2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

ab 22.02.: Concordia / Provinz Entre Rios

Veröffentlicht: 23.02.2019

22.02.:

der kleine gecko, den ich gestern abend außen an meinem badezimmerfenster entdeckt habe, hat sich übernacht kaum bewegt.

die noch immer auf 25 grad eingestellte klimaanlage hat für wohlige temperaturen und einen guten schlaf gesorgt. keine mücken, obwohl der rio uruguay nicht weit weg ist. das war in den letzten nächten anders.

es sind 300 km, die heute vor mir liegen. laut google maps kann ich von einer durchschnittsgeschwindigkeit von 100 km/h ausgehen. die schafft natürlich die vepse nicht, aber so weiss ich, dass keine weiteren unanehmlichkeiten auf mich warten.

schon um 08:36 uhr sitze ich auf der vepse. es ist noch verhältnismäßig kühl und ich holpere an einer baustelle vorbei auf den zubringer zu ruta nacional 14. gestern abend, als ich noch zum busbahnhof gelaufen bin, um wasser zu kaufen, brannten zwei kleine feuerchen vor der baustellenbeschilderung, um die autofahrer zu warnen. sie qualmten und stanken still vor sich hin. mit einem grinsen musste ich an die dieseldiskussion in deutschland denken.

die umleitung führt mich auf einer huckel- und staubstraße durch ein armes viertel. ein gaul steht vor einer baracke und wartet auf sein geschirr und auf den bereitstehenden, zweirädrigen wagen, den er ziehen soll.

zwar gibt es jetzt asphalt, aber die hoppelei ist fast genauso schlimm. manchmal sehne ich mich schon nach normal großen rädern, die die unebenheiten besser ausgleichen. der rucksack freut sich über die abwechslung und ruckelt sich immer wieder an mich ran. ich schiebe ihn mit den hintern zurück und habe dann wieder ein paar 100 meter meine ruhe. dann aber fahre ich auf die rn 14, die straßendecke glänzt matt schwarz und verspricht ein schönes fahren. es ist besser, aber von den hauptstrecken in brasilien bin ich verwöhnt worden. oder befinde ich mich schon im prozess der erinnerungsverklärung?

argentinien verfügt auch über viel viel platz. die RN ist eine zweispurige autobahn. zwischen der gegenfahrbahn und unser fahrbahn liegen bestimmt 10 meter. ein graben verhindert das überqueren auf die gegenspur. die sonne hat kraft, die vepse singt, der wind kommt von hinten. ich bin zum glück ausgeschlafen, sonst würden mir die augen zufallen. es ist so gut wie kein verkehr. ab und zu überholen mich überlange megatrucks, die auf zwei ebenen rinder geladen haben. in dieser region wird rege holzwirtschaft betrieben, es wird gerodet und aufgeforstet. mich erschrecken entlaubte, gerade gewachsene bäume, die sich über einige kilometer an der autobahn entlangziehen. sind sie alle von einem pilz oder käfer befallen? oder hat die chemie nachgeholfen, um den fällungs- und verarbeitungsprozess zu beschleunigen? entlaubte bäume vor einem sommerhimmel haben schon etwas skuriles.

auf einer weide bobachte ich, wie gauchos versuchen ein rind einzufangen. wie im fernsehen: in der luft wirbelnde peitschen, cowboyhüte und gauchos, die ihren pferden die sporen geben. das gejagte rind gibt noch nicht auf, erkennt aber nicht, dass es auf eine baumgruppe zugetrieben wird, wo es kein entrinnen mehr gibt.

viele flüsse durchziehen das land. ich verlasse die provinz corrientes und komme in die neue provinz entre rios. zwischen den flüssen. gemeint ist der parana und der rio uruguay.

ich komme an yerba-plantagen vorbei. das ist der stoff, aus dem der mate-tee gemacht wird. er ist das nationalgetrtänk der argentinier. es gehört zum straßenbild, wie sie mit einer großen thermoskanne ihres weges gehen, oder auf bänken oder mauervorsprüngen sitzen und den tee mit einem metallröhrchen trinken. ein sieb schützt vor teeblättern. in dieser region und auch im amazonasgebiet - dort wo suptropische temperaturen herrschen - wird tagsüber gerne tererè getrunken. der tee wird mit eiswasser aufgegossen und mit pfefferminz oder anderen erfrischenden kräutern angereichert.

