meine erste nacht in einem stall mit hühnern und einer maunzenden katze. wer da sonst noch so sein unwesen getrieben hat? ich fühle mich nicht gerädert, sondern einigermaßen fit. das erste aber, wozu ich mich in einem unbeaufsichtigten moment verleiten lasse ist, dass ich wissen will, wo die hühner zu finden sind. sie hatten und haben ihren platz an meinem kopfende. getrennt durch auf den boden gestelllten bretter und der großen blauen plastikplane, die von oben herunterhängt. die maunzende katze - sie beklagt immer noch ihr leben - tritt nicht in erscheinung. ob sie eingesperrt ist? der senor sitzt schon auf seiner bank und hat den nächsten korb in arbeit. ich bekomme tortillas zum frühstück und wieder den guten und kräftigenden kräutertee.
danach kann ich mich in ruhe um die vepse kümmern, düsenwechsel, zündkerze prüfen und aufpacken. es gibt keinen menschenauflauf. nur ein bis zwei dorfbewohner bleiben stehen und schauen mir zu. ich werde in meiner gegenwart gringo genannt, was ich das erste mal gestern in pallasca erlebte, als die kleine tochter fragte, ob der gringo hier übernachte...
es gibt noch ein foto - auch von dem sohn, der dazugekommen ist und eine nette verabschiedung. duschen, waschen, etc musste bei mir aussetzen. ich hoffe auf eine gute unterkunft heute abend.
meine gasteltern und der jüngere sohn. der senor zeigt stolz den bastkorb, den er in nur einer stunde fertiggestellt hat die straße bleibt weiterhin asphaltiert, aber ihr steigungswinkel gleich nach dem dorf hat mich auch die nacht über beschäftigt. ich habe getan, was zu tun war. die zündkerze war dunkelbraun bis schwarz. also war die düse zu groß und hat zu viel sprit durchgelassen. zur not muss ich abpacken und die sachen zur bergkuppe tragen und hoffen, dass die nächsten kurven keine haarnadelkurven mehr sind.
doch alles ist gut. die vepse muss zwar kräftig arbeiten, aber der motor gewinnt wieder kraft und hat genug speed für die nächste, die aber nicht so eng ist. das wetter ist sonnig, kaum wind hier oben, kaum verkehr, nur ab und zu bauern mit ihren eseln, die mit holz oder grünzeug beladen sind. wieder berg und tal, aber irgendwann soll eine sierra kommen. damit verbinde ich eine art hochebene, die ein entspannteres fahren erlauben wird. doch dann bekomme ich die auswirkungen des märz-regens an eigener haut zu spüren: ich fahre zügig, immer den blick auf das navi gerichtet und bleibe weiterhin auf der 3N. ich begegne einem mann mit spaten, der mir zeichen macht, dass es hier nicht weitergeht. ich glaube das nicht so ohne weiteres und fahre weiter. es kommt abgeworfener schutt vom darüberliegenden hang, der die straße verengt. meint er das? die straße wirkt auf mich unbefahren, steine und splitt liegen rum, aber das irritiert mich nicht weiter. die straßen hier haben die eigenschaft, dass ein gefälle so stark ist, dass der weitere verlauf erst nach überschreiten des scheitelpunktes wieder zu sehen ist. auch hier ist es so, dass ich den weiteren verlauf der straße nicht mehr sehen kann. wie immer werde ich dann aber langsamer, weil man ja nie weiss, was sich dahinter verbirgt. eine kurve oder geröll? hier verbirgt sich NICHTS! ein neu geschaffenes tal. ich sehe noch etwas straße, ca. 1 m unter mir.
risse dieser art sind nichts ungewöhnliches. sie werden zugekleistert - also nicht unbedingt eine warnung.
