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Von reichen Chinesen, konfiszierten Vögeln und einem Ausflug in die große Stadt

Veröffentlicht: 12.10.2018

Es wird nicht langweilig! Auch nach nun schon über 10 Monaten ist bei uns immer was los. Ob auf Arbeit oder privat, wir haben immer etwas zu tun, werden vor neue Herausvorderungen gestellt und sammeln ständig neue Erfahrungen. Im Moment vergehen die Tage wie im Flug und wir müssen aufpassen, dass nicht einfach alles an uns vorbeizieht und wir am Ende feststellen, dass wir alles viel zu wenig genossen haben. Die Vorstellung wieder in Deutschland zu sein, sich mit der Jobsuche, Ämtern, unnötiger Bürokratie oder stressigem Arbeitsalltag rumärgern zu müssen oder sich im Winter in 20 Schichten einzupacken, ist für uns im Moment eher befremdlich. Aber es gibt auch einige Dinge die wir vermissen und so freuen wir uns schon riesig auf unseren Deutschlandbesuch im Dezember! Der Flug ist gebucht, Weihnachtsgeschenke sind großteils gekauft und ein grober Plan ist gemacht. Wir hoffen auf Schnee, eine schöne Weihnachtsatmosphäre, leckeres Essen und viele liebe Menschen wiederzusehen. Bis dahin haben wir aber unseren indonesischen Alltag und der ist momentan sehr abwechslungsreich und spannend.

Vor einer Weile haben wir uns 3 freie Tage herausgearbeitet um mal einen Ausflug nach Malang und Batu zu machen. In Batu wollten wir Jochen besuchen, einen deutschen Tierpflegerkollegen, der seit ein paar Monaten im Eco Green Park in Batu als Vogelkurator arbeitet und in Malang wollten wir shoppen und entspannen. Da wir uns aus diversen Gründen gegen die Fahrt dorthin mit dem Motorrad entschieden hatten, ging es mit dem Bus nach Malang. Erst mit dem Motorradtaxi runter ins Dorf, dort an den Straßenrand und hoffen, dass ein Bus hält. Nach ca. 10 Minuten warten saßen wir in einem Bus nach Malang. Für die nichtmal 50 Kilometer braucht man ungefähr anderthalb Stunden und bezahlt nur knapp über 1 Euro. In Malang trafen wir uns dann mit Jochen in einem Lokal Namens "Rumah Opa" ("Opas Haus"). Nach Pizza und Bier ging es zu Jochen nach Batu.

Am nächsten Tag schauten wir uns seinen Arbeitsplatz an. Der Eco Green Park ist Teil der Jawa Timur Park Group zu der auch der Batu Secret Zoo und weitere Parks und Museen gehören und ist ein reiner Vogelpark (mit Ausnahme des Insektariums) mit dem Augenmerk auf Umweltbildung. So gibt es zum Beispiel eine liebevoll gestaltete Ecke im Park, die anschaulich über Müll, Recycling, Kompostierung und Wiederverwertung des Mülles aufklärt. Aber auch die Artenvielfalt ist beeindruckend: etliche Papageien- und Singvogelarten, alle Laufvogelarten (außer dem Kiwi), Kraniche, diverses Wassergeflügel, Hornvögel usw. Leider habe ich im Zoo kaum Fotos gemacht, sodass jeder der sich ein Bild von den Tieren und Gehegen machen möchte, einfach vorbei kommen muss. 

Der Eingang des Eco Green Parks.

Der Eco Green Park ist großteils modern gestaltet und hebt sich, wie auch die Taman Safari Parks, von den meisten indonesischen bzw. südostasiatischen Zoos positiv ab.

Im Park stehen einige dieser "Mülltiere" herum. Der Elefant besteht aus altem Technikkram, ein anderes Tier bestand aus alten Autoteilen. Leider war hier kein Videorekorder für mich dabei ;)

Und das war mein persönliches nicht-tierisches Highlight im Park: der Erdbeerstand! Das war das erste und bisher letzte Mal, dass ich hier in Indonesien Erdbeeren gesehen habe. Wahrscheinlich gibts die gar nicht so selten, aber bei uns auf dem Berg gibt es sowas weit und breit nicht. Ich liebe Erdbeeren! Und deshalb gab es für mich erstmal einen Erdbeershake.