hier an der tankstelle wird der mateteetrinker mit heissem frischwasser versorgt

als europäer kann da schon der suchtgedanke platz ergreifen.denn der argentinier trinkt ihn zu allen gelegenheiten. am steuer, am schreibtisch oder als baustellenwachmann auf der straße. und die frage drängt sich auf, ob da nicht auch berauschende essenzen enthalten sind?

das land wird abwechslungsreicher und fruchtbarer. oliven- und später apfelsinenbäume breiten sich mit ihrem sattgrünen laub in der landschaft aus.

schon seit einigen kilometern werde ich auf ein deutsches restaurant hingewiesen, das erst nach weiteren 50 km auftaucht. schon 5 km vorher sind beide seiten der autobahn im abstand von 2  metern mit handgebastelten steckschildern zugestellt, die auf die unterschiedlichsten "deutschen" produkte aufmerksam machen und unübersehbar mit der deutschen flagge werben. fast wie im deutschen wm-sommer. es gibt den berliner, der mit unserem nichts mehr zu tun hat, das frankfurter würstchen, den zeppelin, der einem hot dog gleicht und den hamburger, der wiederrum mit hamburg nichts zu tun hat. ich kann es nicht lassen und fahre auf den parkplatz. blumenau oder pomerode im nordosten argentiniens?

als ich die vepse parke kommt gleich ein plietscher junge mit zwei aufklebern zu mir. sie sind klein, tragen das logo der RN 14 und den namen des deutschen mercados und der raststätte. sie zieren jetzt das windschild und den linken seitenkoffer. er will mir auch noch einen größeren schenken, auf dem etwas von deutscher zuverlässigkeit steht. ich lehne dankend ab. das ist dann doch wirklich zu viel

ich gehe in das gebäude und erwarte ein restaurant mit einem mini mercado, aber weit gefehlt! lebensmittelregale drängen sich dicht an dicht. alle produkte, ob konserven, honig oder marmeladengläser tragen die deutsche flagge und den bundesadler und suggerieren: made in germany. es gibt eine lange käsetheke und lecker riechende geräucherte salami, die von der decke hängt. im hintergrund jodeln die holzfällerbuam oder eine coverversion von freddy quinn.

die marke deutschland wird in professioneller weise kommuniziert. hier braucht es kein oktoberfest, hier reicht allein, dass alle produkte aus deutschland kommen. als ich einen frischgepressten orangensaft auf deutsch bestelle, ernte ich nur ein abwinken. der thekenmann hat keine zeit für spässchen. ein bus mit soldaten macht hier rast und die youngsters strömen mit wonne und neugierigen blicken auf das deutsche eiland...

bundesadler und alle bundesländer im blick. bremen, niedersachsen und hamburg an der  spitze. dem grund dafür müsste man nachgehen...

draussen steht ein schild, das darauf hinweist, dass die deutschen 1883 hierher gekommen sind und heute noch 520 deutsche in der kolonnie leben.


es gibt ein museum mit landmaschinen, pflügen und eggen, die zu dieser zeit benutzt wurden. ein dirndlmädel hängt als eyecatcher am pfosten des schuppens und beobachtet die szenerie mit einer mass in der hand..

ein fordison von 1910

ich bin froh, als ich wieder wegfahren kann. 50 km später erreiche in concordia. wie immer sind die außenbezirke von städten abschreckend. aber die innenstadt mit der plaza, mit vielen bäumen und schönen häusern macht alles wieder gut. mein hotel ist ein glücksgriff! und - wie ich heute abend feststelle - concordia auch.

3 nächte habe ich gebucht.

