Neues aus dem Norden

Was die letzten Tage passiert ist. 

Die vergangenen Tage hieß es vorallem einleben, einrichten und zurechtfinden. Am Donnerstag nach unserem Einzug in Fantoft sind wir, wie fast alle, zu Ikea gefahren, um ein bisschen Praktisches und Nettes für unsere Zimmer zu kaufen. Bei mir lief es auf eine Bettdecke, Kissen, Badvorleger, eine Stecklampe für das Bett und eine Topfpflanze hinaus. Es gibt übrigens einen kostenlosen Ikeabus vom Zentrum fahrend nach Åsane, wo sich der Ikea befindet. Die Fahrt dauert nur 20 Minuten, trotzdem kommt man an einem kleinen Fjörd vorbei und es sah wirklich schön aus mit den schneebedeckten Bergen. Nach und nach füllten sich auch die Zimmer in unseren Küchen. Ich wohne aktuell mit 5 anderen Menschen zusammen: Robin aus Jordanien, Diana aus der Ukraine, Aina von Mallorca, Doruk aus der Türkei und Victoria aus Glasgow, Schottland. Und Vic's Akzent ist wirklich der Hammer! Sie redet eigentlich nicht Englisch, sondern irgendeine andere Sprache, die ich nicht kenne. Die Akzenterfahrungen aus Irland helfen mir da überhaupt nicht. Meistens rate ich, um was es geht und wenn ich zu lange brauche, um zu antworten, fragt sie, ob ich sie verstanden habe. Bei Pia in der Küche wohnen schon sechs weitere Menschen: 2x Viktoriia aus der Ukraine, Amr aus Ägypten, Marcella aus Italien, Paula aus Spanien und Adrian aus Deutschland. Man kommt mit jedem gut zurecht, einige schweigen mehr als andere, aber mit der Zeit werden alle gesprächig oder wollen es einfach nicht sein. Mittlerweile haben wir auch verschiedene Supermärkte kennengelernt (es gibt auch Ziegenkäse!) und kochen gerne zusammen mal bei Pia, mal bei mir. Wobei bei Pia in der Küche aktuell mehr Schwung ist. Am Wochenende waren wir zwei bei der Stavkirke Fantoft, einer wiederaufgebauten Stabkirche aus dem Mittelalter. Sie wurde 1992 brandgestiftet und danach durch Privatinvestoren wieder aufgebaut. Ich dachte, sie wäre ein bisschen größer, aber sie hat trotzdem einen ganz eigenen Charme mit den Drachen an den Dachfürsten. Dann haben wir die Umgebung noch entdeckt und waren an einem kleinen See oder großem Teich, je nachdem in welchen Größenordnungen man denkt. Am Ufer haben wir eine Schaukel und ein Klettergerüst gefunden und sind natürlich den dafür entsprechenden Tätigkeiten nachgegangen, was ziemlich spaßig war. Ansonsten hat es die letzte Woche tagsüber getaut, sodass die Gehwege wirklich sau glatt wurden. Geräumt wird wirklich wenig und wenn man den Berg runter ist ohne sich auf den Hosenboden gesetzt zu haben, ist man echt stolz auf sich. Ich würde gerne die Berge bewandern, aber das ist mit dem vielen Schnee und vorallem durch das Eis nicht möglich. Deswegen sind wir nur in der Umgebung ein bisschen rumgetigert und kennen jetzt viele verschiedene Wege zu den Supermärkten. Letzte Woche war auch offizieller Start der Vorlesungen, bei mir fing Seismotectonics an, ein Kurs über Seismologie und Tektonik, indem es dann hauptsächlich um die Plattenbewegung und deren Kräfte gehen wird. Bis jetzt war es für mich viel Wiederholung von Geo III aus dem 4. Semester. Diese Woche kommt noch Physical Meteorology und Norwegisch dazu. Met ist leider durch technische Probleme ausgefallen und startet nächste Woche dann hoffentlich. Norwegisch ist bis jetzt noch ganz entspannt, wir lernen natürlich zuerst die Basics, habe aber gehört, man muss da am Ball bleiben mit den Hausaufgaben. Pia's Kurse haben auch gestartet. Sie ist ein bisschen fleißiger und mit 4 Kursen voll dabei. Norwegisch und Met machen wir gemeinsam, dazu kommen UN Sustainable Development Goal 14: Life below water und Atmospheric and Marine Optics. 

Am Wochenende waren wir dann mit den Mädels aus Pia's Küche nochmal bei der Stavkirke und sind weiter zum Schloss Gamlehaugen gelaufen, die offizielle Residenz des Königs, wenn er in Bergen ist. Zurzeit wird gerade die Fassade renoviert, es gibt einen öffentlichen Park drumherum und einen kleinen Strand, an dem man im Sommer super baden gehen kann. Aber wie gesagt, durch Glatteis waren wir eher vorsichtig unterwegs und sind nicht durch den Park und an den Strand gegangen. Wir werden dem Schloss aber auf alle Fälle wieder einen Besuch abstatten. Es fand auch das Bergen Light Festival am Wochenende statt. Der Name klingt etwas zu pompös für das, was es am Ende ist. Aber nett gemacht war es trotzdem. Die Lichter hatten verschiedene Klänge. Eins hörte sich so an, wie die Waschmaschine im Schleudergang, ein anderes wie ein Räumfahrzeug, eine Kreissäge und Aliengeräuschen. Besonders gefallen hat uns eine kleine Kuppel, in der ganz viele selbst bemalte Schmetterlinge hingen, auf denen Wünsche, Grüße und Fragen standen.

Auf dem Weg zum nächsten Einkaufszentrum dem "Slettensenter" liegt ein kleiner See "Tveitevannet", um den wir jetzt auch schon mehrmals gelaufen sind. Gestern schien die Sonne und es hatte wieder ein bisschen geschneit und zusammen glitzerte der ganze See vor sich hin. Heute war noch mehr Neuschnee gefallen und am Seeende spazierte uns eine norwegische Waldkatze über den Weg. Die war puschelig!