vielleicht liegtes an meinem besuch in der evangelischen missionarsklinik incurahuasi, den ich vor ein paar tagen auf meiner fahrt nach abancaygemacht habe, dass für michauf meinen fahrten durch das land die lebensumstände der landbevölkerungjetzt deutlicher hervortreten.
was sich hinter diesen fensterlosenlehmmauern verbirgt entzieht sich dem blick des verwöhntentouristen. nur die einheimischen wissen um ihre lebensqualität undbehandeln sie als etwas völlig normales. krankheitssymptome werdenignoriert und mit dem tod in kauf genommen - nur in wenigen fällenwird medizinische versorgung beansprucht, werdenkrankenhäuser aufgesucht, einmal, weil der weg zu weit und zubeschwerlich ist, zum anderen weil es viel zu wenig ärzte gibt, diemit ambulanter behandlung helfen können. zum dritten, weil dasnötige geld fehlt.
es handelt sichhier in curahuasi um eine klinik, die von einem deutschenärzteehepaar aus wiesbaden ins leben gerufen wurde. getragen von dervision, den ärmsten der armen in einer der ärmesten regionen perus,einen platz zu geben, wo sie sich für wenig oder kein geldmedizinisch behandeln lassen können.
aus dieser vision ist realitätgeworden, der knochenharte arbeit vorausgegangen ist. denn dasärzteehepaar hat nicht etwa eine große erbschaft gemacht odererfolgreich spekuliert - nein dieses 20,5 mio dollar projekt wurdeauschließlich und allein mithilfe von spenden, sachleistungen undkostenlosem knowhow realisiert. europa- und usaweit wurden 50 tausendprivatpersonen und 180 firmen akquiriert.
heute stellt sich diesevision als vollwertiges krankenhaus dar, das im oktober seinzenhjähriges jubiläum feiern wird. es beschäftigt mittlerweile 180 peruanerund ist damit einer der größten arbeitgeber in der region. 125 tausend patienten wurden behandelt, der wartesaal ist jedenmorgen aufs neue bis auf den letzten platz besetzt.
neben derklinik selbst gibt es eine augen- und zahnklinik. die zahnklinik wirdvon einem deutschen zahnarzt um die mitte dreissig geleitet. Er istmit seiner frau und seinen kindern nach curahuasi gekommen. Seinefrau ist auch medizinerin, die einmal in der woche in entlegene bergdörferfährt und aufklärungsarbeit leistet. die kinder gehen hier zurschule - wie lange sie bleiben wollen steht noch nicht fest. Es gibtauch einen zahntechnikermeister aus deutschland, dem wir auf seinem weg in die kantine begegnen und der, wieauch der zahnarzt, einen rundweg zufriedenen eindruck macht. Es gibtin deutschland spendenorganisationen, die das ehrenamtliche arbeitenin der klinik ermöglichen. Sonst sind hier fast alle fachrichtungenvertreten. Die ärzte fühlen sich ihrer berufung und ihrem glaubenverpflichtet und bleiben hier so lange, wie es ihr lebensplan vorsieht.
Derpatientenstamm setzt sich fast ausschließlich aus quechua indianernzusammen, die größtenteils nur quechua sprechen. 85% von ihnenwerden unentgeltlich behandelt. Es gibt im haus auch einensozialarbeiter, der mit den patienten gespräche führt und dannentscheidet, ob die leistungen unentgeltlich erfolgen können.
dername des krankenhauses ist der quechua sprache entlehnt und nenntsich „Diospy Suyana“ Krankenhaus des Glaubens. Dabei steht„die verkündigung des evangeliums von jesus christus inzusammenarbeit mit den heimischen kirchen“ im mittelpunkt, so wirdes auf der internetsite http://www.diospi-suyana.de/ beschrieben. Jeder arbeitstag beginnt miteiner morgenandacht. Es gibt auch ein sendestudio, das erst neueingerichtet wurde und dabei ist, frequenzen zu erwerben, die dassenden auch außerhalb des krankenhauses ermöglichen sollen. Dasssich dabei auch auf die vermittlung christlicher werte konzentriertwird, ist bestandteil der missionsarbeit. Die schule, die auf dieaufnahme von 600 schülern eingerichtet ist und später auch um einenweiterführenden zweig erweitert werden soll, die kinderclubs, in denendie kinder aus dem distrikt der enge und auch der gewalt deselternhauses für eine zeit des tages entfliehen können undchristliche werte beigebracht bekommen, sind weitere standbeine, dieder heimischen bevölkerung eine bessere zukunft ermöglichen undeinen neuen glauben geben wollen. Arne, der hier ein jahrfreiwilligendienst gemacht hat und der im wintersemester mit seinemmedizinstudium beginnen wird, führt mich durch die klinik, die nachden neuesten entwicklungen medizinischer technik ausgerüstet ist. Es überwiegen magen- und darmkrankheiten, die ihre ursache inmangelnder gesundheitlicher aufklärung haben, so sagt er.
Aus den vorträgen,die auch auf der website der klinik nachzuhören sind, wird deutlich,dass der glaube für die realisierung dieses projektes eine sehrgroße rolle gespielt - sogar berge versetzt hat.
Ich bin einkritiker der missionsarbeit, die sich zur aufgabe stellt, den menschenden glauben der „zivilisierten bevölkerung“ näher zu bringen.Ebenso bin ich ein gegner davon, dass der empfang von leistungenjeglicher art mit der vermittlung des christlichen glaubenseinhergehen soll.
Auf der anderen seite ist es umso mehr erforderlich,dass kinder, die aus einem destabilisierten elternhaus kommen,orientierung und halt benötigen, die sie in der dorigen schule unddem kinderhaus finden.
Was aber ist mit den werten, die sie von zuhause mitbekommen haben?
Welche rolle spielen die heimischen kirchen?
Es ist für mich nur schwer vorstellbar, dass die rechtmäßigennachfolger der inka - so wird die herkunft der quechua indiander aufder website beschrieben – von ihren angestammtentraditionen lassen und sich dem christentum öffnen sollen - „nur“,weil sie zur armen bis ärmsten bevölkerungsgruppe perus gehören?
Verständlich ist der wunsch des initiators, dass seinepatienten - so wie er selbst - irgendwann die nähe ihres schöpfersso spüren wie es ihm und seiner frau während der realisierung ihrer visionwiderfahren ist.
Eine antwort auf die fragen finde ich hier nicht,aber der geist, der in dieser klinik vorherrscht, ist ein anderer.Und darum sollte es doch in erster linie gehen.
Eine netteepisode, die mir hotelier kalle aus ollantaytambo erzählt hat: esstimmt, dass nahezu 92% der peruaner katholischen glaubens seien, manmüsse aber auch wissen, dass in zeiten der missionierungdie inkagötter in dieheiligenfiguren hineingestellt worden seien. Obdas wirklich stimmt?
wahnsinn!! echt, dieser "drive" so ein krankenhaus zu gründen, unabhängig ob missionsarbeit dazu gehört oder nicht. Auf der reise erfährt man ständig von sachen, die andere menschen machen, die man nicht für möglich gehalten hätte bzw an die man so gar nicht denkt. wie auch dieses schiff von dem betrunkenen kapitän nach australien..