Im Batu Secret Zoo gleich nebenan gibt es, wie auch im Eco Green Park, eine gute Sammlung an Arten. Allerdings leben dort hauptsächlich Säugetiere, aber auch Reptilien, Amphibien und Fische. Ich war recht überrascht über die vielen nicht-asiatischen Arten, die man hierzulande eher selten sieht. Zum Beispiel Lemuren, Hyänen, Ameisenbären, Langschnabel-Ameisenigel und ne unglaubliche Menge Nutrias. Auch hier habe ich leider nur wenige Fotos gemacht...

Und wieder ein nicht-tierisches Highlight. Ich bekomme gerade richtig Lust auf meine alte NES.

Die Sea Lion Show war wie so ziemlich alle südostasiatischen Robbenshows. Klatschende Robben, wagenschiebende Otter, die typischen Ball- und Reifennummern und schrille Musik. Otter sind halt nicht zum Wagenschieben gemacht und deshalb landete das Vehikel im Wasser.

Am nächtsen Tag ging es für uns wieder nach Malang. Da es von Batu nach Malang nicht allzu weit ist, nahmen wir morgens den Bus. Die Nahverkehrsbusse heißen hier Angkot. Das sind kleine Busse mit einer festen Route, die aber überall auf ihrer Strecke Leute einsammeln und rauswerfen. Man muss dem Fahrer nur Bescheid sagen wo man raus möchte. Das Ganze ist super günstig (wir haben nie mehr als 8000 Rupiah bezahlt, umgerechnet ca. 45 Cent), dauert aber durch das ständige Angehalte eine gefühlte Ewigkeit. Für die nur ca. 18 km von Batu nach Malang brauchten wir fast 1 Stunde! Zum Glück lag unser Hotel auf der Route des Busses, sodass wir uns direkt davor rausschmeißen ließen. Den restlichen Tag war ein Shopping-Marathon angesagt, da wir eine lange Einkaufsliste mit nach Malang gebracht hatten. Zum Großteil Dinge die es bei uns in der Nähe nicht gibt, die wir aber teils schon seit längerem auf unserer Wunschliste hatten. Am wichtigsten war dabei der Luftentfeuchter, der in der Regenzeit dabei helfen soll unsere Wohnung halbwegs trocken zu halten. Da die Indonesier aus unerklärlichen Gründen trotz 6-monatiger Regenzeit eher LuftBEfeuchter verkaufen als LuftENTfeuchter, waren wir super glücklich als wir im ACE (eine Mischung aus Ikea und einem Baumarkt, nur wesentlich kleiner) einen ENTfeuchter fanden. Den vorletzten wohlbemerkt! Zudem kauften wir zwei Sofakissen (nachdem man uns diverse Kissen nicht verkaufen wollte, weil es Kopfkissen waren und keine Sofakissen...Indonesien halt), 2 passende Bezüge und diversen Kleinkram. Das Ganze buckelten wir dann irgendwie zum Hotel, zum Teil zu Fuß, zum Teil in einem der winzigen Angkots. Am Abend waren wir noch lecker Burger essen, wo wir zufällig auf den Kurator des Batu Secret Zoos, Jochen und ein paar andere Europäer trafen. Man muss dazu sagen, dass Malang zwar ziemlich modern und touristisch ist, aber es nicht unendlich viele gute, nicht-asiatische Restaurants gibt.

