vogelfrei
vogelfrei
vakantio.de/vogelfrei

Der Vogelmarkt in Sidoarjo und Weihnachten im März

Veröffentlicht: 19.03.2018

Wir wurden letztens gefragt, ob wir hier schon Anschluss gefunden haben und ab und zu auch mal was mit Einheimischen machen. Ehrlich gesagt hatte ich darüber bisher noch nicht nachgedacht. Klar, wenn man in eine andere Stadt zieht oder auch in ein anderes Land, sucht man Anschluss zu Leuten mit ähnlichen Interessen für gemeinsame Unternehmungen, nette Abende oder Freundschaften. Allerdings ist die Kultur in Indonesien nicht zu vergleichen mit der in z.B. europäischen Ländern.

In Indonesien leben über 203 Mio. Moslems, das sind 88% der gesamten Bevölkerung. Nur 9% sind Christen und der kleine Rest sind Hinduisten, Buddhisten und andere. Im Islam findet man im besten Alter einen Partner, heiratet diesen natürlich und macht ein oder mehrere Kinder. Singles und unverheiratete Paare sind eher unüblich und wohl am ehesten in den moderneren Großstädten zu finden. Theoretisch dürften Roy und ich nicht mal in einem gemeinsamen Bett schlafen, da wir nicht verheiratet sind. Aber psst! ;)

Die Familie wird hier also sehr groß geschrieben und die Zeit nach Feierabend wird dementsprechend zumeist mit der Familie verbracht (wenn man nicht an einem anderen Ort arbeitet und die Familie selten sieht...keine Ahnung was solche Leute dann abends machen). Junge Leute (in unserem Alter), die abends weggehen oder sich zu einem gemeinsamen Abend treffen, sind also eher rar und wahrscheinlich auch eher in den Großstädten zu finden.

Dann ist da noch der Punkt "ähnliche Interessen". Der Kultur bzw. Religion geschuldet trinken die Menschen hier kaum Alkohol. In Ostjava, wo wir uns befinden, scheint es sogar noch strenger, sodass wir hier noch nie Alkohol in einem Laden gesehen haben. Das heißt gemütliche Pokerabende mit Whiskey: Nein! In eine Bar auf ein Bierchen: Nein! Frauenrunde mit Mädchenalkohol: Nein! Das kann man natürlich auch alles ohne Alkohol machen, aber wir haben hier weder einen Pokerkoffer, noch gibt es hier eine Bar o.ä. und Mädels für nen Mädelsabend hab ich hier auch noch nicht gefunden.

Allerdings vermissen wir das hier auch nicht so. Tagsüber sind wir arbeiten (von 7 bis 16 Uhr) und nach Feierabend essen wir gemütlich, schauen Serien, kümmern uns um den Haushalt -in Maßen ;) - kuscheln die Katzen und den Hund, telefonieren mit Familie oder Freunden, gehen Essen wenn Besuch da ist, machen ab und zu mal einen Spieleabend mit Carola und Stephan (übrigens die einzigen Ausländer mit uns hier), schreiben Blog (eigentlich nur ich) und ab und an ist auch mal eine Veranstaltung wie der 20. Geburtstag von Taman Safari. Da es hier schon gegen 18 Uhr dunkel ist, wird man auch schneller müde und so gehe ich oft schon gegen 21 Uhr, Roy meist etwas später ins Bett. Einen Tag in der Woche haben wir einen freien Tag, meistens der Montag, an dem wir dann mal nach Palang einkaufen fahren, die Umgebung mit dem Motorrad erkunden, in den Park gehen (uns die Tiere oder Shows anschauen oder die Fahrgeschäfte ausprobieren) oder wir faulenzen einfach nur.

Lange Rede, kurzer Sinn:

Im Vergleich zu Deutschland sind wir hier wesentlich ausgeglichener. Die Arbeit erfüllt uns, alles ist viel stressfreier, die Menschen hier lächeln fast immer und sind freundlichund man muss sich nicht um so viel kümmern oder ärgern (wie Rechnungen, Verträge, Behördengänge, Arztbesuche, volle Supermärkte und leere Regale zum Feierabend, das wechselhafte Wetter, die Heizung) usw.