23.02.:

nachdem es in uruguaiana und auch in paso de los libres kein frühstück gab bin ich auch hier erst einmal auf den verzicht des frühstücks eingestellt. doch zu meiner verwunderung höre ich geschirr klappern und ändere freudig meinen plan, mir in der stadt etwas zu suchen.
hier hat nicht der prozess der erinnerungsverklärung an das reichhaltige frühstück in brasilien eingesetzt, sondern es sind rauhe tatsachen, denen ich mich zu stellen habe:

...aber ein schönes umfeld

argentinien verfügt über eine völlig gegenteilige frühstückskultur als brasilien. keine obstplatten etc, sondern toast, der schon vor bestimmt zwei stunden aus dem toaster gesprungen ist, ein süßes teilchen und ein media luna (croissant), der von allen köstlichkeiten noch am besten schmeckt. andere länder andere sitten... der kaffee ist gut und stark. die dazu servierte milch ist - so wie in brasilien - heiss.

trotzdem ist concordia und auch mein hotel ein glücksgriff.

es liegt nur wenige gehminuten von der innenstadt entfernt. die straßen, die es umgibt, sind von zweistöckigen kolonialstilhäusern gesäumt, die gerade wegen ihrer morbidität eine besondere ausstrahlung haben. links und rechts der einbahnstraßen wachsen alte bäume. kleine läden, immobilienmakler, versicherungsagenturen, kioske und bäckereien sorgen dafür, dass es den bewohnern in diesem viertel an nichts fehlt. mein fenster geht zur straße, aber von lärm kann ich nicht sprechen. urbane hintergrundgeräusche.

die fassade des hotels leider ziemlich verhunzt. dafür ist es drinnen um so stilvoller


charmante morbidität

um die auch baumgewachsene plaza gruppieren sich schöne, stilvolle restaurants mit hohen räumen, großen fenstern, individuellem mobiliar, großen spiegeln und viel platz. keiner stört sich dran, wenn ein gast nur einen espresso bestellt und sich dank des vorhandenen wifis in seine arbeit vertieft. es wird toleriert. keine übereifirigen bedienungen wollen zusätzlichen umsatz generieren. irgendwie hat diese restaurantatmosphäre etwas vom wiener charme.

hier sind die büros der zivilpolizei untergebracht

auch gestern abend war ich von der hiesigen küche sehr angetan. völlig ausgehungert erstürme ich schon fast das restaurant und höre, dass die küche erst gegen 20:30 uhr aktiv wird. aber was sie dann bietet entschädigt mich für heute morgen. auch hier - wie vor zwei tagen in paso de los libres - gibt es einen brotkorb mit frischem (!) baguette, etwas älterem toast und einem sehr schmackhaften sahne/quark/knoblauchaufstrich.der erste hunger ist besiegt. das bier wird wie sekt in einem mit eiswürfeln gefüllten kübel serviert, der flaschenhals sorgsam von einem stofftuch umhüllt.

ich habe crepes mit gemüsefüllung bestellt mit einer leckeren tomatenkräutersoße bedeckt. zum nachtisch gibt es eine große kugel eis. alles vom feinsten!

die sonne versteckt sich heute hinter den wolken. welch eine wohltat! 26 grad. der energiepegel schießt pfeilartig nach oben, und mir fallen auf anhieb dinge ein, die erledigt werden müssen. haare schneiden, wäsche wegbringen, nierengurt besorgen, auspuff schweissen - zweiter anlauf. auch öffnet sich der geist für eine etwas langfristigere planung. nicht nur von heute auf morgen planen und für die übernachtung sorgen, sondern er will im tigre-delta rudern! von hier 400 km entfernt und einen katzensprung von buenos aires befindet sich der von deutschen einwanderern 1850 gegründete ruderclub teutonia.. die mall, ob sie mich als gastruderer mit ins boot nehmen ist raus.

wo finde ich einen friseur? google maps schickt mich in die avenida chile, die 20 bis 30 gehminuten von hier entfernt liegt. endlich mal wieder bewegen ohne gleich im eigenen saft zu schmoren.

auch die außenbezirke concordias haben etwas. zwar schon etwas einfacher, aber nicht unbedingt ärmlich.

auf meinem weg sehe ich keine käfer mehr und nur noch wenige bullis, sondern alte peugeots, einen noch älteren fiat 600s und ein renault-geschwisterpaar, das auch hier nicht mehr ernst genommen wird.

