Veröffentlicht: 17.10.2017
14.10.
ein tagvor den wahlen in niedersachsen.
Ich lese, dass die spd knapp vor dercdu liegt. wird die afd es hier auch schaffen?
Ich habegut geschlafen und werde um halb sieben von den hähnen geweckt, diesich auf größere entfernung gegenseitig zu krähen.
die hohen bordsteinkanten sind gut zu erkennen - vom balkon meines hostels ausIchfrühstücke in einer kleinen tienda, das ich schon gestern abendgefragt habe, ob es frühstück gäbe. Da die peruaner andersfrühstücken als die nordamerikaner und wir frage ich, ob es auchein desayuno americano gäbe. Die ladenbesitzerin - so um die 50 - nickt und ich melde mich für heute an.
Vorherhole ich noch die vepse ab und bezahle die versprochenen 10 soles.Dann muss ich noch in eine andere tienda. Da habe ich gestern papellhygienico gekauft und etwas süses, sie konnte aber die 100 solesnicht wechseln. Ich habe ihr den vorschlag gemacht, dass sie mir daswechselgeld morgen geben könne. Zum glück habe ich mir den ort dertienda gemerkt. Abends sehen die dorfstraßen völlig anders aus,weil viele geschäfte ihre metalländen runterlassen. Am nächstentag ist das straßenbild vollständig verändert und die orientierungfällt schwer.
danngeschieht mir - noch vor dem frühstück! - ein missgeschick:
Die straße ist abschüssig, ichmöchte die vepse abstellen und das vorderrad an den hohen bordsteinlehnen, damit sie mir nicht wegrollt. Es gibt aber noch die breiteund tiefe regenrinne, die in einem spitzen winkel von der häuser- undder straßenseite nach unten zuläuft. Ich passe einen momentnicht auf sitze mit dem vorderrad drin. Ich gebe etwas gas,aber das vorderrad verfängt sich in der spitze des dreiecks und dievepse will sich zur seite legen. Ich halte sie mit aller kraft in dersenkrechten, aber meine kräfte schwinden. Ein motorradfahrer hörtauf meine hilferufe und ich bin gerettet.
das frühstück besteht aus tortillas und tee.
der blick von meinem frühstücksplatz auf die straßeIchpacke und möchte noch vor meinem start tanken. Eine tankstelle habeich noch nicht gesehen, aber der mechanico hat mir am abend vorhergesagt, es gäbe eine. Ich war beruhigt, denn ich habe so gut wiekeinen sprit mehr.
Nachlängerer suche frage ich einen jungen mann, wo die tankstelle sei.Er will von mir wissen, wie viel octan ich wolle, ich antworte 95 –bekomme das no hay zur antwort, 90 octan hätte er. Ich sehe michsuchend um, keine zapfsäulen in sicht. Er ruft etwas zu einem haushin und es erscheint eine junge frau mit einem 10 liter kanister. Ichverstehe das geschäftsmodell dieser „tankstelle“ und lasse dentank und die beiden reservekanister vollstanken.
So –auch diese hürde ist geschafft. Jetzt kann es endlich losgehen.
Ichweiss schon was mich heute erwartet. Schotter, schlaglöcher und engespitzkehren. Mit der steigung selbst habe ich mich gedanklich nichtmehr befasst, weil die vepse alle bisher gemeistert hat.
Daswetter ist wieder sonnig, aber die ersten wolken von westen sind imanzug. Es geht nachhaltig bergauf, aber dann kommen steigungen undspitzkehren, die die vepse an ihre grenzen bringen. Und dann passiertes: ich mache einen fahrfehler und nehme eine sehr enge und steilespitzkehre von der innenseite. Das ist im normalfall auch richtig.,aber hier muss die linke straßenseite ausgefahren werden, um der sehrsteilen innenkurve auszuweichen. die vepsekann diese steigung nicht bewätigen, weil ich vorher wegen desschotters vom gas musste. Ich lasse mich langsam zurückrollen, umdie kurve erneut und richtig zu nehmen. Das hinterrad wird von einemstein blockiert, der mich aus dem gleichgewicht bringt. Die vepsewirft mich ab und legt sich zur seite.
Das deutsche wort für mierdeschallt durch das tal. Es hilft nichts. Es wird schon ein autokommen. Ich lege die vepse - soweit das geht - frei und rauche erstmal eine zur beruhigung. Dann höre ich schon von oben einlkw-geräusch, und es dauert bestimmt noch eine viertelstunde, bis ichihn sehe. Ich trete auf den weg – straße kann ich das nicht nennen– und mache zeichen. Der fahrer vermindert seine ohnehin sehrniedrige geschwindigkeit nicht nennenswert. Die vepse liegt in der kurve, so dass der lkw fahrer nicht weiss, was ich vonihm will. Natürlich ist er misstrauisch. Ich erkläre es ihm unddann sieht er sie auch. Wir schaffen es gemeinsam, sie wiederaufzurichten. Sie springt sofort an, ich fahre sie zu einer ausweicheund stelle sie ab. In der zwischenzeit hat mein helfer schon meinenrucksack und den einen seitenkoffer zur vepse geschleppt. Ich bedankemich, er wünscht mir viel glück. Auch ich bin bald wieder amstart. Das dritte mal – aber das erste mal, dass sie michabgeworfen hat.
Ichfahre weiter – von fahren kann keine rede sein - mit 20 bis 30km/h arbeite mich mich den steilen und mit vielem serpentinenversehenen weg nach oben und wieder nach unten. Ich mache einemandarinenpause ohne zu wissen, dass gleich das AUS kommt.