Am letzten Tag in Malang ging es gleich morgens auf den Vogelmarkt, einem der größten Vogelmärkte in Indonesien. Die Tendenz auf den Vogelmärkten geht im Moment dahin, dass immer mehr seltene Arten von dort verschwinden und dafür andere Arten in großen Massen angeboten werden. Das klingt erstmal gut, heißt aber, dass diese Arten entweder in der Natur kaum oder nicht mehr vorhanden sind oder sie wenig bis gar nicht mehr gezüchtet werden. Einer der Gründe dafür ist vielleicht ein längst überfälliger und erfreulicher Schritt der indonesischen Regierung: Diese hat ihre Liste der geschützten Arten nach fast 20 Jahren von 677 auf 919 Arten erweitert, darunter sind alleine 562 Vogelarten. Wer mit einer dieser Arten handelt, sie hält oder tötet, dem drohen Gefängnisstrafen von bis zu 5 Jahren oder Geldstrafen von bis zu 7000 Euro. Ausnahmegenehmigungen bekommen nur bestimmte Zuchteinrichtungen. Von jetzt auf gleich sind also tausende von Vogelhaltungen in Indonesien illegal. Wenn man neben den Märkten, Shops und Züchtern die ganzen privaten Haushalte mit Käfigvogel einberechnet, sind es vielleicht sogar Millionen. Der Plan der Regierung sieht jetzt vor, alle nun illegalen gehaltenen Vögel zu konfiszieren und zum Großteil auszuwildern. Klingt erstmal gut, ist aber kaum bis gar nicht umsetzbar und die meisten der Vögel würden keine Minute in der Wildnis überleben, da sie zu lange in Gefangenschaft waren. Auf Grund von Druck seitens der Vogellobby und Protesten der Vogelhalter ist die Regierung bereits eingeknickt und hat 5 Arten wieder von der Liste entfernt.

Aber zurück zum Markt. Das Bild was sich dort bietet ist wie auf jedem Vogelmarkt ein schockierendes und trauriges:

Hunderte Vögel in teils verdreckten Käfigen und in der prallen Sonne.

Die Nachfrage ist riesig. Ganze Familien machen einen Ausflug auf den Vogelmarkt. Wie viele Tiere an so einem Tag verkauft werden kann man nur spekulieren, ebenso wie viele den Tag nicht überleben werden.

Auch Katzen, Affen, Kaninchen, Reptilien, Fische und Ratten werden angeboten.

Auch das ist in Indonesien normal: In einem kleinen Shop auf dem Vogelmarkt stehen Vögel auf der Eistruhe. In Deutschland wäre das ein hygienischer Skandal.


Nach dem Vogelmarkt hatten wir noch Zeit ein paar Dinge zu besorgen. Allerdings wurde Roys Kreditkarte kurz zuvor von einem Bankautomaten gefressen und da ich am Vortag den Luftentfeuchter mit Kreditkarte bezahlt hatte, kam meine Bank auf die schlaue Idee meine Kreditkarte zu sperren (obwohl ich denen nun schon tausend Mal mitgeteilt habe, dass ich in Indonesien bin). Das heißt wir mussten unser letztes Geld gut einteilen, damit wir wenigstens noch den Bus nach Hause bezahlen konnten. In dem recht westlichen Supermarkt, in dem wir noch ein paar Lebensmittel kaufen wollten, mussten wir also jeden Artikel zusammenrechnen, damit wir eine bestimmte Summe nicht überschreiten. Das war echt schlimm, da es dort so tolle Sachen wie Joghurt, Käse, Butter, Bier für Roy und Paprika gab. Im Endeffekt war es gut, so haben wir nicht zu viel gekauft. An der Kasse versuchte ich es nochmal mit meiner Kreditkarte und aus unerklärlichen Gründen konnte ich damit bezahlen. In den nächsten Tagen war die Karte dann allerdings definitiv gesperrt. Vom Hotel aus nahmen wir dann ein Taxi (wir waren bepackt wie die Esel und hätten nie in ein Angkot gepasst) und ließen uns am Stadtrand absetzen. Dort sollte es mehrere Rattanläden geben, denn wir brauchten noch ein Regal. Nachdem wir fündig geworden waren, versuchten wir von dort aus einen Bus Richtung nach Hause zu bekommen. Allerdings war Rush Hour und die Busse, die sich mit 0,1 km/h an uns vorbeischoben, alle schon voll. Irgendwann hatten wir Glück und bekamen, auch Dank des Rattanladenbesitzers, einen Bus. Diesmal dauerte der Weg von Malang nach Palang (die Kreuzung zum Taman Safari) mindestens 2 Stunden. Am Ende wurden wir von allen im Bus fröhlich verabschiedet, es wurde gewunken und sich gefreut (so oft fahren wohl keine Ausländer mit). Beim Rausquetschen aus dem völlig überfüllten Bus platzte Roy dann leider ein Bier im Rucksack und lief überall hin. Armer Roy.