raritäten - ein fiat 600s

und das geschwisterpaar...

das wird leider nicht mehr ernst gnommen

als ich die hausnummer 976 erreiche, ist von einem friseur nichts zu erahnen. aber ich bin richtig und ein visaaufkleber an einer etwas versteckten tür lässt mich einfach zwei klingeln betätigen. erst tut sich nichts, doch dann kommt eine mittelalterliche frau heraus, und ich frage zaghaft, ob hier nicht ein friseur wäre. si, si ist die antwort. ob er denn geöffnet wäre. ein weiteres si si. sie schließt das tor auf und bitttet mich in einen kleinen, quadratischen raum mit holzdecke und zwei arbeitsplätzen. sie zieht sich ihren arbeitskittel an, wechselt die brille und bittet mich zum waschbecken. ich lasse sie walten und genieße die kalte kopfdusche. wir kommen ins gespräch, die  üblichen fragen werden gestellt, wir reden über ihren korrupten präsidenten, über bolsonaro und mr. trump. ich komme auf das thema, weil sie meinen seitenscheitel - wenn er denn überhaupt erkennbar ist - ganz unten ansetzt, um möglichst viel von der "haarpracht" über den kopf auf die andere seite zu ziehen. ein hoffnungsloses unterfangen, das mich zu der bemerkung verleitet, dass auch trump und bolsonaro ihre seitenscheitel recht tief angesiedelt, aber mehr material zur verfügung hätten.
wir sind uns einig und dann kommt sie mit der bitte heraus, dass wir nachher unbedingt ein foto machen müssten. für sie als werbung! gringos gibt es hier jede menge. wo sieht sie in mir das alleinstellungsmerkmal? vielleicht einfach in der tatsache begründet, dass ich doch nur wenig haare hätte? eine ähnliche bemerkung macht sie, und ich stelle fest, dass die männlichen argentinier ihr doch mehr zu tun gäben.

kalte dusche vor dem schnitt

später kommt ihre vielleicht 15 jährige tochter dazu. sie hat nichts zu tun, ist neugierig, anfangs schüchtern, aber stellt dann auch fragen und lässt sich gerne in ein gespräch verwickeln. ein junger hund schnüffelt herum - nicht aufdringlich und kein kläffer, sondern gut erzogen. später gesellt sich eine sehr junges kätzchen dazu, das auf meinen schoß darf und da auch bleiben möchte. ich erzähle die geschichte von der applaudierenden katze in paso de los libres.

ich zeige den beiden meinen blog und die tochter ist so von der vepse angetan, dass sie gleich ein foto vom foto macht. sie möchte gerne tierärztin oder schwimmerin werden. sie treibt es auch nach europa, sie lernt in der schule englisch, und sie interessiert sich für französisch.wir sind uns alle  datüber einig, dass nur erfahrungen mit und in anderen ländern für bleibenden frieden sorgen können.

als ich bezahlen möchte ernte ich ein kopfschütteln. ich gebe meiner friseurin darauf zur antwort, dass ich in deutschland allen erzählen würde, dass in argentinien die friseure kein geld für ihre arbeit haben wollten. sie grinst mich zweifelnd an.

das foto muss noch gemacht werden und dann habe ich das gefühl, dass ich ihnen genug zeit gestohlen habe. viele gute wünsche werden mir für meine weiterreise mitgegeben. ich werde an das tor gebracht und schon fast mit winken verabschiedet. was aus so einem normalen friseurbesuch werden kann.

keine optische täuschung. der neubau befindet sich wirklich auf dem dach des altehrwürdigen gebäudes

24.02.:

20 grad! tiefe wolken hängen über concordia, blitze zucken über der stadt.
lange hosen und pullover sollten aus den tiefen des rucksacks hervorgeholt werden.
doch ich nutze die regen- und gewitterzeit für fitzeks psychothriller der schlafwandler und für eine ausgiebige siesta.

gestern abend habe ich mich noch mit leckerem lachs und einem guten wein aus mendoza verwöhnen lassen. und weil die argentinier erst gegen 21 bis 22:00 uhr essen wollen, musste auch ich mich bis 20:30 uhr gedulden.