hier ist das neugeschaffene tal. etwas straße ist geblieben, der rest ist weg. links ist der pfad zu sehen, der sich in den letzten 7 monaten gebildet hat. was für gewalten hier geherrscht haben, um ein landschaftsbild so zu verändern. der rest liegt im tal. ich fahre ein paar meter zurück und stelle die vespe dort ab, wo die straße keine querverlaufenden tiefen risse mehr aufweist. ein neu geschaffenes tal. die natur ist dabei, sich an den neuen hängen wieder auszubreiten, es gibt einen kleinen trampelpfad für die menschen, die von der straße abhängig waren. ich mache fotos. der spatenmann ist mittlerweile auf rufweite. ich gehe auf ihn zu, und er erzählt mir, dass der märz-nino den berg hat absacken lassen. er wohne dort oben in dem haus und habe das verfolgen können. es gäbe aber eine straße unten an der brücke, die mich wieder auf die 3N bringen würde. ich bin beruhigt, dass ich nicht improvisieren muss. ich esse noch ein paar mandarinen und bin nach dem abgang des spatenmannes hier völlig allein. um mich herum hohe berge. da wird mir mal wieder deutlich, wie sehr ich auf die vepse angewiesen bin. es ist sehr heiss, schon fast drückend. jetzt mit dem rucksack zu fuß weiterzugehen...
ich beende die pause. die vepse springt an und zurück geht es zur brücke.
die straße hat noch keinen asphalt und führt mich tatsächlich nach einer halben stunde wieder auf die 3N. die reste des "voralpenlandes" sind mittlerweile verschwunden. es ist wieder sehr karg, nur geröll, fels und büschelgras. der asphalt bleibt aber. es geht wieder hoch auf den berg und runter in das tal, es sind gewaltige quebradas - schluchten zu sehen, keine menschenseele um mich herum.
tuchfühlung mit dem fels und der unerbittlichkeit der zentralanden
sierra, büschelgras - kein lebewesen in sicht
tiefe schluchten
die vorgezeichnete asphaltstraße
so geht es noch eine lange zeit bis ich auf flußhöhe bin und eine t-kreuzung erreiche. so langsam muss ich mich mit der frage beschäftigen, ob ich nach westen oder nach osten weiter will. will ich in lima oder in cusco die ersatzteile abholen ?
hier umgibt mich auch nur fels und gestein und schotter. nur zwei verkaufsstände - auf jeder straßenseite eine - gibt es, die die fahrgäste der vorbeifahrenden und hier haltenden busse versorgen. ich habe lust auf pause und cola und bin froh, dass ich mich von der warmen, aber sicheren jacke entledigen kann. es ist eine schöne pause. das ehepaar, das auf kunden wartet, ist gesprächig und dankbar für abwechslung. sie verkaufen früchte von palmen, die süs schmecken sollen und von dem fahrgästen des gerade angekommenen busses gerne gekauft werden. sie haben mir den namen gesagt. ich habe ihn vergessen. ich habe einen notziblock in meinem rucksack, den ich für solche gelegenheiten einsetzen werde.
ich entscheide mich für links, bedanke mich und fahre weiter. irgendwie nehme ich den rest der strecke nicht mehr ernst. weil hier ein fluss entlang fließt stelle ich mich auf tal und bald grüne vegetation ein. doch falsch gedacht. ab hier gibt es auch keine fotos mehr von der fahrt. es geht wieder in die höhe. die straße ist zwar asphaltiert, aber von dem abwurf der rechtseitigen felsen gefährlich geworden. ich fahre gen osten und habe glücklicherweise die sonne im rücken. der erste tunnel kommt. ich vergesse, dass ich das sonnenvisier unten habe und stehe auf einmal im dunklen. ich sehe nichts und hoffe nur, dass weder gegenverkehr oder rückwärtiger verkehr mir das leben erschwert. ich fahre vorsichtig weiter, nach einer kurve sehe ich wieder licht und erkenne auch die tückischen splittstreifen in der mitte der fahrspur. es gibt nur eine. wenn sich autofahrer begegnen, muss der eine rückwärts fahren. tunnel folgt auf tunnel. manche sind in den berg gestemmt und fensteröffnungen in das tal geben natürliches licht, bei den anderen handelt es sich auf die straße gebaute betontunnel, die mit ihren rundbögigen fenstern zum tal einen fast romanischen baustil aufweisen. nach einer halben stunde oder stunde vielleicht hat das tunnelfahren ein ende. ich komme noch an einem großen sperrwerk vorbei, kann aber nicht halten, geschweige denn gucken, weil die straße und der splitt sowie die rutschende vepse meine ganze aufmerksamkeit erfordern.