Nach unserem kleinen Ausflug haben wir festgestellt, das Malang eine völlig andere Welt ist, als unser kleines Dorf aufm Berg beim Taman Safari. In Malang gibt es fast alles was man braucht. Es gibt fast alles an Lebensmitteln (sogar Alkohol), moderne Restaurants, Einkaufszentren, Märkte, einen gut ausgebauten öffentlichen Verkehr und vieles mehr (bei fast 1 Million Einwohnern auch nicht so ungewöhnlich). Aber uns ist auch bewusst geworden, dass wir ganz froh sind nicht in der Stadt zu leben. Wir brauchen nicht permanent Bars, Cafés, Einkaufszentren usw. Dafür haben wir die guten Dinge dort viel mehr genossen, weil wir sie eben nicht täglich haben.

Und wie gesagt: Langweilig wird es bei uns nicht!


Vor ein paar Wochen schon kündigte sich die Shanghai Group bei uns in der PCBA an. Die Shanghai Group ist eine Vereinigung von wohlhabenden indonesischen Exil-Chinesen, die sich hier in verschiedenen Projekten engagieren. Eines der Mitglieder ist Toni, einer der 3 großen Taman Safari Chefs. Da er ebenfalls bemüht ist, Sponsoren für unser Projekt zu gewinnen, holte er die Shanghai Group schon von Anfang an mit ins Boot. Seitdem ist die Shanghai Group einer der Hauptsponsoren unserer Arche. Das Officegebäude wurde durch sie komplett finanziert und deshalb lud Toni alle Mitglieder der Gruppe in den Taman Safari ein, um das Gebäude feierlich zu eröffnen. Ich hatte allerdings nicht erwartet, dass es so feierlich wird...

Am morgen wurden die ca. 80 Personen mit Bussen bei uns vorgefahren. Wir schüttelten dutzende Hände, machten small talk und bekamen sogar Komplimente für unsere gute Arbeit. Die meisten der Damen und Herren waren schon ziemlich alt und deshalb standen Stühle für alle bereit. Allerdings war es an dem Tag so heiß, dass sich die meisten (die länger als 10 Minuten stehen konnten) lieber in den Schatten verkrochen. Stephan hielt eine kleine Dankesrede, wir wurden offiziell vorgestellt und dann wurde feierlich ein Band zerschnitten.

Für den Eingangsbereich des Gebäudes wurde extra ein Sponsorenschild angefertigt (über Stephan).

Das symbolische Bandzerschneiden gehört wohl einfach mit dazu, auch wenn Stephan das Büro schon Wochen vorher bezogen hatte. Rechts neben Stephan (dem einzigen Weißen) steht Toni.

Nach der Zeremonie konnten sich unsere Gäste noch das ganze Gelände und die Zuchtkomplexe anschauen. Einige waren sogar recht interessiert. Man muss bedenken, dass die meisten einfach nur Geldgeber sind und keine aktiv engagierten Artenschützer.

Am Abend trafen sich dann alle im Baobab Hotel, um zusammen zu essen und wir waren netterweise auch eingeladen. Wir hatten Glück mit unseren Tischnachbarn, alle sprachen ein super Englisch. Denn unser indonesisch reicht allenfalls für einfachsten small talk. Das Essen war super, es gab verschiedene Weine (was hier absolut selten ist), eine Art Rinderroulade (nicht zu vergleichen mit der von Oma, die schmeckt bei Weitem besser!), Salat und asiatische Sachen. Nebenbei lief auf einer Leinwand eine Dokumentation, die vor Jahren über Toni gemacht wurde. Dabei ging es um die Anfänge der Familie als Zirkusbetreiber, ihr Leben als Schausteller, um die damals noch moderne Dressur von Tigern, Löwen und anderen Tieren und auch um Toni als Mensch, der ein durchweg begnadeter Dresseur (heute heißt es Tiertrainer) und für die Arbeit mit Tieren im Zirkus absolut berufen ist.

