Veröffentlicht: 07.02.2021
Eine super sonnige und eisige Woche steht bevor, die genutzt werden möchte.
Nach dem erfolgreichem Skiwochenende und dem immer noch anhaltenden super Wetter sind Pia und ich am Montag wieder unterwegs gewesen. Diesmal ohne Ski, denn bergauf sind wir zu Fuß einfach schneller und auch flexibler mit den Wegen. Dazu kam, dass wir erst nach den Vorlesungen an die frische Luft konnten, denn ein wenig sind wir hier auch um zu studieren. Für die gesamte Woche war nur Sonnenschein und Minustemperaturen angesagt worden, sodass nach dem starken Schneefall am Sonntag, der gesamte Schnee eine weitere Woche liegen zu blieben versprach. Der Fløyen war auch diesmal unser Ziel, aber wir wählten einen kleineren, schmaleren und wenig begangenen Weg. Er war teilweise sehr steil und unsere Gedanken wanderten an diesen Stellen schon in die Zukunft, wenn wir hinunter gehen sollten. Aber ansonsten war der Weg ein schöne Überraschung und hatte auch wieder eine Schaukel parat. Oben am See Skomakerdiket angekommen, wollten wir eigentlich den Weg zu dem phänomenalen Aussichtspunkt, den ich gestern entdeckt hatte, einschlagen, doch wir waren nur auf Spuren von Kindern unterwegs, die einen Hang hinauf zum Rodeln gegangen waren und kamen an einer Aussichtsplattform raus. Wir blieben dort den restlichen Ausflug, haben den Ausblick genossen und der Sonne beim Untergehen zugeschaut. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber es kann sein, dass wir beim Granbakken, einer ehemaligen Skisprungschanze, waren. Sie wurde 1991 abgerissen und seit 2013 gibt es das Holztürmchen, von dem man aus wunderbar das Tal, in das sich Bergen zwängt, überblicken kann. Richtung Westen konnten wir sogar hinter den Inseln vor der Küste die Nordsee erspähen. Nachdem die Sonne hinter den Bergen verschwunden war, sind wir den Weg wieder nach unten gelaufen. An den besagten steilen Stellen hatten wir unsere Freude nicht zu stürzen. Nachdem ich einfach auf den Füßen hilflos den Weg runter und sogar um die Kurve geschlittert war, fackelte Pia nicht lange und ist auf dem Po runter gerutscht. Es war eigentlich ganz spaßig und wir waren beide neugierig, wie der Norweger hinter uns die Stelle meistern würde, aber er hat sich ganz langweilig am Rand an die Büsche und Bäume gequetscht. Da waren wir schon ein bisschen enttäuscht, denn die Norweger*innen schweben sonst immer über die schwierigen Stellen. So sieht es jedenfalls aus.
Hier unser Weg, sehr lustig dabei: wir sind über Wasser gelaufen. https://www.komoot.de/tour/311860972?ref=itd&share_token=aSL5pDv9JK2LetTszUQR2ZfYOmfIKQzdwP1AMPTwZFgCLiFQn8
Dienstag haben wir leider so lange Uni, sodass uns zurzeit nicht viel Sonnenlicht bleibt. Aber am Mittwoch nutzte ich wieder die Gelegenheit, denn wiegesagt, Sonnenschein und Schnee ist eine Seltenheit in Bergen und entschwand Fantoft und erkundete die Hänge des Løvstakken. Pia war leider wieder verhindert durch die Uni. Ich hatte eigentlich vor, zu einem kleinen See namens Langatjørna, der unterhalb des Gipfels lag, zu wandern. Der erste Weg war breit und geräumt und ich erspähte sogar die Radioantenne des Rundemanen, aber ich verpasste die Abzweigung zum See und entschied mich, einen anderen Weg zu nehmen. Aber den Weg fand ich auch nicht. Und es passierte ein weiteres Mal, dass mich ein Norweger ansprach. Er fragte, ob ich mir die Hände am Feuer wärmen mochte. Vielleicht haben sie