Nun sind wir schon fast 4 Monate in Indonesien und es ist erstaunlich wie schnell sich die Dinge verändern. Als ich letztens an unsere ersten Tage zurückgedacht habe, kam es mir vor, als wäre es eine halbe Ewigkeit her. Anfangs war alles noch neu, ungewohnt und zum Teil auch fremd. Und jetzt laufen wir durch den Zoo und werden von allen gegrüßt, manche rufen "Hallo Roy and Tina" oder winken freudig von weitem. Wir wissen, bei wem wir unser Handyguthaben aufladen können, wo es die nächste Motorradwekstatt und einen Friseur gibt und beim Einkaufen kennen wir das Angebot, die Preise und die Öffnungzeiten. Und in den Restos wissen sie manchmal schon was wir nehmen - liegt aber vielleicht auch daran, dass wir oft die selben Sachen essen. Außerdem bin ich regelmäßiger Gast bei den Seehunden (bzw. "hänge" ich an meinem freien Tag dort rum :D) und wir spielen einmal die Woche mit einigen Leuten aus dem Park Fußball. Nach meinem geistigen Rückblick hat mich aber am allermeisten erstaunt, wie selbstverständlich wir unseren Arbeitsalltag bestreiten. Seit mehr als 5 Wochen "managen" wir nun die Vogelarche alleine, da sich Stephan und Carola im Deutschlandurlaub befinden. Wir treffen Entscheidungen, meistern Probleme, organisieren und dokumentieren. Auch wenn man ständig vor neue Aufgaben und Probleme gestellt wird, macht das richtig Spaß! Oder vielleicht ja gerade auch deshalb. Man wächst ja schließlich mit seinen Aufgaben. Und die Erfahrungen die wir dabei sammeln sind sehr wertvoll!
Seit wir hier sind hat sich in der PCBA (Prigen Conservation Breeding Ark) unglaublich viel getan und deshalb möchte ich heute mal ein Update zur Vogelarche geben. Dazu habe ich auch ein paar Vorher- Nachher-Fotos zusammengestellt (was den halben Tag gedauert und mich fast zum Verzweifeln gebracht hat🤬)
Aber fangen wir von oben an:
Noch ist das unser Parkplatz wenn wir morgens zur Arbeit kommen. Roy ist immer so begeistert, wenn ich Fotos von ihm mache ;)
Hier entsteht der Haupteingang. Das Gelände ist mittlerweile umzäunt und mit Stacheldraht gesichert und es gibt Straßenlaternen. Einmal durchtreten bidde:
Oberhalb der Vogelanlagen entsteht ein Officegebäude mit Büro, Meetingraum, Küche und Klo. Davor soll ein kleiner Parkplatz für Besucher entstehen (neben Zooleuten und interessierten Touristen sollen auch irgendwann Gruppen wie Schulklassen u.ä. im Rahmen von Umweltbildung und Artenschutz zu Besuch kommen. Wir hoffen sehr, dass sich das Ganze in Grenzen hält, da wir jegliche unnötige Störungen für die Vögel vermeiden wollen).Direkt neben dem Office ensteht der Wachturm für die Security, der 24/7 besetzt sein wird. Sogar mit eigenem Klohäuschen unterhalb.
Und diesen tollen Ausblick haben wir seit ein paar Tagen vom Security Turm auf Gebäude 1 und 2. Auf dem oberen Bild ist Gebäude 2 noch im Bau. Weiter geht's zu den Vogelanlagen:
Das ist eigentlich mit die extremste Veränderung: Anfangs mussten wir uns durch Gebüsch schlagen, um zu den Vögeln zu gelangen. Jetzt haben wir eine fette Treppe, die sogar noch ein Geländer bekommen soll (warum auch immer).
Unten angekommen: So sah Gebäude 2 noch vor 4 Monaten aus (links). Und nun ist es fertig (rechts) und schon fast jedes Gehege ist bewohnt.