Deshalb brauchen wir hier vielleicht auch nicht diesen Ausgleich, den wir in Deutschland brauchten. Natürlich vermissen unsere Freunde und vor allem die vielen schönen Abende mit der JZEA: die Grillpartys im Garten, Geburtstagsfeiern, die Abende in der Trotzenburg, das Fussballspielen (wenn auch selten), die Bestellabende mit Pizza oder Indisch, das Schwimmen mit den Mädels (leider auch zu selten) und die (Bier)-Abende mit Basti. Liebe Grüße an euch alle! :)


Letztens bekamen wir das lang erwartete Paket von Roys Mama :) Es war ganze 4 Wochen unterwegs, aber es kam an, immerhin! Also immer her mit Paketen! Die Chancen stehen gut, dass sie ankommen.

Gut dass Roy Tierpfleger geworden ist und kein Fotograf ;) Er schafft es nie mal ein scharfes Bild zu machen :D

Das war wie Weihnachten! Alle unsere gewünschten Sachen und noch mehr: Zeitung (für "Zwischen die Klamotten"), Taschentücher (die nicht gleich durchsuppen), Papers und Filter, Salatwürze, viiieeele Kaubonbons, Klebe- und Saughaken, Verschluss-Clips, Schneidebrettchen, unsere Prepaid Karten (damit wir unsere deutsche Nummer behalten können. Allerdings ist das Freischalten ne Wissenschaft), Hunde- und Katzenfutter, Bettwäsche und das wichtigste: geriebener Parmesan!

Nochmal vielen Dank dafür!!! :)

Das meiste davon hätten wir hier gar nicht oder nur schwer bekommen.

Niko hat sich über die Kaustangen gefreut.


Die meisten Lebensmittel und Alltagsgegenstände bekommen wir aber auch hier in Indonesien. Entweder in der "Bananenstraße" vor dem Park (dort gibt es hauptsächlich Bananen, aber auch Avocados, Möhren, anderes Obst und ein paar kleine Läden) oder im Gemischtwarenladen bzw. Krämerladen, wie wir ihn nennen, einen Kilometer die Straße runter. Alles was wir dort nicht bekommen, kaufen wir dann in Palang, ca. 8 km entfernt. Alles andere müssen wir dann bei einer der seltenen Fahrten in größere Städte wie Malang (z.B. wegen des Visums) oder Pandaan und Surabaya (z.B. wegen des Vogelmarktes) in größeren Läden oder Einkaufszentren kaufen.

Wenn wir in unserem Frei nach Palang zum Einkaufen fahren, gehen wir als erstes auf den Markt, denn der schließt schon gegen 11 Uhr (und Ausschlafen muss drin sein). Danach geht es evtl. noch in einen der kleinen Läden z.B. in den Plastikladen oder in den Alfamarkt (eine Supermarktkette, wo es Dinge wie Milch und Toast gibt).

Auf dem Weg nach Palang hat man einen wunderschönen Ausblick auf den Berg Arjuna.

Überall sind Reisfelder.

Und es wird auch viel Reis transportiert.

Und ab und an sieht man auch mal was skuriles oder interessante Transportmethoden.


Palang heißt übersetzt wohl soetwas wie Kreuzung und ist eigentlich auch nur eine Straße mit einer Kreuzung, an der es entweder Richtung Süden nach Malang oder Richtung Norden nach Pandaan und Surabaya geht. Aber es gibt genügend Läden mit brauchbaren Sachen.

Es gibt zwar fast überall ähnliche Sachen zu kaufen, aber viele spezialisieren sich meist noch auf irgendwas. In dem Laden links gibt es z.B. was Warmes zu essen, in dem in der Mitte Handykarten und rechts scheint es Wassergallionen zu geben.

Hier gibt es das geilste überhaupt: Obst!

Und einen Tabakladen (inklusive Baumarktartikel) gibt es auch. Mit Takak aus dem Eimer für nicht mal nen Euro pro 100g.

Einer von vielen Plastikläden in Sidoarjo. Das nennt man dann wohl eher "nicht so gut sortiert"  ;)
Auf dem Weg nach Palang gibt es auch ein recht gut sortiertes Tierbedarfsgeschäft.