der bauch war voll, an schlafen nicht zu denken. so habe ich mir über amazon prime anlässlich des viel zu frühen todes von bruno ganz brot und tulpen angesehen und noch etwas geschrieben.

ich werde hier wirklich verwöhnt. als ich heute nach dem frühstück in mein zimmer komme ist das bett gemacht, und frische handtücher liegen bereit.

als die staßen trocken sind mache ich mich zu fuß auf richtung rio uruguay. es soll dort einen großen park und strandleben geben.

die stadt ist sonntäglich leer. es ist keiner auf der straße - weder fußgänger, noch viele autos.

der park wirkt öde, der rio, der ablaufend wasser hat, zeigt seine eingeweide, der himmel ist grau, es nieselt ein wenig und ich hätte doch etwas wärmeres anziehen sollen.

ich verirre mich - auch aus trotz - auf dem gesperrten zollgelände, um von dort aus an das wasser zu kommen. niemand interressiert sich, und ich finde ein paar treppenstufen für eine pause und ein paar whatsapps. doch dann bemerke ich aus den augenwinkeln einen weissen pickup, der langsamer wird und schließlich bei mir stehen bleibt. ich bin mir meines fehlverhaltens bewusst und gehe in die offensive mit der frage, ob der aufenthalt hier verboten sei?  die beiden nicken und ich sage noch los alemanes no saben eso... für mich als entschuldigung und um die situation vielleicht zu entschärfen. einen grund aber dafür gibt es nicht. beide freuen sich über das eingeständnis und die abwechslung während ihres drögen sonntagsdienstes und fragen am schluss wie tschau auf deutsch heisst. ich nenne ein paar alternativen und lasse auch das tschüss nicht aus - wohlwissend, dass die beiden das wort niemals richtig aussprechen können. sie lassen es wohlweisslich. aber ich freunde ich sie wieder mit der deutschen sprache an und sage, auch wir würden als abschiedsgruß tschau verwenden.

ein paar angler - die trotz der verbotsschilder gerade hier nicht angeln dürfen stehen direkt im wasser und hoffen auf beute. ein paar hundertmeter weiter erkenne ich die barhocker für angler wieder, die links und rechts von der sitzfläche vorrichtungen haben, in denen die angeln hineingesteckt werden können.
nicht nur buenos aires liebt seine angler, sondern concordia ebenso.

bis hierher kommt das wasser, damit der angler aus bequemer position seine beute machen kann

ich blicke über das wasser und auf der anderen uferseite breitet sich uruguay aus. am ufer sind großzügige grundstücke mit noch großzügigeren bauhaus-villen zu erkennen.

ich mache mich auf den weg zurück in die stadt. es ist noch keine essenszeit, und ich überlege, wie ich die zeit überbrücken soll, finde dann aber an der plaza ein restaurant, dessen küche schon um halb 6 nachmittags geöffnet ist.

mozarella crepes mit schinken und tomaten, die als zugabe noch eine leckere gorgonzola sauce mitbringen, wieder den guten trocknen aus mendoza und eine große schüssel salat werden serviert und vorher die  schmackhafen baguettes.
noch nicht einmal 14 euro stehen später auf der rechnung.

am anderen tisch sitzen eltern mit einem kinderwagenkind und einem etwas älteren sohnemann - blonde, lockige haare (!).
die stolze großmutter, die in der nahezu gleichen garderobe steckt und die gleiche frisur (blondes(!) haar und offen) trägt, wie ihre über vierzig jährige tochter, der schwager und die schwester. es gibt bier und der ca. 5 jährige sohn ist mittelpunkt der kleinen welt. jeden augenblick erwarte ich getöse, weil es ihm zu anstrengend ist der mittelpunkt zu sein, aber die zusammenarbeit klappt gut und er wandert von schoß zu schoß und wird gut unterhalten.

gegen ende muss ich aber beobachten, dass auch hier rauhe sitten herrschen können. der sohnemann will nicht so wie die erwachsenen wollen und der vater - bestimmt schon mitte fünfzig und mit nerven und geduld nicht mehr so gut ausgestattet wie ein dreissiger- spricht ein drohendes machtwort und gibt seinem sohn zu verstehen, dass ihm auch die hand ausrutschen kann. eine große hand.
der kapiert und macht, was von ihm erwartet wird.

da ich aber meinen sebastian fitzeck dabei habe, werde ich nicht als neugieriger beobachter wahrgenommen.

als nachtisch gibt es wenige quadras später noch sehr leckeres eis.

und da es nicht so spät ist wie gestern, werde ich gut schlafen.

