Veröffentlicht: 08.02.2022
Mir klingeln die Ohren und ich bin froh um die Stille in meiner Klosterzelle. Nur die Heizung, die in 3,5 Meter Höhe unterhalb der wundervollen alten Holzdecke befestigt ist und per Funk bedient wird, blubbert und rauscht wie immer. Sie klingt, als läge das Haus an einem Gebirgsbach, in dem kubikmeterweise geschmolzener Schnee über einen Felsabbruch als Wasserfall in die Tiefe stürzt.
12:20 Uhr: der Italienischkurs ist zu Ende and I go out to have lunch with this wonderful elderly lady from Boston, Massachusetts. Sie ist drei Monate hier, spricht im Gegensatz zu mir phantastisch Italienisch. It makes no sense to speak italian with an not-native speaker, meint sie. Und ja, Englisch läuft ohne Nachdenken von selbst, nur ab und zu ringe ich mit einem Ausdruck oder muss bei ihr die Ohren spitzen.
14:00 Uhr: wir stehen am Etschufer und genießen die noch nicht wirklich warme Vorfrühlingssonne. Plötzlich fällt mir ein, dass mir dieser lustige Wechselgeld-Automat, mit dem ich im Restaurant bezahlt habe, 5€ zu wenig zurückgegeben hat bzw. dass ich, so konzentriert darauf, mit dem Kellner italienisch zu sprechen, vergessen habe, den Schein zu entnehmen. Da wir noch Zeit haben, gehen wir zurück zum Restaurant und tatsächlich, der 5€ Schein hängt immer noch im Ausgabefach darauf wartend, von der Deutschen eingesteckt zu werden. Ein italienischer Gast steht ungerührt neben diesem Automaten, er hätte bloß die Hand ausstrecken müssen.
Offensichtlich zahlen nur noch deutschen Touristen mit Bargeld, aber die kommen zu einer anderen Jahreszeit.
14:30 Uhr: Enrico begrüßt uns vor der Italienischschule. Er redet wie ein Wasserfall während der kleinen Stadtführung durch das antike Verona, die er uns gibt. Er schafft es, sowohl die historischen Fakten spannend zu erzählen, als auch mir das Gefühl zu vermitteln, ich könne Italienisch verstehen. Ebenso erschöpft wie glücklich schleppe ich mich zurück ins Kloster.
Für Interessierte:
Der Sankt Peters Hügel war schon ca 1000 Jahre v.Chr. besiedelt. Dann kamen irgendwann die Römer und haben zuerst Infrastruktur gebaut, nämlich Handels- bzw. Militär-Straßen und Brücken, die Orte entlang der Straßen kamen dann quasi von selbst. Diese Infrastruktur war der Schlüssel zum Erfolg des Imperium Romanum.
Im 21. Jahrhundert siedeln sehr viele deutsche Firmen ihre Vertretung für Italien in Verona an, weil das so schön nahe am Brenner ist - und am Gardasee, wo die Herren und Damen Geschäftsleute dann gerne Urlaub machen. Eine Teilnehmerin der Führung war eine junge Frau aus Ingolstadt, die jetzt zwei Jahre in Verona arbeitet - für Aldi Süd.