Und wenn wir in einen gut sortierten, größeren Krämerladen kommen, decken wir uns gleich ein, z.B. mit Süßkram.

Oder mit PopMie :D Instantnudeln im Becher. Der perfekte Snack am Abend.

Wir essen aber auch ab und zu "richtige" Nudeln mit Tomatensoße, damals noch ohne, aber ab jetzt immer mit Parmesan! :)


Vor ein paar Tagen plante Stephan einen erneuten Besuch auf einem der Vogelmärkte in der Umgebung und einer von uns sollte mitkommen (der andere sollte hier die Stellung halten und mit Seger unsere Vögel versorgen). Wir konnten uns ohne "Schnick-Schnack-Schnuck" einigen und so durfte ich mich und Roy hielt die Stellung.

Es ist wichtig ab und zu mal über die Märkte zu gehen um herauszufinden welche Arten zur Zeit angeboten werden. Denn wenn eine Art auf dem Markt seltener wird oder gar verschwindet, so ist das auch ein Hinweis auf die Situation des Bestandes dieser Art in der Natur. Auf den Märkten werden aber auch Vögel von Züchtern angeboten, die dann nicht aus der Natur entnommen wurden. Diese Vögel müssen dann auch mit einem entsprechenden Ring gekennzeichnet sein.

Die Preisspannen für die Vögel auf den Märkten sind enorm. So kann man schon bereits für 34.000 Indonesische Rupiah (das sind 2 Euro) einen Brillenvogel kaufen. Aber es gibt auch viele Vögel im zwei-und dreistelligen Bereich, wie z.B. die Elsterstare. Die teuersten Vögel zur Zeit sind u.a. der Niasbeo mit ca. 600-700 Euro und der Strohkopfbülbül mit bis zu 1000 Euro pro Tier. Das tragische Pech dieser beiden Arten ist es, dass sie entweder sehr schön singen oder wie die Beos Wörter immitieren können. Die Seltenheit treibt den Preis natürlich ebenso in die Höhe.

Der Vogelmarkt in Sidoarjo ist ein eher mittelgroßer Markt, kleinere Vogelmärkte sind aber auch in vielen Kleinstädten keine Seltenheit. Der größte Vogelmarkt befindet sich mit zwei weiteren in Jakarta. Er ist der größte Vogelmarkt Asiens, wenn nicht sogar der größte der Welt. Hier werden täglich mehr als 19.000 Vögel angeboten. Wenn man sich jetzt vorstellt, dass es allein in Indonesien mehrere Dutzend Vogelmärkte gibt, geht die Zahl der Vögel auf allen Märkten zusammen in die Millionen. Es ist ein Wunder, dass es überhaupt noch Vögel hier in der Natur gibt. Aber hier einfach mal ein paar Impressionen:

Überall reiht sich Käfig an Käfig, Vogel an Vogel.

Die Tiere sind mit dem Nötigsten versorgt: Futter und Wasser. Aber die Hygiene und natürlich der Platz sind kathastrophal.

Bei diesem Händler hängen die Vögel dicht an dicht in einem recht dunklen Raum. Keimübertragung vorprogrammiert.

Allerdings hingen auch viele Vögel in der prallen Sonne, was ebenfalls denkbar schlecht für sie ist.

Das Angebot ist bunt gemischt. Von Hühnern und Tauben über Sittiche und Kleinpapageien bis zu Eulen und eben Singvögeln.

Und was passiert mit Vögeln die nicht verkauft werden? Tja. Vermutlich bleiben sie bis zu ihrem Tod.

Man kann sich auf dem Markt auch gleich mit allerlei Zubehör eindecken, wie Futter, Nistmaterial, Käfige, Futternäpfe und irgendwelchen Zusätzen, von denen ich nicht weiß was es ist.

Zum Schluss noch was positives: Den Beos geht's gut! :)


Vielen Dank für's lesen und liebe Grüße in den Winter ;)


Antworten

Indonesien
Reiseberichte Indonesien
#asiansongbirdcrisis#silentforestcampaign#pcba#indonesien#tamansafari