Die "Geschlossene Gesellschaft"

Nach dem Essen wurden noch Gruppenfotos der Mitglieder der Shanghai Group gemacht und einige schwangen sich auf die Tanzfläche. Für uns alles sehr interessant und amüsant zu beobachten, auch da einige der Damen übertrieben stark in Farbe getünscht waren. Man sah allerdings den meisten an, dass sie ziemlich reich waren. Eine unserer Tischnachbarinnen fragte ich, ob der Tanz den die Damen da gerade aufführen, irgendein spezieller Tanz ist. Sie erzählte mir irgendetwas von einem Lions Club und ich dachte das ist eine kleine Gruppe von Frauen, die sich ab und zu treffen und Frauensachen machen. Roy klärte mich später auf, dass der Lions Club eine internationale elitäre Vereinigung von gut betuchten Menschen ist, in die man nur auf expliziete Einladung des Clubs beitreten kann. Aber wie auch immer. Diese Leute waren stinkend reich und trotzdem ziemlich nett.

Wir haben uns nicht getraut zu tanzen. War aber auch nicht so unsere Musik.


Einige Wochen vor dem Besuch der Shanghai Group bekamen wir überaschend Gäste der ganz anderen Art. Leider und zum Glück muss man sagen. Denn das BKSDA hatte sich mit konfiszierten Vögeln angekündigt. Das BKSDA ist die Behörde für den Erhalt natürlicher Ressourcen und ist dem indonesischen Forstministerium unterstellt. Das BKSDA hatte zuvor vom Zoll beschlagnahmte Vögel erhalten, die vermutlich von Borneo nach Java geschmuggelt werden sollten. Da auf Grund der erweiterten Liste der Regierung nun wesentlich mehr Vogelarten stehen als zuvor, ist jetzt fast jeder für Vogelhalter interessante Vogel durch das indonesische Gesetz geschützt. Da diese Tiere vernünftig untergebracht und versorgt werden müssen, erklären sich Einrichtungen wie der Taman Safari oder der Eco Green Park in Batu dazu bereit, sofern möglich, diese Tiere aufzunehmen. Die Behörden selbst haben weder die Kapazitäten noch das Personal für die Unterbringung. Allerdings hätte man sich über die Konsequenzen einer Erweiterung der Liste bewusst sein müssen und die nötigen Ressourcen im Vorfeld schaffen können. Und so erhielt der Taman Safari über 150 beschlagnahmte Vögel, feierlich übergeben vom BKSDA. Ein Teil der Vögel konnte in der Tierklinik untergebracht werden, aber auch deren Kapazitäten sind begrenzt und deshalb nahmen wir uns insgesamt 84 der beschlagnahmten Vögel an.

Ich weiß nicht warum auf einmal so viele Leute bei der Ankunft der Vögel anwesend waren. Ein paar Leute vom Taman Safari, ein paar vom BKSDA und wir natürlich. Keine Ahnung wer die ganzen anderen waren.

Diese beiden scheinen wichtig zu sein. Unser Fokus lag in diesem Moment auf den Vögeln, dass diese möglichst schnell und geordnet vernünftige Gehege beziehen können und nach über 2 Stunden Fahrt (und wer weiß wie vielen Tagen Tortur zuvor) versorgt werden. Deshalb haben wir uns nicht mit den ganzen Anwesenden auseinandersetzen können und wollen.

Und da sind einige von ihnen. Jedes Fach ein Vogel, 4 Fächer pro Käfig, 14 Käfige. Wer will darf gerne rechnen. Neben den 52 Dickschnabelblattvögeln (hier im Bild) haben wir noch 17 Mangroven-Blauschnäpper und 15 Weißbürzelschamas aufgenommen.

Die Blauschnäpper zogen in diese Voliere, die kurz zuvor fertiggestellt wurde und für die es bis dahin noch keinen Verwendungszweck gab. Da wir ein paar Tage Vorlaufzeit hatten, konnten die Jungs sie noch richtig schön einrichten. Art- und Geschlechtsbestimmung machten wir vor Ort, da wir im Vorfeld kaum Informationen zu den Vögeln bekommen hatten. Futter und Wasser standen bereit und so ließ Stephan einen nach dem anderen in sein neues zu Hause. Nach den vermutlich tagelangen Strapazen waren die Vögel natürlich erstmal fertig mit der Welt. Die wunderschönen Vögel ernähren sich von Insekten (im englischen heißen sie auch Flycatcher) und deshalb gab es erstmal kleine Würmer und Heimchen "all you can eat". Für die Blattvögel richteten wir mehrere unserer Gehege neu ein. Mit viel Laub zum Verstecken, überall Wasser und Futter und eine Leiter für die, die nicht gut fliegen können. Auf diesem Bild sind auch tatsächlich schon Vögel im Gehege. Es ist erstaunlich wie gut die Tiere im Laub getarnt sind...BLATTvögel eben. Die Weißbürzelschamas sind miteinander unverträglich und da alle Gehege belegt waren, zogen die 15 Tiere vorläufig in tragbare Käfige. Sobald Gebäude 3 fertiggestellt ist, dürfen die Tiere in ein größeres Gehege umziehen. Bis dahin sind sie tagsüber an der frischen Luft und nachts im sicheren Gebäude.