weniger Angst vor einem, wenn man alleine unterwegs ist. Oder vielleicht sehe ich auch nur hilfsbedürftiger aus allein. Nach einer kurzen Unterhaltung über den Weg, bin ich wieder zurück gegangen und habe versucht den ersten wiederzufinden. Tatsächlich habe ich ein paar Spuren gefunden, aber auch ohne Schnee muss der Weg nur ein kleiner Trampelpfad und schlecht erkennbar sein. Ich folgte also den Spuren und checkte auf dem Handy, ob ich denn auch wirklich richtig war. Ich war ein bisschen weiter hangabwärts als der Weg auf der Karte. Deswegen versuchte ich durch den Schnee querfeldein den Weg zu finden. Nach einer kurzen Strecke kehrte ich auf den Trampelpfad zurück, denn durch tiefen Schnee und Wald war das Vorankommen echt schwierig. Tatsächlich führten die Spuren nach einem kleinen Umweg in Richtung See. Es ging nur mittlerweile auch sehr steil bergan und mein Gewissen meldete sich mal wieder. Es war schon spät geworden, den See bei Tageslicht zu erreichen war kein Problem, nur nach Sonnenuntergang im Dämmerlicht den Weg zu finden, würde schwierig werden. Ich sah ihn so schon kaum. Außerdem hatte ich Pia nicht gesagt, wo ich war, und die Wahrscheinlichkeit auf den überfrorenen Steinen im Dunkeln auszurutschen, war nicht minimal. Deswegen ging ich weiter. Erstmal. Irgendwann kam dann ein Felsblock und ich war mir nicht sicher, ob ich falsch gegangen war. Wer jetzt die Vorstellung einer steilen, unüberwindbaren Felswand vor Augen hat, dem kann ich sagen, so schlimm war es nicht. Aber es war genug, um mich zu verunsichern. Also pausierte ich und überzeugte mich danach umzukehren. Doch überraschender Weise kamen bald darauf zwei Menschen den Felsblock hinunter geklettert. Nach meiner Entscheidung umzukehren, kletterte ich also hoch. Zum See war es aber immer noch ein Stückchen. Ohne Schnee und Eis wäre das kein Thema gewesen, aber unter den gegeben Umständen überwand ich mich schlussendlich, kletterte wieder hinab und folgte dem Weg zurück. Umkehren, auch wenn es vernünftig ist, fühlt sich nicht so meisterhaft an, trotz dessen man ein gutes Stück hinter sich gelegt hat. Ich tröstete mich deshalb mit einem Abstecher zum Schloss Gamlehaugen. Das Meer war zugefroren und Nebel kroch über das Eis. Ich habe zugeguckt, wie die Schatten immer länger wurden bis die Luft- und meine Körpertemperatur soweit sanken, dass ich mich wieder bewegen musste und heimkehrte.
Die ganze Woche blieb es sonnig und eisig. Das Gebäude, in dem wir wohnen, ist innen mit Holz verkleidet und knackt von Zeit zu Zeit gehörig laut, wenn es reißt. Da es am Anfang noch nicht so war, nehme ich an, dass es den Temperaturunterschied zwischen geheizten Räumen und der Kälte draußen nicht ganz standhält. Auf jeden Fall erschreckt man ziemlich. In Norwegisch müssen wir unsere erste Abgabe über unsere Essgewohnheiten schreiben. Ich habe inzwischen eine Nudelliste, auf ich einen Strich mache, wenn wir zusammen abends Nudeln essen. Ich betone das "zusammen" da Pia auch zum Mittag zwischen den Vorlesungen allein sich gerne eine Portion kocht. Bin gespannt wie voll die Liste wird. Wir haben auch eine norwegische Spezialität derweil gekostet. Einen braunen Ziegenkäse, Geitost genannt, der nach Karamell schmeckt. Die Norweger*innen essen ihn auf Brot und auf Waffeln. Unser Fall war er eher nicht, aber als Käsesoße mit Nudeln ist er sehr lecker. Wir müssen uns also nicht quälen, ihn irgendwie zu verbrauchen.