2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
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ab 20.03.2017: Abflug von Bremen nach Santiago de Chile

Veröffentlicht: 21.04.2017

montag, 20.03., 16:00 uhr

karin bringt mich zum flughafen bremen.

nora und hanna kommen dazu. es bleibt nach dem einchecken noch zeit für ein weizen.
übergewicht hat mein gepäck keines - irrtümlicherweise ging ich von 20 kg aus, aber es sind nur 16 kg.
die heimische personenwage geht um vier kg vor - besser als vier kg nach...

wir sind alle recht aufgekratzt, doch das gate ruft.

wie in pmg-zeiten auf meinem blackberry (heute kennt das keiner mehr) muss ich mein smartie nur noch über den scanner ziehen und schon sollte sich das gate öffnen. tut es aber nicht. komisch, denke ich, vielleicht die falsche mail - bis eine grell geschminkte amerikanerin kommt und mir mit höflichen worten bedeutet, dass ich das gate für die priorities genommen und nicht für die gewöhnlichen economy-reisenden.
hm - peinlich - karin, hanna und nora sind gerade abgelenkt und kriegen das nicht mit. schließlich bin ich drin - ein letzter blick zurück und dann nur noch nach vorne.

der transfer nach paris CDG klappt reibungslos - ein brötchen mit käse wird von der air france spendiert und einen leckeren kaffee.
so kriegen ihn die besten kaffeemaschinen bei uns nicht hin.

CDG ist riesig, aber gut organisiert. die passkontrolle ist sehr schnell erledigt - alle häuschen sind besetzt.
der bus zu meinem terminal wartet schon, und eine viertelstunde später bin ich bei meinem gate.
zweieinhalb stunden habe ich noch zeit zum emailschreiben und whatsappen.
es ist eine ruhige und angenehme atmosphäre. keine nervige musik, keine nervigen ansagen von flügen oder hinweise darauf, dass man sein gepäck nicht "unattendet" lassen soll.
ich finde eine art liegestuhl und entspanne. plötzlich ertönen zarte mandolinentöne aus dem "untergrund"  - einer ebene unter mir.
ein passagier zupft leise vor sich hin.

zwei stunden bis zur öffnung des gates
das gate öffnet sich, eine große schlange wagt den sprung auf den südamerikanischen kontinent.
ich habe glück und einen gangplatz im mittleren bereich.

die boeing 777 hebt pünktlich ab.
das abendessen wird gegen ein uhr morgens serviert. egal. hier ist jetzt alles ohne zeit und raum. qualität eher schlecht - mein nachbar auf der fensterseite hatte wohl vegetarisch mit seiner onlinebuchung geordert und wird verwöhnt.
er kommt zuerst dran und das, was ihm serviert wird, sieht gut aus. also beim nächsten mal...
mein vorhaben, mein spanisch aufzufrischen wird vom flugmodus unterbunden. ich hatte gehofft, dass die inhalte downgeloadet wären. nun - so bleibt nur der schnelle schlaf, schöne musik von meinem smartie und ein warmer pullover.
denn wie bei den flügen schon vorher ist die ac recht kalt eingestellt. die flugbegleiter laufen mit kurzärmligen hemden durch die kabine.

14 stunden sind eine lange zeit. fast anderhalb arbeitstage!
ich habe das sonst nicht so empfunden. gut - dieses mal verzichte ich auf den filmgenuss des bordkinos.

aber dann ist es bald geschafft.
es kommt leben in die schläfrige kabine.
die frühstückswagen rollen durch die gänge. vereinzelt öffnet ein ausgeschlafener fluggast sein rollo an seinem fensterplatz.
die flachstehende morgensonne powert mit ungehinderter kraft in die kabine -  eine weiss-rötliche lichtgasse bildend. andere folgen dem beispiel und schon bald ist es hell und der letzte schläfer begrüßt den neuen tag.
das frühstücksbrötchen ist noch eisekalt, der warme teil des frühstückmenues einfach nur unapetitlich.
mein nachbar, unterdessen, erfreut sich gesunder frühstückscerralien.