In den darauffolgenden Wochen brachte das BKSDA noch mehrmals beschlagnahmte Vögel in den Taman Safari. Vermutlich bekamen die Behörden einen Tipp und konnten so mehrere illegale Lieferungen abfangen. Um mal die Dimensionen des Handels mit Vögeln zu veranschaulichen: Es kamen insgesamt fast 300 Blattvögel, über 170 Weißbürzelschamas, 17 Blauschnäpper und 27 Grauwangenbülbüls in den Park. Und das sind nur die Vögel, die innerhalb von 3 Wochen in Ostjava beschlagnahmt und in den Taman Safari gebracht worden. Wer weiß wie viele Tiere schon vor der Ankunft auf Java verendet sind.Es ist unvorstellbar welche Strapazen diese Tiere erleiden mussten. Eingefangen werden auf Borneo (vielleicht sogar mit Klebefallen), in kleine Käfige gezwängt, kilometerweit über Land, mit dem Schiff nach Java und das Ganze bei höchstwahrscheinlich eher schlechter Versorgung. Man kann sich vielleicht vorstellen, dass viele der Tiere so eine lange Reise nicht überleben bzw. den Nachwirkungen des ganzen Stresses zum Opfer fallen.

Wir geben auf jeden Fall unser Bestes, dass es den Vögeln bei uns gut geht und dass sie sich schnell wieder regenerieren.

Die Vögel, wie hier die Dickschnabelblattvögel, waren transport- und stressbedingt nicht in bester Verfassung. Mittlerweile haben sie sich wieder erholt und sehen richtig schick aus.

Einer der Grauwangenbülbüls.

Einige der Vögel wurden inzwischen allerdings vom BKSDA abgeholt, um sie in ihrer ursprünglichen Heimat wieder auszuwildern.

Sobald das Gebäude 3 fertiggestellt ist, können viele der Tiere die wir behalten haben, dorthin umziehen. Denn auch baulich ist bei uns wieder einiges passiert. Das Gebäude 3 soll ein Zuchtkomplex für kleinere Vogelarten werden, wie die Blattvögel, einige Bülbüls und ein paar der Brillenvögel.

Ende Juli standen schon ein paar Wände. Mitte September war dann schon der Rohbau fertig und das Dach wurde begonnen. Auch die Wege sind hier schon fertig. Aber typisch indonesisch wurde später einiges der Wege wieder aufgerissen um z.B. eine Verbindung zum Wassergraben zu schaffen oder Rohre zu verlegen.

Und so sieht Gebäude 3 im Moment aus. Allerdings müssen jetzt viele Feinheiten gemacht werden, wie Verbindungsschieber zwischen allen Gehegen, Gitter vor den Fenstern, Lampen anbringen usw. Aber bald ist es geschafft und die ersten Vögel können einziehen.


Auch die Schweineanlage nimmt Gestalt an und so konnten wir bereits im August 4 Java-Pustelschweine bei uns begrüßen. Der zweite Teil der Anlage ist noch im Bau und wird Platz für mehrere weitere Schweine bieten, sodass wir insgesamt bis zu 20 Tiere halten können.

Und da sind sie! Noch etwas schüchtern, aber schon gut eingelebt. Und nochmal von Weitem. Die Außenanlagen bieten viel Platz, müssen aber noch mit mehr schweinesicheren Grünzeug bepflanzt werden. Roy beim Futterverteilen im Zwischengehege. Es gibt indonesische Kartoffeln, Salat, Papaya und Banane, Reis, Mais, Eier, ab und zu Fisch oder Mäuse und andere Leckereien. Eine der Innenboxen mit liebevoll angerichtetem Futter. Was macht der Indonesier, wenn er einen Stall bauen soll, aber ein Wasserhahn im Weg steht? Einfach drumrum bauen! Vielleicht brauchen die Schweine ja einen eigenen Wasseranschluss in der Schlafbox, wer weiß...


