlaf- und Rucksack gilt es zu schützen. Nach einer halben Stunde wird der Regen schwächer und ich erreiche das Café. Hier bekomme ich tatsächlich einen großen Milchkaffee und ein Schokocroissant für zusammen 2 €. Auf dem Weg nach Aosta sehe ich schon verschiedene Burgen und der Radweg Velodoire beginnt. Aosta erkundige ich zu Fuss. Ich besuche das Criptoportico Forense, das Tourneuve, die Ausgrabungen der Basilika di San Lorenzo, die Chiesa dei Santi Pietro e Orso und umrunde das römische Theater. Wieder zurück auf dem Radweg Folge ich dem Dora Baltea. Er hatte vor zwei Monaten sehr starkes Hochwasser so dass viele Strecken vom abgelagerten Sand geräumt werden mussten, einige Stücke sind noch gesperrt weil sie noch nicht wiederhergestellt sind. Ich kann sie trotzdem passieren. Weitere Stopps mache ich am Castello di Fenis und Gamba, und in Chatillon. Um 6 Uhr erreiche ich den Campingplatz. Der ist sehr teuer, 10€ fürs Zelt und 20 für jede Erwachsenen und noch zwei Euro fürs Duschen. Aber wie sagt Ulla immer, ist doch nur Geld. Aber wenn ich es vorher gewusst hätte, wäre ich am Dora geblieben und dort wild gezeltet. Das WiFi wird auch noch um 22h abgeschaltet :((

15.8.24 von Saint Vincent über Ivrea zum Lago Viverone, 70km 320hm.
Ich spreche wieder früh um 7:15h auf. Die SS 26 ist noch leer und ich browser mit Rückenwind durch das Tal des Doro Baltea. Vermutlich ist Strasse auch so leer, weil heute Feiertag, Maria Himmelfahrt ist und alle frei haben. Bei Verres fahre ich einige Kilometer Nebenstrecke. Die Burg Bart kommt in Sicht. Etwas zögerlich lasse ich sie links liegen weil alles so grau und wenig einladend wirkt. Was ich wohl verpasst habe. Langsam bekomme ich Hunger. Ich steuere die nächste Bank in der Sonne zum Frühstücken an. Sie liegt wenig attraktiv in einem industrie-gebiet bei Pont-Saint-Martin. Wenn ich es mir jetzt so auf der Karte angucke, wäre ich besser zur Römerbrücke in den Ort gefahren. Die war bestimmt interessanter, aber leider hat mich mein Navi dort nicht vorbeigeführt. Jetzt geht es teilweise an einem Industrie Kanal entlang. Nächster Stopp ist Ivrea. Über der Stadt ragt das Castello mit seinen Zinnen bestückten runden Türmen. Von Namen erkenne ich dass es keine Fenster mehr hat und überall der Putz abgeschlagen wurde. ? Im Dom nehmen an ist gerade Gottesdienst, da gehe ich später noch mal hin. Auf dem Hauptplatz vor dem Rathaus trinke ich einen Latte Macchiato. Hier ist freies WLAN. Ich kann meinen Blog von gestern laden. Bei mir kommt etwas Wehmut auf, weil ich jetzt mit den schönen Bergen abgeschlossen habe und ich daran denke, wie schön es wäre diese Reise zu zweit zu machen. Am Flussufer der Dora, komme ich auf andere Gedanken. Sie quetscht sich hier wild unter verschiedenen Brücken durch. Leider ist kein Kanut auf der Wildwasserstrecke unterwegs, den nicht beobachten könnte. Noch 20 Kilometer ist zum Lago Viverone. In Azeglio mache ich auf dem ausgestorbenen Dorfplatz Mittagspause. Umso voller ist es dann am See. Teilweise klingt es schon am Nachmittag nach Partystimmung. Ich bin mal gespannt, wie der Campingplatz ist, den ich ausgesucht habe. Ich bekomme eine Platz am oberen Ende. Nachdem das Zelt steht gehe ich die fünf Minuten weg zum Strand. Der ist sehr schmal und voll. Man kann aber auch nicht nach rechts oder links ausweichen, weil da wieder privatgelände ist. Das Wasser ist so warm, dass es gar nicht mehr frischt, das Schwimmen tut aber trotzdem gut. Heute koche ich gebratene Nudeln mit Speck und Ei und esse dazu Rohkost und trinke mein erstes Moretti. Zum Sonnenuntergang bin ich natürlich wieder am See, denn schliesslich habe ich danach den Campingplatz ausgesucht. Als ich schon im Bett liege und Tagebuch schreibe, startet ein Feuerwerk, dass ich auch gerne vom See ausgesehen hätte. Irgendwie scheint heute der Tag der verpassten Gelegenheiten zu sein. Entspannt auf der Matratze zu liegen, ist aber auch schön.

Damit ist die Überquerung der Alpen für mich abgeschlossen und ich beginne morgen ein neues Kapitel. 

Antworten (5)

Kristina
Toll😀👏🏻👏🏻

Conny
Das liest sich aber sehr gut!! Ich bin seit gestern wieder zu Hause. GLG und pass gut auf dich auf 😚😜

barbara
Lieber Uwe, dass liest sich Alles sehr spannend und interessant aber auch sehr anstrengend an. Hab weiterhin eine gute Zeit und gut Pfad. Bleib gesund und munter und genieße deine Abfahrten. L. G. aus der Heimat :)

Ludwig
Hallo Uwe, es macht immer Spaß, Deinen Blog zu lesen. Schön, dass Du uns so an Deiner Reise teilhaben lässt. Pass gut auf Dich auf.

Sabine
Meine Güte, bin erst jetzt dazu gekommen, bei deinem Blog reinzuschauen, ist absolut wundervoll und sieht anstrengend aber fantastisch schön aus! Weiter gute Reise, bleib gesund und sei gegrüßt von Zuhause! 🙋‍♀️

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