endlich beginnt der landeanflug auf santiago-airport und pünktlich gegen 10 uhr setzt die maschine auf.
eine kamera im oder auf dem cockpit lässt mich die pilotenperspektive einnehmen. immer wieder beeindruckend, wie zielgenau die maschine aufsetzt - kein schlingern nach links und rechts, dann der bremsvorgang, der an die existenz des beckengurtes erinnert und schließlich das runterfahren der triebwerke und damit plötzlich einkehrende ruhe - nach 14 stunden triebwerksgeheul!

ich habe ein problem: eines, das jeder kennt und das sich auf keine kompromisse einlässt.

der heiss ersehnte ort befindet sich nur geschätzte 5 schritte von mir entfernt.
aber die anschnallzeichen sind noch nicht erloschen. ich denke, egal - ich muss nur vor den aufstehenden passagieren dort angekommen sein.
ich öffne nach dem einnehmen der parkposition meinen beckengurt, stehe auf und habe schon einen fuss auf dem gang, als es von vorne und von hinten gleichzeitig ertönt:
SIR!!!
ok ok, denke ich und setze mich wieder hin.
jetzt sind die triebwerke endgültig abgestellt. jetzt kann ich bestimmt noch schnell bevor die anderen aufstehen und den gang versperren auf das heiss ersehnte örtchen - so getan, aber wieder von vorne und von hinten:
SIR!!!
die auf mich gerichteten blicke der passagiere sind mir egal.
ich gebe auf und spanne die muskeln an. its a long long long way to tipperary.
endlich bin ich auf höhe des ersehnten ziels und bedeute der flugbbegleiterin, die sich schon im abschiedsmodus, befindet meinen abzweigungswunsch richtung restroom.
ich erlebe den beginn eines neuen zeitabschnitts...

(in arica treffe ich daniel aus london, der in derselben maschine saß und meine bemühungen mit unverständnis aus dem hinteren teil der maschine verfolgt hat. er lachte sich halb tot, als ich ihm den hintergrund meines ungewöhnlichen benehmens erklärte.)

zoll- und passkontrolle gehen auch hier zügig voran und schon bald befinde ich mich vor zahlreichen taxifahrern, die ihre dienste anbieten wollen.
entweder akquise für einen kollegen, der draussen wartet und von dem sie auch provision kassieren oder andere dienste, die ein ankommender und übernächtigter fluggast benötigt.
ich denke, ich bin selber groß, nehme mein smartphone und rufe die KLM Cargo an, die meine vespa in emfpang genommen hat. ich erreiche tatsächlich jemanden, die verbindung ist so schlecht und der auf der anderen seite so genervt und undeutlich, dass ich schließlich die dienste des taxifahrers in anspruch nehme und mich zum cargo-gebäude hinbringen lasse.
insgesamt 40.000 chilenische pesos wechseln den besitzer für transfer und service - ca. 60 €. noch einmal wird mir das nicht passieren.
jetzt bin ich aber da und betrete das gebäude. erdgeschoss raum 6. erdgeschoss gibt es, raum 6 dafür nicht.
das ist mir egal und ich klopfe und trete ein.
ein kleiner raum mit doppelschreibtisch und an der wand aufgereihten arbeitsplätzen für die studentischen hilfskräfte.

einer der schreibtischsitzer steht gleich auf und begrüßt mich freundlich.
er sieht, dass ich von weit her komme und ist sehr hilfsbereit. ich pendele in meiner wunschbeschreibung zwischen spanisch und englisch - der sachbearbeiter schaltet hilfsweise noch google translate ein. wir verstehen uns und er wird aktiv.
wir gehen zusammen zu einem anderen büro, das erst einmal 80 dollar haben will. dollars habe ich nicht, creditkarten wollen sie nicht.
was mein begleiter und helfer mit den eher schläfrig wirkenden damen verhandelt, weiss ich nicht. wir gehen zurück, und er bringt mich direkt zum zoll, führt für mich die ersten verhandlungen und verabschiedet sich von mir. mein gepäck darf ich in dem ohnehin schon sehr kleinen büro lassen und bedeute ihm, dass wir uns gleich noch einmal sehen. als alle daten im zollbüro ausgetauscht sind beginnt das warten.
neben mir sitzt ein alter chilenischer senor, der wissen will woher ich komme und was ich vorhabe. er sei auch durch europa gereist - mit einem alten porsche, den er überführt habe. nach einer halben stunde erlaubt mir die begrüßungsdame vom zoll, die theke zu passieren, um endlich den sachbearbeiter, der über das wohl und weh meines vespaempfangs entscheidet, kennenzulernen. er wirkt unbürokratisch und zuvorkommend. wir füllen das onlineformular - auch mithilfe von google translate aus und schon bald darf ich vier kopien unterschreiben, zwei muss ich behalten für mögliche grenzübergänge und polizeikontrollen, die anderen beiden sind das sesamöffnedich für den vespa empfang und für das verlassen des zollgebietes. vorher muss ich noch um die 80 euro bezahlen. glücklicherweise hat der sachbearbeiter von klm cargo noch eine studentische hillfskraft freigestellt, als ich den rucksack noch geholt habe. der regelt mit den damen hinter der scheibe die details und endlich ist es dann so weit.