Ich werdenoch von einem motorradfahrer mit seiner gelände bmw überholt. Wirreden drei worte, aber ich muss mich auf den weg konzentrieren undauf die nächste steigung, die schon zu sehen ist. Er fährt weiter, und ich merke schon, dass die vepse keine kraft mehr hat. und siei bleibt stehen. Keinenschritt mehr weiter, scheint der motor mir zu sagen.
Eine nahezuausweglose situation. Einfach zurück zu fahren und einen anderen wegzu wählen ist ausgeschlossen, weil ich die hinter mir liegendenabfahrten auch nicht mehr hochschaffen würde.
Ich hörehinter mir wieder motorradgeräusche. Die motorradfahrer kommen ausecuador, wollen zum titicaca-see und gehören zu dem ersten.Schließlich steigt der eine ab und gibt mir anschub. Ich arbeite mitmeinen füßen mit, aber wir kommen nur wenige meter weit. Hm –ratlosigkeit. Meine idee, gepäck abzuladen und zu fuß nach obenbringen... sehr mühselig.
Wir versuchen es nach wenigen minuten erneut und jetztklappt es. Die kurve ist überwunden. Es kommt wieder ein geradesstück, und ich merke, wie sie fahrt aufnimmt. Ohne rücksicht auf dengepäckträger, ohne rücksicht auf schotter, der das vorderrad zumschwimmen bringt, „greife ich den berg an“. Oben treffen wir dannauf den motorradfahrer, dem ich zuerst begegnet bin. Er zückt sofortsein handy und macht ein foto von der vepse und mir. Wir fahren nochzu dritt ein stück bis wieder ein kurve kommt und die vepse einfachzu wenig schwung hat, um sie zu schaffen. Ich werde noch einmalangeschoben und beschließe, die düse zu wechseln. Vielleicht liegtes einfach nur daran oder auch an dem sprit? Die anderen verabschieden sich undich mache mich ans werk. Tatsächlich. Ihr fahrverhalten ändert sichsofort und selbst lange steigungen und enge kurven kriegt sie guthin. Bis zu meinem etappenziel pallasca ist es laut navi nicht mehrweit. Ich komme in ein bergdorf, das alles von der vepsefordert. Ich fahre mit anlauf und vollgas eine bestimmt 50 m langeund sehr steile mit betonplatten belegte straße nach oben. Diebuckel und bodenwellen sind mir egal. ich will es einfach nur bis nach obenschaffen und sie schafft es und ich hoffe, dass der geschweisste gepäckträger das aushält und nicht in die knie geht. Noch 6 km bis nach pallacas. Die haben es noch einmal in sich. Der motor der vepse stottert, und es scheint, als ob die leistung vollends zurückgeht, sie erholt sich aber wieder schnell. Ich vermute, es liegt einfach nur am sprit. In der nächsten größeren stadt werde ich wieder 95iger benzin tanken.
Pallacasbegrüßt mich mit einem sehr steilen und langen stück betonplatten,die ich mit anlauf nehme und ohne rücksicht auf passanten mitvollgas bis zur plaza mayor bewältige. Geschafft!
Derplatz liegt leer und verlassen. Es ist samstag nachmittag. Nur wenigemenschen sitzen auf den bänken. Hier ist es wieder frisch, und derponcho gibt den peruanern wärme. Gibt es hier auch eine„sportschau“, die die leute zuhause hält?
Ichfinde gleich ein hotel, das aber auf den zweiten blick rechtausgestorben aussieht. Zwei mädels schauen mich neugierig an, und ichfrage sie gleich, ob sie ein hotel kennen.
Siezeigen irgendwo hin und ich frage sie, ob sie mich hinführen wollen.Zum glück sind es nur ein paar meter. Die senora öffnet die türund nickt, als ich die frage nach dem zimmer stelle. Auch die vepsebekommt ihren schlafplatz. auch hier gibt es den patio und das haus ist aus lehm gebaut.
Mein zimmer liegtim ersten stock mit blick auf den innenhof und dem für die patiostypischen balkon.
der blick von meinem fenster
ein gutes schlafklima12 solessoll ich bezahlen. Das zimmer ist sehr einfach, aber das bett hat imgegensatz zu dem gestrigen sogar ein laken, so dass ich nicht indirekter tuchfüllung mit den pferdedecken bin. Das bad teile ich mirmit der familie. Es gibt eine kleine tochter im alter von 5 bis 6,die mir mit einem bündel auf ihrem arm entgegenkommt. Erst denkeich, es ist ihre puppe, aber dann sehe ich, dass sie ein kleines babymit sich rumträgt. Alles ist sehr sehr einfach. Aus meinem fensterhabe ich einen tolllen blick in die dunstigen berge. Direkt unter mirsehe ich die hühner picken, eine gans wasser schlürfen und auf demwellblech abgezogene schafswelle liegen.
Als ichnach dem essen nach einem handtuch frage sehe ich in der küchezahlreiche meerschweinchen auf dem lehmfußboden rumwuseln. Ichfrage, ob die gegessen werden. Ich bekomme eher ein beiläufiges ja.Meerschweinchen sind hier in peru überall auf dem speisezettel. Wiedamit die kleine tochter umgeht, wenn sich ihre spielgefährten sonach und nach dezimieren?
Es gibt hier für alle keineninternetempfang. Um sicher zu gehen, frage ich noch jemanden auf derplaza und auch im restaurant – die einwohner von pallascasind von der digitalen welt abgeschnitten. Es gibt hier zwar einenturm und ich beobachte, wie sich die handybenutzer unter iihmversammeln - ich tue es ihnen gleich, aber ohne erfolg.
ob ich morgen wieder anschluss an die digitale welt haben werde?