Veröffentlicht: 07.02.2021
Diesmal geht es rund um die sportliche Betätigung am letzten Wochenende.
Samstag
Das Winterwetter hält weiter an und um es richtig zu nutzen, haben Pia und ich uns Langlaufskier bei BSI Friluft ausgeliehen. Das ist ein studentischer Verein für Outdoor-Aktivitäten, die selber planen und Touren anbieten. Man kann sich dort immer mittwochs für eine ganze Woche Equipment ausleihen. Pia und ich waren glücklicherweise sehr früh dort und haben alles bekommen, was wir brauchten. Als wir draußen vor der Tür waren, wartete nämlich eine lange Schlange von Menschen. Am Samstag standen wir also früh in den Startlöchern und sind mit der Fløibanen nach oben gefahren. Ein Ticket pro Strecke kostet umgerechnet 5 Euro, also sollte man die Fahrt von max. 3 Minuten echt genießen. Oben angekommen schnallten wir die Skier an und entschieden uns zum See Skomakerdiket, an dem wir schon das letzte Mal waren, zu laufen. Pia stand noch nie auf Skiern, deswegen sind wir das ganz gemächlich angegangen. Am See vorbei sind wir einfach den vielen Menschen hinterher den Weg weiter hoch. Es waren wirklich nicht wenig unterwegs, gefühlt war halb Bergen oben auf dem Fløyen. Mittags waren wir dann an der Brushytten, an der wir unser Pausenbrot aßen. Dort haben wir dann auch mal auf die Karte geguckt und sind dann auf gespurten Wegen entlang gefahren. Das Wetter war super, wobei später dann eine Wolke reinzog und man nicht mehr so weit sehen konnte. Trotzdem war es super herrlich und herzerwärmend durch die Winterlandschaft zu fahren. Pia war gut unterwegs, nur bergabfahren müssen wir noch mehr üben. Aber das ist mit Langlaufskiern auch schwieriger als auf Alpinski. Deshalb werde ich sie noch zu einem Tag auf der Piste in Voss überreden. Ich wollte eigentlich den Weg vom Fløyen runter fahren, aber es war alles nur Eis und doch sehr begangen, sodass ich Pia's Rat, mich nicht gegen einen Baum zu setzen, befolgte und die Ski abschnallte, in die Hand nahm und weiter runter lief. Pia, die von Anfang an laufen wollte, habe ich auf halber Strecke wieder getroffen. Normale norwegische Skiläufer*innen fahren übrigens wieder mit der Fløibanen, aber das möchte man sich erstmal leisten wollen. In der Stadt unten haben wir die andere Hälfte von Bergens Menschen beim shoppen getroffen. Es war ein super schöner Tag, nachmittags waren wir dann ziemlich erschöpft und glücklich.
Sonntag
Nach einem Eierkuchenfrühstück, das wir jeden Sonntagmorgen veranstalten, bin ich dann alleine los. Pia hatte viel Uni zu tun und war glücklich gezwungen hinterm Schreibtisch Platz zunehmen. Durch die Fløibanen schnell oben gewesen, habe ich diesmal den Weg zur Brushytten über die Loipen eingeschlagen und nicht wie tags zuvor den deutlich steileren Wanderweg. Bei der Brushytten angekommen haben mich tatsächlich zwei Norweger angesprochen und gefragt, welche Wege man denn gut fahren könnte!! Das Norweger*innen jemanden ansprechen ist eine absolute Seltenheit. Sie schweigen sonst lieber und trauen sich nur in der Natur vielleicht mal zu grüßen. Leider konnte ich den Zweien nicht weiterhelfen. Als ich zwei Minuten später vor einem Wegweiser stand und überlegte, ob ich einen neuen Weg nehmen sollte, hat mich der nächste Norweger angesprochen. Ich musste wohl sehr fachkundig ausgesehen haben. Ich entschied mich jedenfalls den Weg, der als gespurt ausgeschrieben war, um den Blåmanen zu nehmen, der der nächste Berg war. Auf dem Weg bin ich an einem Aussichtspunkt vorbei gekommen, von dem man super nah den Ulriken und das südliche Bergen sehen konnte. Leider war das Wetter nicht so strahlend wie am Vortag, sodass ich nicht allzu weit gucken konnte. Danach bin ich weiter und an eine Kreuzung gelangt, an der es links zum Aussichtspunkt vom Blåmanen ging und rechts um ihn herum ging. Entschieden habe ich