einen roter gabelstapler kommt um die ecke der hochregale und trägt meine kiste vor sich her. beklebt mit speditionspapieren, aber sonst in schuss. ok eine schraube hängt auf halb acht, aber im grunde hat sie die ca. 13.000 km unbeschadet überstanden.

ritterhude: sie ist verschnürt, und keine turbulenz kann sie erschüttern.
kurz bevor der spediteur kommt...

die reise beginnt: ritterhude -> rotenburg -> hamburg -> amsterdam -> santiago de chile


klm cargo - santiago de chile: erreicht und freigegeben

die lange reise gut überstanden

sie wird von dem fahrer gegen ein trinkgeld ausserhalb des zollgebietes gebracht und dort in einer parkbucht einfach abgestellt.  das trinkgeld fällt mager aus, weil ich noch zu wenig pesos habe.
die studentische hilfskraft, die eigentlich ihren job gemacht hat, ist neugierig, packt ein taschenmesser mit kreuzschrauber aus und beginnt die schrauben zu lösen. ich finde in meinem rucksackgepäck auf anhieb das mitgebrachte werkzeug und kurz darauf steht sie frei von deckel und wänden im prallen sonnenlicht.

alles befindet sich noch an ort und stelle.

die bodenplatte: der erste fußabdruck, dem das dünne holz nachgegeben hat, stammt aus der heimat.
doch er zweite mit dem scharfen profil hochwertiger arbeitsschuhe muss von einem zollbeamten stammen.
hier wurde amtlicherseits hand angelegt. der gummiabrieb spricht dafür.

aber trotzdem habe ich den eindruck, dass da schon ein anderer vorher reingeschaut hat. das windschild, das vorher mit einem riemen versehen auf den roller geschnallt war, liegt jetzt ohne verzurrung einfach so da, aber noch eingepackt und unbeschadet. in anbetracht der tatsachen, dass die spritmenge nicht ganz den vorschriften entspricht und ich auch ein reifenrepaturset dabei habe, das nicht dabei sein darf, aber noch da ist, ist alles gut.

schnell werden wir zum hingucker, die zollbediensteten, die die lkw abfertigen müssen, schauen neugierig zu uns rüber und wollen später mehr wissen.

später kommt eine art adac-mann, der viele fragen stellt und den ich gleich um hilfe bitte.
die studentische hilfskraft ist mittlerweile wieder im büro.
der adac-mann und ich wuchten mit vorsicht die vespa von der bodenplatte. wir machen fotos, ich von ihm und er von mir.
ich frage ihn, ob ich die reste der kiste dort am zaun stehen lassen könne. er nickt und wird sich seiner wichtigkeit bewusst. er zieht seine identy-card aus seinem hemd und sagt mir, ich solle sie fotografieren. ich mache das gerne, weil ich dann bei unangehmen nachfragen sagen kann, dass ich von kompetenter seite die erlaubnis habe, die kiste stehen lassen zu dürfen. alles fügt sich.
ich schraube die vepsen-teile wieder zusammen, schließe die batterie an - und: sie springt nach dem zweiten versuch sofort an!
sie ist vollbeladen, und ich merke schon, dass es nicht mehr so einfach ist, sie vom ständer zu schieben, geschweige denn mit ihr zu fahren!
die ersten meter sind sehr wackelig. autofahrer machen einen bogen.
langsam komme ich von der stelle.