25.02.:

ein bewölkter tag. heute morgen sind es gerade mal 18 grad. eben mal 4 grad mehr als in teilen deutschlands.

heute soll endlich der auspuff wieder eine lautstärke erhalten, die auch der tüv akzeptiert. immerhin werde ich 5 monate überfällig sein, wenn ich im mai wieder zurückkomme. ob mich eifrige jungpolizistin auf meiner fahrt von hamburg nach ritterhude anhalten werden...?

schade - die rezenptionistin, die mir mit stolz erzählt hat, dass sie mit ihrem freund und ihrem motorrad nach cordoba (700 km von hier) gefahren sind, wollte mir noch den namen ihrer werkstatt geben. wenn man nicht dinge sofort erledigt... jetzt ist sie wohl eine woche nicht da, da sie letzte woche fast um die uhr dienst hatte.

so suche ich mir einen mechanico in der nähe - hat ja sonst auch immer gut geklappt - und fahre hin. es ist immer dasselbe: mit wem habe ich es zu tun? sind es könner oder schnacker? verstehen sie ihren job oder wird gehudelt? reicht meine menschenkenntnis aus, um das auf den ersten blick richtigzu beurteilen?

no risk no fun - und letzteres hatte ich bei meinen zahlreichen "boxenstopps" genug.

ein sonderbarer stamm

heute abend soll die vepse fertig sein. ich lege noch einen ölwechsel drauf - der zahnriemen und die variorollen könnten auch gleich noch gewechselt werden - , aber das will ich mir für später aufheben. später heisst: wenn der auspuff wieder seinen originalsound hat, dann gibt es weitere aufträge.

es ist siestazeit. mehr als einen kaffee und zwei media lunas mit einem frisch gepressten orangensaft will ich nicht. ich sitze im cafe, weil der dieselgestank den geschmack verdirbt. am nebentisch sitzen arbeitskollegen oder eine familie, die es schaffen, sich ohne smartie miteinander zu unterhalten. da kann es schon einmal sein, dass man sich verschluckt. es hört sich gefährlich an und ich bedeute mit meiner hand, dass das ziehen an einem der beiden ohrläppchen hilft. die patientin nimmt gleich beide, aber ich mache ihr deutlich, dass nur eines von beiden - die luftröhre von dem krümel befreit. sie erwischt das richtige, die luftröhre weitet sich und sie ist erlöst. nein- ich sei kein medico...

am abend bin ich wieder in der werkstatt - von meinem hotel aus laufe ich zwei kilometer durch die stadt. hier erinnert nichts mehr an pomerode.

ich bin wieder vom charme südamerikas - insbesondere von argentinien - gefangen. kein krach, kein gehupe, keine boxen auf ohrenhöhe. da liegt peru nach wie vor an erster stelle.

morbider charme. aus den kellerfenstern riecht es modrig...

ich müsse noch eine stunde warten, wird mir eröffnet, als ich wieder in der werkstatt stehe. der dichtungwechsel für meinen auspuff - ursache für das getöse - habe sich als schwieirg erwiesen und vieeel zeit in anspruch genommen. sehe ich da nicht schon die argentinischen peso-leuchten in den augen des mechanico funkeln??? ich gucke woanders hin und kurz dadrauf höre ich den originalsound meines 125 cc - motors.

der ölwechsel sei noch nicht gemacht.

ok. prüfung bestanden. dann können sie auch noch zahnriemen und rollen wechsenln. ich überzeuge mich aber vorher - auch auf die gefahr hin, dass ich die beiden profis beleidige - dass sie sich auch mit der materie vario-antrieb auskennen. ich merke am gesichtsaudruck desjenigen, der den auspuff repariert hat, einen kurzen kontrollverlust, der mir mehr als deutlich sagt, dass er seinen job gelernt hat.

gut. morgen abend ist sie fertig. wir tauschen smartienummern aus, mit denen wir uns whatapps schreiben können.

meine abreise wird sich auf donnertag verschieben. die teutonen - so nennt sich der ruderclub in tigres - haben sich noch nicht gemeldet...

ich fahre auf jeden fall hin.