Und auch in Sachen Hygiene hat sich mit dem fertiggestellten Gebäude 2 einiges verbessert! :) Und nochmal ein Blick von unten auf Gebäude 1, den Securityturm und das Office und unseren eigenen Burggraben. Rechts im Bild der Zaun mit Stacheldraht. Ich frage mich allerdings, warum der Stacheldraht nach innen geneigt ist und nicht nach außen. Macht für mich keinerlei Sinn, aber die Indonesier werden sich hoffentlich etwas dabei gedacht haben. Und weiter geht's zu den Schweinen: Durch das untere Tor gelangt man zu der zur PCBA gehörenden Java-Pustelschwein Anlage. Die Anlage befindet sich zwar außerhalb des umzäunten Areals, aber ich hoffe die Schweine wird keiner einfach wegschleppen. Außerdem mögen Indonesier bzw. Moslems keine Schweine, da sie als unheilig und unrein gelten und es ist gar verboten, Schwein zu essen. Rechts im Bild eine Blechhütte deren Funktion ich nicht kenne und dahinter das aktuelle Securitygebäude, das irgendwann zu einem Wohnhaus umgebaut werden soll. Die Fläche auf dem die beiden Gebäude stehen, soll später auch noch zu Schweineanlagen werden. Das Wohnhaus wird dann zu 3 Seiten von der Schweineanlage umgeben sein.
Und das ist der erste Teil der Schweineanlage. Java-Pustelschweine sind stark bedroht und sollen hier gezüchtet werden.
Eine der beiden Außenanlagen für die Schweine. Geplant sind insgesamt 5 Anlagen mit dazugehörigen Stallungen.
Aber nicht nur baulich hat sich einiges verändert. Da ich ja hier an chronischer Gemüseunterversorgung leide, habe ich angefangen, mein eigenes Gemüse anzubauen. Noch sind es nur Pflanzen, aber da hier alles viel schneller wächst, können wir bald hoffentlich Tomaten, Gurken, Paprika und Kürbis ernten. Seger hat außerdem Chillies angepflanzt und ich versuche mich noch in der Orangen-, Maracuja- und Apfelzucht. Außerdem habe ich diverse Kräutersamen aus Deutschland erhalten (dazu später), sodass ich neben Kresse demnächst auch noch andere Kräuter anbauen werde. Da unsere Vögel hauptsächlich Papaya bekommen und uns jetzt schon die Haare vom Kopf fressen, stehen überall auf dem Gelände Papayapflanzen, damit wir vielleicht irgendwann halbwegs autark leben können (zumindest in Bezug auf die Papayas).
Noch sind die Papayapflanzen recht klein, aber sie sollen wohl relativ bald Früchte tragen.
Vor Gebäude 2 stehen schon etliche Tomaten- und Gurkenpflanzen. Alle aus Samen gezogen, innerhalb der letzten 5 Wochen.
Überall wo Platz ist, stehen jetzt unsere Pflanzen rum. Gemüüüse! :)
Das ist der Safari Burger und der Hühnchenklumpen, den wir mindestens einmal die Woche essen. Immerhin ist da Grünzeug drauf :) Ein Bild vom Essen muss sein (auch wenn es eigentlich das Zweite ist). Und das ist der Eistee im Crocs Resto. Links ist die Kanne Zucker, die normalerweise direkt im Eistee ist, aber Roy bestellt ihn jetzt immer extra, da er sonst möglicherweise einen Zuckerschock bekommt. Auch zu sagen "wenig Zucker" bringt rein garnichts.
Das letzte Bild ist ein Rätsel. Na, wer erkennt den Fehler? Tierpfleger sollten unter einer Sekunde bleiben.
Puh, das war wie immer ganz schön viel und dabei habe ich schon einiges weggelassen. Wer bis hierhin gekommen ist: Danke für's Lesen und liebe Grüße an alle!