es ist später nachmittag.

mein körperlicher versorgungsstand hat die rote bis dunkelrote markierung erreicht.
durst, durst und nochmal durst. seit 10:00 uhr morgens ohne flüssigkeit und mit insgesamt wenig schlaf. 
ich fahre erst einmal zum flughafen zurück, weil es dort wlan gibt, einen geldautomaten und das wichtigste wasser!
ich komme einigermaßen gut dort hin, verfahre mich zwar zwischenzeitlich wieder auf das zollgelände und werde höflich wieder zurückgeschickt.
das kurvenfahren will geübt sein, aber ich komme gut bei der abflughalle an. ich parke kurz vor dem verdursten einfach auf einem mit gelben streifen bezeichneten dreieck.
das aufbocken der vespa gestaltet sich als akrobatenakt mit viel körperlicher flexibilität. die hebelwirkung des hauptständers wirkt nur noch eingeschränkt, weil mir die beiden seitenkoffer den bewegungsspielraum nehmen.
ich ziehe nur den zündschlüssel, weil der durst alle sicherheitsbedenken in die zweite reihe schiebt.
geld geholt, durst gelöscht, aber das wlan stellt sich störrisch an.
egal. es ist jetzt 18:30 uhr.

um 20:00 uhr wird es dunkel, meine kräfte lassen nach. also starten der vespa - vorher noch ein nettes frageantwort gespräch mit einem businessmann - und los geht es.
ganz langsam in die kurven und auf die autobahn.
wenig verkehr, die sonne steht schon recht tief und blendet mich.
ich verpasse ausfahrten wegen müdigkeit uind fühle mich an meine tillmann-ferien erinnert.
in edinburgh waren es der linksverkehr und die roundabouts (die zahllosen kreisel) - hier ist es einfach meine konzentrationsschwäche. bald habe ich einige kleeblätter des autobahnsystems abgefahren und befinde mich endlich auf der großen avenida bernardo o higgins - einer der präsidenten chiles, die geradewegs bis zur moneda, dem regierungspalast, führt.

die ersten meter: unsicher. das gepäck mehr oder weniger professionell abgesichert. rechts im bild die kiste in ihren einzelteilen

es ist mittlerweile dunkel. noch immer ohne eine vorstellung darüber, wo ich nächtigen kann.
ich fahre und fahre, starker verkehr. anhalten und starten klappt. keiner der autofahrer nervt. die vespa ist trotz gepäckim anzug immer noch so gut, dass sie den verkehrsfluss nicht behindert.

ich ernte neugierige, anerkennende bis mitleidige blicke aus autofenstern und plötzlich sehe ich es:

IBIS. meine rettung!!!!

zwar ist es schon zu spät zu stoppen, macht nichts, denke ich und fahre weiter richtung innenstadt.
irgendwann wird mich schon eine u-abzweigung auf die gegenfahrbahn führen. aber nichts tut sich, immer sind die abzweigungen für uns gesperrt.

langsam werde ich ungeduldig und nehme den nächsten zebrastreifen für fußgänger, überquere ein radweg, ernte wütendes geklingel und stehe schließlich an der fußgängerampel mit laufendem motor, gesetztem blinker und deutschem nummernschild.
die ampel wird grün, die fußgänger setzen sich in bewegung. vorsichtig schlängle ich mich durch sie hindurch, orientiere mich links, überfahre die rote ampel und sehe zu, dass ich schnellstens zum ibis komme und nicht wieder die abzweigung verpasse.

geschafft!!!  und gegenüber des hotels befindet sich eine parkgarage.

einchecken, duschen, duschen duschen.
dann in die hotelbar, bierchen und erdnüsse gegen den hunger.
das ist geschafft!

viele schutzengel und kleinere abenteuer.

21.03.: Santiago de Chile

 

der blick aus meinem hotelfenster: guten morgen santiago!

31.03. valparaiso
rückblick auf die ersten tage in santiago de chile

ich sitze jetzt in valpariso in einem straßencafe.
keiner stört sich, dass ich nur einen milchkaffee getrunken und meinen labtop ausgepackt habe.
ich will meine ersten tage in santiago aufschreiben und genieße hier die ruhe und die toleranz der bedienung.