26. bis 27.02:

zwei entspannte tage liegen hinter mir. in jederlei hinsicht. die temperaturen sind für hieseige verhältnisse herbstlich zu nennen. nachts ist es schon recht frisch und tagsüber maximal 25 grad. das licht hat sich geändert. es wirkt herbstlich, und die sonne steht abends schon so tief im westen, dass das fahren durch die stadt schon fast gefährlich ist.

die vepse ist mit neuen variorolllen, einem neuen zahnriemen versehen und hat einen ölwechsel bekommen. die auspuffreparatur mit dem einsetzen zweier neuer dichtungen hat nur wenige kilometer das erwartete ergebnis gebracht. die vepse knattert jetzt wieder wie ein zweitakter. das kann nur wilfried richten. mögen die jungpolizisten zwischen hamburg und ritterhude ein nachsehen haben.

meine erfahrungen mit den südamerikanischen polizisten: das deutsche kennzeichen schreckt sie ab. direkter als in calama, der wüstenstadt in chile, konnte ich das nicht erleben. die polizisten hatten schon einige vor mir fahrende motorrad- und autofahrer angehalten und wollten mich auch auf den standstreifen bitten. als aber der polizist mein kennzeichen sah, bat er mich höflich, weiter zu fahren.
das bedeutet nur mehrarbeit. bisher musste ich weder fahrzeugpapiere noch den führerschein vorzeigen.

gestern habe ich das weitläufige termalbad bewundert. nicht genossen, weil ich die badehose nicht dabei hatte. so habe ich bekanntschaft mit einem pensionierten marine-seefahrer gemacht, der schon die welt umrundet hat, trotzdem aber gerne mit mir seine baseball-kappe getauscht hätte. ich hätte seine armada-kappe bekommen. aber da musste ich ihm einen korb geben. meine südafrika-kappe, die ich mit nora und tillmann am nordstrand von durban gekauft habe, gebe ich nicht her.

zur zeit lese ich fortunas töchter von isabell allende und bin wieder von ihrem einzigartigen erzählstil gefangen.

die reederei langsamreisen.de möchte meine versicherungsunterlagen haben. es wird langsam ernst. der adac, der noch unterlagen für meine auslandskrankenversicherung nachzureichen hat, ist überlastet und kündigt in seiner automatisierten antwort-mail an, dass sich die bearbeitungsfristen aufgrund von arbeitsüberlastung verlängert hätten.

heute nachmittag fahre ich in den san carlos park, in dem das castillo san carlos steht. der pilot antoine saint exupery hat angeblich bei einem seiner flüge die orienterung verloren und nicht wenige meter vom rio uruguay seine propellermaschine auf die erde gebracht. hier - so schreiben es die argentinischen foren - sei der kleine prinz - geboren.

die ruine ist noch geschlossen. ich begebe mich in den weitläufigen park, finde ein schönes plätzchen inmitten von alten bäumen und viel viel ruhe, um wieder in der welt isabelle allendes zu versinken.

herbstlicht

gut erholt werde ich morgen den 400 km - ritt nach villa la nata antreten - nur noch 50 km von buenos aires entfernt.

der ruderclub teutonia hat auf meine nunmehr dritte email nicht geantwortet. das zimmer ist gebucht. ich werde mich bei den teutonen einfach blicken lassen und versuchen, einen bootsplatz zu ergattern.

und zum schluss: die macher der vakantio-site antworten nicht auf meine reklamation. seit ein paar tagen ändern sich die leserzahlen in meinem blog nicht mehr. mittlerweile müsste dem ceo meine mail vorliegen - sofern der posteingang von info@ regelmäßig geleert wird...



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