jetzt aber wird es langsam grün. die ersten ortschaften kommen, obststände, menschen, mototaxis, buckel. ein gutes gefühl, wieder unter menschen zu sein. eigentlich wollte ich in yucamarca den tag beenden, aber durch die cola verspüre ich keine müdigkeit. das navi verspricht mir eine durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 50 und 60 km/h und signalisiert für huaraz eine ankunftszeit von 17:30 uhr. ich habe von der höhe keine vorstellung mehr, die vepse wohl und sagt mir sehr energisch, dass ein düsenwechsel fällig ist . sie bringt mich noch zu einer parkbucht und geht dann einfach aus. ich versuche es noch einmal. nein. der motor bleibt aus.
ich nehme die nächst größere und nach 20 minuten ist der wechsel erfolgt und sie springt wieder an. es stellt sich doch heraus, dass sie damit nicht zufrieden ist und mich gnädigerweise nach huaraz bringt. in dem hektischen verkehr sagt sie mir, dass sie eine andere düse gebraucht hätte. sie beschleunigt so gut wie gar nicht, erst später, so dass die nachfolgenden autofahrer mit freude ihre hupe betätigen. iOverlander hat zwar ein hostel, aber ohne cochera (parkplatz). ich suche weiter, es wird dämmrig und ich habe immer noch nichts. noch einmal verlasse ich mich auf iOverlander, der mir hotel edwardo empfiehlt, doch dort, wo das hotel sein soll, gibt es nur eine dunkle unbefestigte straße. ok - bei der plaza de armas werde ich wohl fündig. und wie vom himmel geschickt steht dort ein polizei pick-up mit drei sich langweilenden polizisten. der jüngste von ihnen sitzt am steuer und gibt mir diensteifrig antwort. das hotel ist nur ein paar meter an der ecke und hat eine garage.
angekommen!
es gibt eine dusche, die heisses wasser spendet und die ich reichlich ausnutze. und das nur für mich alleine. keine halb offene duschtür oder nicht vorhandene klotür. dafür aber auch keinen blick in die berge und ins tal... hier im hotel gibt es noch ein restaurant, das seinen namen verdient. die türen sind geschlossen, leise musik säuselt im hintergrund, 99 luftballons von nena, gibt es hier in spanischer version und von einem sänger gesungen. ich bestelle salat und spaghetti. die lebensgeister kehren kurz zurück. ich schreibe noch ein wenig und vertraue mich einem bett an - ohne hühnergackern, katzen miauen, gescharre und anderen dubiosen geräuschen.
17.10.
ich bin wieder in der stadt! die nacht war ruhig, aber ab halb sieben fängt das dröhnen an, das bis ins knochenmark geht.
dieser tag gehört einzig und allein dem aufarbeiten des erlebten - also blog schreiben - und dem nichts tun. schlafen, bisschen auf der plaza sitzen, schreiben, schlafen. die tage seit cajamarca, wo ich mich ja auch sehr gut regeneriert habe, hatten es echt in sich.
viele werden das nicht verstehen: ich kann nicht nonstop erlebnisse stapeln. ich brauche die zeit des verarbeitens und nachlesens. also heute kein sightseeing.
der strom fällt heute nachmittag das zweite mal aus. ein teil der daten sind weg, stelle ich später fest und müssen nach geschrieben werden. also gehe ich noch einmal zur plaza und stehe popkorn kauend auf der treppe vor der kirche. auf huaraz bin ich nicht vorbereitet und weiss nur von rolf, dass hier die cordillera blanca ist, die mit bis zu 7.000 m hohen bergen aufwartet. und während ich da so kauend auf den treppen stehe, sehe ich aufeinmal die hohen, zackigen und begletscherten berge. das ist wirklich sehr beeindruckend. sie werden von der sonne beleuchtet, der himmel hinter ihnen ist reingewaschen, einfach ein tolles bild. mein smartie liegt in meinem zimmer... wir sind hier 3.000 m hoch. die berge wirken recht nah und - bedrohlich.
abends noch etwas essen, salat und pizza, schreiben und schlafen.
vorher habe ich mein zimmer noch um eine nacht verlängert.