über eine woche bin ich jetzt schon in santiago und ein großteil der zeit war mit organisation ausgefüllt.

eines der wichtigsten dinge ist die versicherung der vepse. und das ist hier nicht einfach. einige male habe ich anläufe gemacht - selbst der hiesige vespaclub konnte mir nicht helfen.

aber wieder profitiere ich von der hilfsbereitschaft der chilenen. ich erzähle im hostel von meinem problem, und der hausmeister hat die beste idee. er nennt mir eine versicherung, von der er weiss, dass sie auch motorräder versichert. sie sei sogar am samstag geöffnet. dem ist leider nicht so - aber macht nichts - jetzt weiss ich wo sie ist und werde gleich montag wieder hinfahren.

zwischendurch habe ich pedro besucht. er wohnt in einem besseren stadtviertel von santiago und war einer meiner airbnb-gäste.
er handelt mit deutschen wohnwagen, die er von hamburg nach valparaiso verschifft.
und damit beginnt mein erstes abenteuer: alles war gut. das navi hat mich gut zu pedro geführt, santiago ist voller autos, dreispurig, taxis, busse, aber doch irgendwie alles ganz human und geordnet. im vergleich zu buenos aires geht es hier eher gemächlich zu.
der rückweg ist ok, ich habe die richtige abzweigung zu meinem viertel bellavista , befinde mich sorgar schon dort und will schon aufatmen, als ich nur einen klitzekleinen fehler mache, der mich mit aller wucht aus meinem sicheren viertel herauskatapultiert und mich erst wieder aus, seinen klauen lässt, als ich santiago nicht mehr sehen kann. dazwischen liegen gefühlt 100 km autobahn - die tankanzeige spielt ihr spielchen mit mir, aber es blinkt noch nicht - es folgen tunnels und ich bin exakt da, wo ich schon mittags mit pedro entlang gefahren bin.
auf autobahnen kann man ja mal nicht so eben wenden und die sache entwickelt sich zu einem kleinen alptraum. tankstellen nicht in sicht, nur stinkende lange und matt beleuchtete tunnels. aber mir ist in erinnerung, dass es irgendwo doch eine möglichkeit gibt, um 180 grad zu drehen. mein navi, dem ich nicht mehr so ganz vertraue, denn es ist verantwortlich für das desaster (einer muss ja die verantwortung übernehmen), signalisiert mir, dass bald die umkehre käme - und sie kommt tatsächlich. da steht zwar ein streifenwagen - die sind hier total vergittert - nur die windschutzschreibe hat ein gitterfreies quadrat für den fahrer - und da stellt sich doch dem europäisch beeinflussten und verwöhnten beobachter die frage: wer hat hier vor wem angst....??? -

die hätten mir noch gefehlt, da ich hier ohne versicherungsschutz fahre und mir wohl eine plakette fehlt... aber ich bin in südamerika und hier ticken die uhren anders. so kann ich wieder zurückfahren, ich entspanne, die vepse entspannt beim bergabfahren. die stadt nähert sich wieder, die tunnels, die sich durch die stadt bohren sind wieder da, der verkehr nimmt ungehindert zu, immer wieder von rechts einfahrende pkw kolonnen, die einlass begehren und mich vom gas runtergehen lassen, da mir der spurenwechse auf die mittlere spur einfach zu nervig ist. Endlich kommt meine salida (ausfahrt) nach bellavista, die ich aber verpasse, weil ich einfach die meter-angaben falsch einschätze. die nächste abfahrt ist meine. noch ein paar ampeln und mein navi sagt mir, gleich bist du da. tatsächlich kommt die straße ernesto pinto... und dann die 262 und ich bin da!!! die tankanzeige blinkt...

bis ich pedro mittags gefunden habe erfordert schon geduld. im grunde ist alles ok. Ich habe die richtige straße, nur die hausnummer ist nicht zu entdecken. ich fahre die avenida rauf und wieder runter ( auch hier sind die angebote einer 180 gradwendung eher spärlich) und irgendwann kommen mir die autos auf meiner spur entegen...
Das navi spielt auch verrrückt und schickt mich ohne rot zu werden in verbotene einbahnstraßen. schließlich bin ich dann in der nähe der hausnummer, finde auch das edificio, aber alles verschlossen und vergittert. Dank funktionierendem internet kontakte ich pedro erhalte von ihm einen goolgemaplink mit der richtigen zufahrt und schon stehe ich vor dem richtigen tor. pedro ist schon in wartepostion.

