Von Atlanta nach Philadelphia - eine Reise durch die amerikanische Geschichte
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Quer durch New Jersey zum südlichsten Ende: Cape May

Veröffentlicht: 24.02.2021

Sonntag 13.06. Philadelphia – Cape May

Neben dem Hotel ist ein Starbucks, der – trotz dieser gottverlassenen Gegend – offen hat und ich baue mich mit Kaffee und Sandwich auf und rolle erneut südwärts über den Delware River mal wieder nach New Jersey. Heute mal mit Tageslicht. In Marlton gehe ich zu L.L. Bean, meinem Lieblings-Laden für Outdoor-Klamotten und nebenan noch in einen anderen Laden und shoppe meinen Frust von gestern weg. 

Easy Rider - unterwegs durch NJ

Die Fahrt nach Süden Richtung Meer will ich auf Nebenstraßen fahren. Ich passiere einen Ort namens Berlin, der etwa aus 30 Häusern besteht, aber 1714 gegründet wurde. Ansonsten bietet die Strecke nicht viel und auf über 100 Meilen auch nur 2 Motels, was mir ein mulmiges Gefühl beschert und auch erklärt, warum ich hier gestern Nacht nicht fündig geworden bin. Ich glaube, ich bin noch nie in den USA in einer derart unter-motel-isierten Ecke gewesen. Dafür gibt es ohne Ende Autowerkstätten und Campingplätze, aber weder Hotels noch Motels. Ich hol mir zwischendrin noch einen Kaffee und fahre von meiner Route ab in Schussfahrt Richtung Meer. Dort erreiche ich als erstes den Ort Avalon. Ein Ferienhaus reiht sich an das nächste, aber es gibt keine Motels, nur Ferienhäuser und Ferienwohnungen in Mengen. Die Straßen sind leer, breit und es gibt keine wirklichen Orte. Alles sehr klinisch…

Ich komme nach Stone Harbor und sehe 3 Motels nebeneinander – geht doch! Aber hier möchte ich nicht einmal tot über den Zaun hängen. Es ist ein reines Wohngebiet und ich bin mir nicht sicher, ob ich hier fünf Tage vertrocknen will. Ich frage aber sicherheitshalber mal nach und schau mir das angebotene, dunkle Zimmer an, für das ich 560 Dollar zahlen soll. Ich fahre weiter. 

Es muß noch mehr geben, denke ich mir. Also wieder auf die Hauptstraße, die man immer erst nach 6-7 Meilen Richtung Inland erreicht und dann wieder nach Süden abbiegen kann. Die Landschaft ist Marschland und es gibt lange Brücken, die von der Hauptstraße auf die Ufer-Bereiche führen, wo eben diese Feriengebiete sind, die allerdings nicht wirklich in Form von Orten, sondern Straßenzügen mit Ferienwohnungen gebaut sind. Sehr merkwürdig.

Gegen 17.00h erreiche ich wohl Cape May. Ich habe immer noch keine gescheite Karte und die Beschilderung ist mies. Ich fahre aber Richtung Meer, sehe ein zwei Motels, die direkt gegenüber vom Strand liegen und ergreife die erste Gelegenheit. Für 99 Dollar + 14% Steuern kriege ich hier ein 2-Zimmer-Apartment mit Küche, Kühlschrank und Sitzgelegenheit vorm Zimmer mit Blick auf den Strand. Hosiannah!

Es gibt hier einen echten Ort, die Straße, die mich vom Strand trennt, endet nach ca. 200 Metern im Meer und so ist vom Verkehr kaum etwas zu hören.

Ich schleppe meine Sachen hoch in das Zimmer und zweifel langsam daran, wie ich das alles nach Hause kriegen soll…

Aber erstmal laufe ich die vor dem Hotel verlaufende Promenade, doch es fängt nach kurzer Zeit an zu nieseln. Der Tag war ohnehin super schwül mit 95°F (35°C) und schon während der Anfahrt nach Cape May hing eine dicke Gewitterwolke über mir. Ich rette mich in ein Restaurant, in dem nur Rentner sitzen, da alle über 55 bis 17.30h irgendwelche Ermäßigungen kriegen. Ich hab nicht auf die Uhr geguckt – draußen schüttet es. Mir fehlen 6 Jahre, also bestelle ich Auberginen mit Parmesan überbacken. Es erreicht mich eine unfassbare Portion von vier riesigen Auberginen-Scheiben, die paniert und überbacken sind (beides!) und von Tomatensoße erschlagen wurden. Als Beilage gibt es Spaghetti mit Tomatensoße. Ich schaffe eine Scheibe, die sich nach Freilegen von der Panade zu Brei zersetzt und esse die Spaghetti. Danach muß ich erstmal eine Stunde spazieren gehen.

Cape May

Cape May ist traumhaft und entschädigt mich total für gestern und die heutige Suche! Es ist ein Ort mit unzähligen viktorianischen Holzhäusern in bunten Farben und mit wunderschönen Terrassen, auf denen Leute in Schaukelstühlen sitzen und ihr Feierabendbier genießen. 

Einige Häuser sind (unbezahlbare) Bed & Breakfast-Pensionen, viele aber auch einfach private Wohn- oder Ferienhäuser. 1878 hat es hier einmal gebrannt und von den vielen Hotels (schon damals war Cape May ein beliebter Ferienort der reichen Leute aus den Metropolen) blieben nur drei übrig. Heute sind die Hotels/Motels aber ohnehin in neuen Häusern oder in den viktorianischen Holzhäusern als Bed & Breakfast angesiedelt.

Ich erreiche eine sehr kleine Fußgängerzone mit Restaurants und kleinen Geschäften. Am Ende liegt ein Verkaufspavillon für Trolley-Fahrten und ich mache direkt eine mit. Sie dauert 45 Minuten und kostet nur 10 Dollar. Es gibt Erklärungen zur Entstehung von Cape May und den Blick auf unzählig viele schöne Holzhäuser. Das Licht ist etwas trübe nach den Schauern vorhin, aber ich bin ja noch ein paar Tage hier.

Ich laufe zum Hotel zurück, schnappe das Auto und fahre in den Supermarkt, um etwas Obst und Salat für morgen zu kaufen.

Mit dem Auto fahre ich den Sunset Boulevard runter und lande bei der Flag Ceremony. Die Fahne am hier stehenden Flaggenmast ist – wie andere auch in Cape May – ein derer, die auf Särgen gefallender Amerikaner lag. Makaber, aber hier vermutlich eher in Richtung 2. Weltkrieg oder Korea- bzw. Vietnamkrieg. Während der Zeremonie zieht es weiter zu und als ich zum Leuchtturm fahre, wälzt sich Seenebel rein. Ich fahre ein bißchen kreuz und quer auf der Suche nach abendlichen Fotomotiven. Ohne Erfolg.

Abend in Cape May

Um 21.00h sitze ich vor meinem Zimmer, habe einen tollen Himmel vor mir, das Meer rauscht und ich trinke ein Glas Wein und gucke einfach nur in die Natur.

Das Hotel scheint ziemlich leer zu sein, es ist traumhaft ruhig – um 22.30h bin ich im Bett.

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