18.10.
für heute steht eigentlich die vepse auf dem programm. düsenwechsel und zündkerzencheck. das wetter heute morgen ist sonnig und sehr warm. auf der plaza ist fanfarenmusik, es sind zelte an ihren beiden seiten aufgebaut, es wird tradition gepflegt, die peruanerinnen tragen ihre sonntagstrachten. auf der plaza selbst ist es so, als ob sonntag wäre. viele menschen - keine touristen - familien mit ihren kindern, sonnenbrillenverkäufer und fotografen, die trotz der fotografierenden handys hier noch umsatz machen können. die beete sind gejätet, der rasen getrimmt, stiefmütterchen und löwenmäulchen in trauter zweisamkeit... für mich ein ungewöhnliches bild, denn die löwenmäulchen blühen bei uns erst im spätsommer. es riecht nach frischgemähtem rasen. der wunsch, die hände mal wieder in gartenerde zu stecken macht sich bemerkbar.
ein rätsel, was ich bisher nicht lösen konnte: ähnlich wie die sagrada familia in barcelona ist die kirche hier noch oder wieder im bau. die türme sind noch nicht fertig, die fensterbögen des linken turms haben erst zwei betonpfeiler, die kirchenfenster sind teilweise eingebaut, aber noch nicht mit bunten glasfeldern versehen. die baustelle ruht... noch ein opfer von dem erdeben?
ich drehe eine runde und schaue mir die stände an. es geht um agrarprodukte und um gesunde ernährung. wie ein frühstück vor der schule auszusehen hat, es werden hausgemachte marmeladen ausgestellt, überall gibt es etwas zu probieren, alle sind sehr engagiert und das angebot wird von der bevölkerung regelrecht aufgesaugt. hier besteht informationsbedarf. sogar die universität - ich schätze die ernährungswissenschaftliche fakulktät - ist groß vertreten. die studenten geben sich einen wissenschaftlichen touch und tragen weisse kittel.
lange bleibe ich nicht. es ist mir zu heiss und ich bin scheinbar noch nicht bereit, neues zu erleben. ich gehe zurück in mein kühles zimmer und schreibe weiter. es hat sich ja doch sehr viel angesammelt.
heute nachmittag regnet es etwa eine stunde. damit ist die vespenaktion auf morgen verschoben, was eine weitere nacht zur folge hat.
ich lese über huaraz, dass es in den vierziger jahren, 30 jahre später und erst 2010 unter naturkatastrophen leiden musste.
in den vierziger jahren ist ein eisturm in eine lagune abgestürzt und hat dadurch eine flutwelle und eine schlammlawine erzeugt, die huaraz mehr oder weniger begraben hat. 10 tsd tote. 30 jahre später gab es hier ein erdbeben und 40 jahre später ein erneuter gletscherabgang, der aber noch vergleichsweise glimpflich ablief.
hinter den bergen - stark heran gezoomt - sind die spitzen der cordillera blanca zu erkennen. ich hoffe auf weitere fotos
in einer dokumentation lese ich, dass der hiesige bürgermeister kein präventionsprogramm auflegt, sondern sich auf zuständigkeiten zurückzieht und lieber häuser baut. eine in der nähe liegende stadt, die auch von dem 2010-ereignis betroffen war wird aktiv. es werden große summen an geld zur verfügung gestellt und mithilfe schweizer experten eine vorwarnzentrale eingerichtet. die schulen und auch die bevölkerung machen mehrmals im jahr ernstfallübungen. geld für sirenen ist nicht da. es werden blechbüchsen gegeneinander geschlagen und trillerpfeifen eingesetzt. die kids in den schulen flüchten auf die umliegenden berge. das ist prävention.
heute werde ich mit dem aktualisieren des blogs fertig. morgen ist die vepse dran. ich möchte zwei verstrebungen zwischen gepäckträger und der vepse selbst haben, damit die last nicht nur auf dem gepäckträger liegt. viel gibt es hier nicht zu sehen. das zentrum ist mit der plaza sehr ansprechend, die straßen, die danach kommen, sind laut und eher zweckmäßig.
die stadt lebt von der landwirtschaft, der tourismus ist hier noch nicht angekommen, obwohl die cordillera für die trecking begeisterten viel zu bieten hat. 120 tsd einwohner leben in der großregion.
heute abend gibt es eine sehr leckere tomatensuppe, salat und eine championcrepe. für sage und schreibe 13 euro.