Und auch zum Thema Nachzuchten hat sich einiges getan! Einige unserer Vögel haben fleißig gebrütet und so konnten wir uns über mehrere Jungtiere bei den Weißkappendrosseln freuen, aber auch über eine Java-Buschelster und einen Java-Elsterstar. Es geht voran! Eines der Weißkappendrossel- Jungtiere kurz nach dem Ausfliegen mit ca. 2 Wochen. Und hier schon etwas älter. Und das ist unser bisher größter Erfolg: Ein Java-Buschelster Jungtier. Mein persönliches Highlight ist unsere erste Nachzucht bei den Java-Elsterstaren. Mittlerweile ist er noch etwas gewachsen und lebt mit 2 Weißkappendrossel-Jungtieren in einer WG. Und das ist seine Mutter. Keine Sorge, ihr geht es gut, sie nimmt hier lediglich ein Sonnenbad.


Da sich die Buschelstern auch von kleineren Wirbeltieren ernähren, wollten wir neben unserer Mäusezucht auch eine Rattenzucht aufbauen. Allerdings konnten wir bisher nur eine weibliche Ratte organisieren und so lebt diese nun erstmal allein. Und da Ratten echt coole Tiere sind, genießt sie jetzt bei Roy und mir einen Sonderstatus. Ich habe sie "Clara" genannt. Und wenn wir nachmittags ein bisschen Zeit haben, darf Clara die Umgebung erkunden... ...oder Roy beim Wischen helfen.


Zum Schluss noch ein bunter Mix aus Dingen, die ich noch gerne zeigen möchte: Ein Teil meiner Tomatenernte. Seit mehreren Monaten muss ich nun keine Tomaten mehr kaufen. Ich denk an dich beim Essen, Wenke ;) Bei den Paprika sieht es zwar auch ganz gut aus, aber leider werden sie nicht sehr groß. Für den kleinen Genuss reicht es aber. Dafür haben uns in den letzten Monaten noch ein paar Pakete erreicht. Und mit dem gekauften Gemüse aus Malang, eigenen Tomaten und den Leckereien aus den Paketen konnten wir uns öfter so ein leckeres Abendbrot zaubern. Danke nochmal an Papa, Mama, Silke und Annelie! :D

Die typische "Heinz-Situation". Einer arbeitet, viele stehen rum. Oder posieren oder halten die Stange oder...obwohl, der Security links ist wichtig für unser aller Sicherheit. Auch das ist typisch indonesisch: Wenn hier irgendwas mit Käse bzw. Käsegeschmackt ist, dann irgendein Süßkram wie Kekse oder Brownies. Bäh!

Und so sieht es abends bei uns aus. Da wir es etwas gemütlicher haben wollten, kauften wir uns schon vor einer Weile eine Couch (das war die schönste, die wir finden konnten, wirklich!). Niko und Cumi gefällt es jedenfalls bei uns.

Da jetzt endlich und leider die Regenzeit begonnen hat, verändern sich die Umstände hier wieder etwas. Ab jetzt heißt es erneut: extrem hohe Luftfeuchtigkeit, mehr Ameisen, kühlere Abende und eben auch nasse Hunde, die getrocknet werden müssen...


Damit verabschiede ich mich und freue mich, wenn euch mein Artikel gefallen hat und ihr weiterhin mit Interesse unser Leben hier verfolgt.

Terima Kasih!

Antworten (2)

Uwe
Super ich freue mich schon auf Februar um euch und eure Tiere zu Besuchen

Wenke
Hihi, ich freue mich, dass du an mich denkst :-D die letzten Tomaten für dieses Jahr sind geerntet und sie reifen nun hoffentlich noch nach. Und meine Paprikas sind auch nicht wirklich groß geworden. Es ist total schön wieder von euch zu lesen und wie immer mega spannend! Ich freue mich total, euch im Dezember zu treffen!

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