er ist ein netter mit südamerikanischem scharm, gewitztheit und lausbubenhaftigkeit ausgestatteter charakter, der immer eine lösung weiss.
kurze begrüßung, einparken der vespa und in sein auto, um in das edelviertel el golfo zu fahren, wo santiago und chile sein geld verdient. platanenalleen im herbstlaub, breite, saubere und schlaglochfreie straßen, geschmackvolle straßenlanternen, imposante glastürme. und der 300 m hohe turm, costanera genannt, der wegen der wirtschaftskrise eine bauzeit von über 8 jahren hinlegte.

der höchste von südamerika - aus deutscher hand.
hier wird das geld verdient...
der höchste amerikas!! - so pedro zuerst. ich freue mich schon, weil damit unser der amerikanische präsident der superlative (donald trump) eine niederlage für sein ego hätte einstecken müssen.
aber nach mehrmaligen nachfragen kommt dann doch die einschränkende antwort, der höchste von südamerika.... sehr sehr schade!!! que lastima sagte ich zu pedro und er bestätigte es mit resigniertem nicken. unsere verständigung ist ein mix aus spanisch und englisch. ich müsste mit ihm einige bierchen trinken, um meine hemmungen los zu werden, aber mir fehlen auch einfach zu viele vokabeln. das wird sich aber mit der zeit ändern - wenn ich aus santiagos hostel raus bin und nur noch auf spanischsprechende menschen treffe.

wir gehen etwas essen und fahren später zu seinem "warehouse". dabei denke ich eher an eine art lagerhaus, aber wir landen nach ca. 40 minuten fahrzeit auf einem platz, der viel ähnlichkeit mit einem schrottplatz hat.
dort stehen die aus deutschland importierten wohnwagen, die gereinigt und wieder aufgemöbelt und dann verkauft werden.

pedro, mein airbnb-gast in deutschland. sein wohnwagen-import aus hamburg. fast wie neu. kritischer Blick,30% rendite
meine frage nach seiner rendite beantwortet er mit 30% und ich denke mir, dass made in germany eine sehr verkaufsfördernde wirkung haben muss. auf dem rückweg - mittlerweile feierabendverkehr, der keinen allzu großen einfluß auf pedros fahrweise hat - sind wir bald wieder in heimatlichen gefilden.

er verspricht mir noch, sich um einen versicherungsagenten für meine vespa zu kümmern und sich wieder zu melden.

das zweite abenteuer lässt nicht lange auf sich warten. Der 300 meter hohe hausberg san cristobal, der von unserem stadtviertel aus bestiegen werden kann und von einer 20 m hohen statue, der jungfrau maria, geschmückt wird, hat es mir angetan. eigentlich möchte ich das pablo neruda-haus sehen - es ist schon geschlossen und ich verschiebe den plan, aber ich befinde mich jetzt am fuß des sant christobal und kurz entschlossen mache ich mich auf den weg.

