Veröffentlicht: 12.09.2017
Leider neigt sich unser Südamerika Abenteuer dem Ende zu, also ein letzter Eintrag vom Flughafen in Santiago.
Bevor wir unser Ziel Santiago erreicht haben, haben wir ein paar wunderschöne, sonnig-entspannte Tage im Colchagua Valley verbracht. Als eine der wichtigen Weinbauregionen hat das Valley so einiges zu bieten, vor allem aber super leckeren Wein. 😁 Statt uns in Busse zu quetschen haben wir das Valley per Fahrrad erkundet und sind ordentlich braun geworden.
Nun aber zu Land und Leuten.
Wir dachten ja, zwei Anfänger Spanisch Kurse auf Babbel würden halbwegs ausreichen. Junge Leute in Südamerikas Großstädten werden ja wohl 3 Worte Englisch sprechen....falsch gedacht. In Argentinien spricht wirklich fast niemand Englisch, wie wir später in Chile erfuhren liegt das wohl an den Jahrelang schlechten politischen Beziehungen zu Großbritannien. Unter anderem geben die Argentinier ihren Anspruch auf die Falklandinseln auch bis heute nicht auf, selbst nachdem sie den Falklandkrieg verloren haben. Ob das allerdings der einzige Grund ist wissen wir nicht.
Zweite Erkenntnis: Es ist laut! Hier trifft der Begriff "Lärm Pollution" irgendwie mal richtig zu. Vor allem in Argentinien gibt es kaum ein Auto ohne Loch im Auspuff, das Auto kann halb auseinander fallen aber Hauptsache die Musik und Auspuff sind 3 km weit zu hören. Kein einziges Handy ist auf lautlos geschaltet, sogar nachts im Bus...aber scheinbar können hier alle trotzdem ganz gut schlafen außer uns verwöhnten Europäern. Das minütliche Bimmeln hat uns ganz schön wach gehalten.
Es gibt keine Regeln im Straßenverkehr! Nicht dass wir mit geordneten Verhältnissen gerechnet hätten, aber nichtmal durch das Einbahnstraßen System blickt man durch. In Chile gibt es immerhin Schilder, die die Richtung anzeigen und bei Zebrastreifen halten Autos tatsächlich manchmal für Fußgänger an. In Argentinien ist die einzige Regel eigentlich: gucken und rennen. Eingezeichnete Spuren ignoriert sowieso jeder, und eine kreuzende Straße ist plötzlich 20cm höher betoniert, sodass der Reisebus aufsetzt und stecken bleibt.....
Das war viel zum Land, wenig zu Leuten. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Südamerikaner super freundlich und hilfsbereit sind, wenn man sich denn verständigen kann. So hat uns zum Beispiel ein Einheimischer ausgeholfen, als wir eine Fahrradpanne hatten und für uns 20 Minuten herumtelefoniert, um einen Transport für uns zu organisieren.
So freundlich sie auch sind, so ineffizient ist hier alles. Manpower steht an erster Stelle, lieber fünf Fahrkartenverkäufer pro Bahnhaltestelle als ein (funktionierender) Automat. Obwohl nur zwei Leute an der Supermarktkasse vor dir sind, kann es sein, dass du zwanzig Minuten warten musst. An Baustellen an der Straße wird die Straße nicht einspurig, um Autos durch Abstand vor herunterfallenden Steinen zu schützen, nein, zwei Arbeiter werden eigens dafür abgestellt eine Schutzfolie hochzuhalten. Nur dass die Folie insgesamt nur die Höhe des zu beladenden LKWs hat und nicht viel bringt.....und in der Mitte durchhängt....
Es ist eben alles sehr entspannt, auf Zeit nimmt natürlich niemand Rücksicht und an Läden stehen oft gar keine Öffnungszeiten. Aber die Überlandbusse fahren stets pünktlich ab! Dadurch hätten wir dann fast einen verpasst.
Die letzte Erkenntnis: Zum Städte angucken sollte man nicht nach Südamerika reisen. Die Städte sind meistens bis auf den Stadtkern ziemlich heruntergekommen und hässlich, die Landschaft ist dafür umso schöner! Die Bauweise ist natürlich auch ein etwas anderer Standard. Es gibt kaum irgendwo Fenster, die tatsächlich richtig schließen, dadurch heizen eigentlich alle die Umgebung. Ein Hostelbesitzer hat uns erzählt, dass letztes Jahr das Gas für einen ganzen Monat umgerechnet nur 18 Euro gekostet hat und Strom genauso. Allerdings sind die Preise ebenso wenig verlässlich wie alles andere, da gibt es dann mal plötzlich eine Erhöhung um 2000% 😳
Das soll sich jetzt aber nicht alles nur negativ anhören, Südamerika ist wunderschön und eine Reise wert, aber bei 6 Wochen Aufenthalt fallen einem solche Dinge auf.
Hier nochmal unsere Reise in Zahlen:
43 Tage
7626 km mit dem Bus
3000 km Inlandsflug
20 km Schiffspassage
546 km zu Fuß
Liebe Grüße, Micha & Bekki