mich für den rechten. Der linke Weg war sehr schmal und eher Wanderweg. Im Nachhinein bin ich mir nicht mehr hundertprozentig sicher, dass es wirklich so da stand oder ich habe eine Abzweigung übersehen, aber am Ende wurde meine Runde etwas größer als beabsichtigt. Voll motiviert und den Winterwald genießend bin ich also weiter. Es kamen mir auch immer wieder Menschen entgegen und vielleicht hätte ich die Runde eher andersrum fahren sollen, aber das kann man vorher schlecht wissen, oder? Irgendwann war der Wald zu Ende und ich war auf einem Bergplateau. Es hatte angefangen mit Schneien, der Wind war ziemlich kalt, die Aussicht war nicht mehr so gut und ich war eigentlich hungrig, aber ich entschied mich gegen eine Pause, um nicht kalt zu werden. Den Weg weiter zu finden war schwierig geworden, denn Ortskundige waren immer mal wieder querfeldein gefahren und die vielen Spuren hatten mich verwirrt. Ohne Bäume konnte man die Topografie schwerer erkennen und durch die Wolke sah alles nur weiß aus, egal wo man hinsah. Es waren auch deutlich weniger Menschen unterwegs und ich habe mich zwischendurch immer mal gefragt, wie viele uns vorgestellte Regeln des Wandervereins zum richtigen Verhalten in der Natur ich gerade nicht befolgte. Aber weiter hinten hatte ich eine Hütte gesehen, deswegen bin ich weiter gefahren. Irgendwann war ich tatsächlich da und habe auch wieder Menschen getroffen, die auch auf den Weg nach unten waren. Bergab hatte ich leider Gegenwind, sodass ich nicht viel sah. An einer windgeschützten Stelle habe ich erstmal kurzen Stopp gemacht, weil ich mittlerweile wirklich was essen und trinken musste. Von dort aus sah ich die Loipenstrecken von gestern und das beruhigte mich etwas. Der Weg bergab war leider nicht so breit. Im Prinzip gab es zwei Spurrinnen, jeweils so breit wie Loipen. Eine für die Menschen, die nach oben wollten und die andere für diejenigen die nach unten gingen. Zwischen den Spurrinnen war der Schnee sehr hoch, sodass man auf Skiern nicht bremsen konnte. Das war in dem Fall etwas schwierig, wenn man Wanderer oder langsamere Skiläufer*innen einholte. Ein weiteres Handicap waren die Kurven, der Schneefall mit Gegenwind und der Abgrund. Letzterer wurde zwar auch an manchen Stellen mit einem Geländer gesichert, das aber so grobflächig war, das ich locker durchgepasst hätte. Jedenfalls wollte ich irgendwann keine Menschen gefährden oder den Abgrund runterfallen, sodass ich mich natürlich gekonnt auf den Po setzte und die Skier abschnallte. So hatte ich Zeit ein paar Fotos zu machen und den wieder besseren Ausblick zu bestaunen. Als der Weg besser wurde, habe ich sie wieder angeschnallt und war froh wenig später an der Brushytten angekommen zu sein. Eigentlich war ich durch die Strecke und die Aufregung erschöpft, aber wann werde ich wieder Ski fahren können? Also bin ich anschließend die gestrige Strecke nochmal gelaufen. Als ich schlussendlich an der Fløibanen wieder ankam, war ich wirklich kaputt. Der Schneefall war mittlerweile auch so stark geworden, dass man von Bergen mal wieder gar nichts sah. Später an der Bybanen, der Straßenbahn, angekommen, war ich total eingeschneit und super glücklich über diesen Ausflug. Im warmen habe ich auch herausgefunden, dass ich unbeabsichtigt bis zum Rundemanen gelaufen war. An sich ist das keine große Tour dahin, aber allein, bei Schneefall und nicht genauem Plan wo lang, hat sich das größer und aufregender angefühlt, als es in Wahrheit der Fall ist. Trotzdem war es ein super tolles Wochenende und Skier unter den Füßen zu haben, war ein berauschendes Gefühl gewesen.
P.S. Hier sieht man meine Strecke, ich hab zwischendurch Fotos gemacht, also ist die Zeit und Geschwindigkeit verfälscht. https://www.komoot.de/tour/311482911?ref=itd&share_token=a5IUJgCoYmdcarpWwOOEylldzyVGpvC1U1090BThPnu88FY8E2