abendliche wolkenformationen über der stadt mit den anden im hintergrund
es ist schon nach 18:00 uhr und in anbetracht der tatsache,dass die bösen räuber schon nach 20:00 uhr - wenn es dunkel ist -hinter jedem baum auf mich lauern - mache ich mich trotzdem auf denweg.
endlich mal wieder bewegen, schnellen schrittes ziehe ich nachoben. unterwegs gibt es schöne fotoshootings von rot beleuchtetenwolkenformationen über der stadt.
für die mountainbiker, die dentagesfrust abarbeiten müssen, die beste gelegenheit, sich am berg abzuarbeiten. mit ihrenhochtechnisierten rädern düsen sie an uns fußgängern vorbei -einer fällt mir auf, der nicht ganz so schnell ist, weil er sehrviel "gepäck" mitzuschleppen hat. aber er bleibt aufseinem sattel und will es wissen.
es kommt die "mittelstation"die kabinen surren über meinem kopf hinweg und machen ihre drehungfür den rückweg.
ich aber gehe weiter.
es wird schon dämmrig - anmeine versorgung habe ich mal wieder nicht gedacht, dränge dasproblem weg und bin endlich oben, als die stadt schon im dunkel liegtund - einem diamanten gleich - vor sich hinfunkelt.
soll ichweitergehen und mein schicksal provozieren? ja - denke ich - diejungfrau maria muss ich noch erreichen.
gesagt getan.
sie ist 22 meter hoch. ihr weisser marmor wird von denscheinwerfern angestrahlt und zieht auch von weitem die blicke auf sich. nun möchte ich wieder zurück. ichfreue mich schon auf ein gutes escudo - das heimische bier - undziehe mit tempo an den fußgängern vorbei. die mountainbiker erlebenihren geschwindigkeitsrausch und lassen ihre räder laufen. starkblendende scheinwerfer, die blau, weiss oder rot blinken und diefußgänger erschreckt zur seite springen lassen. südamerikanischestemprament!!
der schutzengel...
nun beginnt mein verhängnis. ich denke nicht weiterüber die richtung des abstiegs nach - einfach nur runter.
und dannsehe ich die ersten laternen.  ich wundere mich, dass es hier auf einmal so andersaussieht.
die straße zum pablo neruda haus ist nicht zu sehen, undendlich begreife ich, ich bin völlig woanders gelandet.

auf deranderen seite des berges in einem mondänen stadtviertel mit villenund großen gärten, mit alleen und engen kleinen, baum bewachsenenstraßen... macht nichts, denke ich mir.

das navi sagt mir einelaufzeit von 35 minuten voraus.
so schlimm kann es nicht sein.
außerdemhöre ich schon von ferne die dröhnenden boxen aus bellavista -meinem szene-stadtviertel.
ich laufe los, immer die augen auf das navigerichtet. die geschätzte ankunftszeit bleibt unverändert, diemeter nehmen ab. meine aufmerksamkeit lenke ich mehr auf meineumgebung und weniger auf das navi - und als ich wieder hinschaue, hatsich die ankunftszeit verändert. zu meinem nachteil und die anzahlder zu laufenden km hat zugenommen. wie das??? ich versuche mich zuorientieren, prüfe die straßen und straßennamen und weiss mirkeinen rat. auf das navi kann ich mich nicht mehr verlassen! schießtes mir durch den kopf. es will mich auf die schnellstraße führen,obwohl der fußgängermodus eingestellt ist. so erkunde ich eherunfreiwillig das stadtviertel der betuchten. ich befinde mich auf derstraße der eroberer - conquistatores - (hier wohnt jetzt eine neuegeneration von eroberern), komme an einfamilienhäusern mit großenschmiedeeisernen toren und autos europäischer bauart vorbei -jugendliche , gut angezogen und eine parfumschneise hinter sichherziehend auf dem weg in die nächste bar - und ich, der etwaszögerlich ein bein vor das andere setzt.

es wird spät und später -das klinikum santiago passiere ich ein zweites mal.
es istmittlerweile 22:00 uhr, der verkehr in diesem stadtviertel nimmt ab,und ich entscheide: ein taxi muss her. aber das will erst in einerstunde kommen - warten, aber wo? keine bars in sichtweite.

aber dann nähert sich von ferne ein pkw mit einem roten punkt inder windschutzscheibe. ein taxi! denke ich, das noch frei ist - oderhat es einen pasagier an bord und der taxiffahrer will schwarz kassemachen? ich trete auf die fahrbahn, winke und tatsächlich, das taxiverlangsamt seine geschwindigkeit und lässt mich einsteigen.
la chimba - mein hostel. eines von vielen kunstwerken in bella vista. so heisst das viertel, das seinem namen schöne aussicht alle ehre macht
hauseigentümer vergeben aufträge an künstler und vermeiden so - meistens -  planloses grafity
hier gibt es übergrößen
bauplanerische und künstlerische entfaltung

nach knapp einer viertelstunde bin ich wieder in La Chimba, meinem hostel in bellavista! schnell noch ein escudo vom kiosk und der gemütliche teil des abends kann beginnen.

jetzt bin ich hier in valparaiso, dieser schönen und bunten hafenstadt und und neugierig, was mich erwartet.

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