die kleine Hexe
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Die große Radltour Tag 29: Heilige Kühe und chiuso ist relativ

Veröffentlicht: 20.05.2022

Heute habe ich irgendwie alles richtig gemacht: um 05.45 Uhr weckt mich einer der frei herumlaufenden, glücklichen Hähne hier auf dem Platz. Ich gehe kurz raus und stelle fest, dass alles klatschnass vom Tau ist, insbesondere meine gestern abend gewaschenen Radl-Klamotten. Bisher gab es nie nennenswert Tau, aber o.k., dann ist es halt so. Nasses Zelt einpacken ist immer doof, also lieber noch ein Stündchen schlafen. 

Da der von maps.me versprochene Lebensmittel-Supermarkt sich gestern als Gartencenter herausgestellt hat, gibt es Eier mit Öl, Salz und Pfeffer zum Frühstück und den allerletzten Alnatura-Chai mit Knoblauchöl-Aroma. Macht nix, schmeckt auch so. Irgendwie bleibe ich dann doch bei diesem so ungleichen Paar aus Wattens bei Innsbruck hängen, trinke noch einen Zweit-Tee - gekocht auf genau dem Kocher, den P auch in seinem VW-Bus hat - und genieße den fast-Heimat-Dialekt. Markus ist etwa mein Alter, hauptberuflich Fotograph, Corona-Tourismuseinbruch-gebeutelt und ansonsten Fitness-Bomber. Dass Radlfahrer in Italien doch so etwas wie Heilige Kühe seinen, meint er, die würde man doch nicht z‘amfah‘n. 

Spät komme ich los, aber dafür ist mein tau-nasses Zelt fast trocken und ich hatte einen sehr netten Morgen mit den Tirolern. Habe mir für heute abend zwei Möglichkeiten rausgesucht: am Trasimeno-See bleiben oder weiter in einen Vorort von Perugia, wo es einen laut Internet offenen Campingplatz gibt. 

Oberhalb des Trasimeno-Sees möchte ich in einer auf Strandbar gemachten Kneipe einen Kaffee trinken. Ich bestelle ihn, freu mich über chillige Musik (Fetter Hawaiianer, Milky Chance und so), aber nix passiert, irgendwann fahre ich weiter. 

Der Trasimeno-See steht dem Garda-See bzgl. Touristizität in nicht viel nach. Dass ich dort am Campingplatz nicht bleiben möchte, ist klar und es sind ja auch nur noch 20 km bis zum nächsten. Erstmal ein paar Kilometer auf einer viel befahrenen Straße - aber ich weiß ja jetzt, dass ich eine Heilige Kuh bin und fühle mich wirklich viel, viel sicherer als auf einer vergleichbaren Straße in Deutschland - dann ab in die Hügel. „Vier gewinnt“ ist hier mein Motto - ich bin froh, wenn ich 4 km/h schaffe. Das sind diese Straßen, wo ich, wenn ich wieder-aufsteige, erstmal ein paar Meter bergab fahren muss, weil ich sonst umkippe. Am Ende schiebe ich im Zick-Zack über die Straße, mache zu Fuß Serpentinen, weil es so steil ist. Aber ich weiß trotzdem, dass ich heute alles richtig gemacht habe. 

Ich bin mittlerweile in Umbrien, nicht mehr in der Toscana. Die Schlaglöcher hier sind tiefer, die Seitenstreifen schmäler, ich bin im richtigen Italien angekommen.

Das Tor zum Campingplatz ist so halb zu, mit viel Kraft kann man die Hydraulik aufdrücken. Antonello wütet erstmal und erzählt was vom polizia, weil ich auf seinen eigentlich geschlossenen Campingplatz eingedrungen bin. Sie würden hier noch umbauen, deshalb sei zu. 25€ wolle er haben für eine Nacht. Dann zeigt er mir das Sanitärgebäude und ich frage, ob die Bar offen hätte. Ich würde selbst kochen und bräuchte nur Wasser, aber wenn die Bar offen hätte, hätte ich ein Bier gekauft. Er geht mit mir ins Rezeptionsgebäude, gibt mir eine Flasche Wasser und eine offene Flasche Weißwein, entschuldigt sich, dass er heute Mittag schon ein Glas davon getrunken hätte und will 20€. „Tu sei matta“ meint er noch, telefoniert und meint, ich solle den Türdrücker morgen früh benutzen, heißes Wasser in der Dusche gäbe es. Zwei der Wohnmobile, die hier herumstehen, sind heute Nacht bewohnt, mit einem Wohnmobilisten hat er vorhin telefoniert und ihn „vorgewarnt“. 

https://www.komoot.de/tour/776027418?ref=itd

Camping Il Rocolo, 20€, eigentlich zu, Dusche nur kalt, aber dafür Klopapier - obwohl ich heute extra welches gekauft habe - kein WLAN, aber der Platz hat ein tolles Qi, wie P sagen würde, ich fühle mich wohl hier. 



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