19.10.
ein erfolgreicher vespen-tag! in las pampas habe ich schon bemerkt, dass der gepäckträger nicht mehr ganz stabil ist. insofern gebe ich jeff recht, der auf dem abschiedsvideo von sandra und rolf sagt: "it looks unstabel..."
ich konnte und wollte mich in las pampas nicht näher damit auseinandersetzen - eine werkstatt gab es dort nicht - und bin trotzdem losgefahren. die schotterfahrerei mit den buckelpisten hatte ja auch ein ende, aber der vorsatz, sich damit in huaraz auseinanderzusetzen, wurde heute in die tat umgesetzt.
die cordillera blanca im hintergrund. 3 bis 4 tsd höhenmeter differenz
doch zuvor ist der zündkerzencheck dran. wenn sie schwarz ist, dann ist die vepse mit sprit überversorgt worden und hat sich mit recht ab und zu noch verschluckt. ja - die zündkerze ist schwarz. zum glück, sonst hätte das unwohlsein der vepse an etwas anderem gelegen. dank des von victor bravo in riobamba geschenkten aufsatzes für die knarre und für die zündkerzennuss, geht das ausschrauben recht schnell - auch die düse ist zügig gewechselt.
iOverlander weiss, in welcher straße die werkstätten liegen und da fahre ich jetzt hin. nach zwei versuchen bin ich bei der werkstatt von juan. er scheint sich über die herausforderung zu freuen. sonst kümmert sich seine werkstatt um autos. da steht ein toyota hiace, dessen einer hinterreifen an einigen stellen nicht mehr in der felge läuft. das rad selbst ist statt mit sechs schrauben nur mit fünf befestigt. ich weise die schrauber in dem toyota auf den ausserhalb der felge laufenden reifen hin und bekomme vom eigentümer nur die antwort: "compra me." kauf mir einen (neuen reifen). allgemeines gelächter. seine frau und sein sohn im wickelalter sind bei der reparatur dabei und dieser gefahr ausgesetzt. von der fehlenden schraube ganz zu schweigen.
um der wackelei des gepäcksträgers mit erfolg zu begegnen gibt es zwei lösungsansätze. da ihn der rucksack, als schwerstes gepäckstück nach hinten zieht, schlage ich vor, dass wir zwei verstrebungen setzen, die mit der vepse selbst verbunden werden und so den gepäckträger entlasten. damit hätte die wackelei und die gefahr eines erneuten bruchs ein ende. juan ist davon überzeugt und macht sich ans werk. nach wenigen stunden ist das werk vollbracht. natürlich gibt es wieder eine ausgiebige fotosession, ich verabschiede mich, erleichtert, dass die ursache ein für allemal behoben ist und fahre los.
die verstrebung sitzt. damit die sitzbank reibungslos einrasten kann, werden die verstrebungen erhitzt und aus der waagrechten in die senkrechte position gebracht
stolze mechanicos. aber die vepse lässt niemanden an ihre statik ran. sie dankt es mit unsicherem fahrverhalten. also lösungsansatz nr.2
nein! so kann ich nicht fahren! beim losfahren eiert die vepse vom vorderrad bis zum hinterrad, beruhigt sich aber bei einer etwas höheren geschwindigkeit. wenn ich aber eine hand vom lenker nehme, geht es aber wieder los. ich fahre ein stück die 3 N, die vepse verhält sich fast normal - in den leichten kurven aber unregelmäßig. das kann so nicht bleiben. ich werde noch viele haarnadel-kurven zu fahren haben. da muss ich mit der geschwindigkeit runter. spätestens da könnte sie mir aus dem ruder laufen.
also zurück in die werkstatt. meine idee, den winkel der verstrebung flacher anzulegen, findet keinen zuspruch. also bleibt der zweite lösungsansatz: den fehler für das wackeln des gepäckträgers beheben. der grund dafür ist, dass ein bolzen sich im laufe der fahrerei verschoben hat und der rechten seite keinen halt mehr gegeben hat. ich vermute, dass er gebrochen ist. doch das ist nicht der fall. er hat sich einfach verschoben, weil eine arretierungsscheibe nicht in ihrer fuge saß, die genau das verschieben des bolzen verhindert hätte. das problem ist verhältnismäßig schnell behoben. die stange sitzt wieder an ihrem platz, die arretierungsscheibe in ihrerfuge und der bolzen hat noch eine schweisnaht bekommen, um ein verschieben zu verhindern.
die stimmung bei den reparaturen ist gut. juan hat humor, seine beiden anderen mitarbeiter, die einen toyota carolla abschmirgeln auch und freuen sich über juans und meine aaaaah-rufe, wenn eine schraube sitzt, wir eine schraube wiederfinden, wenn die verstrebung passt. während wir an dem zweiten lösungsansatz arbeiten, kommt eine straßenhändlerin mit einem großen bastkorb mit in fett gebackenen pfannkuchen und sogar heissem kaffee in die werkstatt. es ist schon 17:00 uhr. ab jetzt wird es sehr schnell dunkel, davon lassen wir uns nicht beirren. der schaden ist behoben, jetzt muss nur noch der zusammenbau erfolgen.
ich nehme mir das nächste taxi und fahre in die stadt, um geld zu holen und ein neues vorhängeschloss. juan baut in der zwischenzeit die vepse wieder zusammen.
geld holen in peru kostet immer viel nerven. in chile war das auch schon so. hier bekomme ich von zwei banken die nette auskunft, ich hätte diesen monat schon 400 soles geholt. es gäbe nicht mehr. eine andere bank akzeptiert einfach die visakarte nicht, bei der vierten klappt es dann gnädigerweise. die obergrenze ist 400 soles, die gebühr für das abheben wird mit 20 soles berechnet. das sind über 5 euro. schon für 5 soles gibt es hier in den einfacheren restaurants ein mittagsmenue mit suppe, hauptgang und tee! straßenräuberei ist das! und wenn der peruaner vielleicht ohne karte zurecht kommt und die räuberei nur an die turistas gerichtet ist, so wird er doch nur daran gehindert, sein geld in dieser stadt zu lassen.
der taxifahrer wartet. dann fahren wir zur ferreteria und kaufen noch schnell das vorhängeschloss, damit die zwei anderen reservekanister gesichert sind. ich möchte bezahlen, das portemonnaie ist nicht an seinem platz. es kann nur auf meinem sitz liegen. meine annahme ist fast richtig. es ist beim aussteigen von dem sitz gerutscht und in den rinnstein gefallen! ich muss einfach besser aufpassen ermahne ich mich. tranquillo - in der ruhe liegt die kraft, sich nicht von vermeintlichen zwangssituationen verführen lassen.
in der werkstatt warten schon die mechanicos.die vepse ist zusammengebaut, ich packe die räder und die anderen sachen wieder drauf und los gehts. nette verabschiedung und hasta luego, was so viel heisst: bis nachher oder bis später, was aber nicht so gemeint ist. ich sage noch darauf hin, dass ein drittes mal der begegnung noch ausstünde. ich will es nicht hoffen.
ich habe hier ja einige stunden verbracht und wieder einmal hautnah die armut erlebt, die in diesem land herrscht. dass werkstätten chaotisch sind - hier wie auch bei uns - ist nichts besonderes. hier wird weniger auf die umwelt rücksicht genommen und wenn bei einem ölwechsel etwas mehr daneben geht und sich auf den asphalt oder auf den lehmboden ergießt, dann wird im besten fall zeitungspapier genommen, um es aufzusaugen. hier aber lebt hinter der werkstatt auch noch eine familie, oder die familie von juan. dafür steht ein fensterloses lehmhaus zur verfügung. während des tages sah ich zwei drei personen mit buntem rock, buntem poncho und strohhut mit breiter krempe auf dem lehmboden im eingang sitzen und ihrerseits das treiben in der werkstatt beobachten. später - es ist schon dunkel - kommt noch ein etwa 16 jähriger junge aus dem haus - mit einem kleinen welpen auf dem arm. hinter der werkstatt leben die hühner. und nur 10 vepsenminuten ist die plaza de armas mit behörden und menschen, die im business-looktelefonierend über die plaza eilen, entfernt. und wenn dann der nachmittagsregen kommt oder so wie im vergangenen märz starkregen auf die nicht ganz dichten wellblechdächer donnert und langsam rinnsale die lehmwände runterlaufen und pfützen bilden, vielleicht gerade dort, wo der sack reis seinen platz hat...
und ich fahre wieder in mein hotel mit dichtem dach und heisser dusche.
eine nacht - die letzte - werde ich hier noch dranhängen. die verstrebungen werde ich wieder abnehmen - sie sind nur geschraubt - und ich kann sie zur not in brasilien benutzen. da gibt es keine haarnadelkurven, sondern nur gerade strecke durch den regenwald. auf der asphaltierten transoceanica. hoffe ich!
für morgen wünsche ich mir gutes licht, damit ich die begletscherten 6 und 7 tausender fotografieren kann.
20.10.
meine hoffnung erfüllt sich nicht. die cordillera zeigt sich nicht in ihrer vollen größe, so wie an meinem ersten tag. vielleicht habe ich eine chance, unterwegs noch ein paar gute motive einzufangen.
nur ein paar meter weiter ist das desayuno americano für 10 sol weniger zu haben. und nicht nur das: das restaurant bietet auch einen vegetarisch ausgerichteten mittagstisch an und hat darüber hinaus leckere obstsalate im angebot. hier lasse ich mich heute verwöhnen. zwar gibt es zwei brötchen weniger, dafür den kaffee in einer größeren tasse.
der heutige tag dient zu abreisevorbereitungen. profane dinge wie wäsche wegbringen und abholen, aber auch das besorgen einer 13er nuss, um die verstrebungen schnell ab- und wieder anzubauen. der 13er nuss habe ich es zzu verdanken, in den alltagsbetrieb dieser stadt einzutauchen. bestimmt 5 bis 7 ferreterias suche ich auf, nur um diese nuss zu bekommen. no hay! das liegt aber auch daran, dass die knarre für hiesige verhältnisse ein zu seltenes format hat. es gibt sie zwar 1/2 zoll, aber keine 3/8 zoll -knarren. dann aber habe ich glück. die ferreterias sind baumärkte im kleinformat, die in lima und quito schon von großbaumärkten verdrängt werden. hier gibt es allles auf engstem raum. der inhaber sitzt versteckt hinter seinem verkaufsthresen und ist erst beim zweiten mal hinschauen auszumachen. hier ist es recht duster. aber er kennt sich in seinem laden aus.
die zweite herausforderung ist nur ein stück ummantelter draht. auch hierfür muss ich mehrere läden ablaufen. aber dann werde ich fündig. auf dem rückweg ins hotel entscheide ich mich für das vetetarische menue in meinem neuen frühstücksrestaurant. gemüsetortilla, salat, frisch gepressten orangensaft und zum nachtisch eine große schüssel obstsalat mit joghurt und nüssen.
wie fast jeden nachmittag bewölkt sich so langsam der himmel. bevor der regen kommt, baue ich noch die vepse zurück, das heisst die verstrebungen kommen erst einmal ins helmfach. der bügel, der den rucksack trägt und sich gerne während huppeliger fahrt aus seinen schuhen hebt, wird am gepäckträger mit draht arretiert. noch etwas öl und die vepse ist für morgen früh startklar.
zum vielleicht dritten mal erlebe ich hier regen. kurze schauer immer mal wieder während meiner tour. heute nachmittag bis heute abend hat sich ein feiner dauerregen hier festgesetzt. wenn es so regnet, hoffe ich, dass ich morgen nur mit asphaltstraßen zu tun habe. zwar hat die sonne sehr viel kraft und trocknet die wege nachhaltig, aber ob das überall so ist?
morgen geht es weiter.